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Der Selfkant ist der suedwestliche Teil des Niederrheinischen Tief- landes (Terrassenlandschaft auf basenreichen Substraten). Die Ein- heit umfasst die (sand-)loessbedeckte Haupttterrassenebene (Self- kant-Terrassenplatte) und die sie umgebenden Bruch- und Flussnie- derungen. Im Westen, Nordwesten und Suedwesten grenzt die Einheit an die Niederlande, im Nordosten an die Schwalm-Nette-Platte (571) und im Osten sowie Suedosten an die Juelicher Boerde (554). Das Gebiet bei Schwalbruch (nach Karte Einheit 571, nach Beschreibung Untereinheit 570.1) und oestlich Sittard (loessbedeckte Hauptter- rasse, nach Karte Teil der Einheit 554) werden hier jeweils mit zum Selfkant gerechnet. Generell besitzt der von Sandloess und Loess bedeckte Selfkant mehr Anklaenge an die Loesslandschaften der Niederrheinischen Bucht (Einheiten 55) als an das Niederrhei- nische Tiefland (Einheiten 57). Den geologischen Untergrund bilden fluviatile Sande und in Seen bzw. Lagunen abgesetzte Tone des Pliozaens (juengster Abschnitt des Tertiaers). Sie werden ueberlagert von den hauptsaechlich aus Kiesen bestehenden fluviatilen Bildungen der Aelteren und Juenge- ren- Hauptterrasse, die gemeinsam von Maas und Rhein im Altpleis- tozaen aufgeschuettet wurden. Innerhalb der Hauptterrassen-Sedi- mente wechseln Schotter (z.T. mit grossen Driftbloecken), Fein- bis Grobkiese und groebere Sande (kaltzeitliche Bildungen) mit mehr feinersandigen, schluffigen bis tonigen warmzeitlichen Sedi- menten ab. Im Rurtal bei Wassenberg sowie am Rande des Maastales bei Schwalbruch sind Reste der mittelpleistozaenen (saale- eiszeit- lichen) Unteren Mittelterrasse (Sand, Kies) erhalten. Waehrend der jungpleistozaenen Weichsel-Kaltzeit entstanden in den Fluss- und groesseren Bachtaelern Niederterrassen (Schluff, Sand, Kies). Zeitgleich entstanden die hier weitverbreiteten aeolischen Sedimente. Unter kalt-trockenem Klima wurde Sand und Staub vom Wind ausgeblasen und an anderer Stelle wiederabgelagert. Hierbei zeigt sich eine deutliche Zonierung nach der Korngroessse. Die groeberen Flugsande und Duenen finden sich bevorzugt am Nord- u. Suedrande der Hauptterrassenplatte, waehrend das feinere Staubsediment Loess besonders im oestlichen Zentralbereich auftritt. Die groesste Ver- breitung hat jedoch die Zwischenform des Sandloesses, ein schluffi- ger Feinsand. Im Holozaen bildeten sich in den Flusstaelern Auensande (bes. Wurm- tal) und Auenlehme. Letztere bedecken im Rurtal die Niederterrasse als bis zu 2 m maechtige Hochflutlehme. Im Auenbereich des Rode- baches (Gangelter Bruch) und des Saeffeler Baches entstanden (bevor- zugt in Altwasserschlenken) Niedermoore. Kernbereich der Einheit ist die Selfkant-Terrassenplatte. Diese nur sehr leicht von Sued (Hoehe max. 115 m) nach Norden hin auf ca. 50m Hoehe abfallende Terrassenebene wird i.w. von Sandloess und Loess ueberdeckt, wodurch bestehende Niveauunterschiede weitgehend ausge- glichen sind. Morphologiebelebend wirken sich nur die vorhandenen Bachtaeler aus, worunter das ehemals von Niedermooren erfuellte, asymmetrisch gestaltete Saeffeler Bachtal das bedeutendste ist. Aufgrund eines tiefliegenden Grundwasserspiegels liegen einige der flachmuldigen Nebentaelchen trocken. Ebenfalls morphologiebelebend wirken sich im Norden (bes. bei Waldfeucht) die Flugsand- und Due- nenfelder der Niederlaendischen Grenzheide aus. Zum Rur-, Wurm so- wie Maas- und Rodebachtal faellt die Terrassenplatte teilweise steil (im Norden und Osten um bis zu 15 m) hin ab. Im Westen leitet die Rodebachniederung und das Schalbruch zum be- nachbarten Maastal ueber. Nach Osten verbreitert sich die Rodebach- niederung zum bis zu 1 km breiten Gangelter Bruch, ein ehemaliges Sumpf- und Niedermoorgebiet (durch Melioration heute weitgehend entwaessert). Suedlich des Bruches liegt die Teveren(-er)-Heerle- ner Heide. Sie wird gepraegt von Duenenbildungen, aber auch durch ehemalige grosse Abgrabungs- und Rekultivierungsflaechen im Sued- teil der Untereinheit. Im Osten grenzt die Selfkant-Terrassenplatte an die Heinsberger Ruraue. Diese 3- 5 km breite, mit der Niederterrasse weitgehend identische Niederung wird von der Rur, der Wurm und dem Erlenbach durchflossen. Die in den 60-er Jahren noch stark maeandrierende Rur ist mittlerweile begradigt und besitzt nur noch schwache Win- dungen und zahlreiche Altwasser bzw. -laeufe. Das gleiche gilt fuer Wurm und Erlenbach (Teichbach). Insgesamt wird der Niederungs- bereich durch einige hoeherliegende Niederterrassen- bzw. zwischen den holozaenen Flusslaeufen gelegenen Auenlehmplatten gegliedert. Im Osten schliessen sich um 2-3 m hoeherliegende Terrassenflaechen an. Sie gehoeren vermutlich der Oberen Niederterrasse, hauptsaech- lich aber der Unteren Mittelterrasse an. Gegenueber der oestlich angrenzenden Hauptterrasse bilden sie eine deutliche, teilweise ueberpraegte, 15 - 20 m hohe Gelaendestufe (Terrassenhang). Im Norden werden diese aelteren Terrassenflaechen teilweise von Flug- sand ueberdeckt. Typische Bodenbildungen der Selfkant-Terrassenplatte sind Parabraun- erde und Pseudogley-Parabraunerde aus Sandloess und Loess, klein- flaechiger auch Braunerden (z.T. pseudpvergleyt oder vergleyt). Oertlich (bei schwach muldigen Lagen) treten auch grossflaechiger Stauwasserboeden (Pseudogleye) auf. Die innerhalb der Terrassen- platte gelegenen, grundwasserfernen Trockentaelchen sind mit Kol- luvien gefuellt. Fuer die Duenenlandschaft der Teverener Heide sind podsolidierte Boeden (Podsol-Ranker bis Gley-Podsol) charakteristisch. Podsol- Boeden treten auch im Norden (Niederlaendische Grenzheide sowie noerdlich Wassenberg) ueber Flugsanden, als auch oestlich Selfkant- Tueddern (ueber Hauptterrassen-Sanden u. -kiesen) auf. Im Rur- und Wurmtal sind Braune Auenboeden weit verbreitet. Sie sind stellenweise pseudovergleyt bzw. gehen in Gleye ueber. Die aus der Rurniederung herausragenden Niederterrassenreste und hoehergelegenen Auenlehmplatten tragen Braunerde-Boeden (teilw. pseudovergleyt) bzw. bei maechtiger Auenlehmauflage Gley-Parabraun- erde. Nicht mehr von Rur durchflossenen Auenbereiche (Rurbegradi- gung) sind durch Rohauenboeden charakterisiert, grosse Auenbereiche sind jedoch auch kuenstlich veraendert. Kleinflaechig finden sich am Rande der Rur- bzw. Wurm-Niederung kleine, ehemalige Niedermoor- bereiche (durch Grundwasserabsenkung entwaessert). Aehnlichen Ver- aenderungen (Melioration) unterlagen die Bruch- und Niedermoorge- biete im Rodebachtal (u.a. Gangelter Bruch) sowie im Saeffeler Bach- tal und bei Schalbruch. Ansonsten sind fuer die Nebenbaeche Gleye typisch. Die oestlich an die Rurniederung anschliessenden Nieder- und Mittelterrassenflaechen tragen Braunerden. Die natuerliche potentielle Vegetation der Selfkant-Terrassenplat- te ist der Flattergras-Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchen- wald). Im Bereich der Rurniederung kommt der Eichen-Ulmenwald westdeutscher und niederlaendischer Flusstaeler (stellenweise Silberweidenwald) -, im Wurmtal und auf grundwasserferner Auen- lehm- bzw. Niederterrassenplatten der Rurniederung sowie im Ober- lauf des Saeffeler Bachtales der Artenreiche Sternmieren-Stiel- eichen-Hainbuchenwald, im Rodebachtal (Gangelter Bruch) der Trau- benkirschen-Erlen-Eschenwald (stellenweise Erlenbruchwald und Eichen-Hainbuchenwald) vor. Ueber Flugsanden bzw. Duenen stockt, je nach Grundwasserlage, der Feuchte oder Trockene Eichen-Buchenwald bzw. der Trockene Eichen-Birkenwald (stellenweise mit Eichen-Buchenwald). Die loess- und sandloessueberdeckte Selfkant-Terrassenplatte wird intensiv landwirtschaftlich (Ackerbau) -, die groesseren Talniede- rungen als Gruenland genutzt. Das groesste Waldgebiet ist die Teve- rener Heide. Die ehemalige Heidelandschaft (Allmende-Weidewirt- schaft) ist heute mit Kiefern aufgeforstet. Auch die uebrigen Flugsandgebiete liegen meist unter Wald (Ophovener- u. Effelder Wald), ansonsten sind kleine Waeldchen auf Staunaesseboeden oder auf Nebentaeler beschraenkt. Zwei groessere Waldgebiete zwischen Gangelt und Selfkant werden als Park (Safariland) bzw. als Hoch- wildgehege genutzt. Groesste Ortschaft ist die Kreisstadt Heinsberg. Die anderen groes- seren Orte liegen ueblicherweise laengs der Talniederungen, ausser- halb davon sind meist Strassendoerfer entwickelt. Groessere Bedeutung hat die Gewinnung von Niederterrassensanden und - kiesen im Bereich der Rur-Niederung (zahlreiche durch Nassabgra- bung entstandene Gewaesser sind vorhanden). Der ehmalige Abbau von pliozaenen Sanden und Tonen im Sueden der Teverener Heide ist mitt- lererweile eingestellt, grosse Flaechen sind dort rekultiviert. Westlich Hueckelhoven liegen im Rurtal Abraumhalden und Schlamm- teiche des dortigen ehemaligen Steinkohlebergbaus.
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