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Die Koeln-Bonner Rheinebene ist der Zentralbereich der Niederrhei- nischen Bucht. Die Einheit umfasst den heutigen Rheinstrom samt seiner holozaenen Aue, die rechtsrheinisch gelegene Niederterras- senflaeche sowie linksrheinisch die Niederterrasse als auch die loessbedeckte Mittelterrasse. Der Gesamtbereich ist reliefarm. Morphologieelemente sind Terrassenhaenge und Altstromrinnen. Im Westen grenzt die Einheit an die Ville (552), im Nordwesten an die Juelicher Boerde (554), im Norden an die Mittlere Niederrhein- ebene (575), im Osten an die Bergische Heideterrasse (550) und je- weils im Suedosten und Suedwesten an das Untere Mittelrheingebiet (292). Den geologischen Untergrund bilden die fluviatilen Terrassen-Sande und -Kiese, die vom Rhein im Laufe des Quartaers aufgeschuettet wurden. Die auftretenden Mittel- und Niederterrassen werden mit der mittelpleistozaenen Saale- Eiszeit und der jungpleistozaenen Weich- sel- Kaltzeit parallelisiert. In das Jungpleistozaen ist auch der weitverbreitete Loess zu stellen. Unter kalt-trockenem Klima wurde Sand und Staub vom Wind ausgeblasen und an anderer Stelle wiederab- gelagert. Waehrend das Staubsediment Loess ausschliesslich im Ver- breitungsgebiet der aelteren Mittelterrassen grossflaechig vorkommt, so finden sich Flugsande und Duenen bevorzugt, jedoch kleinflaechig, auf der Niederterrasse. Die Sandauswehungen erfolgten vermutlich zu einem spaeteren Zeitpunkt (Ende Jungpleistozaen-Altholozaen) als die Hauptmasse der Loessbildung. Waehrend des Holozaens schnitt sich der Rhein in die Niederterrasse ein und schuf sich noerdlich von Koeln durch Maeanderbildung eine breite Aue (u.a. Maeanderbogen bei Koeln-Worringen). Die Altlaeufe verlandeten spaeter und es bildeten sich, besonders in den ehemali- gen Stromstrichbereichen, Niedermoore. Als Ausnahme hiervon sind die vulkanischen Bildungen bei Siegburg zu sehen. Die dortigen Basalttuffe und Basaltintrusionen gehoeren zu den noerdlichsten Auslaeufern des Siebengebirgs-Vulkanismuses und entstanden bereits im Jungtertiaer (Miozaen). Die Rheinaue entspricht zwischen Bonn und Koeln dem einige 100 Me- ter bis max. ein Kilometer breiten Hochflutbett des Stromes. Noerd- lich Koeln erweitert sich dieser Bereich auf bis zu 4 Kilometer. Die holozaene Aue ist ca. 5-7 m tief in die Niederterrasse einge- schnitten. Ehemalige Maeanderboegen mit z.T. scharf ausgepraegten Boeschungen (ehemalige Prallhangbereiche) und Hochflutrinnen bele- ben das Bild. Der Rheinstrom ist ab dem 19. Jahrhundert in seinem Lauf z.T. deutlich veraendert worden (u.a. Uferbefestigungen). In naturnahen Uferbereichen wird heute immer noch bei Hochwasser Sand und Schlick abgelagert. Bei Bonn- Bad Godesberg verengt sich das gesamte Rheintal (holozae- ne Aue und Niederterrasse) sehr stark und bildet hier einen anfangs maximal 4 km -, im Sueden nahe der Landesgrenze max. 1,2 km breiten Taltrichter, wovon allein 400 m auf das Strombett entfallen. An der Westseite wird das Rheintal vom Steilhang der ueber 100 m hoeheren Juengeren Hauptterrasse -, auf der rechten Fluss-Seite von den mar- kanten Vulkankuppen des Siebengebirges begrenzt. Nordoestlich von Bonn zweigt von der Rheinaue die Siegburger Bucht ab. Sie ist mit ihrer Terrassentreppe (Nieder- u. Mittelterrasse) und der breiten Sieg-Agger-Muendungsaue als eigene kleine Bucht innerhalb der Koeln-Bonner Rheinebene anzusehen. Innerhalb der Aue hinterliess die Sieg zahlreiche Altarme, Altwasser sowie Hochflut- rinnen. Die suedoestlich anschliessenden Niederterrasse ist in sich nur wenig gegliedert und stellenweise von Flugsand ueberdeckt. Der Anstieg zum Pleiser Huegelland (Einheit 292) wird von der Mittel- terrasse gebildet. Bedeutende Morphologieelemente sind der von Ba- salttuffen aufgebaute 118 m hohe Michaelsberg, zusammen mit dem Bendiktiner-Kloster das Wahrzeichen von Siegburg, sowie zwei Ba- saltberge bei Wolsdorf. Der suedliche von diesen reicht bis in die heutige Siegaue hinein. Der Unterlauf der Sieg (NSG) ist zum grossen Teil eingedeicht. Die Rechtsrheinische Niederterrasse ist aufgrund der juengerern Rheinstromverlagerungen unterschiedlich breit erhalten. Die ueber- wiegend ebene Terrassenflaeche wird von zahlreichen, heute trocke- nen holozaenen Stromrinnen von 2,5 bis 5 m Tiefe durchzogen und da- durch leicht belebt. Am Fusse der Mittelterrasse noerdlich Trois- dorf befindet sich auch eine verlandete und spaeter vermoorte Rin- ne (Niedermoor Linder Bruch). Gegen die holozaene Aue ist die rechts- rheinische Niederterrasse meist von einer ca. 5m hohen Gelaendestufe begrenzt, auch die Grenze zu den Bergischen Heideterrassen (Einheit 550) ist durch eine deutliche Terrassenkante zwischen Nieder- und Mittelterrasse markiert. Die Niederterrasse wird z.T. von Flugsan- den, bisweilen auch von Duenenbildungen, ueberdeckt. Die Linksrhei- nische Niederterrasse ist in ihrer Ausbildung weitgehend identisch mit ihrem rechtsrheinischen Gegenstueck, erreicht aber noerdlich von Koeln eine Breite von 8 - 10 km und uebertrifft so den links- rheinischen Teil um ca. das Doppelte. Noerdlich von Stommeln befin- det sich am Fusse des Mittelterrassenrandes ebenfalls ein alter Rin- nenbereich, der spaeter vermoorte. Das ehemalige Niedermoorgebiet ist heute z.T. ausgetorft bzw. melioriert. Die Linksrheinischen Loessterrassenplatten entsprechen den Rhein- Mittelterrassen bis zur heutigen Erft. Durch eine z.T. mehrere Me- ter maechtige Loessdecke sind ehmalige Reliefunterschiede weitge- hend nivelliert. Durch kleine Stufungen zwischen unterer und obe- rer Mittelterrasse und mehrere Taeler (z.T. Trockentaeler) ist die ansonsten weitgehend ebene Losslandschaft skulpturiert. Typische Bodenbildungen der Linksrheinischen Mittelterrassenplatte ist die Parabraunerde (und Pseudogley-Parabraunerde). Das ursprueng- lich durchgaengige kalkhaltige Sediment Loess unterlag im Laufe des Holozaens einer stetigen Tonverlagerung und ist natuerlicher- weise bis in eine Tiefe von 2 Metern entkalkt. Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung kommt es zu einem verstaerktem Bodenab- trag, so dass mittlerweile wieder kalkhaltiger Loess im Untergrund ansteht. Diese durch Bodendenudation entstandenen Boeden muessen als Rendzina bzw. Parabraunerde-Rendzina angesprochen werden. Das abgeschwemmte Material findet sich u.a. in Form von humusreichen Kolluvien in den Trockentaelern bzw. -rinnen. Die Boeden der links- und rechtsrheinischen Niederterrasse sind durch die Vorherrschaft von Braunerden charakterisiert. Je nach Grundwassernaehe bzw. Auflage von Flugsanden wechseln staerker ver- gleyte oder podsolidierte Braunerden. Aus maechtigen Hochflutleh- men entstanden Parabraunerden, Braunerde oder Gley-Parabraunerde. Die Altrinnen innerhalb der Niederterrasse sind durch Gley, Auen- gley und Pseudogley sowie durch Niedermoorbildungen gekennzeichnet. Ebenfalls staerker vergleyt ist auf der rechtsrheinischen Seite durch zusickerndes Grundwasser der Bereich vor dem Anstieg zur Mit- telterrasse. Lokal (ehemalige Duenen und maechtigere Flugsandfel- der) treten Podsol-Braunerden auf. Die holzaene Rhein- und Siegaue wird vom Braunen Auenboeden oder Auengleyen eingenommen. In unmittelbarer Naehe zum Rheinstrom tre- ten auch Auenrohboeden (aus jungen Auensand) auf. Kuenstlich veraenderte Boeden sind im Bereich der Gross-Staedte Koeln und Bonn sowie im Umfeld von Auskiesungen verbreitet. Die Koeln-Bonner Rheinebene ist weitgehend entwaldet. Kleinere Waldbereiche finden sich noch im Auenbereich oder in alten Strom- rinnen auf der Niederterrassenplatte (z.B. Muehlen- und Knecht- stedener Busch noerdlich Stommeln). Eine besondere Bedeutung fuer das Stadtklima hat der Koelner Gruenguertel. Ansonsten herrschen landwirtschaftliche Nutzflaechen vor (intensiver Ackerbau und Gemueseanbau im Bereich der Mittel- und Niederterrassenplatten sowie Gruenland im Bereich der Rhein- und Siegaue als auch bei stark grundwasserbeinflussten Gleyboeden innerhalb ehemaliger Rinnen). Die natuerliche potentielle Vegetation dieser Einheit ist der Maigloeckchen-Perlgras-Buchenwald der Niederrheinischen Bucht (stellenweise Flattergras-Buchenwald), lokal auch der Maigloeck- chen-Stieleichen-Hainbuchenwald der Niederrheinischen Bucht sowie der Flattergras-Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchenwald). Im Bereich der Rhein- und Sieg-Aue kommt der Eichen-Ulmenwald west- deutscher und niederlaendischer Flusstaeler (stellenweise Silber- weidenwald) -, im Erfttal bzw. in ehemaligen Altstromrinnen des Rheins der Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald (stellenweise Erlen- bruchwald und Eichen-Hainbuchenwald), ansonsten in den Nebentae- lern der Artenreiche Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald vor. Der Trockener Eichen-Buchenwald findet sich ueber grundwasserfer- nen Sanden (Flugsande u. Duenen). Das Gebiet ist Altsiedelland, teilweise werden die Loessboeden bereits seit Jahrtausenden bewirtschaftet. Entlang des Rheins liegen mehrere Gross-Staedte (Koeln, Bonn, Leverkusen), die z.T. bis in die Roemerzeit zurueckreichen. Weiterhin befinden sich gros- se Industrieanlagen u.a. bei Wesseling u. Leverkusen. Inerhalb der Rhein-Niederterrase befinden sich mehrere, z.T. ausge- kieste bzw. noch im Abbau befindliche Nassabgrabungen auf Sand und Kies. Zahlreiche Abgrabungsseen sind die Hinterlassenschaften der Abbaubetriebe (heute z.T. Badeseen). Bei Grevenbroich liegt eine Gross-Halde (Abraum des benachbarten Braunkohletagebaus der Ville).
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