1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

LR-VIa-005

Landschaftsraumbezeichnung:
 

Ruhrtal mit unterer Lennetalung

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

2.969,4431

Flächenanzahl:
 

1


Landschaftsraumbeschreibung:
 

Der Landschaftsraum umfasst einen Abschnitt des Ruhrtales von Hagen flussabwaerts bis Hat-tingen und schliesst zudem den Unterlauf der Lenne einschliesslich ihrer Uferbereiche mit ein. Im Nordosten von Hagen an der Ruhrtalquerung durch die BAB A 1 beginnt dieser Landschaftsraum und erstreckt sich nach Westen. Nach ca. 1 km muendet die Lenne in die Ruhr. Das von Sue-dosten kommende ca. 4 km lange Tal der Lenne von der Querung durch die BAB A 45 bis zur Muendung in die Ruhr ist in diesem Landschaftsraum eingeschlossen. Der Landschaftsraum folgt dem Ruhrverlauf durch den Hengsteysee und danach den Harkortsee, weiter in nordwestliche Richtung an den Orten Wetter und Witten vorbei. Nach einer Schleife weitet sich die Ruhr in suedwestliche Richtung zum Kemnader Stausee auf. Im Anschluss verlaeuft die Ruhr in westliche Richtung und bildet die Stadtgrenze zwischen Bochum im Norden und Hattingen im Sueden. Nach einem Bogen fliesst die Ruhr in noerdliche Richtung. Bei der Strasse "Auf'm Stade" in Hattingen-Niederwenigern erreicht der Landschaftsraum sein westliches Ende.
Die Sedimente der Ruhraue stellen geologisch aus dem Quartaer stammende holozaene Fluss-ablagerungen dar. Diese Ablagerungen koennen aus Schluff, Sand oder Kies bestehen. Selten (z. B. in der Schleife bei Winz-Baak, bei Haus Kemnade) treten kleinflaechig als pleistozaene Flussablagerungen teilw. kiesige Sande und Kiese der Niederterrasse auf. Als geologische Besonderheit befindet sich der suedlichste Fundpunkt nordischer Geschiebe (Saale-Eiszeit) innerhalb des Landschaftsraumes bei Gut Hausen in Hagen.
Das Relief innerhalb des Landschaftsraumes ist durch die sich tief in das Rheinische Schiefergebirge eingeschnittene Ruhr gepraegt. Zu beiden Seiten der Ruhr steigt das Gelaende in der Regel deutlich an. Ausnahmen bilden die noch vorhandenen Reste der Auenbereiche (z. B. Dumberger Au, Ruhrschlinge bei Winz-Baak, Haus Kemnade, Haus Herbede). Durch die starke anthropogene Umformung der Aue ist die natuerliche Struktur allerdings kaum noch zu erkennen. Insgesamt faellt das Gelaende von Osten nach Westen ab. Mit Eintritt in den Landschaftsraum verlaeuft die Ruhr auf einer Hoehe von ca. 96 m. Die Ruhrhaenge, soweit sie im Landschafts-raum eingeschlossen sind, steigen im Osten bis ca. 150 m hoch. Die hoechst Erhebung findet sich mit 185 m in Hagen am Kaisberg (Freiherr-vom-Stein-Turm). Im Verlauf zum westlichen Ende des Landschaftsraumes faellt die Ruhr von 98,0 m bei Hagen auf ein Niveau von ca. 61,0 m bei Hattingen ab.
Als Hauptbodentyp kommt im Ruhrtal der "Brauner Auenboden, z. T. vergleyt, stellenweise Auengley" vor. Grossflaechig haben sich dabei aus schluffig-lehmigen Flussablagerungen schluffige Lehmboeden entwickelt. Kleinflaechig haben sich aus lehmig-sandigen Flussablagerungen lehmige Sandboeden entwickelt. Als zweiter Bodentyp mit deutlich geringeren Flaechenanteilen kommt der "Auengley, stellenweise Brauner Auenboden" vor. Dabei haben sich aus schluffig-lehmigen Flussablagerungen schluffige Lehmboeden entwickelt.
Hydrologisch gehoert das Ruhrtal zu der Grundwasserlandschaft der quartaeren Porengrundwasserleiter der Nebentaeler des Rheins. Es gehoert somit zu den sehr guten Grundwasserleitern. Besondere Bedeutung kommt dem Ruhrtal daher hinsichtlich der Trinkwassergewinnung zu, da im Niederbergischen Land ansonsten hydrologisch weitgehend unbedeutende Festgesteine anstehen. Durch die bestehenden Entnahmen des mit versickernden Oberflaechenwassern angereicherten Grundwassers ist die Niederterrasse des Ruhrtales ausgelastet.
In der Ruhraue wuerde ein Eichen-Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum) die potentiell natuerliche Vegetation bilden. Bei einer veraenderten Ueberflutungsdynamik koennten sich jedoch auch Gesellschaften der Erlen-Auwaelder (Alnion glutinosae) oder der Silberweiden-Auwaelder (Salicion albae) entwickeln. Aufgrund der derzeitigen sehr starken Einschraenkungen der Auendynamik der Ruhr muesste dieses jedoch durch entsprechende Massnahmen eingeleitet bzw. gefoerdert werden.
Die aktuelle Vegetationsausstattung des Landschaftsraumes weicht sehr stark von der potenziell natuerlichen ab., der durch anthropogene Nutzung (Siedlungstaetigkeit, Landwirtschaft) vollstaendig ueberpraegt wurde.
Durch Naturschutzmassnahmen sind im Bereich des Landschaftsraumes wertvolle Bereiche unter Schutz gestellt worden. Es befinden sich 8 NSG's im Landschaftsraum. Entlang der Ruhraue und der Lenneaue sind gruenlandgepraegte Flaechen mit extensiver Nutzung, alten Weidenufergehoelzen und kleinen Steilufern, Feuchtgruenlaender, Roehrichtzonen, Brachen und Altwaesser unter Schutz gestellt (NSG "Ruhraue Hattingen-Winz" im Bereich Hattingen, NSG "Ruhraue Witten-Gedern" zwischen Witten-Bommern und Witten-Gedern, NSG "Ruhraue Syburg" nördlich von Hagen und NSG "Lenneaue Kabel" entlang der Lenneaue).
Des Weiteren wurden auch die Steilhänge zum Teil mit Eichen-Mischwald oder bodensauren Buchenwäldern gesichert (NSG "Uhlenbruch" suedlich des Hengsteysees, NSG "Alte Ruhr-Katzenstein" noerdlich von Hattingen-Blankenstein, NSG "Kaisbergbaue" noerdlich des Kaisber-ges).
Das NSG "Ehemaliger Yachthafen Harkortsee" ist ueber einen etwa 50 m langen Kanal an dem Harkortsee angeschlossen.


2 Landschaftsentwicklung, Landschaftsbild
Objektkennung:
 

LR-VIa-005

Naturräumliche Zuordnung:
 

337-E1 - Bergisch-Sauerländisches Unterland

Landschaftsentwicklung:
 

Nachweislich ab 300 v. Chr. fand eine sporadische Besiedlung durch Kelten- und Germanenstaemme statt. In dieser Periode muss das Ruhrtal als nahezu vollstaendig bewaldet ange-sehen werden. Aus dem Holz der Waelder wurde Holzkohle hergestellt. Mit der Hitze der Holzkohlenfeuer, angefacht durch Wind oder Blasebalg, gelang es, aus dem Erz das Eisen zu schmelzen. Fuer die Herstellung von 1 kg Eisen wurden allerdings 125 kg Holz benoetigt. Daraus resultierte eine beginnende Waldrodung und erste landwirtschaftliche Nutzungen des Ruhrtales.
Vom 9. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts findet eine zunehmende Besiedlung des Ruhrtales statt. Siedlungen (Hattingen, Hagen, Wetter) und bemerkenswerte Wehranlagen (z. B. Isenburg, Burg Blankenstein, Burg Volmarstein, Burg Werdringen) sowie Herrenhaeuser (z. B. Haus Bruch, Haus Kemnade) entstehen. Durch den Bau des "Kleinen Hellweg" ca. 995 n Chr. (von Koeln nach Soest) erlangten die Ruhrsiedlungen als Hansestaedte wirtschaftliche Bedeutung. Durch den enormen Bedarf an Baumaterialien (Steinbrueche, Alaungewinnung) werden ganze Huegel abgetragen. Bemerkenswert ist dabei der Ruhrsandstein', eine aufgrund der geologischen Gegebenheiten nur im Bereich des Ruhrtales gewonnenes Baumaterial mit hoher Druck- und Abriebsfestigkeit und einer hohen Verwitterungsbeständigkeit. An der Ruhr und ihren Nebenfluessen wird die oberflaechlich anstehende Kohle von Bauern abgegraben. Sie wird zum Heizen genutzt oder an die Eisenschmieden verkauft, wo die Steinkohle nach und nach die Holzkohle als Brennstoff abloest. Im Ruhrtal ueberdauert das Schmiedegewerbe bis in die vorindustrielle Zeit. Sichtbare Zeugnisse dieser alten Tradition sind zahlreiche Stauwerke, Umleitungskanaele, Teiche, Wasserraeder und Haemmer. Das Eisen, der Rohstoff fuer Waffen und Werkzeuge, werden in der noerdlich benachbarten Hellweg-Ebene gehandelt. Eigentlich sind Auenwaelder die typischen Waelder des Ruhrtales sowie Eichen- und Buchenmischwaelder die typischen Waelder des Rheinischen Schiefergebirges. Doch schon frueh verschwinden diese weitgehend, und die Ruhraue sowie die Hoehen und Haenge werden kahl. Gleichzeitig breitet sich ab dem 9. Jahr-hundert die landwirtschaftliche Nutzung innerhalb des Ruhrtales, vorwiegend als Gruenlandnutzung, stark aus. Im Hinblick auf die Landschaftsentwicklung veraendert sich die Gelaendemorphologie aufgrund dieses zunehmenden menschlichen Einflusses. Durch die Gewinnung des Ruhrsandsteins ,insbesondere an den Ruhrsteilhaengen um die grossen Quader nicht weit transportieren zu muessen, wurde die Ruhraue an verschiedenen Stellen kuenstlich erweitert. Wahrscheinlich wurden Steinbrüche nach Beendigung des Abbaus wieder verfuellt. Durch den 30-jaehrigen Krieg wurden viele Ruhrstaedte zerstoert, was eine wirtschaftliche Stagnation zur Folge hatte.
Im 18. und 19. Jahrhundert schreitet die starke Veraenderung des Landschaftsraumes fort. Anfang des 18. Jahrhunderts faellt der Landschaftsraum zum Koenigreich Preussen. Als es um 1850 zum ersten Mal gelingt, auch aus Ruhrkohle Koks zu erzeugen und diesen dann zur Eisenherstellung zu nutzen, waechst entlang des Ruhrtales schon kaum mehr ein Baum. In dieser Phase erlangte die Handelsschifffahrt ihren Hoehepunkt. Die Ruhr erlangte dabei den Status des am staerksten befahrenen Flusses. Um die Ruhr schiffbarer zu machen wurde 1781 durch ein preussisches Edikt der Wasserspiegel angehoben. Die Schifffahrt erfolgte dabei stromabwaerts unter Segel, stromaufwaerts dagegen durch Muskelkraft. Dabei entstanden die sog. Leinpfade auf denen Menschen oder Pferde die Schiffe zogen. Reste dieser Leinpfade sind bis heute erhal-ten geblieben, so z. B. im Bochumer Sueden. Durch die Anhebung des Wasserspiegels war die bis dahin uebliche Querung der Ruhr mittels Furten nicht mehr moeglich. Deshalb wurden Faehren eingesetzt, um die Querung zu ermoeglichen. Der Verbau der Ruhr durch Anlage von Buhnen fuehrte zu Veraenderungen der Gewaessermorphologie. In den Staedten entlang der Ruhr bildete sich durch die Verarbeitung von Wolle und Baumwolle zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Textilindustrie aus. Hattingen galt als Mittelpunkt des maerkischen Textilgewerbes.
Im 20. und 21. Jahrhundert vollzogen sich die nachhaltigsten Veraenderungen des Landschaftsraumes. Die starke Urbanisierung und Industrialisierung fuehrte zu einer insgesamt grossflaechigen Inanspruchnahme der Auenbereiche von Ruhr und Lenne. Vor allem Gewerbegebiete mit In-dustrieansiedlungen und die daraus anfallenden Abwaesser fuehrten mit den Siedlungsabwaessern zu einer immer hoeheren Belastung der Gewaesserqualitaet von Ruhr und Lenne. Auch die Intensivierung der Landwirtschaft fuehrte zu immer hoeheren Eintraegen in die Gewaesser. Der zunehmende Verbau der Ruhr und die Anlage von Wehren fuehrte zu deutlichen Veraenderungen der Auendynamik. Durch Entwaesserungsgraeben wurden die Auenbereiche trockengelegt und der landwirtschaftlichen intensiven Nutzung zugefuehrt.
Um die Belastungen, auch aus den Zufluessen Lenne und Volme zu senken, wurden in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zunaechst der Hengsteysee und danach der Harkortsee im Verlauf der Ruhr gebaut. Zudem wurden zahlreiche Klaeranlagen in den Auenbereichen errichtet um die zufliessenden Abwaesser vorher zu reinigen. Gleichzeitig wurden zur Versorgung der steigenden Bevoelkerung Trinkwassergewinnungsanlagen in der Ruhraue angelegt. Auch zur Energiegewinnung wird die Ruhr genutzt. Seit 1928 wird im Kraftwerk Hohenstein (Witten) aus dem Ruhrwasser Energie gewonnen. Das Pumpspeicherkraftwerk Herdecke am Hengsteysee pumpt in last-schwachen Zeiten (nachts) Wasser in das hoeher gelegene Speicherbecken. Dieses steht dann bei leistungsstarken Phasen (Tag) zur Verfuegung.
Durch die voranschreitende Motorisierung wurde eine Verkehrsinfrastruktur mit einem Verkehrswegenetz angelegt, welches eine sehr starke Zerschneidung des Landschaftsraumes zur Folge hatte. Vor allem Brueckenbauwerke querender, aber auch in Abschnitten parallel gefuehrter Strassenzuege wie z. B. die BAB A 1 und die BAB A 43 sowie im Bereich der Lenne die BAB A 45, die Bundesstrassen B 51, B 54, B 226 und B 234, sowie die Landstrassen L525, L551, L704, L705, L924 und im Bereich der Lenne die L 674 und L 703 bewirken diese Zerschneidung. Dazu zaehlt jedoch auch die Bahnrelation Hattingen - Oberhausen. Verstaerkt wird die Kompartimen-tierung durch viele Versorgungsleitungen die durch den Landschaftsraum verlegt sind.
Eine weitere sehr starke Nutzungsintensitaet ist durch den steigenden Freizeit- und Erholungsbedarf der Bevoelkerung entstanden. Das Ruhrtal gilt mittlerweile als Freizeit- und Naherholungsgebiet fuer die Bevoelkerung des noerdlich gelegenen Ruhrgebietes. Fuer die Freizeitnut-zung wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts sogar der Kemnader Stausee (1978) angelegt. Auf den Seen verkehren "Weisse Flotten". An den Uferbereichen haben sich eine entsprechende Gastronomie sowie verschiedene Freizeitangebote mit einem entsprechend intensiven Wegenetz ausgebildet. Insgesamt muss ein sehr hoher Freizeit- und Erholungsdruck fuer den Landschaftsraum festgehalten werden.
Aktuelle Vorhaben sind die Kapazitaetserhoehung der Ruhrtalbahn auf der vorhandenen Mueseumsbahnstrecke, die Errichtung von Kanuanlegestellen (mit den Standorten Hagen-Harkortsee beim Yachtclub Harkortsee, Wetter-Wengern, Witten-Nachtigallstrasse, Hattingen - Henrichshuette und Bochum-Dahlhausen - Eisenbahnmuseum sind 7 der insgesamt 13 geplanten Anlegestege fertig gestellt), Erweiterung des RuhrtalRadweges um das Stueck Hagen-Bochum und die Einrichtung einer neuen Schiffslinie zwischen dem Kemnader See und dem Stadtzentrum von Hattingen bis 2009. Voraussetzung hierfuer sind die Sanierung der Schleuse Blankenstein, die Ausbaggerung des Schleusenkanals, die Errichtung einer Schiffsschleppe am Kemnader Wehr, die Betonung der Ruhr und der Bau von fuenf Anlegern.
Im Rahmen der Entwicklung des Umwelt- und insbesondere des Naturschutzbewusstseins wurde die Sicherung der Funktionen des Oekosystems Ruhraue immer wichtiger. In juengerer Zeit geht auch die Waldbewirtschaftung in eine naturnahe Bewirtschaftungsform ueber. Bezogen auf die Landwirtschaft sind Anfaenge gemacht zu einer extensiven Nutzungsform der Flaechen ueber-zugehen. Durch Verbesserungen bezueglich der Klaerung der Abwaesser wurde die Gewaesserqualitaet in den letzten Jahren deutlich verbessert.
Die Erstellung von Konzepten zur naturnahen Entwicklung der Ruhraue gemaess dem Ruhrauenprogramm bekraeftigt den Willen zu einer oekologischen Umgestaltung der Ruhraue. Die Schutzmassnahmen sollen der langfristigen Sicherung wertvoller Auenbiotope dienen. Als bislang groesste Massnahme des Gewaesserauenkonzeptes "Untere Ruhr" wurde ein ueber 190 ha grosses Wassergewinnungsgelaende in Hattingen-Winz auf Grundlage eines 1993 fertig gestell-ten Biotopentwicklungskonzeptes in eine naturnahe Auenlandschaft ueberfuehrt. 1995/1996 wurden ehemalige Filterbecken in naturnahe Auengewaesser umgewandelt.
Die derzeitige jeweils gerundete Flaechenverteilung weist den Landschaftsraum mit einer Gesamtflaeche von 2.970 ha aus, wobei der Freiraumflaechenanteil nur bei 1.651 ha (= 55%) liegt. Dieser Anteil weist auf die sehr starke Besiedelungs- und Nutzungsintensitaet hin. Ca.
40 % des Landschaftsraumes (entspricht ca. 72 % des Freiraumes) werden landwirtschaftlich genutzt. Dabei ueberwiegt die Gruenlandnutzung mit ca. 24 % (entspricht ca. 43 % des Freiraumes) vor der ackerbaulichen Nutzung mit ca. 16 % (entspricht ca. 29 % des Freiraumes). Der Waldanteil liegt mittlerweile wieder bei 10 % des Landschaftsraumes (entspricht ca. 19 % des Freiraumes).

Landschaftstyp:
 

4.1 Gruenlandgepraegte offene Kulturlandschaft .
3.11 Strukturreiche Kulturlandschaft
6 Verdichtungsraeume.

Landschaftsbild:
 

Das Praegende dieses Landschaftraumes sind die Ruhr mit ihrem Wechselspiel von steilen Ufern und teilweise relativ weiten Taelern. Von den Randhoehen bieten sich dem Betrachter eindrucksvolle Bilder des Ruhrtales, so z. B. von der Ruine der Isenburg auf die Ruhrschleife bei Hattingen Winz-Baak. Die zahlreich teils restaurierten teils als Ruinen vorhandenen Relikte (Burgen, Herrenhaeuser, Adelssitze, restaurierte Fachwerksiedlung von Hattingen, Leinpfade) bieten dem Betrachter zudem eine hohe kulturhistorische Aesthetik.
Das Naturerlebnis konzentriert sich auf die Freiraeume des Landschaftsraumes und deren vielfaeltige Ausstattung. Das Gefuege von Gruenland, Ackerland, Feuchtbiotopen, flaechigen und li-nienfoermigen Gehoelzbestaenden, groesseren Gewaessern, bewaldeten Randhoehen und der Ruhr als zentralem Band bieten jedoch kein oder nur ein schlechtes Naturerlebnis, da dieses durch viele Faktoren stark beeintraechtigt wird. Der als gering einzustufende Anteil von nur 55 % Freiraum innerhalb des Landschaftsraumes laesst das Naturerlebnis nicht durchgaengig erleben, sondern beschraenkt es auf bestimmte Bereiche. Weiterhin wirkt sich der sehr hohe Freizeitdruck dem dieser Freiraum unterliegt (Naherholungs- und Freizeitgebiet fuer das Ruhrgebiet) sehr ne-gativ auf das Naturerleben aus. Verstaerkt werden diese Stoerungen durch das Verkehrswegenetz und der damit einhergehenden Zerschneidungswirkungen, die sich nicht nur nachteilig auf die Fauna auswirken, sondern auch das Naturerleben. Beeintraechtigen. Der Landschaftsraum hat Anteil an einem lärmarmen Erholungsraum mit dem Lärmwert < 45 dB (A).

Historischen Elemente:
 

Burgen und Burgruinen,, Burgsiedlung, Adelssitze, Herrensitze, Leinpfad, Treidelweg , Zeugnisse historischer Verkehrsflaechen, Zeugnisse früherer Bergbautätigkeit (Pingen, Kleinhalden, Stollen-Mundlöcher), ehem. Niederwald, Zeugnisse ehem. Schmiedegewerbes (Stauwerke, Umleitungskanäle, Hämmer, Wasserräder)


3 Leitbild, Ziele, Konflikte
Objektkennung:
 

LR-VIa-005

Konfliktbeschreibung:
 

Hauptkonflikt ist die zunehmende Intensivierung der Freizeitnutzung zum einen durch Ausbau und Intensivierung von Freizeiteinrichtungen, Intensivierung der Ruhrschifffahrt und Bau von Kanuanlegestellen. Zum anderen durch die zunehmende inten-sive flaechige Nutzung von Erholungssuchenden (im gesamten Freiraum). Weitere Konflikte sind durch den geplanten Ausbau des Verkehrsnetzes (Ruhrquerung A44, geplante Ruhrquerung bei Oberwengern), durch Siedlungserweiterungen (Blankenstein), durch geplante gewaesserbauliche Massnahmen (Ausbaggerung des Stauseevolumens Kemnader Stausee; Intensivierung und Ausweitung der Wassergewinnung; Ausbaggerung des Harkortsees mit Zerstoerung der Teichro-senfelder und Ausbau der Wasserkraftnutzung vorhanden.

Leitbild:
 

Das angestrebte Leitbild sieht die Wiederherstellung eines naturnahen Auenoekosystems mit charakteristischer standoertlicher Dynamik durch Erhaltung und Wiederherstellung von reich strukturierten Flussufern mit Kiesbaenken und Weidengebueschen, Altwaessern, Flussuferroehrichten, Weiden-Auwald, Feuchtgruenlaendern, kuenstlichen Stillgewaessern und Extensivgruenland mit geringer Erschliessungsinfrastruktur an geeigneten Stellen vor. Weiterhin sollen ausgedehnte ungestoerte Wasserflaechen und Uferbereiche mit Sukzessionsflaechen als Rastgebiet von bundesweiter Bedeutung fuer Schwimm- und Tauchvoegel sowie von naturnahen Flussinseln mit typischer Flussuferzonierung erhalten aber auch wiederhergestellt werden. Im Bereich der Ruhrsteilhaenge ist eine Bestockung mit bodenstaendigen Laubgehoelzen anzustreben.
Der Abschnitt der Ruhraue mit zwei Stauseen (Hengstey- und Harkortsee) und einer teilweise naturnahen Wassergewinnungsanlage ist als Lebensraum und Rastplatz fuer zahlreiche Wasservoegel zu erhalten und zu optimieren. Erhaltung der Schwimmblattvegetation in den Seen;
Der Bereich der Lennetalung ist zu einem naturnahen Flussabschnitt mit begleitenden Auenwiesen zu entwickeln.

Ziel-Massnahmen:
 

Kanalisierung der Freizeitnutzung in naturschutzfachlich sensiblen Bereichen;
Entwicklung naturnaher Flussbettstrukturen durch Zulassen bzw. Foerderung der Eigendynamik der Gewaessersohle an geeigneten
Reduktion der landwirtschaftlichen Nutzung zu Gunsten einer Foerderung der Biodiversitaet durch Naturentwicklung und Aufforstung (Umgestaltung von Uferabschnitten, die Anlage von Auengewaessern und Uferstreifen, die Pflanzung von Ufergehoelzen sowie die Begruendung von Auwaeldern.
Nutzungsaenderungen und -extensivierungen.
Entschaerfung von Konfliktsituationen und Nutzungseinfluessen, die den Bestand und die Ent-wicklung auentypischer Lebensgemeinschaften gefaehrden.


Konflikte:
 

Grundwassergewinnung
Bau und Ausbau von Wassergewinnungsanlagen
Bauflächenerweiterung, Gewerbe und Industrie
grossflächiger Ackerbau in Auen und Feuchtgebieten
Freizeitanlage und Erholungsschwerpunkt
Naherholung


4 Naturausstattung
Objektkennung:
 

LR-VIa-005

Gesteine:
 

Auensedimente / fluviatile Ablagerungen

Hauptbodentyp:
 

Brauner Auenboden / Auengley

Geologische Besonderheiten:
 

suedlichste Fundstelle nordischer Geschiebe, Felsformation Katzenstein, Altwasser der Ruhr, Felswand, Prallhang der Ruhr, Steinbruch, Abbaugebiet des Ruhrsandsteins

Bodentypische Besonderheiten:
 

Brauner Auenboden, Auengley, Niedermoor-Gley

Klima:
 

Atlantischer Klimabereich / 900-1000 mm Jahresniederschlaege / relativ milde Winter mit 5-10 Schneedeckentagen / durchschnittlich 8 cm Schneedeckenhoehe / Jahresmitteltemperatur 9,5-10°C / Januar-Isotherme 1-2°C / Juli-Isotherme 17-18°C

Relief:
 

meist asymetrisches Talprofil steile Prallhaenge im Wechsel mit sanft ansteigenden Gleithaen-gen, die oft halbinselartig von weit geschwungenen Ruhrboegen umflossen sind

ökologische Ressourcen:
 

Schutz der Grundwasserneubildung durch Sicherung der Freiflaechen

ökonomische Ressourcen:
 

Trinkwassergewinnung, Energieerzeugung, Naherholungsraum fuer das Ruhrgebiet, Landwirtschaft


5 Biotope, Leitarten
Objektkennung:
 

LR-VIa-005


Lebensraumtypen - Biotoptypen:
 

ohne Lebensraumtyp
 

Biotoptyp: Eschenmischwald (yAM1)

 

Biotoptyp: Weidenwald (yAE0)

 

Biotoptyp: Weiden-Ufergehölz (yBE1)

 

Biotoptyp: Großseggenried (yCD0)

 

Biotoptyp: Röhrichtbestand (yCF0)

 

Biotoptyp: Nass- und Feuchtgrünland (yEC0)

 

Biotoptyp: Nass- und Feuchtwiese (yEC1)

 

Biotoptyp: Nass- und Feuchtweide (yEC2)

 

Biotoptyp: Brachgefallenes Nass- und Feuchtgrünland (yEE3)

 

Biotoptyp: Weiher (stetig) (yFB0)

 

Biotoptyp: Altarm, Altwasser (yFC0)

 

Biotoptyp: stehendes Kleingewässer (yFD0)

 

Biotoptyp: Fischteich (yFF2)

 

Biotoptyp: Teich (yFF0)

 

Biotoptyp: Quelle, Quellbereich (yFK0)

 

Biotoptyp: Bach (yFM0)

 

Biotoptyp: Bachoberlauf im Mittelgebirge (yFM1)

 

Biotoptyp: Bachunterlauf im Mittelgebirge (yFM3)

 

Biotoptyp: Mittelgebirgsfluss (yFO1)

 

Biotoptyp: Tieflandfluss (yFO2)

 

Biotoptyp: Fels, Felswand, -klippe (yGA0)


6 Verwaltungstechnische Informationen
Objektkennung:
 

LR-VIa-005

Objektbezeichnung:
 

Ruhrtal mit unterer Lennetalung

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

2.969,4431

Höhe über NN (height above sea level):
 

min. 61 m, max. 185 m


Gebietskoordinate (x-, y-coordinate):
 

R: 370544, / H: 5698165


Literatur:
 

Staatliches Umweltamt Duisburg (Gewaesserauenkonzept "Untere Ruhr") / Staatliches Umweltamt Hagen (Auenkonzept "Mittlere Ruhr") / KVR u. Biologische Station Witten 1988 (Biotopmanagementplan NSG "Ruhraue zwischen Witten-Bommern und Witten-Gedern")

Bearbeitung:
 

Kartier-, Planungsbüro:
 

Rosker weluga umweltplanung Weber, Ludwig, Galhoff & Partner

 

Datum: 01.10.2005, Datenerfassung, Digitalisierung

 

Planungsbüro Erdmann

 

Datum: 01.12.2012, Datenerfassung, Digitalisierung

Allgemeine Bemerkungen:
 

PNV:
Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald, Silberweidenwald, Typischer Hainmieren-Erlen-Auenwald

KONFLIKTE-STICHWORTE:
Zerschneidung durch Verkehrsnetz;
Gewaesser, Wasserwirtschaft;
Freizeitnutzung;

Tiere: Grosser Abendsegler, Kleiner Abendsegler

geologische Angaben:
Aus dem Quartaer stammende holozaene Flussablagerungen sowie pleistozaene Flussablage-rungen

Aktualisierung durch Planungsbüro Erdmann, 12/2012