1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

LR-IIIa-110

Landschaftsraumbezeichnung:
 

Stockumer Hoehe

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

2.317,0773

Flächenanzahl:
 

1


Landschaftsraumbeschreibung:
 

Die Stockumer Höhe erstreckt sich über etwa 10 km Länge als im Durchschnitt 2,5 km breiter Rücken vom südlichen Bochum-Langendreer bis in den Bereich von Dortmund-Dorstfeld. Die flachwellige Landschaft steigt von 75 m im Bereich der Emscher auf 165 m im Raum Witten-Stockum an. Sand-, Ton- und Schluffsteine des Oberkarbons mit Steinkohlenflözen streichen im Raum Langendreer und Stockum oberflächennah, zumeist werden diese Schichten von Mergeln, Kalkmergelstein und Kalkstein der Oberkreide (letztere v.a. im Raum Oespel), saaleeiszeitlichen Grundmoränenablagerungen sowie von bis zu 10 m mächtigen Lösslehmschichten überdeckt. Aus den überwiegend lehmigen Böden haben sich großflächig Parabraunerden entwickelt, die teilweise in Folge von Staunässe im dichten Untergrund pseudovergleyt sind. Niederungsbereiche enthalten kleinflächig grundwassernahe Gley-Böden. Im Raum Stockum fallen kleinflächig Braunerden und Braunerde-Podsole an flachgründigen Felsstandorten auf, im Raum Grabeloh gibt es kleinflächig podsolige Braunerden. Mehrere kleine Bäche und Siepen durchziehen das Gebiet. Die Entwässerung ist nach Norden zur Emscher gerichtet, die Bäche sind im verdichteten Bereich häufig zu künstlichen Abwasserkanälen umgebaut. Ein Teil der Täler ist ohne permanenten Wasserlauf. Die Potentielle Natürliche Vegetation wird vom Flattergras-Buchenwald gestellt, im Bereich des Dorney zwischen Oespel, Kley und Stockum über Kalkmergeln fallen Übergänge zum Waldmeister-Buchenwald ins Auge. Der Landschaftsraum ist teilweise stark verdichtet, v.a. im Bereich Dorstfeld und südlich von Langendreer. Im zentralen Bereich des Landschaftsraumes um Oespel-Stockum-Grabeloh ist der Raum ackerbaulich als Offenlandbereich mit einzelnen Bächen und Siepen geprägt, mit Grünlandresten, zwei größeren und mehreren kleineren Laubwäldern sowie überschaubaren, teilweise historisch gewachsenen Siedlungsstrukturen (teilweise alte Dorfkerne). Die beiden größeren Wälder im Landschaftsraum, der Dorney-Wald (ca. 50 ha) und das Langendreer Holz (ca. 20 ha), sind vorwiegend als Buchenwälder in einer der potentiellen natürlichen Vegetation entsprechenden Ausprägung einzustufen. Insgesamt ist der Raum als Verdichtungsraum mit Resten offener, ackergeprägter Kulturlandschaft zu charakterisieren.


2 Landschaftsentwicklung, Landschaftsbild
Objektkennung:
 

LR-IIIa-110

Landschaftsentwicklung:
 

Die Stockumer Höhe war mit ihren zumeist fruchtbaren, tiefgründigen Böden bereits im Frühmittelalter besiedelt. Zu Beginn des 19. Jhdts. stellte das Gebiet eine locker besiedelte, relativ waldarme, überwiegend ackerbaulich genutzte Kulturlandschaft um die locker gruppierten Einzelhöfe, Hofgruppen (z.B. Crengeldanz) und kleinen dörflichen Siedlungen wie Stockum, Oespel und Dorstfeld dar. Die Talauen mehrerer kleiner Bäche und Siepen wurden als Grünland genutzt, mehrere größere Waldgebiete um Oespel und Crengeldanz waren weitgehend devastiert. Um Oespel fanden sich mehrere Mergelgruben. Im angrenzenden Bereich um Witten und Eichlinghofen/Barop hatte sich bereits oberflächennaher, vor- bzw. frühindustrieller Steinkohlenbergbau etabliert. Die Ausbreitung des untertägigen Bergbaus nach Norden setzte gegen 1850 ein und erfasste in den Folgejahren den Raum. Besonders im Raum Witten/Langendreer und Dorstfeld entstanden innerhalb weniger Jahre größere Bergbau- und Industrie-Ansiedlungen mit einhergehender starker Siedlungsverdichtung und Verstädterung, während der zentrale Teil des Raumes in der Folgezeit seinen ländlich-dörflichen Charakter mit vorherrschender ackerbaulicher Nutzung weitgehend beibehielt. Jedoch kam es auch hier (u.a. im Raum Kley, Stockum und Eichlinghofen-West), verstärkt nach 1950, zum Bau mehrerer großer neuer Wohnsiedlungen.
Der Raum wurde während des 20. Jhdts. von Verkehrsachsen (Autobahnen, Bundesstraßen und Bahnstrecken) mehrfach zerschnitten und zählt heute, trotz seiner dörflichen Reststrukturen, zum Kern des Ruhrgebietes. In den landwirtschaftlich geprägten Bereichen herrscht auch heute ackerbauliche Nutzung vor, mit den bekannten Intensivierungen während des 20. Jahrhunderts wie Mechanisierung, Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden. In den teilweise noch grünlandgenutzten Auenbereichen kam es in den vergangenen Jahrzehnten vielfach zu einer Umstellung der landwirtschaftlichen Betriebe auf eine Pensions-Pferdehaltung. Zwei größere, teilweise naturnahe Laubwälder (Dorney-Wald und Langendreerholz) sind im Zuge dieser Entwicklung bis heute erhalten geblieben. Die von Bebauung umgebenen verbliebenen Freiflächen des Landschaftsraumes stehen unter einem hohen Besiedlungs- und Naherholungsdruck.

Landschaftstyp:
 

Verdichtungsraum mit größeren Resten offener, ackergeprägter Kulturlandschaft

Landschaftsbild:
 

Die Stockumer Höhe stellt in ihrem südlichen und nördlichen Teil eine von städtischen Wohnsiedlungen, Zechenbrachen, Industrie- und Gewerbegebieten (bzw. deren Brachen) sowie Verkehrswegen geprägten Landschaftsraum des zentralen Ruhrgebietes dar und umfasst Teilgebiete der Städte Bochum, Dortmund und Witten. Mehrere Verkehrs-, Gewerbe- und Industriebrachen v.a. im Bereich Dorstfeld weisen hohe Biotoppotentiale mit ausgedehnten Hochstaudenfluren, Gebüschen und Pionierwäldern auf. Im Zentrum des Landschaftsraumes um Stockum und Oespel vermittelt das Landschaftsbild noch den Eindruck einer ackerbaulich geprägten, in Teilen ursprünglichen Kulturlandschaft mit geringem, überwiegend von kleineren Wäldern bestimmtem Waldanteil.
Die der Emscher zufließenden Bäche sind im verdichteten Bereich zumeist begradigt oder kanalisiert, die Quellbereiche und Oberläufe weisen dagegen häufig noch naturnahe Strukturen auf. Im Bereich Eichlinghofen (Universität und angrenzende Gewerbegebiete) und Kley-Oespel ("Indu-Park") entstanden in den vergangenen Jahren auf der "grünen Wiese" großflächig neue Gewerbegebiete, die den Charakter dieses bis dahin dörflich-landwirtschaftlich strukturierten Bereichs deutlich veränderten. Eine Erhaltung der verbliebenen Offenlandbereiche und Freiraumkorridore auf der Stockumer Höhe ist aus Gründen des Klimaausgleichs, für die wohnortnahe Naherholung und den Biotopverbund dringend anzustreben.

Historischen Elemente:
 

überwiegend ackerbaulich genutzte landwirtschaftliche Flächen mit strukturierenden Elementen wie Baumreihen und Hecken, in Hofnähe Hausgärten und Obstwiesen, sowie Resten des mittelalterlichen Wegenetzes; Reste bäuerlicher, dörflicher Siedlungen; Reste mittelalterlicher Mergelgruben (u.a. im Bereich des Dorney-Waldes)


3 Leitbild, Ziele, Konflikte
Objektkennung:
 

LR-IIIa-110

Konfliktbeschreibung:
 

Siedlungserweiterungen (u.a. in den Bereichen Dortmund-Dorstfeld, -Kley, -Oespel); Gewerbegebietserweiterungen (u.a. in den Bereichen Dortmund-Universität West, -Dorstfeld, -Indupark)

Leitbild:
 

Die Freiraumkorridore wie auch die Regionalen Grünzüge sind erhalten und planerisch vor Inanspruchnahme durch weitere Siedlungs- und Gewerbebereiche gesichert worden. Sie sind für die siedlungsnahe Erholung zugänglich. Der Freiraumverbrauch konnte deutlich reduziert werden. Urban-industrielle, verdichtete Bereiche werden von einem Biotopnetz durchzogen, das sich u.a. aus alten Parks und Friedhöfen sowie Brachflächen zusammensetzt. Letztere wurden durch gezielte Rekultivierung zu wertvollen Sekundärlebensräumen entwickelt. Die Waldbereiche sind erhalten und zu durchgehend naturnahen, tot- und altholzreichen Buchen(misch)wäldern entwickelt worden. Der Waldflächenanteil konnte durch Waldvermehrung und Vernetzung der bestehenden Waldflächen deutlich erhöht werden. Die ackerbaulich genutzten Landschaftsteile werden durch strukturreiche Gehölz-Grünland-Fließgewässer-Biotopkomplexe mit naturnahen Siepentälchen gegliedert. Die Ackerbereiche werden nachhaltig landwirtschaftlich genutzt und sind mit Strukturen wie Baumreihen, Hecken und Feldgehölze angereichert.

Ziel-Massnahmen:
 

Erhaltung, Entwicklung und Sicherung
- von Freiraumbereichen aus Gründen des Klimaausgleichs, für die wohnortnahe Erholung und den Biotopverbund u.a. durch planerische Sicherung der Verbundkorridore des RVR, durch Rekultivierung von Industrie- und Verkehrsbrachen und durch Erhalt und Förderung struktur- und altholzreicher Parks, Friedhöfe und Gärten in den Siedlungsbereichen;
- der nicht kanalisierten bzw. stark ausgebauten Bäche zu naturnahen Fließgewässersystemen ohne Wanderbarrieren durch natürliche Sukzession oder gezielte ökologische Verbesserung der Fließgewässer, mit besonderem Augenmerk auf den Oespeler Bach, die Dünnebecke und den Bachlauf im Dorney-Wald;
- naturnaher Wälder mit bodenständiger Laubholzbestockung durch naturnahe Waldbewirtschaftung sowie Erhaltung bzw. Entwicklung von Alt- und Totholzanteilen;
- der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft und der fruchtbaren Böden durch nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung;
Erhalt historisch gewachsener Strukturen wie Feldgehölze, Baumreihen und Hecken;
Umbau der kanalisierten bzw. stark ausgebauten Bäche zu Fließgewässern naturbetonter Ausprägung.



4 Naturausstattung
Objektkennung:
 

LR-IIIa-110

Gesteine:
 

(Sand-, Ton- und Schluffsteine mit Steinkohlenflözen; lössüberlagert)

Hauptbodentyp:
 

(stellenweise Pseudogley-Parabraunerde) / (stellenweise Parabraunerde-Pseudogley) / (Bachtäler)

Geologische Besonderheiten:
 

im Raum Oespel und Dorstfeld Kalkmergelstein und Kalkstein, lössüberlagert; kleinflächig schluffig-tonige Ablagerungen des Holozän im Dünnebecke-Tal, Trockental, Steinbruch

Bodentypische Besonderheiten:
 

schutzwürdig aus Gründen der Bodenfruchtbarkeit: großflächig Parabraunerden und Pseudogley-Parabraunerden, kleinflächig Kolluvialböden; schutzwürdig aus Gründen der Biotopentwicklung: kleinflächig Braunerden und Braunerde-Podsole (schutzwürdige flachgründige Felsböden, im Norden von Witten und im Raum Stockum); kleinflächig Pseudogleye (schutzwürdige Staunässeböden, Oespel); kleinflächig (z.T. podsolige) Braunerden (schutzwürdige tiefgründige Sandböden; Raum Grabeloh)

Klima:
 

schwach ozeanisch; mittlerer Jahres-Niederschlag um 800 mm, Niederschlags-Maximum im Juli/August (zweiter Gipfel im Dezember/Januar), mittlere Jahrestemperatur um 9,5 Grad C

Relief:
 

flachwellig

ökologische Ressourcen:
 

siedlungsnahe Naherholung; Landwirtschaft (Ackernutzung)


5 Biotope, Leitarten
Objektkennung:
 

LR-IIIa-110


Potentielle natürliche Vegetation:
 

, (im Bereich des Dorney-Waldes)


6 Verwaltungstechnische Informationen
Objektkennung:
 

LR-IIIa-110

Objektbezeichnung:
 

Stockumer Hoehe

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

2.317,0773

Höhe über NN (height above sea level):
 

min. 75 m, max. 165 m


Gebietskoordinate (x-, y-coordinate):
 

R: 381508, / H: 5702703


Projektbezug:
 

WV-Nr. 32-537.10-2322 Überarbeitung Landschaftsräume

Literatur:
 

Burggraaff, 2000 (Fachgutachten zur Kulturlandschaftspflege in NRW; Siedlung und Landschaft in Westfalen Bd. 27) / Bürgener, 1969 (Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 110 Arnsberg, Geographische Landesaufnahme 1:200000) / Meisel, 1960 (Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 97 Münster, Geographische Landesaufnahme 1:200000) / Burrichter, 1973 (Die pot. nat. Vegetation in der Westfäl. Bucht; Siedlung und Landschaft in Westfalen Bd. 8)

Bearbeitung:
 

Kartier-, Planungsbüro:
 

Luwe

 

Datum: 28.11.2004, Datenerfassung, Digitalisierung

 

Planungsbüro Erdmann

 

Datum: 01.12.2012, Datenerfassung, Digitalisierung

Allgemeine Bemerkungen:
 

Aktualisierung durch Planungsbüro Erdmann, 12/2012