1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

NR-570

Naturräumliche Zuordnung:
 

570 - Selfkant

Untereinheit:
 

570.3 Teveren-Heerlener Heide
570.0 Selfkant Terrassenplatte
570.1 Rodebachniederung und Schalbruch
570.2 Untere Rurebene
570.4 Gangelter Bruch

Verwaltungsgebiet (District):
 

Regierungsbezirk: Koeln
 

Kreis: Heinsberg (Nuts-Code: DEA29)

 

Gemeinde: Gangelt

 

Gemeinde: Hückelhoven

 

Gemeinde: Waldfeucht

 

Gemeinde: Geilenkirchen

 

Gemeinde: Selfkant

 

Gemeinde: Wassenberg

 

Gemeinde: Heinsberg

 

Gemeinde: Uebach-Palenberg

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

32.133,4566

Objektbeschreibung (Object description):
 

Der Selfkant ist der suedwestliche Teil des Niederrheinischen Tief-
landes (Terrassenlandschaft auf basenreichen Substraten). Die Ein-
heit umfasst die (sand-)loessbedeckte Haupttterrassenebene (Self-
kant-Terrassenplatte) und die sie umgebenden Bruch- und Flussnie-
derungen. Im Westen, Nordwesten und Suedwesten grenzt die Einheit
an die Niederlande, im Nordosten an die Schwalm-Nette-Platte (571)
und im Osten sowie Suedosten an die Juelicher Boerde (554). Das
Gebiet bei Schwalbruch (nach Karte Einheit 571, nach Beschreibung
Untereinheit 570.1) und oestlich Sittard (loessbedeckte Hauptter-
rasse, nach Karte Teil der Einheit 554) werden hier jeweils mit
zum Selfkant gerechnet. Generell besitzt der von Sandloess und
Loess bedeckte Selfkant mehr Anklaenge an die Loesslandschaften
der Niederrheinischen Bucht (Einheiten 55) als an das Niederrhei-
nische Tiefland (Einheiten 57).
Den geologischen Untergrund bilden fluviatile Sande und in Seen
bzw. Lagunen abgesetzte Tone des Pliozaens (juengster Abschnitt
des Tertiaers). Sie werden ueberlagert von den hauptsaechlich aus
Kiesen bestehenden fluviatilen Bildungen der Aelteren und Juenge-
ren- Hauptterrasse, die gemeinsam von Maas und Rhein im Altpleis-
tozaen aufgeschuettet wurden. Innerhalb der Hauptterrassen-Sedi-
mente wechseln Schotter (z.T. mit grossen Driftbloecken), Fein-
bis Grobkiese und groebere Sande (kaltzeitliche Bildungen) mit
mehr feinersandigen, schluffigen bis tonigen warmzeitlichen Sedi-
menten ab. Im Rurtal bei Wassenberg sowie am Rande des Maastales
bei Schwalbruch sind Reste der mittelpleistozaenen (saale- eiszeit-
lichen) Unteren Mittelterrasse (Sand, Kies) erhalten.
Waehrend der jungpleistozaenen Weichsel-Kaltzeit entstanden in den
Fluss- und groesseren Bachtaelern Niederterrassen (Schluff, Sand,
Kies). Zeitgleich entstanden die hier weitverbreiteten aeolischen
Sedimente. Unter kalt-trockenem Klima wurde Sand und Staub vom Wind
ausgeblasen und an anderer Stelle wiederabgelagert. Hierbei zeigt
sich eine deutliche Zonierung nach der Korngroessse. Die groeberen
Flugsande und Duenen finden sich bevorzugt am Nord- u. Suedrande
der Hauptterrassenplatte, waehrend das feinere Staubsediment Loess
besonders im oestlichen Zentralbereich auftritt. Die groesste Ver-
breitung hat jedoch die Zwischenform des Sandloesses, ein schluffi-
ger Feinsand.
Im Holozaen bildeten sich in den Flusstaelern Auensande (bes. Wurm-
tal) und Auenlehme. Letztere bedecken im Rurtal die Niederterrasse
als bis zu 2 m maechtige Hochflutlehme. Im Auenbereich des Rode-
baches (Gangelter Bruch) und des Saeffeler Baches entstanden (bevor-
zugt in Altwasserschlenken) Niedermoore.
Kernbereich der Einheit ist die Selfkant-Terrassenplatte. Diese nur
sehr leicht von Sued (Hoehe max. 115 m) nach Norden hin auf ca. 50m
Hoehe abfallende Terrassenebene wird i.w. von Sandloess und Loess
ueberdeckt, wodurch bestehende Niveauunterschiede weitgehend ausge-
glichen sind. Morphologiebelebend wirken sich nur die vorhandenen
Bachtaeler aus, worunter das ehemals von Niedermooren erfuellte,
asymmetrisch gestaltete Saeffeler Bachtal das bedeutendste ist.
Aufgrund eines tiefliegenden Grundwasserspiegels liegen einige der
flachmuldigen Nebentaelchen trocken. Ebenfalls morphologiebelebend
wirken sich im Norden (bes. bei Waldfeucht) die Flugsand- und Due-
nenfelder der Niederlaendischen Grenzheide aus. Zum Rur-, Wurm so-
wie Maas- und Rodebachtal faellt die Terrassenplatte teilweise steil
(im Norden und Osten um bis zu 15 m) hin ab.
Im Westen leitet die Rodebachniederung und das Schalbruch zum be-
nachbarten Maastal ueber. Nach Osten verbreitert sich die Rodebach-
niederung zum bis zu 1 km breiten Gangelter Bruch, ein ehemaliges
Sumpf- und Niedermoorgebiet (durch Melioration heute weitgehend
entwaessert). Suedlich des Bruches liegt die Teveren(-er)-Heerle-
ner Heide. Sie wird gepraegt von Duenenbildungen, aber auch durch
ehemalige grosse Abgrabungs- und Rekultivierungsflaechen im Sued-
teil der Untereinheit.
Im Osten grenzt die Selfkant-Terrassenplatte an die Heinsberger
Ruraue. Diese 3- 5 km breite, mit der Niederterrasse weitgehend
identische Niederung wird von der Rur, der Wurm und dem Erlenbach
durchflossen. Die in den 60-er Jahren noch stark maeandrierende
Rur ist mittlerweile begradigt und besitzt nur noch schwache Win-
dungen und zahlreiche Altwasser bzw. -laeufe. Das gleiche gilt
fuer Wurm und Erlenbach (Teichbach). Insgesamt wird der Niederungs-
bereich durch einige hoeherliegende Niederterrassen- bzw. zwischen
den holozaenen Flusslaeufen gelegenen Auenlehmplatten gegliedert.
Im Osten schliessen sich um 2-3 m hoeherliegende Terrassenflaechen
an. Sie gehoeren vermutlich der Oberen Niederterrasse, hauptsaech-
lich aber der Unteren Mittelterrasse an. Gegenueber der oestlich
angrenzenden Hauptterrasse bilden sie eine deutliche, teilweise
ueberpraegte, 15 - 20 m hohe Gelaendestufe (Terrassenhang). Im
Norden werden diese aelteren Terrassenflaechen teilweise von Flug-
sand ueberdeckt.
Typische Bodenbildungen der Selfkant-Terrassenplatte sind Parabraun-
erde und Pseudogley-Parabraunerde aus Sandloess und Loess, klein-
flaechiger auch Braunerden (z.T. pseudpvergleyt oder vergleyt).
Oertlich (bei schwach muldigen Lagen) treten auch grossflaechiger
Stauwasserboeden (Pseudogleye) auf. Die innerhalb der Terrassen-
platte gelegenen, grundwasserfernen Trockentaelchen sind mit Kol-
luvien gefuellt.
Fuer die Duenenlandschaft der Teverener Heide sind podsolidierte
Boeden (Podsol-Ranker bis Gley-Podsol) charakteristisch. Podsol-
Boeden treten auch im Norden (Niederlaendische Grenzheide sowie
noerdlich Wassenberg) ueber Flugsanden, als auch oestlich Selfkant-
Tueddern (ueber Hauptterrassen-Sanden u. -kiesen) auf.
Im Rur- und Wurmtal sind Braune Auenboeden weit verbreitet. Sie
sind stellenweise pseudovergleyt bzw. gehen in Gleye ueber. Die
aus der Rurniederung herausragenden Niederterrassenreste und
hoehergelegenen Auenlehmplatten tragen Braunerde-Boeden (teilw.
pseudovergleyt) bzw. bei maechtiger Auenlehmauflage Gley-Parabraun-
erde. Nicht mehr von Rur durchflossenen Auenbereiche (Rurbegradi-
gung) sind durch Rohauenboeden charakterisiert, grosse Auenbereiche
sind jedoch auch kuenstlich veraendert. Kleinflaechig finden sich
am Rande der Rur- bzw. Wurm-Niederung kleine, ehemalige Niedermoor-
bereiche (durch Grundwasserabsenkung entwaessert). Aehnlichen Ver-
aenderungen (Melioration) unterlagen die Bruch- und Niedermoorge-
biete im Rodebachtal (u.a. Gangelter Bruch) sowie im Saeffeler Bach-
tal und bei Schalbruch. Ansonsten sind fuer die Nebenbaeche Gleye
typisch. Die oestlich an die Rurniederung anschliessenden Nieder-
und Mittelterrassenflaechen tragen Braunerden.
Die natuerliche potentielle Vegetation der Selfkant-Terrassenplat-
te ist der Flattergras-Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchen-
wald). Im Bereich der Rurniederung kommt der Eichen-Ulmenwald
westdeutscher und niederlaendischer Flusstaeler (stellenweise
Silberweidenwald) -, im Wurmtal und auf grundwasserferner Auen-
lehm- bzw. Niederterrassenplatten der Rurniederung sowie im Ober-
lauf des Saeffeler Bachtales der Artenreiche Sternmieren-Stiel-
eichen-Hainbuchenwald, im Rodebachtal (Gangelter Bruch) der Trau-
benkirschen-Erlen-Eschenwald (stellenweise Erlenbruchwald und
Eichen-Hainbuchenwald) vor.
Ueber Flugsanden bzw. Duenen stockt, je nach Grundwasserlage,
der Feuchte oder Trockene Eichen-Buchenwald bzw. der Trockene
Eichen-Birkenwald (stellenweise mit Eichen-Buchenwald).
Die loess- und sandloessueberdeckte Selfkant-Terrassenplatte wird
intensiv landwirtschaftlich (Ackerbau) -, die groesseren Talniede-
rungen als Gruenland genutzt. Das groesste Waldgebiet ist die Teve-
rener Heide. Die ehemalige Heidelandschaft (Allmende-Weidewirt-
schaft) ist heute mit Kiefern aufgeforstet. Auch die uebrigen
Flugsandgebiete liegen meist unter Wald (Ophovener- u. Effelder
Wald), ansonsten sind kleine Waeldchen auf Staunaesseboeden oder
auf Nebentaeler beschraenkt. Zwei groessere Waldgebiete zwischen
Gangelt und Selfkant werden als Park (Safariland) bzw. als Hoch-
wildgehege genutzt.
Groesste Ortschaft ist die Kreisstadt Heinsberg. Die anderen groes-
seren Orte liegen ueblicherweise laengs der Talniederungen, ausser-
halb davon sind meist Strassendoerfer entwickelt.
Groessere Bedeutung hat die Gewinnung von Niederterrassensanden und
- kiesen im Bereich der Rur-Niederung (zahlreiche durch Nassabgra-
bung entstandene Gewaesser sind vorhanden). Der ehmalige Abbau von
pliozaenen Sanden und Tonen im Sueden der Teverener Heide ist mitt-
lererweile eingestellt, grosse Flaechen sind dort rekultiviert.
Westlich Hueckelhoven liegen im Rurtal Abraumhalden und Schlamm-
teiche des dortigen ehemaligen Steinkohlebergbaus.


2 Biotoptypen, Vegetation, Schutzziel
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NR-570


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Maianthemo-Fagetum , Flattergras-Buchenwald
Galio odorati-Fagetum , Waldmeister-Buchenwald
Querco-Ulmetum minoris , Steileichen-Ulmenwald
Salicetum albae , Silberweidenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli , Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli stachietosum , Artenreicher Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Pruno padi-Fraxinetum , Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald
Carici elongatae-Alnetum , Walzenseggen-Erlenbruch
Periclymeno-Fagetum molinietosum , Feuchter Eichen-Buchenwald
Periclymeno-Fagetum typicum , Trockener Eichen-Buchenwald
Betulo-Quercetum roboris typicum , Trockener Eichen-Birkenwald

Schutzziel:
 

Arten:
Biotoptypen:
Landschaftstypen:


3 Weitere ökologisch-naturschutzfachliche Informationen
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NR-570

Geologie:
 

Zeitalter Tertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungtertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Quartär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Altpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Mittelpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Holozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum

Geogr. Morph. Eigenheiten:
 

Terrassenfläche / Terrassenhang,-kante / Altarm,-wasser / offene Binnendünen / Sumpf / anthropogene Formen

Gesteine:
 

marine Grünsande / fluviatile Ablagerungen / aeolische Bildungen / Auensedimente / Niedermoorbildungen / klastische Gesteine

Hauptbodentyp:
 

Parabraunerde / Pseudogley-Parabraunerde / Braunerde / Pseudogley-Braunerde / Podsol / Podsol-Ranker / Gley-Podsol / Pseudogley / Nassgley / Anmoorgley / Moorgley / Niedermoor / Brauner Auenboden / Auengley / Auenrohboden / Anthropogen veränderter Boden