1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

LR-VIa-007

Landschaftsraumbezeichnung:
 

Steilhaenge des Sued-Ardey

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

2.139,3778

Flächenanzahl:
 

1


Landschaftsraumbeschreibung:
 

Die Steilhänge des Süd-Ardey zwischen dem Hohenstein südöstlich von Witten und Schwerte-Westhofen stellen ein zumeist 1 bis 2 Kilometer breites Band südexponierter Prallhänge der Ruhr, einem südlich des Landschaftsraumes in weiten Mäandern dem Rhein nach Westen zufließenden Mittelgebirgsfluss, dar. Der Landschaftsraum umfasst neben den sichelförmig vor den Ruhrmäandern angeordneten Steilhängen auch angrenzende Bereiche des Durchbruchs-Sohlentals der Ruhr, der sogenannten "Ardey-Pforte" zwischen Witten und Wetter, sowie die historischen Stadtkerne von Wetter und Herdecke. Prägend für den Landschaftsraum sind jedoch die z.T. über 150 Meter aus dem Ruhrtal aufragenden und dabei mit teilweise mehr als 40 Grad geneigten, äußerst bodenarmen Hangbereiche, die als Südabdachung des von West nach Ost streichenden Ardey-Gebirges anzusprechen sind. Aufgebaut ist der Raum aus oberkarbonischen Ton-, Schluff- und Sandsteinen mit eingeschalteten Steinkohlenflözen und konglomeratischen Werk-Sandsteinbänken. An mehreren Stellen (z.B. am "Heil" und an der Hohensyburg) fallen besonders schroffe Hangpartien mit Felsklippen auf. Nur im ruhrnahen Bereich finden sich kleinflächig Haupt- und Mittelterrassenreste. Hauptbodentypen sind teilweise pseudovergleyte Parabraunerden und sehr flachgründige, zumeist erodierte Braunerden mit Übergängen zum Ranker. In vielen Bachtälchen und in teilweise tiefer eingeschnittenen Siefen haben sich Gleyböden entwickelt. Die überwiegend naturnahen Bäche fließen nach Süden der Ruhr zu. Die Potentielle Natürliche Vegetation wird großflächig vom Hainsimsen-Buchenwald bestimmt, in Bachtälern abgelöst von schmalen, bachbegleitenden Erlenwäldern. Auf Felshängen und -kuppen kann sehr kleinflächig Habichtskraut-Traubeneichenwald auftreten. Heute finden sich auf größeren Flächen naturnahe Hainsimsen-Buchenwälder, es wurden jedoch auch vielfach Nadelforste und Laubmischwälder angelegt. Ausgedehnte Eichen-Hainbuchenwälder auf steilen Südhängen können als Relikte ehemaliger, großflächiger Niederwaldnutzung, u.a. zur Gerblohegewinnung aus Eichenrinde, angesehen werden. Durch diese mittelalterliche Bewirtschaftungsform wurde die Buche in entsprechenden Lagen zurückgedrängt und die Hainbuche sowie Stiel- und Traubeneiche gefördert. Von großer Bedeutung sind auch die im Raum weit verbreiteten, ehemaligen Sandsteinbrüche, die mit ihren offenen Felsbereichen und Kleingewässern wertvolle Refugial-Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten darstellen.


2 Landschaftsentwicklung, Landschaftsbild
Objektkennung:
 

LR-VIa-007

Landschaftsentwicklung:
 

Die Steilhänge des Süd-Ardey waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts fast durchgängig bewaldet, nur wenige kleine Rodungsinseln mit kleinen Ackerflächen fanden sich in Randbereichen, z.B. bei Obergedern. Eingebettet in die Ruhrmäander im Süden des Gebietes lagen die kleinen, mittelalterlichen Stadtgründungen Wetter und Herdecke. Am Rande des Ruhrtales befanden sich außerdem mehrere Herrenhäuser und Gutshöfe. Bis auf eine relativ unbedeutende, lokale Kleinzechentätigkeit in den Wäldern mit ihren oberflächennah streichenden Kohlenflözen sowie der Ansiedlung von kleineren Industriebetrieben in den langsam anwachsenden Städten hatte die Industrialisierung im 19. Jahrhundert nur geringe Auswirkungen auf das Gebiet. Bereits im 19. und verstärkt im 20. Jahrhundert wurden vor allem an den Ruhr-Steilhängen Sand-Steinbrüche betrieben, die das Landschaftsbild erheblich und nachhaltig veränderten, jedoch heute nach Beendigung der Abbautätigkeit verbuscht bzw. von Pionierwald eingenommen sind. Ähnlich landschaftsverändernd wirkte sich der zwischen 1926 bis 1931 durchgeführte Bau des Harkort- und Hengstey-Staussee im südlich an den Landschaftsraum angrenzenden Ruhrtal und eines oberhalb des Hengsteysees in den Fels der Ruhrsteilhänge gesprengten Pumpspeicherbeckens aus. Neben der Nutzung der Stauseen zur Stromerzeugung aus Wasserkraft und als Filterseen für das von Volme und Lenne mit Schmutzfrachten verunreinigte Ruhrwasser entwickelte sich an beiden Seen eine, auch auf den Landschaftsraum des Süd-Ardey wirkende intensive Freizeitnutzung durch Erholungssuchende aus dem naheliegenden Ballungsraum.
Mehrere Bundes- und Landesstraßen sowie Bahnstrecken verlaufen heute parallel zur Ruhr bzw. queren den Landschaftsraum, den am Ostrand die Autobahnen A1 und A45 begrenzen. Eine weitere Expansion der Städte Herdecke und Wetter innerhalb des Landschaftsraumes wird v.a. durch die Topographie erschwert.

Landschaftstyp:
 

strukturreiche Waldlandschaft

Landschaftsbild:
 

Das Süd-Ardey stellt ein zusammenhängendes, von naturnahen Buchenwäldern geprägtes Laubwaldgebiet dar. Aus den südlich angrenzenden Landschaftsräumen des Ruhrtales, des Hagener Talkessels oder der Hagener Randhöhen wirken für einen Betrachter des Landschaftsraumes Süd-Ardey die Steilwände visuell prägend, die mit ihren teils offenen, teils von typischer Felsvegetation oder krüppelwüchsigen Eichenwäldern bedeckten Felsformationen umgekehrt weite und touristisch attraktive Ausblicke auf das südlich der Ruhr anschließende Niedersauerland bieten. Daneben dominieren ausgedehnte, von mehreren, teilweise tiefer eingeschnittenen Bachläufen und kleinen, quelligen Siefen mit naturnahen Fließgewässern durchzogene Waldgebiete, die rund 65 % des Landschafstraumes bedecken, das Landschaftsbild. Die Wälder sind für Erholungszwecke gut erschlossen und werden für die landschafts- und naturbezogene Erholung genutzt.
Auf einer Felsbastion südlich des Dortmunder Stadtteils Syburg liegt, auf drei Seiten von Steilhängen umgeben, die stark frequentierte Burgruine Hohensyburg.
Wälder, Aussichtspunkte, Burgruine und Stausseen sind die den Landschaftsraum hinsichtlich seiner Bedeutung für Erholungssuchende aus dem nördlich angrenzenden Ballungsraum bestimmenden Elemente.
Visuell negativ wirken das naturfern gestaltete Speicherbecken im Waldgebiet nordöstlich von Herdecke und die am Hang oberirdisch verlegten Druckrohrleitungen zwischen Speicherbecken und Hengsteysee.
Die beiden Ruhrmäander sind durch die sie überprägenden Siedlungsbereiche der Städte Wetter und Herdecke, aber auch durch den Aufstau der Ruhr zu Seen nur noch eingeschränkt erlebbar. Insgesamt nehmen Siedlungsbereiche nur 15 % des Landschaftsraumes ein. Ähnlich gering ist der Anteil an landwirtschaftlich genutzte Flächen, die zu rund zwei Dritteln als Grünland, zu einem Drittel als Ackerfläche genutzt werden. Neben ehemals als Feuchtgrünland genutzten Bachtälern, die heute durch Nutzungsaufgabe brachgefallen sind, prägen landwirtschaftliche Nutzungen den Landschaftsraum nur randlich, u.a. am Ebberg, im Norden von Wetter und bei Obergedern.

Historischen Elemente:
 

gut erhaltene Reste der mittelalterlichen Stadtgründungen Wetter und Herdecke; Reste vor- und frühindustrieller Kleinzechentätigkeit und andere frühindustrielle Zeugnisse (z.B. Herdecker Hammer); Ruine Hohensyburg mit Resten einer altsächsischen Ringwallfestung und Burgruine Freiheit Wetter; mittelalterliche Herrenhäuser am Rande des Ruhrtales und alte Gutshöfe (u.a. Haus Wittbräucke, Haus Husen, Haus Schede, Haus Mallinckrodt, Gut Obergedern)


3 Leitbild, Ziele, Konflikte
Objektkennung:
 

LR-VIa-007

Konfliktbeschreibung:
 

Naherholungsschwerpunkte im Bereich Hohensyburg und im Umfeld der Ruhr-Stauseen; Siedlungserweiterungen in den Bereichen Wetter und Herdecke;

Leitbild:
 

Die großen Waldflächen des südlichen Ardey werden von naturnahen und strukturreichen Buchenwäldern, die steilen, warm-trockenen Ruhrhänge von Eichenmischwäldern sowie offenen Felsbereichen mit typischer Felsvegetation geprägt. Die Bachtäler und Siefen sind naturnah erhalten bzw. entwickelt, einzelne Tälchen werden extensiv als Feuchtgrünland genutzt. Randlich gelegene Agrarbereiche werden nachhaltig landwirtschaftlich genutzt. Empfindliche Bereiche wie die Ruhr-Steilhänge oder ehemalige Steinbrüche sind erhalten und vor Trittbelastung durch Kletterer oder Geländesportler geschützt. An Erholungsschwerpunkten findet eine an einer landschafts- und naturschonenden Erholung orientierte Besucherlenkung statt. Die Siedlungsentwicklung verläuft in enger Anlehnung an die bestehenden Siedlungsgebiete, ein Freiraumverbrauch findet praktisch nicht mehr statt.

Ziel-Massnahmen:
 

- Einschränkung der Flächeninanspruchnahme durch Siedlungs- und Gewerbebereiche,
- Entwicklung und Umsetzung von wirksamen Besucher-Lenkungskonzepten für den gesamten Raum, sowie für die Erholungs- und Freizeitschwerpunkte im Bereich der Hohensyburg und im direkten Umfeld der Ruhr-Stauseen,
- Erhaltung und Entwicklung naturnaher Laubwälder,
- Erhaltung bzw. Entwicklung durchgehend naturnaher Bachläufe mit störungsfreien Quellbereichen und begleitenden Bach-Auenwäldern, teilweise mit traditionell extensiv als Feuchtgrünland genutzten Grünlandauen,
- Erhaltung und Entwicklung der seltenen und bedeutsamen Primärlebensräume z.B. Felsen an der Hohensyburg und am Klusenberg,
- Erhaltung und Entwicklung bedeutsamer Sekundärlebensräume wie ehemalige Sandsteinbrüche mit wertvollen offenen Felsbiotopen und Kleingewässern,
- Sicherung nachhaltiger landwirtschaftlicher Nutzung in randlich gelegenen Bereichen.



4 Naturausstattung
Objektkennung:
 

LR-VIa-007

Gesteine:
 

(Sand-, Ton- und Schluffstein in Wechsellagerung) / (eingeschaltet in Sandsteinlagen)

Hauptbodentyp:
 

(stellenweise Pseudogley-Parabraunerde) / (in Steillagen erodiert, teilweise Ranker) / (Bachtäler)

Geologische Besonderheiten:
 

im Raum Wetter/Herdecke kleinflächig in Flussnähe Haupt- und Mittelterrassen-Kiese und -Sande, teilweise lössüberdeckt, ehem. Bergbaugebiete, ehem. Steinbrüche, Steilhang, Karbonaufschluss

Bodentypische Besonderheiten:
 

schutzwürdig aus Gründen der Bodenfruchtbarkeit: Parabraunerden und Pseudogley-Parabraunerden, kleinflächig in Ruhrnähe auch Kolluvialböden und Braune Auenböden; schutzwürdig aus Gründen der Biotopentwicklung: kleinflächig Braunerden, teilweise erodiert, stellenweise Ranker (schutzwürdige flachgründige Felsböden); Gleye und Pseudogley-Gleye in Bachtälern und Siefen (schutzwürdige Grundwasserböden)

Klima:
 

schwach kontinental; mittlerer Jahres-Niederschlag 850 bis 900 mm, Niederschlags-Maxima im Juli/August und im Januar, mittlere Jahrestemperatur 9,0 bis 9,5 Grad C

Relief:
 

hohe Reliefenergie mit südexponierten Steilabfällen

ökologische Ressourcen:
 

Naherholung; Forstwirtschaft

ökonomische Ressourcen:
 

Sandsteinvorkommen (u.a. in den Bereichen Klusenberg und Ebberg); Grundwasservorräte (Trinkwassergewinnung)


5 Biotope, Leitarten
Objektkennung:
 

LR-VIa-007


Potentielle natürliche Vegetation:
 

, (kleinflächig in Siefen und Bachtälern)
, (sehr kleinflächig auf Felsköpfen)


6 Verwaltungstechnische Informationen
Objektkennung:
 

LR-VIa-007

Objektbezeichnung:
 

Steilhaenge des Sued-Ardey

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

2.139,3778

Höhe über NN (height above sea level):
 

min. 80 m, max. 272 m


Gebietskoordinate (x-, y-coordinate):
 

R: 385451, / H: 5696569


Projektbezug:
 

WV-Nr. 32-537.10-2322 Überarbeitung Landschaftsräume

Literatur:
 

Trautmann, 1972 (Potentielle natürliche Vegetation (Dt. Planungsatlas Band I, L. 3)) / Burggraaff, 2000 (Fachgutachten zur Kulturlandschaftspflege in NRW; Siedlung und Landschaft in Westfalen Bd. 27) / Bürgener, 1969 (Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 110 Arnsberg, Geographische Landesaufnahme 1:200000) / Gorzny, 2002 (Ruhrschlösser: Burgen, Schlösser und Adelssitze entlang der Ruhr)

Bearbeitung:
 

Kartier-, Planungsbüro:
 

Luwe

 

Datum: 03.12.2004, Datenerfassung, Digitalisierung

 

Planungsbüro Erdmann

 

Datum: 01.12.2012, Datenerfassung, Digitalisierung

Allgemeine Bemerkungen:
 

Aktualisierung durch Planungsbüro Erdmann, 12/2012