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Das Aachener Huegelland zaehlt aufgrund seiner Ueberdeckung mit Kreidesedimenten zu den mesozoischen Berg- und Huegellaender. Die unterschiedlichen Gesteinsausbildungen, ein Sattel- und Muldenbau sowie die tektonische Zerlegung in Graeben und Horste schufen eine abwechslungsreiche Landschaft mit einem Ausraeumkessel, Rumpfflae- chen, Kreide-Huegeln und z.T. breiten Sohlentaelern. Die Einheit grenzt im Norden an die Juelicher Boerde (554) und im Osten sowie Sueden an die Vennfussflaeche (560). Nach Westen setzt sie sich die Einheit auf niederlaendischem Staatsgebiet fort. Als aelteste Gesteine treten innerhalb einer Sattelstruktur im Stadtgebiet von Aachen oberdevone Flaserkalke, Kalkknollenschiefer, Mergelschiefer, Tonschiefer, Sand- u. Kalksandsteine, Knollenkalke und Kalksteinbaenke auf. Ab dem hoechsten Oberdevon kommt es im sog. "Kohlenkalk" zur Bildung kalkig-dolomitischer organogener Sedimente (Biostrome), die erst im unteren Oberkarbon (Namur) von dunklen Ton- steinen und Sandsteinen (z.T. bereits mit ersten Steinkohlefloezen) abgeloest wird. Zum Hangenden (Westfal A, Floezfuehrendes Oberkar- bon) nimmt der Anteil an bauwuerdigen Steinkohlefloezen deutlich zu. Gegen Ende des Westfals (variscische Gebirgsbildung) wurden die palaeozoischen Gesteine verfaltet, in uebergeordnete Sattel- und Muldenstrukturen gelegt und von Stoerungen durchsetzt. Die palaeozoischen Gesteine werden von Sedimenten der Oberkreide ueberdeckt. Sie gehoeren zur Limburger Kreide-Tafel, einem flachen Meeresraum, der einst bis an das Hohe Venn reichte. Die marinen Se- dimente umfassen basal tonig-schluffige Bildungen, zum Hangenden Sande, Gruensande und Kalkgesteine, die haeufig Feuersteine fueh- ren. Im Westteil ist die Kreidedecke noch vollstaendig erhalten, suedlich und oestlich von Aachen hingegen sind sie aufgrund einer Horststruktur z.T. bereits wieder abgetragen. Im Bereich der oestlich angrenzenden Grabenstruktur bei Stolberg finden sich, ebenfalls relikthaft erhalten, marine bis terrestrische Sande und Tone mit Braunkohlefloezen des Tertiaers (Oligozaen-Mio- zaen). Alttertiaere Verwitterungsbildungen auf Kreidesedimente las- sen sich im Aachener Wald feststellen. Gegen Ende des Jungtertiaers begann eine allmaehliche Hebung des Eifelraumes (Ausbildug einer nach Norden gerichteten Abdachung). Als Folge der Hebung schnitten sich die Gewaesser tief in den Unter- grund ein (rueckschreitende, linienhafte Tiefenerosion). Der mehr- fache Wechsel von Warm- und Kaltzeiten fuehrte zur Ausbildung von Flussterrassen (altpeistozaene Hauptterrassenschotter bei Atsch), jungpleistozaene Niederterrassesedimente im Indetal). Zeitgleich zur Bildung der Niederterrasse kam es waehrend der Weichselkalt- zeit zur Ablagerung des Staubsediments Loess. Lokal entstanden im Laufe des Holozaens bei geeignetem Untergrund Niedermoore. Die Stolberger Talung umfasst die eingeschnittenen Sohlentaeler von Inde und Vicht sowie die umgebenden Schiefergebirgsrumpfflaechen ein- schliesslich der reliktartig erhaltenen Decksedimenten (Tone, Sande) des Tertiaers. Die palaeozoischen Gesteine bilden hier eine Mulden- struktur mit floezfuehrendem Oberkarbon im Zentrum. Das Sohlental der Inde folgt in seinem Lauf weitgehend dem variscischen (nordwest-sued- ost-orientierten) Streichen (Laengstalbildung), nur abschnittsweise verlaeuft es senkrecht dazu und folgt entsprechenden Verwerfungsli- nien (Quertalbildung). Das Vichtbachtal ist hingegen weitgehend als Quertal ausgebildet. Im Norden sind die Reliefformen aufgrund erhal- ten gebliebener tertiaerer decksedimente und infolge von Loessauf- wehungen weitaus ausgeglichener. Den Kern des Aachener Kessel, in dessen Zentrum sich die alte Reichs- stadt Aachen befindet, bildet eine Sattelstruktur aus leichter ero- dierbaren Gesteinen des Oberdevons. Dieser Ausraeumkessel wird von Kreidehuegeln umgeben, unter denen der langestreckte Haertlings- ruecken des Lousbergs (264) besonders auffaellig ist. Eine besonde- re Bedeutung fuer die Besiedlung Aachens hatten schwefelhaltige Kochsalzquellen, die zu den heissesten Quellen Europas (bis zu 72 Grad C) gehoeren. Sie sind an zwei Quellinien gebunden, die tief- reichenden Ueberschiebungszonen aufsitzen. Der bis zu 358 m aufragende Aachener Wald besteht ausschliesslich aus Kreideablagerungen sowie alttertiaeren Verwitterungsbildungen im Bereich der hoechsten Plateaus. Die relativ weichen Kreidege- steine (meist wenig verfestigte Sande) sind randlich bereits stark erodiert. Hingegen sind fossile Bodenbildungen auf diesen Sanden (verkieselte Sandsteine, sog. Tertiaerquarzite, - im Aachener Wald als "Zyklopensteine" bezeichnet) von der Erosion verschont geblie- ben und ragen als kleine Haertlingsbloecke hervor. Westlich von Aachen liegt das von Oberkreidekalken bzw. -mergeln aufgebaute Vaalser Huegelland (hoechste Erhebung der Schneeberg mit 257 m). Das vorwiegend flachhaengige, selten steilere Huegel- land liegt zum groessten Teil auf niederlaendischem Gebiet. Die haeufigste Bodenart auf Oberkarbongesteinen (Tonsteinen) ist der Pseudogley, ansonsten wechseln in Hanglagen je nach Gesteins- beschaffenheit podsolige oder pseudovergleyte Braunerden miteinan- der ab. Fuer die unterkarbonen Karbonatgesteine des Kohlenkalks sind ebenfalls Braunerden typisch, jedoch haeufig mit Terra rossa- Relikten (Kalkstein-Rotlehme). Die Loessvorkommen sind durch Para- braunerde bzw. Pseudogley-Parabraunerde charakterisiert. Aus den Oberkreide-Kalke und -kalkmergel entstanden durch Verwitte- rung Rendzina, Braunerde-Rendzina oder Kalkbraunerden. Sie sind ver- breitet im Westen von Aachen, am Lousberg und kleinflaechig im Vaal- ser Huegelland (dort meist tiefgruendigere, lehmig-tonige Kalkbraun- erden vertreten). Im Aachener Wald wechseln Podsole (aus Kreide- Sanden) mit Pseudogley-Braunerden und Braunerden aus umgelagerten Loesslehm bzw. Solifluktionsmaterial. Die alttertiaeren Verwitte- rungsboeden im Kuppenbereich ist meist als sog. "Feuersteinlehm" zu erkennen. In den groesseren Gewaesserauen findet sich der teilweise vergleyte Braune Auenboden, in den uebrigen Taelern kommen Gleye (Braunerde- gley, Nass- bis Anmoorgley) vor. Bei Atsch bildete sich in einer breiten Talniederung ueber wasserstauendem Untergrund ein Nieder- moor (heute dort Grundwasserabsenkungen). Im Stadtbereich von Aachen und im Umkreis von Abgrabungsstaetten (Erz- und Steinkohlebergbau, Kalksteingewinnung) sind viele Boeden kuenstlich veraendert. Groessere Waldgebiete finden sich noch bei Stolberg (Brander Wald, z.T. Truppenuebungsgebiet, Wuerseler Wald und Probsteier Wald). Die groesste Bedeutung hat der Aachener Wald aufgrund seiner Nah- erholungsfunktion. Daneben existieren noch weitere, kleinere Wald- gebiete in Aachen (Lousberg) und westlich der Stadt (Schneeberg). Aufgrund der starken Besiedelung und Industrialisierung treten landwirtschaftliche Nutzflaechen stark zurueck. Ackerflaechen sind die Freiraeume nordwestlich Aachen beschraenkt, ansonsten ist Gruenland verbreitet. Die natuerliche potentielle Vegetation ueber Kalkgesteinen ist der Perlgras-Buchenwald, fuer die haeufig podsolidierten Boeden des Aachener Waldes der Artenarme Hainsimsen-Buchenwald. Ueber mehr klastischen (silikatischen), jedoch nicht staunassen Gesteinen ist der Artenreiche Hainsimsen-Buchenwald (stellenweise Perlgras- Buchenwald) verbreitet. Auf staunassen Boeden (Pseudogley) ist hier der Rasenschmielen-Hainsimsen-Buchenwald, stellenweise der Feuchte Eichen-Buchenwald heimisch. Die Loessboeden sind Stand- ort des Flattergras-Buchenwaldes (stellenweise Perlgras-Buchen- wald). Fuer die Taeler der Artenreiche Sternmieren-Stieleichen- Hainbuchenwald (lokal auch der Stieleichen-Hainbuchen-Auenwald der Bergtaeler, einschliesslich bach- und flussbegleitender Er- lenwaelder) charakteristisch. In den vermoorten Niederungen bei Atsch ist der Erlenbruchwald, haeufig mit Erlen-Eichenwald, hei- misch. Das Aachener Huegelland ist schon seit alters her besiedelt. Be- sonders erwaehnenswert ist der teilweise untertaegige jungstein- zeitliche Feuersteinbergbau (mit Abraumhalden) am Lousberg. Aachen selbst kann auf eine keltisch-roemisch Besiedlung zurueck- blicken und wurde unter den Karolingern zur Kaiserstadt. Bis in die Roemerzeit reicht der Abbau von Erzen (Eisen und "Galmei") zu- rueck. Moeglicherweise seit der Roemerzeit, sicher seit dem Spaet- mittelalter wurden Steinkohlen gefoerdert. Im 17.- u. 18 Jahrhun- dert erlebte die Stolberger Messingindustrie ihre Bluetezeit. Spae- ter zaehlte auch die Glasherstellung (hierzu Abbau von Sand und Kalkstein) zu den Stolberger Industrien. Heute ist der Aachen-Stolberger Raum stark besiedelt und Standort zahlreicher Industrien, wiewohl der Kohle- und Erzabbau laengst eingestellt sind. Von Bedeutung sind noch die Karbonatgesteine des Unterkarbons ("Kohlenkalk"), der Abbau ist durch Siedlungs- dichte stark eingeschraenkt, viele Betriebe mittlerweile einge- stellt. Im Umkreis von Aachen liegen einige Truppenuebungsplaetze, west- lich der Stadt auch ein groesserer Golfplatz.
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