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Die Zuelpicher Boerde entspricht dem Suedteil der Niederrheini- schen Bucht. Sie ist gepraegt durch allmaehlich nach Norden hin einfallende, loessbedeckte Terrassenflaechen. Diese Ebenheiten werden von den breiten Talniederungen der Erft, des Swistbaches, Rot-, Neffel- und Ellebach sowie der Rur zerschnitten. Teilweise folgen die Taeler nordnordwest-verlaufenden Verwerfungszonen bzw. der Kipprichtung der im Untergrund liegenden Schollen. Durch Ab- bau der hier z.T. oberflaechennah anstehenden tertiaeren Braunkoh- len sind einige Gebiete stark anthropogen veraendert. Die Zuelpicher Boerde grenzt im Norden an die Juelicher Boerde (554), im Osten an die Ville (552), im Suedosten an das Untere Mit- telrheingebiet (292), im Sueden an den Muenstereifeler Wald und noerdoestlichen Eifelfuss (274) und die Mechernicher Voreifel (275) und im Westen an die Rureifel (282), das Hohe Venn (283) und das Aachener Huegelland (561). Die Niederrheinische Bucht ist eine tertiaere Senkungszone, gefuellt mit marinen Sedimenten (Sand, Ton) und fluviatil-limnischen Ablage- rungen (Kiese, Sande, Tone). Im Kuestenbereich wuchsen in Lagunen und flachen Seen ausgedehnte Sumpfwaelder und Waldmoore, aus denen infolge von Auflast und Setzung die heutigen maechtigen Braunkohle- floeze entstanden. Bereits waehrend der Sedimentationsphasen im Tertiaer wurde der Untergrund in einzelne Schollen zerlegt. Diese weisen unterschiedliche Absenkungs- und Kippungsbetraege auf. Noch heute ist das Gebiet tektonisch aktiv und fuehrt in regelmaessigen Abstaenden zu teils heftigeren Erdbeben. Die tertiaeren Sedimente des Mio- u. Pliozaens stehen haeufig in den Talhaengen oberflaechennah an. Sie werden ueberlagert von den hauptsaechlich aus Kiesen bestehenden fluviatilen Bildungen der altpleistozaenen Rhein-Hauptterrassen. Innerhalb der Hauptterras- sen- Sedimente wechseln Schotter (z.T. mit grossen Driftbloecken), Fein- bis Grobkiese und groebere Sande (kaltzeitliche Bildungen) mit mehr feinersandigen, schluffigen bis tonigen warmzeitlichen Se- dimenten ab. Im Rurtal sind Reste der mittelpleistozaenen (saale- eiszeitlichen) Unteren Mittelterrasse (Sand, Kies) erhalten. Waeh- rend der jungpleistozaenen Weichsel-Kaltzeit lagerten sich im Rur- tal Niederterrassensedimente (Schluff, Sand, Kies) ab (in den an- deren Taelern sind die Niederterrassensedimente unter holozaenen Talfuellungen verborgen). Zeitgleich zur Niederterrasse entstand das aeolischen Sediment Loess. Unter kalt-trockenem Klima wurde Staub vom Wind ausgeblasen und an anderer Stelle wiederabgelagert. Groessere Loessmaechtigkeiten finden sich am Suedrand der Einheit sowie oestlich von Dueren. In den uebrigen Gebieten ist der Loess geringmaechtiger oder nur luek- kenhaft vertreten. Im Holozaen bildeten sich in den Flusstaelern Auenkiese, -sande und -lehme. Im Rurtal lassen sich hierbei aelte- re (altholozaene, wohl neolithische, bis mittelalterliche), um etwa 0,5 bis 3m hoeherliegende Auenlehme von juengeren (bis 200 Jahre alten) Bildungen unterscheiden. Die Auenlehme sind mit men- schlichen Rodungsphasen zu parallelisieren. Nur oertlich kam es kleinflaechig zur Bildung von Niedermooren. Das Obere Erfttal (bzw. in dessen Verlaengerung das Swistbachtal) begrenzt im Osten die Einheit gegen die Ville. Die beiden Taeler folgen hierbei dem Erftsprung, einer tektonischen Schollengrenze. Die Erft, die frueher in ihrem bis zu 2 km breiten Tal maeandrier- te, ist heute begradigt. Zwischen Erft- und Swistbachtal liegt die Rheinbacher Loessplatte. Im Norden wird die eintoenige, allmaehlich nach Norden bzw. Nord- osten abfallende, weitgehend ebene Agrarlandschaft durch wenige Baeche belebt. Im Sueden bewirken mehrere vom Eifelrand kommende Baeche eine flachwellige Ausbildung. Das Zuelpicher Eifelvorland vermittelt zwischen der Eifel und der eigentlichen Boerde. Zahlreiche bis in den tertiaeren Untergrund eingeschnittene Taeler zerschneiden die nach Nordosten abfallende loessbedeckte Hauptterrassenplatte. Die Taeler sind z.T. recht breit entwickelt, lokal kommt es durch starke Hangwasseraustritte aus den miozaenen Sanden zur Bildungen von Hangquellmooren. Kerngebiet der Zuelpicher Boerde ist die Erper Loessplatte. Die von geringmaechtigen (1-2 m maechtig) Loesslehmen bedeckte Haupt- terrassenebene ist in sich sehr eintoenig entwickelt, belebend wir- ken sich die Taeler der Elle (folgt einer sich morphologisch aus- wirkenden Stoerungszone bzw. Schollengrenze, - dem Rurrandsprung) und von Neffels- und Rotbach aus. Das Wissersheimer Fliess (bei Kerpen) und ein kleinerer Nebenbach bei Poll folgen ebenfalls tek- tonisch vorgezeichneten Verwerfungslinien. Der suedlich Dueren gelegene Stockheimer Wald (Drover Heide) stellt eine tektonische Hochscholle dar. Zur Rur faellt das Gebiet um ca. 30 m steil ab. Innerhalb dieses Schollenrandes stehen miozaene San- de und Tone (mit Braunkohlefloezen) an. Die Hochflaeche wird von weitgehend loessfreien Hauptterrassenkiesen (Grundwasserleiter) ein- genommen. Am Ostrand kommt es z.T. zu grossflaechigen Grundwasser- austritten (Quellsuempfe). Die bis zu 5 km breite Duerener Rurniederung wird randlich von z.T. ausgepraegten Terrassenkanten gegenueber dem deutlich hoeherlie- genden Hauptterrassenniveau begrenzt. Auch innerhalb der Rurniede- rung lassen sich weitere, z.T. uberpraegte Terrassenkanten und Au- enlehmniveaus feststellen. Neben der Rur wird die Niederung von Ne- benbaechen als auch von kuenstlichen Graeben durchzogen. Die westlich der Rur liegende Echtzer Loessplatte ist durch bis zu 8 m maechtige Loessmaechtigkeiten gekennzeichnet. Die Platte ist so- wohl nach Norden als auch nach Osten hin abgedacht, dies entspricht dem Einfallen der im Untergrund liegenden, gekippten Scholle. Typische Bodenbildungen der Loessboerden sind Parabraunerde und Pseudogley-Parabraunerde. Das urspruenglich durchgaengig kalkhal- tige Sediment Loess unterlag im Laufe des Holozaens einer stetigen Tonverlagerung und ist natuerlicherweise bis in eine Tiefe von 2 Metern entkalkt. Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung kommt es zu einem verstaerktem Bodenabtrag, so dass mittlerweile wieder kalkhaltiger Loess im Untergrund ansteht. Diese durch Bo- dendenudation entstandenen Boeden muessen als Rendzina bzw. Para- braunerde-Rendzina (erodierte Parabraunerde) angesprochen werden. Das abgeschwemmte Material findet sich u.a. in Form von humusrei- chen Kolluvien in den Trockentaelern bzw- rinnen. Stellenweise sind fossile, unter kuehl-trockenem Steppenklima gebildete Schwarzerde- boeden (Tschernosem) relikthaft erhalten. Bei geringer Loessdecke oder innerhalb der steileren Terrassenhaen- ge (ueber tertiaeren Sedimenten, Hauptterrassenschottern oder Soli- fluktionsmaterial) sind Braunerden verbreitet. Die weitgehend loess- freien Gebiete der Drover Heide sind meist staunass (pseudover- gleyt), bereichsweise auch podsolidiert. Ebenfalls haeufig pseudo- vergleyt sind die Boeden im Ubergangsbereich zum Eifelfuss, aber auch Teile der Erper Loessplatte. Fuer die Rurniederung sind Gleye (Braunerde-Gley, Gley, Nass- bis Anmoorgley, Psudogley-Gley) und Braune Auenboeden (teilweise pseu- dovergleyt, z.T. auch Auenrohboden) charakteristisch, aehnliches gilt fuer das Erfttal. In den uebrigen Taelern der Nebengewaesser sind Gleye (mit Subtypen) verbreitet, oertlich kam es zur Bildung von Niedermooren. Kuenstlich veraenderte Boeden im Zusammenhang mit der Braunkohle- gewinnung (Abgrabungsseen, Haldenaufschuettungen) sind besonders im Umfeld von Zuelpich und zwischen Inden und Dueren verbreitet. Die Zuelpicher Boerde wird weitgehend landwirtschaftlich genutzt, wobei der Ackerbau dominiert (im Suedosten bei Meckenheim z.T. intensiver Obstanbau). Die Talniederungen sind, sofern nicht Sied- lungsraum, Gruenland, hoeherliegende Bereiche hierunter z.T. auch Aecker. Groessere Waldbereiche liegen im Bereich des Stockheimer Waldes suedlich Dueren (Duerener Stadtwald, Truppenuebungsplatz Drover Heide), bei Noervenich (Noervenicher Wald) und Friesheim (Fries- heimer Busch). Kleinere Waldbereiche und Gebueschgruppen sind mehr- fach innerhalb der Einheit eingestreut (z.T. Bodendenkmale, z.T. Rekultivierungsflaechen). Die natuerliche potentielle Vegetation dieser Einheit ist der Maigloeckchen-Perlgras-Buchenwald der Niederrheinischen Bucht (stellenweise Flattergras-Buchenwald), im Suedosten bevorzugt auch der Maigloeckchen-Stieleichen-Hainbuchenwald der Niederrheinischen Bucht. Westlich bzw. suedwestlich von Dueren ist der Artenreiche Hainsimsen-Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchenwald) verbrei- tet, hingegen fuer den Stockheimer Wald (Drover Heide) ist die artenarme Variante des Hainsimsen-Buchenwaldes typisch. Lokale Be- deutung hat der feuchte Eichen-Buchenwald (meist ueber staunassen Boeden). In den breiten Niederungen der Rur und Erft kommt der Eichen-Ulmenwald westdeutscher und niederlaendischer Flusstaeler (stellenweise Silberweidenwald) vor, ansonsten sind Artenreiche Sternmieren-Stieleichen- Hainbuchenwaelder in den Taelern und Nie- derungen verbreitet. Das Gebiet ist Altsiedelland, teilweise werden die Loessboeden bereits seit Jahrtausenden bewirtschaftet. Bis 400 n.Chr. gehoerte es zum roemischen Imperium. Roemische Siedlungspuren sind nicht selten. Groesster Ort ist die Kreisstadt Dueren, Siedlungverdich- tungen liegen im Rur- (Dueren-Krauzau) und Erfttal (Kerpen- Eus- kirchen) sowie im Suedosten bei Rheinbach -Meckenheim. Vermutlich bis in die Roemerzeit reicht die Gewinnung von Loesslehm zur Keramik- u. Ziegelherstellung. Die verbliebenen Abbaugruben (im Volksmund "Maar" genannt) liegen heute als Kleingewaesser oder als verlandete Feuchtbereiche vor. Im Bereich der Echtzer Loessplatte wurde der in der Tiefe noch nicht entkalkte Loess als Bodenduenger ("Loessmergel") in tieferen Gruben abgebaut. Im Erfttal liegen meh- rere Auskiesungen (Nassabgrabungen auf Niederterrassenkiese u. San- de). Groessere Bedeutung hatte die Gewinnung von Braunkohle im Um- kreis von Zuelpich und zwischen Inden und Dueren. Der Braunkohle- abbau ist hier mittlerweile eingestellt, der jetzige Abbau geht wei- ter noerdlich um. Innerhalb der Terrassenhaenge wurden zudem die tertiaeren Sande und Tone zu vielerlei Zwecken (Glas-, Keramik- u. Bauindustrie) abgebaut. Die ehemaligen Abbaustellen sind noch an den verbliebenen Abgrabungsseen (heute z.T. Badeseen) und Abraum- halden zu erkennen.
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