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Der Westenhellweg mit seinen fruchtbaren, tiefgründigen Böden war bereits im Frühmittelalter durchgehend besiedelt. Den zentralen und entstehungsgeschichtlich ältesten Ort des Raumes stellt Essen dar, das auf ein 852 n. Chr. gegründetes Damenstift zurückgeht und 1041 Marktrecht erhielt. Seit 1244 gehört Essen zum Rheinland. Die Stadtgrenze zu Bochum stellt damit gleichzeitig die historisch bedeutsame Grenze zwischen dem Rheinland und Westfalen dar. Zu Beginn des 19. Jhdts. zeigte sich der Landschaftsraum als locker besiedelte, waldarme, offene und überwiegend ackerbaulich genutzte Kulturlandschaft um die locker gruppierten Einzelhöfe, Hofgruppen und kleinen Dörfer sowie die (klein-) städtischen Zentren Essen, Wattenscheid, Bochum und Castrop. Die Handelsstraße des Westenhellwegs war seit vielen Jahrhunderten eine der wichtigsten West-Ost-Verbindungen. Im Süden des Landschaftsraumes bei Bochum hatte sich bereits oberflächennaher, vorindustrieller Steinkohlenbergbau etabliert, seit der Einrichtung des Märkischen Bergamtes 1738 kann Bochum als "Bergbaustadt" angesprochen werden. Meilensteine der Ruhr-Bergbaugeschichte stellten der Übergang zum Stollentiefbau (um 1790), die Einführung der künstlichen Bewetterung (um 1800), der Einsatz von Dampfmaschinen zur Kohlenförderung (um 1810), das Durchteufen des Deckgebirges (um 1832) und der Einsatz von Drahtseilen zur Kohleförderung, wodurch die Schächte noch tiefer abgeteuft werden können (um 1835), dar. Die Ausbreitung des untertägigen Bergbaus nach Norden in den Raum hinein und die damit eingeläutete, explosionsartig einsetzende Industrialisierung ab ca. 1835 brachte innerhalb weniger Jahre großflächige Bergbau- und Industrie-Ansiedlungen hervor. Eng mit dem Aufblühen des Steinkohlenbergbaus ist die Entwicklung der Eisenverhüttung in Essen (Krupp) und Bochum ("Bochumer Verein") verknüpft. Siedlungsverdichtungen entstanden teils als raumgreifende Weiterentwicklungen der früh- bzw. spätmittelalterlichen Ansiedlungen Essen und Bochum bzw. des auf eine römische Gründung zurückgehenden Castrop, teils durch das Zusammenwachsen der ehemals dörflichen Strukturen. So nahm die Einwohnerzahl Essens zwischen 1820 und 1900 von 4.500 auf ca. 120.000 zu, Bochum, insbesondere durch die Eingemeindung kleinerer Orte, wies 1905 ca. 117.000 Einwohner auf. Die fortschreitende Entwicklung führte zum weitgehenden Zusammenwachsen der Stadtteile der heutigen Ruhrgebietsstädte. Der Landschaftsraum wird von vielen Verkehrsachsen wie der Autobahn A 40 in Ost-West-Richtung, Bundesstraßen und Bahnstrecken zerschnitten. Reste landwirtschaftlich geprägter Kulturlandschaft und naturnahe Laubwaldflächen finden sich als bandartige Strukturen an den West und Osträndern der nach Norden gewachsenen Großstädte, so in den Bereichen zwischen Mülheim und Essen, Essen und Bochum, Bochum und Herne sowie zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund. Diese Bereiche werden heute überwiegend ackerbaulich genutzt (etwa 80 % der Landwirtschaftsflächen), mit den bekannten Intensivierungschritten während des 20. Jahrhunderts wie Mechanisierung der Landwirtschaft sowie Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden. Grünlandgenutzte Bereiche nehmen etwa ein Fünftel der Landwirtschaftsflächen ein, hier kam es in den vergangenen Jahrzehnten vielfach zu einer Umstellung der landwirtschaftlichen Betriebe auf eine Pensions-Pferdehaltung. Die verbliebenen Freiflächen stehen weiterhin unter einem hohen Besiedlungsdruck. Mit dem Niedergang des Steinkohlenbergbaus und der Montanindustrie ab ca. 1960 wurden eine Reihe von Industrie- und bis 1984 alle Bergbaustandorte aufgegeben, die, sofern nicht einer Folgenutzung unterworfen, als Brachen mit Hochstaudenfluren und Pionierwäldern bewachsen das Freiraumsystem ergänzen. Während durch den Strukturwandel in Essen der tertiäre Sektor heute im Vordergrund steht ("Schreibtisch des Ruhrgebietes"), kam es in Bochum noch zu weiteren bedeutenden Industrieansiedlungen, z.B. in den 60er Jahren mit den Opel-Werken. Parallel dazu konnten sich seit den 70er Jahren Essen und Bochum als bedeutende Hochschulstandorte etablieren. Die aktuelle Entwicklung einer beginnenden postindustriellen Phase im Verdichtungsraum geht in Richtung dienstleistungs-orientierter Nutzung mit einer Vielzahl von Einkaufs-, Gewerbe- und Freizeitzentren, aber auch einer durch Grünzüge und erlebbare Stadt-Umwelt die Lebensqualität in den Wohnquartieren erhöhenden Ballungsraum-Landschaft.
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