1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

NR-552

Naturräumliche Zuordnung:
 

552 - Ville

Untereinheit:
 

552.0 Neurather Loesshoehen
552.1 Villehoehe
552.2 Villehang

Verwaltungsgebiet (District):
 

Regierungsbezirk: Koeln
 

Kreis: Bonn (Nuts-Code: DEA22)

 

Gemeinde: Bonn


Regierungsbezirk: Koeln
 

Kreis: Rhein-Erft-Kreis (Nuts-Code: DEA27)

 

Gemeinde: Bergheim

 

Gemeinde: Frechen

 

Gemeinde: Brühl

 

Gemeinde: Hürth

 

Gemeinde: Bedburg

 

Gemeinde: Erftstadt

 

Gemeinde: Kerpen


Regierungsbezirk: Koeln
 

Kreis: Euskirchen (Nuts-Code: DEA28)

 

Gemeinde: Weilerswist


Regierungsbezirk: Duesseldorf
 

Kreis: Rhein-Kreis Neuss (Nuts-Code: DEA1D)

 

Gemeinde: Grevenbroich


Regierungsbezirk: Koeln
 

Kreis: Rhein-Sieg-Kreis (Nuts-Code: DEA2C)

 

Gemeinde: Meckenheim

 

Gemeinde: Alfter

 

Gemeinde: Swisttal

 

Gemeinde: Bornheim

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

35.321,1931

Objektbeschreibung (Object description):
 

Die Ville ist Teil der Niederrheinischen Bucht. Sie bildet einen
von Suedost nach Nordwest verlaufenden, von 180 im Sueden auf 97m
im Norden absinkender Hoehenzug. Das Gebiet ist identisch mit ei-
ner tektonischen Hochscholle. Durch grossflaechigen Braunkohleta-
gebau ist das Gebiet der Ville entscheidend umgestaltet worden.
Im Nordwesten grenzt die Einheit an die Juelicher Boerde (554), im
Nordosten und Osten an die Koeln-Bonner Rheinebene (551), im Sue-
den an das Untere Mittelrheingebiet (292) und im Suedwesten an die
Zuelpicher Boerde (553).
Die Niederrheinische Bucht ist eine tertiaere Senkungszone, gefuellt
mit marinen Sedimenten (Sand, Ton) und fluviatil-limnischen Ablage-
rungen (Kiese, Sande, Tone). Im Kuestenbereich wuchsen in Lagunen
und flachen Seen ausgedehnte Sumpfwaelder und Waldmoore, aus denen
infolge von Auflast und Setzung die heutigen maechtigen Braunkohle-
floeze entstanden. Bereits waehrend der Sedimentationsphasen im
Tertiaer wurde der Untergrund in einzelne Schollen zerlegt. Diese
weisen unterschiedliche Absenkungs- und Kippungsbetraege auf. Die
Ville ist eine sich als Hoehenzug deutlich abhebende Horst-Scholle
zwischen der Erft-Scholle (Graben) im Westen und der Koelner-Schol-
le (ebenfalls Graben) im Osten. Noch heute ist das Gebiet tekto-
nisch aktiv und fuehrt in regelmaessigen Abstaenden zu teils hef-
tigeren Erdbeben.
Die tertiaeren Sedimente des Mio- u. Pliozaens stehen haeufig in
den Talhaengen zur Erft oberflaechennah an. Sie werden ueberlagert
von den hauptsaechlich aus Kiesen bestehenden fluviatilen Bildun-
gen der altpleistozaenen Rhein-Hauptterrassen. Innerhalb der Haupt-
terrassen- Sedimente wechseln Schotter (z.T. mit grossen Drift-
bloecken), Fein- bis Grobkiese und groebere Sande (kaltzeitliche
Bildungen) mit mehr feinersandigen, schluffigen bis tonigen warm-
zeitlichen Sedimenten ab. Die teils bogenfoermige Begrenzung der
Ville im Osten geht auf Seitenerosion des mittelpleistozaenen
Rheins (Mittelterrassen-Zeit) zurueck.
Im Jungleistozaen (Weichsel- Kaltzeit) wurde unter kalt-trockenem
Klima Staub vom Wind ausgeblasen und an anderer Stelle als Loess
wiederabgelagert. Groessere Loessmaechtigkeiten finden sich beson-
ders am Ostrand der Ville. Im Holozaen kam es lokal ueber wasser-
stauendem Material im Untergrund zur Bildung von Niedermooren.
Neben den natuerlichen Prozessen hat der Mensch mittlererweile
starken Einfluss auf die Oberflaechengestaltung. So ist der zen-
trale und noerdliche Teil der Ville infolge Braunkohlegewinnung
morphologisch voellig umgestaltet worden.
Der zwischen Frimmersdorf im Norden und Liblar im Sueden gelegene
Teil der Einheit wird auch als Braunkohlenville bezeichnet. Durch
den Abbau der hier oberflaechennah anstehenden tertiaeren Braun-
kohlefloeze ist die Landschaft stark umgestaltet worden.
Hierbei lassen sich drei Teilbereiche unterscheiden. Im Sueden be-
findet sich zwischen Bruehl-Liblar und Berrenrath-Kierdorf ein re-
kultivierter Bereich als heutiges Wald- und Seengebiet (z.T. zum
Erholungspark Kottenforst-Ville gehoerend).
Im mittleren Bereich der Braunkohlen-Ville (Nordgrenze ca. Frechen-
Horrem) durchmischen sich noch Resttagebauflaechen (bei Habbelrath)
und damit verbundene Industriekomplexe, Quarzsandgruben sowie neu
angelegte Siedlungen (u.a. Berrenrath, Neu-Grefrath und Neu-Botten-
broich) mit agrar- bzw. forstwirtschaftlichen Rekultivierungsflae-
chen. Neu geschaffenes Ackerland (durch Loessauftrag) ist die Ber-
renrather Boerde.
Im noerdlichen Bereich der Braunkohlen-Ville haben Tieftagebaue
und Hochhalden die einstigen Agrarflaechen (Neurather Loesshoehen)
zum groessten Teil verdraengt. Nicht vom Abbau betroffen ist der
Grosskoenigsdorfer Wald (Staatsforst Ville), da hier aus tektoni-
schen Gruenden im Untergrund keine abbauwuerdigen Braunkohlefloeze
lagern. Am Nordrand reichen Grosshalden an den Forst heran.
Hingegen ist die Waldville, die sich nach Sueden bei Witterschlick
bis an den Kottenforst erstreckt, i.w. von Waeldern und landwirt-
schaftlichen Nutzflaechen gepraegt. Den Untergund der Waldville
bilden Hauptterrassenschotter, die von tertiaeren Sedimenten (Sand,
Ton) unterlagert werden. Bauwuerdige Braunkohlen treten nicht auf.
Es ist eine morphologisch wenig strukturierte, nach Norden und Os-
ten flach abfallende Terrassenflaeche, die im Westen hingegen von
einem deutlichen Steilhang (Terrassenhang) zur Erft bzw. dem Swist-
bach begrenzt wird. Die genannten Gewaesser folgen einer tektoni-
schen Verwerfungslinie, dem Erftsprung.
Der hohe Waldanteil erklaert sich aus den vorherrschenden stauwas-
serbeeinflussten Boeden (Pseudogleye), die im Grossen Zent auch zur
Bildung eines Niedermoores (spaeter entwaessert) fuehrten.
Der oestliche Villehang (Vorgebirge) umfasst die Ostabdachung und
den Ostfuss der Ville. Der von maechtigen Loessaufwehungen ueber-
deckte Hang wird von mehreren, von der Villehoehe herabfuehrende
Taeler riedelartig zerfurcht.
Typische Bodenbildungen der Waldville sind Pseudogleye (teilweise
Nass- bis Anmoorgley einschlisslich Niedermoor im Bereich des Gros-
sen Zent) sowie Braunerde und Pseudogley-Braunerden aus Sand und
Kies der Hauptterrasse. Boeden des Vorgebirges stellen die Loess-
boeden Parabraunerde bis Pseudogley-Parabraunerde). Stellenweise
liegt infolge von Erosion die kalkhaltige Loessboedenart Rendzina
vor. Die von der Ville kommenden Baeche besitzen entweder Gley-
boeden oder bei Trockentaelern eine kolluviale Fuellung.
Der Bereich der Braunkohleville ist i.w. durch kuenstlich veraender-
te Boeden gepraegt. Nach Auffuellen der ehemaligen Tagebaue mit Ab-
raummaterial (Kies, Sand, Schluff, Ton) sowie Industrieabfaellen
(Asche, Schlacke) wird als Oberboden entweder aus dem Abraum stam-
mender Loess (z.T. als kuenstlicher "Schlaemmloess) aufgetragen
oder aber der sog. "Forstkies" (ein Gemisch aus Sand, Kies und
Loess). Im erstgenannten Fall werden so neue Voraussetzungen fuer
Acker-, im zweiten Fall fuer Forststandorte gebildet. Teilweise
sind aber noch natuerliche Bodengesellschaften vorhanden (Gross-
koenigsdorfer Wald Pseudogleye, am Villerand Reste von Parabraun-
erden).
Die natuerliche potentielle Vegetation der Ville ist der Maigloeck-
chen-Stieleichen-Hainbuchenwald der Niederrheinischen Bucht ueber
staunassen, gering loessbedeckten Hauptterassenschottern. Ueber
Loessboeden kommt der Maigloeckchen-Perlgras-Buchenwald der Nie-
derrheinischen Bucht (stellenweise Flattergras-Buchenwald), der
Arrtenreiche Hainsimsen-Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchen-
wald) sowie der Hainsimsen-Perlgras-Buchenwald vor. Lokale Bedeu-
tung hat der Feuchte Eichen-Buchenwald.
Groessere Verbreitung hat der Wald noch in der Waldville, dem Gross-
koenigsdorfer Wald (Staatsforst Ville) sowie in den nach der Rekul-
tivierung wiederaufgeforsteten Gebieten der Braunkohleville. Die
forstliche Rekultivierung, zu der der Bergbau seit 1950 gesetzlich
verpflichtet ist, setzt sich aus drei unterschiedlichen Phasen zu-
sammen, die sich im Landschaftsbild anhand der jeweiligen Bewuchs-
form deutlich ausmachen lassen. Die erste Phase begann um 1918-20
und dauerte bis etwa 1950. In dieser Zeit des allgemeinen Experi-
mentierens wurden verschiedene Holzarten (z.B. Robinien, Gruener-
len, Weissbirken etc.) praktisch regellos durcheinandergepflanzt,
in der zweiten Phase von 1950 bis 1958 wurden fast ausschliesslich
Pappel-Erlen-Monokulturen angelegt, weil diese relativ gut auf Roh-
boeden (Abraumflaechen, Haldenboeschungen usw.) gedeihen und auch
besonders schnellwuechsig sind. Die Erle dient darueber hinaus als
guter Stickstofflieferant infolge der Symbiose mit bestimmten Mikro-
organismen. So entstanden in jenen acht Jahren rd. 1 500 ha Pappel-
Erlen- Bestaende, die sich als Pionierwaelder gut eignen. In der
dritten Phase nach 1958-59 ging man dazu ueber, direkt, d.h. ohne
Pionierpflanzungen, einen Wirtschaftswald anzulegen. Durch die An-
wendung des "Forstkieses" koennen nunmehr auch anspruchsvotllere
Holzarten angepflanzt werden, z.B. Buchen- und Eichenarten sowie
mehrere auslaendische Holzarten vor allem aus der nordamerikani-
schen Florenprovinz. So konnten neben den Wirtschaftsforsten Er-
holungsraeume im Wald-Seengebiet des ehemaligen Tagebaugelaendes
geschaffen werden.
Ansonsten wird im Bereich der Waldville (meist nach Melioration)
Landwirtschaft (Ackerbau) betrieben. Das suedliche Vorgebirge ist
fuer seine Obst- und Gemuesekulturen bekannt. Frueher wurde hier
auch Wein angebaut.
Die alten Dorfanlagen ziehen sich entlang des oestlichen Ville-
fusses bzw. an Swistbach und Erft. Aufgrund der Naehe zur Bundes-
hauptstadt Bonn sind viele der alten Bauerndoerfer stark angewach-
sen und bilden heute die Wohnstaetten der in Bonn arbeitenden Men-
schen. Der noerdliche Teil ist durch den Braunkohleabbau gepraegt.
Ihm fielen viele alte Ortschaften zum Opfer, die an anderer Stelle
wiederaufgebaut wurden.
Die heutigen Ortsteile von Bruehl Badorf und Pingsdorf waren im Mit-
telalter beruehmte Toepferorte. Keramikton wird heute noch in Wit-
terschlick abgebaut, weiterhin finden sich dort Sandabgrabungen auf
tertiaere Sande (fluviatile pliozaene Ablagerungen des "Ur-Rheins").
Ein weiterer Sandabbau liegt bei Frechen, dort werden sehr gleich-
koernige tertiaere Sande (sog. "Formsande") fuer Industriezwecke
gewonnen. Die groesste Bedeutung besitzt der Braunkohleabbau.
Die nach dem Abbau durch Rekultivierung geschaffenen Waelder und
Seen sind bedeutende Naherholungsgebiete fuer das Umland.


2 Biotoptypen, Vegetation, Schutzziel
Objektkennung:
 

NR-552


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Luzolo luzuloidis-Fagetum , Hainsimsen-Buchenwald
Galio odorati-Fagetum , Waldmeister-Buchenwald
Periclymeno-Fagetum molinietosum , Feuchter Eichen-Buchenwald
Galio odorati-Fagetum convallarietosum , Maiglöckchen-Perlgras-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli convallarietosum , Maiglöckchen-Stieleichen-Hainbuchenwald

Schutzziel:
 

Arten:
Biotoptypen:
Landschaftstypen:


3 Weitere ökologisch-naturschutzfachliche Informationen
Objektkennung:
 

NR-552

Geologie:
 

Zeitalter Tertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Alttertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungtertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Quartär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Altpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Mittelpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Holozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum

Geogr. Morph. Eigenheiten:
 

Höhenzug / Horst- oder Grabenstruktur / Terrassenfläche / Terrassenhang,-kante / Lössebene / Bachtäler / anthropogene Formen

Gesteine:
 

marine Grünsande / fluviatile Ablagerungen / aeolische Bildungen / Anthropogene Bildung / klastische Gesteine

Hauptbodentyp:
 

Pseudogley / Braunerde / Pseudogley-Braunerde / Parabraunerde / Pseudogley-Parabraunerde / Rendzina / Gley / Nassgley / Anmoorgley / Niedermoor / Kolluvium / Anthropogen veränderter Boden