1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

LR-IIIa-107

Landschaftsraumbezeichnung:
 

Geseker Oberboerde

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

25.998,1043


Landschaftsraumbeschreibung:
 

Zwischen der Soester Boerde im Norden und dem Haarstrang im Sueden erstreckt sich suedlich von Geseke und Erwitte die Gesecker Oberboerde (- Anroechter Kalkhochflaeche) als Teil der Hellwegboerden. Im Unterschied zu den angrenzenden Loess-Landschaften wird die sanft nach Sueden zur Haar ansteigende Oberkreide-Hochflaeche lediglich von einer duennen Loessdecke ueberzogen, so dass das Kalkgestein haeufig standortpraegend wirkt. Die Geseker Oberboerde - Anroechter Kalkhochflaeche vermittelt landschaftsoekologisch bereits zur oestlich angrenzenden Paderborner Hochflaeche.
Das geologisches Gebaeude des Landschaftsraumes wird von Kalkstein, Kalkmergel- und Mergelkalkstein gepraegt. Dieses Kalkgestein ist trotz des Loessschleiers fast ueberall an der Bodenbildung beteiligt. Vorherrschend sind Braunerden mittlerer bis hoher Sorptionsfaehigkeit und mittlerer, z.T. geringer nutzbarer Wasserkapazitaet. In ebener bis schwach geneigter Lage ist die Braunerde oertlich staunaessebeeinflusst. Inselartig und kleinflaechig werden die Braunerdeboeden von Rendzinen unterbrochen, duerreempfindlichen Boeden mit hoher Sorptionsfaehigkeit und geringer nutzbarer Wasserkapazitaet. An Unterhangzonen mit maechtigerer Loessbedeckung kommen tiefgruendige Braunerden zur Auspraegung, ertragreiche Boeden mit hoher Sorptionsfaehigkeit und hoher bis sehr hoher nutzbarer Wasserkapazitaet.
Hydrogeologische und landschaftliche Besonderheiten der "Anroechter Kalkhochflaeche" sind die Schledden, Kastentaeler mit nach Norden gerichteten, ueberwiegend trockenen bzw. erst nach Starkregen zeitweilig wasserfuehrenden Baechen. Manninghofer Bach, Poeppelsche, Schledde und Osterschledde weisen in ihren oberen Abschnitten auffallend parallele, nach Nord-Nordost gerichtete Fliessrichtungen auf, bevor es zu einem scharfen Abknicken der Talrichtung nach Nordwesten kommt. An den Talhaengen tritt das Kalkgestein oertlich offen zutage.
Mit zunehmender Hoehe steigt der durchschnittliche jaehrliche Niederschlag im Naturraum von 700 bis 750 mm im Norden auf 750 bis 800 mm im Sueden an, die mittlere jaehrliche Durchschnittstemperatur faellt von 9°C im Norden auf 8,5°C im Sueden. Potenziell ist der Waldmeister-Buchenwald verbreitet, in Zonen staerkerer Loessbedeckung auch der Flattergras-Buchenwald.
Trotz der nur geringen Loessbedeckung dominiert in der Geseker Oberboerde die ackerbauliche Nutzung. Waelder konzentrieren sich auf den suedlichen Grenzsaum im Uebergang zum Haarstrang und um Eringerfeld. Sie stellen wichtige naturnahe Biotopinseln innerhalb des offenen Agrarraumes dar. Die Ackerflaechen beherbergen gemeinsam mit den suedlich angrenzenden Flaechen des Haarstranges die groesste Population des verborgen lebenden Wachtelkoenigs in Nordrhein-Westfalen. Herausragende biotische Refugialraeume und Vernetzungsbiotope sind insbesondere die Schledden. In diesen Trockentaelern sind neben artenreichen Saeumen, Gebueschen und Waeldern auch oertlich Relikte des Kalkmagerrasens ausgebildet.
Suedoestlich von Erwitte sind Betriebseinrichtungen und Abgrabungsflaechen der Zementindustrie landschaftspraegend.


2 Landschaftsentwicklung, Landschaftsbild
Objektkennung:
 

LR-IIIa-107

Landschaftsentwicklung:
 

Die Gesecker Oberboerde - Anroechter Kalkhochflaeche ist wie die angrenzenden Loess-Landschaften altes, waldarmes, ueberwiegend ackerbaulich genutztes Kulturland. Der Vergleich mit der Koenigl. Preuss. Landes-Aufnahme von 1895 zeigt, dass die landwirtschaftliche Flaeche mit ca. 75 % heute wie damals annaehernd gleich geblieben ist. Weitgehend unveraendert blieb auch der Waldanteil von ca. 15 %. Zugenommen haben hingegen Siedlungs- und Strassenflaechen von vormals 5 % auf 7 % bzw. Abgrabungsflaechen von 1 % auf 3 %.
Unterhalb dieser annaehernd stabil gebliebenen Hauptnutzungen belegt der Kartenvergleich durchaus einen qualitativen Verlust von Klein- und Saumbiotopen innerhalb der Feldflur durch das Verschwinden kleiner Hohlwege, Feldraine und Trockentaelchen. Eine besondere Zaesur stellt im Landschaftsraum die Autobahn A 44 Dortmund-Kassel dar.
Bereits vor 100 Jahren waren im Naturraum kleinere Abgrabungen und mehrere Ziegeleien vorhanden. In den letzten 100 Jahren expandierte die Abgrabungsindustrie. Heute konzentrieren sich grosse Kalksteinwerke mit ausgedehnten Kalksteinbruechen suedlich von Erwitte und Geseke.

Landschaftsbild:
 

Die flachwellige, offene Geseker Oberboerde - Anroechter Kalkhochflaeche ist trotz der geringmaechtigen Loessbedeckung ein fast reines Ackerbaugebiet. Gruenland tritt im wasserarmen Gebiet stark zurueck. Ausschliesslich siedlungsnahe Flaechen und die Bachtaeler besitzen oertlich zusammenhaengende Gruenlandflaechen. Im Raum Erwitte-Anroechte und bei Geseke praegen Zementwerke und ausgedehnte Kalksteinbrueche das Landschaftsbild negativ.
Landschaftliche Besonderheiten der "Anroechter Kalkhochflaeche" sind die Schledden. Das markanteste dieser tief in die Kalkhochflaeche sich eingegrabenen Trockentaeler ist die Poeppelsche, die auch bevorzugt von Spaziergaengern aufgesucht wird.
Landschaftsbildelemente von besonderer Bedeutung sind auch die Wälder der Oberbörde südlich von Geseke im Bereich der oberen Talsysteme von Sonnenbornbach, Pöppelsche und Westerschledde. Ausgedehnte Bereiche im westlichen und mittleren Landschaftsraum gehören zum Vogelschutzgebiet Hellwegbörde und weisen einen besonderen Naturerlebniswert auf.
Großflächig ist der offene Agrarraum eine Landschaftsbildeinheit von mittlerer Eigenart, Vielfalt und Schönheit.


3 Leitbild, Ziele, Konflikte
Objektkennung:
 

LR-IIIa-107

Konfliktbeschreibung:
 

Abgrabungsindustrie
intensive Landwirtschaft

Leitbild:
 

Die Agrarlandschaft wird landschaftsaesthtisch und landschaftsoekologisch durch Kleingehoelzen, Klein- und Saumbiotopen angereichert. Die Waldflaechen werden sensibel naturnah genutzt unter Verzicht auf Nadelholz. Eine besondere Pflege erfahren dabei die Waldmaentel. Aufgelassene Steinbrueche und Abgrabungsflaeche entwickeln sich zu besonderen Biotopinseln. Kleingehoelze und Obstbaeume sind landschaftstypische Element im Umfeld der groesseren Siedlungen und kleineren Doerfer.
Gefoerdert wird der oekologische Landbau mit enger Kreislaufwirtschaft und Direktvermarktung.
Die Flächen des Vogelschutzgebietes Hellwegbörde erfahren ein effektives Naturschutzmanagement.

Ziel-Massnahmen:
 

Sicherung und Entwicklung naturnaher Wald-Lebensraeume durch:
-naturnahe Waldbewirtschaftung,
-sukzessive Umwandlung von Nadel- in Laubwaeldern,
-Schaffung vielfaeltiger Waldraender,
-Sicherung und Entwicklung von alt- und totholzreichen Waldstadien.
Sicherung und Entwicklung einer strukturreichen Feldflur durch:
-Extensivierung der landwirtschaftlichen Flaechen,
-Foerderung von Klein- und Saumbiotopen entlang der Wege und an Parzellengrenzen,
-Schaffung abwechselungsreicher Ortsrandbilder durch Anpflanzung von Klein- und Obstgehoelzen,
-Erhalt der erhalten gebliebenen geomorphologischen Besonderheiten wie Kleinabgrabungen, Trockentaelchen und Gelaendekanten.
Entwicklung einer landschaftsverträglichen Siedlungs- und Verkehrsplanung mit breiter Unterstützung in der Bevölkerung.
Effektive naturschutzfachliche Betreuung des ausgedehnten Vogelschutzgebietes Hellwegbörde.
Landschaftsorientierte Rekultivierung bzw. Renaturierung der großflächigen Kalkstein-Abgrabungen.



4 Naturausstattung
Objektkennung:
 

LR-IIIa-107

Klima:
 

Offenlandklima mit weitgehend ungehindertem Windeinfluss und Strahlungshaushalt


5 Biotope, Leitarten
Objektkennung:
 

LR-IIIa-107



6 Verwaltungstechnische Informationen
Objektkennung:
 

LR-IIIa-107

Objektbezeichnung:
 

Geseker Oberboerde

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

25.998,1043

Höhe über NN (height above sea level):
 

min. 100 m, max. 322 m


Gebietskoordinate (x-, y-coordinate):
 

R: 2651489 / H: 5717096


Literatur:
 

BURRICHTER, E., 1973 (Die potentielle natuerliche Vegetation der Westfaelischen Bucht) / MEISEL, S. 1960 (Die naturraeumlichen Einheiten auf Blatt 97 Muenster) / MUELLER & ILLNER, 2001 (Erfassung des Wachtelkoenigs in Nordrhein-Westfalen 1998 bis 2000.- LOEBF-Mitteilungen 2/2001)

Hinweis:
 

(2001)

Allgemeine Bemerkungen:
 

ARBEITSPLANUNG:
Fachbeitrag des Naturschutzes und der Landespflege
fuer den Hochsauerlandkreis und den Kreis Soest