1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

LR-IIIa-084

Landschaftsraumbezeichnung:
 

Flugsanddecken suedlich der Dorstener Talweitung

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

3.679,7127

Flächenanzahl:
 

1


Landschaftsraumbeschreibung:
 

Die Flugsanddecken südlich der Dorstener Talweitung erstrecken sich vom Westrand der Haard über das nördliche Stadtgebiet von Marl und ein schmales, überwiegend landwirtschaftlich genutztes Band von Frentrop bis nach Kirchhellen-Feldhausen. Nach Norden grenzt der Landschaftsraum an die Niederterrasse der Lippe, nach Süden markiert eine lückig werdende bzw. fehlende Flugsandüberwehung bzw. eine durchgehend auftretende Lössauflage die Grenze zum Vestischen Höhenrücken (etwa im Bereich der 50-Meter-Höhenlinie). Der nordöstliche Teil des Landschaftsraumes zählt zum Westmünsterland, während der südwestliche Teil bereits zum Emscherland gerechnet werden kann. Somit nimmt der Raum eine ausgeprägte Übergangsstellung am Nordrand des Ruhrgebietes (bzw. der Emscherzone) ein.
Nährstoffarme Flugsanddecken über Sandmergel der Oberkreide, vereinzelt auch holozäne und jungpleistozäne Sande bilden den Untergrund. Podsole, Braunerde-Podsole, Podsole-Gleye und Podsol-Braunerden herrschen, je nach Ausgangssubstrat und Flugsand-Mächtigkeit, auf den trockeneren Platten vor, die sich meist 5 bis 10 Meter über die Bachniederungen erheben. Gleye und Niedermoorböden finden sich in den Bachauen. Mehrere weitgehend begradigte Bäche (Silvertbach, Loemühlenbach und Weierbach im siedlungsgeprägten östlichen sowie Rapphofs Mühlenbach, Mühlenbach und Grenzbach im überwiegend offenen, westlichen Teil) fließen nach Norden der Lippe zu und gliedern den Landschaftsraum.
Die Potentielle Natürliche Vegetation reicht vom trockenen bis feuchten Birken-Eichenwald über trockenen Eichen-Buchenwald bis zum artenarmen Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald in staufeuchten Talbereichen. Im landwirtschaftlich geprägten Bereich, der gut die Hälfte des Freiraumes einnimmt, herrscht heute Ackernutzung vor (38 % des Freiraumanteiles), Dauergrünland findet sich vor allem in den Bachauen (14 % des Freiraumanteiles). Auf einzelnen ehemaligen Heideflächen sind neben Kiefernforsten Eichen-Buchenwälder sowie Birken-Eichenwälder zu verzeichnen. In feuchten Niederungsbereichen kommen kleinflächig erlendominierte Feuchtwälder vor. Wälder, Kleingehölze und Gebüsche nehmen aktuell etwa 47 % des Freiraumes ein. Gut 40 % des Landschaftsraumes werden von Siedlungs-, Verkehrs-, Gewerbe- und Industrieflächen eingenommen.
Hervorzuheben ist die bis heute gebietsprägende Wirkung des Steinkohlenbergbaus im Osten des Landschaftsraumes mit ihren Schachtanlagen, oberirdischen Betriebsflächen und Bergehalden. Durch den anhaltenden Siedlungsdruck sind die Freiräume weiterhin stark gefährdet.


2 Landschaftsentwicklung, Landschaftsbild
Objektkennung:
 

LR-IIIa-084

Landschaftsentwicklung:
 

Um 1800 war das Gebiet südlich und östlich von Dorsten eine waldarme, offene Kulturlandschaft aus intensiver genutzten Ackerfluren (zumeist Plaggenesche) um die locker gruppierten Einzelhöfe, Hofgruppen und Dörfer, die von Grünland in den Bachtälern und ausgedehnten, gemeinschaftlich genutzten Heideflächen (Marken, z.B. Drewer Mark, Frentroper Mark) umgeben waren. Infolge Jahrhunderte langer, extensiver Weidenutzung waren die nährstoffarmen, von Flugsand geprägten Flächen überwiegend zu Heide degeneriert, woran heutige Flurnamen (u.a. Marler Heide, Wulfs Heide) erinnern. Nach den gesetzlichen Gemeinheitsteilungen (1821) kam es ab der 2. Hälfte des 19. Jhdts. hier zu großflächigen Heideaufforstungen mit Kiefer und zu Grünlandkultivierungen. Beginnend in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, ist eine zunehmende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung der offenen Kulturlandschaft zu vermerken. Insbesondere die Auswirkungen der strukturverbessernden Maßnahmen wie Flurbereinigungen, Meliorationen und großflächige Kultivierungen machten sich zwischen 1900 und 1950 bemerkbar. Um 1950 waren Heideflächen weitgehend verschwunden. Im Zuge einer zweiten Intensivierung in der Landwirtschaft ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Maisanbau als Folge des vermehrten Einsatzes von Mais als Viehfutter auf Kosten der Wiesen- und Weidenutzung stark gesteigert. Bedingt durch eine Zunahme des Freizeitreitsportes innerhalb des Ballungsraumes und unterstützt durch die EG-Agrarstrukturreform nahm ab 1980 auf verbliebenen Grünlandstandorten die Bedeutung der Pensions-Pferdehaltung in der Ballungsrandzone zu.
Die Nordwanderung des Steinkohlen-Bergbaus in den Marler Raum ab ca. 1900, verbunden mit großflächigen Industrie-Ansiedlungen, Siedlungsverdichtung und der Bau von Eisenbahnstrecken, Straßen und der Autobahn A52 haben in den vergangenen Jahrzehnten zu deutlichen Veränderungen der Landschafts-Charakteristik im Osten des Raumes geführt. Bis heute prägt der Steinkohlenbergbau mit den Verbundbergwerken Auguste-Viktoria/Blumenthal und Lippe Teile des Landschaftsraumes. Für 2010 ist die Schließung des Bergwerkes Lippe vorgesehen.
Die Flugsanddecken südlich der Dorstener Talweitung zählen zum Verdichtungsraum des nördlichen Ruhrgebietes.

Landschaftstyp:
 

Verdichtungsraum (60 %), ackergeprägte offene Kulturlandschaft (40 %)

Landschaftsbild:
 

Der Osten des Raumes, bis in den westlichen Teil der Haard hinein greifend, ist heute zum überwiegenden Teil von Zechen-, Industrie- und Siedlungsbereichen der Stadt Marl erfüllt. Nur in der Frentroper Mark sind noch größere Waldflächen mit Kiefern-, Birken- und Eichenwäldern erhalten. Bergsenkungsbereiche mit naturnahen Kleingewässern, Röhrichten und Seggenriedern sowie feuchten Pionierwäldern haben sich an mehreren Stellen gebildet.
Die westlich angrenzenden Bereiche bilden ein schmales Band zwischen Frentrop und Feldhausen und werden zumeist landwirtschaftlich genutzt, als Ackerflächen auf den Geländewellen, teilweise auch als Grünland in den nach Norden zur Lippe führenden Bachtälern. Die Bäche selbst sind zumeist begradigt, teilweise grabenartig ausgebaut. Auf armen Sandböden sind einige Waldreste, zumeist Eichen-Buchenwälder und Birken-Eichenwälder, erhalten. Kulturhistorisch bedeutsam ist Schloss Beck bei Feldhausen sowie ehemalige Herrenhäuser (u.a. Haus Lüttinghoff). Im Westen des Landschaftsraumes prägt der Freizeitpark "Movie World" mit seinem weit über das Ruhrgebiet hinausreichenden Einzugsgebiet durch umfängliche Gebäudekomplexe und Besucher-Großparkplätze das Landschaftsbild.

Historischen Elemente:
 

die gewachsene bäuerliche Besiedlungsstruktur zwischen Frentrop und Feldhausen mit Einzelhöfen mit den zugehörigen verbliebenen Hausgärten, Weideflächen und Tümpeln; Baumreihen, ebenerdige und Wallhecken sowie Reste des historischen Feldwegenetzes; kleinflächig Plaggenesche als Überbleibsel mittelalterlicher Landbewirtschaftung; Haus Beck und Haus Lüttinghoff (ehemals kurkölnische Grenzfeste aus dem 14. Jhdt.)


3 Leitbild, Ziele, Konflikte
Objektkennung:
 

LR-IIIa-084

Konfliktbeschreibung:
 

Aufschüttungen (Bergehalden Brinkfortsheide und Im Hürfeld) in der Marler Heide und bei Hüls; bergbaubedingte Senkungen im Raum Marl (Prognose: bis ca. 8 m); Siedlungserweiterungen v.a. in Stadtrandlagen von Marl; Industrie- und Gewerbegebietserweiterungen im Bereich der Frentroper Mark; Freizeitpark (Filmpark) im Norden von Feldhausen mit zugehörigen Großparkplätzen; individual-verkehrstechnische Norderschließung des Filmparkgeländes

Leitbild:
 

Die Freiräume im Süden und Westen des Landschaftsraumes Flugsanddecken südlich der Dorstener Talweitung sind als Regionale Grünzüge sowohl in West-Ost-Ausrichtung als auch als Teil der Verbindung zwischen Lippe- und Emscherraum erhalten und planerisch vor Inanspruchnahme durch weitere Siedlungs- und Gewerbebereiche gesichert. Die Inanspruchnahme durch Siedlungs-, Gewerbe- und Industriebereiche konnte insgesamt deutlich reduziert werden, auch durch vorrangige Nachnutzung von Gewerbe- und Industriebrachen unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Erfordernisse. Eine klare Trennung der Siedlungsbereiche ist erkennbar. Der urban-industrielle Verdichtungsraum wird von einem Biotopnetz durchzogen, das sich aus naturbetonten Biotopen, Elementen der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft sowie urban-industriellen Elementen - zu wichtigen Sekundärlebensräumen entwickelt durch gezielte Rekultivierung oder natürliche Sukzession - zusammensetzt. Forst- und landwirtschaftlich geprägte Bereiche zeichnen sich durch eine nachhaltige Nutzung aus. Die Flächen sind für die landschaftsbezogene Erholung zugänglich. Im Bereich des Waldvermehrungskorridors Recklinghausen-Marl-Dorsten konnte eine Zunahme des Waldflächenanteils erreicht werden. Die zur Lippe fließenden Bachsysteme sind im Außenbereich als naturnahe Bäche entwickelt und innerhalb der Siedlungsbereiche als durchgehende Fließgewässer erlebbar.

Ziel-Massnahmen:
 

Reduzierung des Freiraumverbrauchs durch Nachnutzung von Brachflächen als neue Gewerbe- und Industriestandorte sowie als Wohnquartiere ("Nachnutzung vor Neuverbrauch") unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Erfordernisse, vor allem unter dem Gesichtspunkt der vorgesehenen Schließung des Bergwerkes Lippe in 2010;
Erhaltung, Entwicklung und Sicherung
- von Freiraumkorridoren aus Gründen des Klimaausgleichs, für die naturgebundene Erholung und den Biotopverbund u.a. durch planerische Sicherung der aus dem Ballungsraum von der Emscher bis an die Lippe zu führenden Regionalen Grünzüge und der Verbundkorridore, durch Rekultivierung der Halden, Industrie- und Verkehrsbrachen sowie natürliche Sukzession in Bergsenkungsbereichen, durch Erhaltung und Förderung struktur- und altholzreicher Parks, Friedhöfe und Gärten und durch Siedlungsrandgestaltung und feste Grenzziehung im Westen von Marl;
- naturnaher Wälder mit bodenständiger Laubholzbestockung durch naturnahe Waldbewirtschaftung und Entwicklung von Alt- und Totholzanteilen;
- der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft durch nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung und Maßnahmen zum Schutz für erosionsgefährdete Sandböden;
Erhalt von Alleen, Feldgehölzen, Baumreihen und Hecken;
Umbau der begradigten bzw. kanalisierten Bäche zu Fließgewässern naturbetonter Ausprägung.



4 Naturausstattung
Objektkennung:
 

LR-IIIa-084

Gesteine:
 

(holozäne und jungpleistozäne Bachablagerungen)

Hauptbodentyp:
 

(teilweise Pseudogley-Podsol und Braunerde-Podsol) / (teilweise Podsol-Gley)

Bodentypische Besonderheiten:
 

Bodenarchiv: kleinflächig Plaggenesche; kleinflächig nordöstlich Feldhausen Podsol-Braunerden aus oberflächennahen Sanden der Oberkreide (Halterner Sand); schutzwürdig aus Gründen der Biotopentwicklung: Podsole und Braunerde-Podsole (schutzwürdige tiefgründige Sandböden); Niedermoorböden in den Bachauen; kleinflächig Pseudogleye (schutzwürdige Staunässeböden) und Gleye (schutzwürdige Grundwasserböden)

Klima:
 

ozeanisch; mittlerer Jahres-Niederschlag um 750 mm , Niederschlags-Maximum im Juli/August, mittlere Jahrestemperatur 9 bis 9,5 Grad C

Relief:
 

flachwellig

ökologische Ressourcen:
 

Land- und Forstwirtschaft; Naherholungsraum für das Ruhrgebiet (Frentroper Mark und Gebiet westlich von Frentrop)

ökonomische Ressourcen:
 

Grundwasserreservoir (Westlicher Gebietsteil); Abbaufelder Steinkohle (Verbundbergwerke Lippe [voraussichtlich bis 2010] und Auguste Victoria/Blumenthal)


5 Biotope, Leitarten
Objektkennung:
 

LR-IIIa-084


Potentielle natürliche Vegetation:
 

, (Wienbachaue)


6 Verwaltungstechnische Informationen
Objektkennung:
 

LR-IIIa-084

Objektbezeichnung:
 

Flugsanddecken suedlich der Dorstener Talweitung

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

3.679,7127

Höhe über NN (height above sea level):
 

min. 39 m, max. 61 m


Gebietskoordinate (x-, y-coordinate):
 

R: 2565515 / H: 5721130


Projektbezug:
 

WV-Nr. 32-537.10-2232 Überarbeitung Landschaftsräume

Literatur:
 

Burggraaff, 2000 (Fachgutachten zur Kulturlandschaftspflege in NRW; Siedlung und Landschaft in Westfalen Bd. 27) / von Kürten, 1977 (Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 95/96 Kleve/Wesel, Geographische Landesaufnahme 1:200000) / Burrichter, 1973 (Die pot. nat. Vegetation in der Westfäl. Bucht; Siedlung und Landschaft in Westfalen Bd. 8)

Bearbeitung:
 

Kartier-, Planungsbüro:
 

Luwe

 

Datum: 13.11.2004, Datenerfassung, Digitalisierung