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Vom Frühmittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zur flächendeckenden Besiedlung des Flachwellenlandes zwischen Sinsen und Brechten. Der größere Teil des Raumes war bis zum Beginn des 19. Jhdts. als Grünland (Bachauen und staufeuchte Bereiche) oder Ackerland kultiviert worden. Um 1840 stellte sich der Raum als waldarme, offene Kulturlandschaft um die locker gruppierten Einzelhöfe und Herrenhäuser, drubbelartigen Hofgruppen und kleinen Dörfer dar. Auf ärmeren, sanddominierten Böden fanden sich kleinere, gemeinschaftlich genutzte Heideflächen, auf stark vernässten Standorten kleinere Sümpfe und Brücher. Die "Ödlander" wurden nach den gesetzlichen Gemeinheitsteilungen (1821) überwiegend mit Kiefer aufgeforstet bzw. als Grünland kultiviert. Einschneidend wirkte sich für den Landschaftsraum die Nordwanderung des Steinkohlen-Bergbaus aus, welcher den Raum um 1900 erreichte. Die rasant einsetzende Industrialisierung mit Bergbau- und Industrie-Ansiedlungen, Siedlungsverdichtung um die ehemals dörflichen Kerne und der (Aus-) Bau zahlreicher bedeutender Verkehrsachsen wie die drei Kanäle, Bahnstrecken und Bundesstraßen haben seitdem zu landschaftsprägenden Veränderungen geführt. So bildet der Raum heute den Übergang des nördlichen Ruhrgebietes zum Kernmünsterland. Die ackergeprägten, bis heute zusammenhängenden Freiraumbereiche nahmen eine andere Entwicklung: In Folge einer mit Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzenden Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung der offenen Kulturlandschaft durch strukturverbessernde Maßnahmen, wie Flurbereinigung, Melioration und großflächige Kultivierung, kommt es bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zur vollständigen Umwandlung aller ehemaligen Heideflächen. Eine zweite, die gesamte Landwirtschaft ab 1950 erfassende Intensivierungswelle, die u.a. geprägt ist von der Anwendung moderner Agrochemie, der Mechanisierung und Technisierung der Arbeitsprozesse und einer Stallviehhaltung, die zunehmend von der Futterfläche entkoppelt als Güllewirtschaft anstelle herkömmlicher Festmistwirtschaft betrieben wird, führt zu weiteren Veränderungen innerhalb des Landschaftsraumes. Für die Viehhaltung notwendige Wiesen- und Weidenutzungen in den Bachauen gehen zurück, Mais- und Silograsanbau zur Produktion von Viehfutter gewinnen an Bedeutung. Äcker und verbliebenes Grünland werden in gleichem Maße zu Ausbringungsorten der Gülle. Über ein Kreis-Kulturlandschaftsprogramm wird versucht, eine extensive Grünlandnutzung, insbesondere in den Bachniederungen zu erhalten bzw. wiederherzustellen.
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