1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

LR-IIIa-045

Landschaftsraumbezeichnung:
 

Merfelder Flachruecken

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

5.373,6709


Landschaftsraumbeschreibung:
 

Der Merfelder Flachruecken stellt den Uebergangsbereich zwischen der feuchten Merfelder Niederung im Suedwesten und des trockenen Duelmener Rueckens im Nordosten dar. Die ansteigende Ebene wird von mehreren 10 bis 30 m ueber die Umgebung aufragenden Bergkuppen reliefiert, von denen der Huensberg mit 106 m der Hoechste ist.
Der geologische Untergrund des Gebietes wird von den Halterner Sanden dominiert, die in Teilbereichen von geringmaechtigen quartaeren Decken aus Schmelzwasser- und Flugsanden sowie Grundmoraenenschichten und Fließerden bedeckt sind. Wie in den angrenzenden Landschaftsraeumen (Borkenberge, Merfelder Niederung) sind auch hier die Halterner Sande mit Brauneisenschwarten verfestigt.
Als Bodentyp ist der Podsol weit verbreitet. In den feuchten grundwassernahen Bachniederungen haben sich Gleye entwickelt, auf anstehendem Grundwasser hat sich kleinteilig Anmoorgley als Standorte fuer Niedermoore gebildet.
Auf den hoeher gelegenen Terrassensanden steht als natuerliche Waldgesellschaft trockener Buchen-Eichenwald, auf naehrstoffarmen und sandigeren Gebieten mit Schmelzwassersanden und Flugsanden wird er durch trockene Birken-Eichenwaelder ersetzt. In den zahlreichen Bachauen stellen Erlen-Eichen-Birkenwaelder die potentielle natuerliche Vegetation dar.
Der Flachruecken wird von Roettgen-, Kottenbrooks- und Kannebrooksbach in die Merfelder Niederung entwaessert und ist von einigen kleinen Stillgewaessern und groeßeren durch Sandabgrabung entstandenen Baggerseen durchsetzt.


2 Landschaftsentwicklung, Landschaftsbild
Objektkennung:
 

LR-IIIa-045

Naturräumliche Zuordnung:
 

544 - Westmünsterland

Landschaftsentwicklung:
 

Der Merfelder Flachruecken spiegelt die fuer das Westmuensterland typische Landschaftsentwicklung wider: die bis vor etwa 200 Jahren andauernde intensive Markennutzung durch Waldweide und Streugewinnung fuehrte zu einer zunehmenden Devastierung der Landschaft, die in ausgedehnte Heidegebiete in der Mitte des 19. Jahrhunderts muendete. Umfangreiche Aufforstungsmaßnahmen - ueberwiegend mit Kiefernmonokulturen - fuehrten zu einer betraechtlichen Ausdehnung der Waldgebiete.
Die Waldanteile sind im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft leicht auf zurueckgegangen, nehmen aber im Vergleich zu den umliegenden Landschaftsraeumen einen relativ großen Flaechenanteil von fast 30 % ein. Die groeßeren Waldgebiete sind ueberwiegend mit Kiefern bestockt und sind nur in Abschnitten mit bodenstaendigen Laubhoelzern durchsetzt. Die potentielle natuerliche Vegetation spiegelt sich zudem in kleinen verstreuten Restlaubwaldflaechen und in alten Gehoelzen wider.
Die Ackerflaechen sind auf Kosten der Gruenlandflaechen (12%) und Heidegebiete heute bis auf die Haelfte der Gesamtflaeche gewachsen. Biotope der naehrstoffarmen Sande wie Sandmagerrasen, Feuchtheide- und Besenheideflaechen sind in dem Landschaftsraum haeufig anzutreffen, allerdings sind die Vorkommen ueberwiegend auf Restflaechen beschraenkt und haeufig stark beeintraechtigt. Beispiele hierfuer sind die ueberwiegend vergrasten Feuchtheideflaechen des Hohen Venn oder die ehemals ausgedehnten, aber heute nur noch als Relikte vorhandenen Heidekrautflaechen auf dem Huensberg. Hervorzuheben sind einige naehrstoffarme Gewaesser, insbesondere der unter Naturschutz gestellte Heidesee im Norden des Landschaftsraumes.
Der Merfelder Flachruecken weist noch zahlreiche Elemente der historischen Landschaft des Sandmuensterlandes auf. Einige zum Teil gut strukturierte Gruenlandflaechen mit Landschaftsstrukturen der Parklandschaft finden sich in den zahlreichen Bachniederungen. In den Niederungen des Kottenbrooks- und des Franzosenbaches sind noch ausgedehnte Feuchtgruenlandflaechen mit naturnahen Bachlaeufen, gut erhaltenen Quellbiotopen, Kleingewaessern und Erlenbruchwaeldern erhalten. Der alte Steveder Kreuzweg ist mit seinen hallenfoermigen vorwiegend aus Buchen aufgebauten Gehoelzbestand, den zahlreichen Wallhecken und Baeumen mit haeufig bizarren Formen und staerkerer Kallusbildung sowohl kulturhistorisch als auch oekologisch wertvoll. Im Westen von Duelmen liegt der "Wildpark", ein großflaechiger parkartiger Waldkomplex, der teilweise mit wertvollen Gruenlandflaechen durchsetzt ist (Feucht- und Nassgruenland, Magerrasen) aber auch stark von Erholungssuchenden genutzt wird.
Der Merfelder Flachruecken ist verhaeltnismaeßig duenn besiedelt und weist neben den Doerfern Merfeld und Lette einige Einzelhoefe und baeuerliche Siedlungen auf. Der Raum wird von mehreren Landstrassen, einer Bahntrasse und der Autobahn A 43 durchquert. Er wird in N-S-Richtung von der K 54/L 554 erschlossen. Der Anteil an Freiflaechen betraegt ueber 90 %, was einem typischen Wert fuer das Muensterland entspricht.

Landschaftstyp:
 

Offene Kulturlandschaft

Landschaftsbild:
 

Der Merfelder Flachruecken ist - insbesondere im Vergleich mit der im Nordosten angrenzenden Duelmener Sandplatte - ein Landschaftsraum mit einer hohen Erholungsfunktion. Das zur Merfelder Niederung hin abfallende Relief ist durch einige herausragende Bergkuppen strukturiert; der Huensberg bietet mit 106 m und somit hoechste Erhebung des Westmuensterlandes einen schoenen Ausblick in die umliegende Landschaft. Einige auch groeßere Waldflaechen, die zum Teil intensiv als Erholungsgebiete genutzt werden wech-seln sich mit durch Hecken und Gehoelze gegliedertes Gruenland, Feuchtwaeldchen, Teiche und zum Teil noch naturnah ausgebildeten Baechen ab. Kleinere Relikte der ehemals weit verbreiteten Heideflaechen sind heute noch erhalten und vermitteln einen Eindruck ueber das ehemalige Landschaftsbild dieses Raumes. Zahlreiche Wallhecken, alte Obstwiesen und Kopfbaeume als historische Zeugen der Kulturlandschaft bereichern das Bild. Mehrere alte Waelle und Landwehre sind zudem als alte Befestigungsanlagen erhalten.
Der Wildpark bei Duelmen ist ein großflaechiger alter historischer Landschaftspark im Stil einer englischen Parklandschaft, die großflaechigen Waldkomplexe mit hohem Altholzanteil und alte Magergruenlandflaechen sind oekologisch bedeutsam und zudem mit seinen zahlreichen Wegen ein sehr attraktives Erholungsziel. Die große Bedeutung des Landschaftsraumes fuer Erholungssuchende spiegelt sich in zahlreichen Campingplaetzen, Gasthoefen, Schutzhuetten und Wanderparkplaetzen wider, die sich vor allem um Merfeld, Lette und dem Huensberg konzentrieren. Das Gebiet wird von einigen Wanderwegen und Radwanderwegen durchzogen. Der Landschaftsraum enthält lärmarme Erholungsräume mit unterschiedlichen Lärmwerten.

Historischen Elemente:
 

Heide, Steveder Kreuzweg, Kopfbaeume, Wallhecken, Wildpark


3 Leitbild, Ziele, Konflikte
Objektkennung:
 

LR-IIIa-045

Konfliktbeschreibung:
 

- weitere Degradierung und Verlust der Heide- und Sandtrockenrasenflaechen durch starke Freizeitnutzung (Trittschaden), unerwuenschte Sukzession, Eutrophierung,
- Gefaehrdung der Stillgewaesser durch weiteren Abbau von Sand und Kies, unsachgemaeße Rekultivierung, intensive Freizeitnutzung, Fischerei
- Abbau von Sand und Kies
- Weiterer Gewaesserausbau und -unterhaltung, Gewaesserbegradigung
- Weitere Absenkung des Grundwasserspiegels
- Aufforstung mit bodenfremden Gehoelzen

Leitbild:
 

Der Merfelder Flachruecken ist ein laendlich gepraegter Raum mit einer sehr hohen Strukturvielfalt. Groeßere und kleinere Waldflaechen wechseln sich mit von Hecken, Feldgehoelzen und Wallhecken umfriedeten Gruenland- und Ackerflaechen ab und bilden mit weiteren kulturlandschaftlich wertvollen Elementen wie alten Obstwiesen, Kopfbaeumen und Alleen eine gut vernetzte Landschaft mit vielen Trittsteinbiotopen. Der Wildpark bei Duelmen ist aufgrund seiner Flaechengroeße und der sehr hohen strukturellen Vielfalt mit wertvollen Gruenlandflaechen und Althoelzern ein wichtiges Biotop u.a. fuer RL-Saeugetiere, Libellen, Amphibien und seltene Pflanzenarten. Zusammen mit dem Bruch- und Auwald des Franzosenbaches mit seiner großen Bedeutung fuer Wasserinsekten, Wasservoegel und Amphibien gehoeren die Waelder zum Waldbiotopschutzprogramm NRW. Die zahlreichen Fließgewaesser weisen eine wichtige Vernetzungsfunktion auf.

Ziel-Massnahmen:
 

Erhalt und Entwicklung hochgradig gefaehrdeter Pflanzengesellschaften des oligotrophen Standortes und Gewaesser
· Erhalt der Landschaftsstrukturen
· Vegetationskontrolle, Entfernung von Gehoelzen, keine Aufforstung
· Beschraenkung der Nutzung (Freizeit, Jagd, Fischerei)
· Vermeidung der Eutrophierung

Erhaltung und Entwicklung trockener Heiden, Wacholderbestaenden und Sandtrockenrasen mit ihrem typischen Kleinrelief
- Extensive Beweidung (Schafe)
- Abschnittsweise Plaggenhieb zur Regeneration ueberalterter Bestaende
- Verminderung von Naehrstoff- und Schadstoffeintraegen durch Einrichtung ausrei-chend großer Pufferzonen
- Einschraenkung der Freizeitnutzung auf ein vertraegliches Maß

Erhalt und Entwicklung von naturnahen Laubwaeldern mit hoher Strukturvielfalt:
- Erhalt der bodenstaendigen Laubbaeume
- Erhoehung des Anteils bodenstaendiger Laubbaeume
- Beschraenkung der Wilddichte
- Erhalt von Alt- und Totholzbestaenden
- Entwicklung eines Waldmantels
- Beschraenkung der Freizeitaktivitaeten

Erhaltung und Entwicklung von Fließgewaessern:
- Anlage von Uferrandstreifen
- Verbesserung der Wasserqualitaet
- Naturnahe Uferrandgestaltung



4 Naturausstattung
Objektkennung:
 

LR-IIIa-045

Gesteine:
 

Flugsand / Grundmoräne

Hauptbodentyp:
 

Podsol (sandig, tonig,) / Gley (schluffig)

Geologische Besonderheiten:
 

Duene, Brauneisenschwarte
Fließerde

Bodentypische Besonderheiten:
 

Anmoorgley

Klima:
 

atlantisch gepraegtes Klima,
durchschnittl. Lufttemperatur Januar 1,5°,
durchschnittliche Lufttemperatuar Juli: 17,5 °

Relief:
 

Ansteigende Ebene, von mehreren 10 bis 30 m ueber Umgebung aufragenden Bergkuppen reliefiert

ökonomische Ressourcen:
 

Sand


5 Biotope, Leitarten
Objektkennung:
 

LR-IIIa-045


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Betulo-Quercetum roboris , Birken-Eichenwald
Periclymeno-Fagetum , Eichen-Buchenwald

Lebensraumtypen - Biotoptypen:
 

ohne Lebensraumtyp
 

Biotoptyp: Feuchtheide (DB0) (Glockenheide)

 

Biotoptyp: Kleinseggenried, Binsensumpf (CC0) (Schnabelriedgras)


6 Verwaltungstechnische Informationen
Objektkennung:
 

LR-IIIa-045

Objektbezeichnung:
 

Merfelder Flachruecken

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

5.373,6709

Höhe über NN (height above sea level):
 

min. 49 m, max. 106 m


Gebietskoordinate (x-, y-coordinate):
 

R: 2573869 / H: 5752890


Hinweis:
 

Erstaufnahme (2000) / Fortschreibung (2005)

Bearbeitung:
 

Kartier-, Planungsbüro:
 

Landschaft und Siedlung (S. Erdmann)

Allgemeine Bemerkungen:
 

ARBEITSPLANUNG:
Fachbeitrag des Naturschutzes und der Landschaftspflegefuer den Kreis Coesfeld