1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

NR-542

Naturräumliche Zuordnung:
 

542 - Hellwegbörden

Untereinheit:
 

542.3 Haar
542.0 Kamener Huegelland
542.1 Unterer Hellweg
542.2 Oberer Hellweg
542.4 Witten Hoerder Mulde

Verwaltungsgebiet (District):
 

Regierungsbezirk: Arnsberg
 

Kreis: Dortmund (Nuts-Code: DEA52)

 

Gemeinde: Dortmund


Regierungsbezirk: Arnsberg
 

Kreis: Hamm (Nuts-Code: DEA54)

 

Gemeinde: Hamm


Regierungsbezirk: Detmold
 

Kreis: Paderborn (Nuts-Code: DEA47)

 

Gemeinde: Büren

 

Gemeinde: Paderborn

 

Gemeinde: Salzkotten


Regierungsbezirk: Arnsberg
 

Kreis: Soest (Nuts-Code: DEA5B)

 

Gemeinde: Warstein

 

Gemeinde: Bad Sassendorf

 

Gemeinde: Geseke

 

Gemeinde: Möhnesee

 

Gemeinde: Erwitte

 

Gemeinde: Ense

 

Gemeinde: Lippetal

 

Gemeinde: Rüthen

 

Gemeinde: Welver

 

Gemeinde: Anröchte

 

Gemeinde: Lippstadt

 

Gemeinde: Soest

 

Gemeinde: Werl


Regierungsbezirk: Arnsberg
 

Kreis: Unna (Nuts-Code: DEA5C)

 

Gemeinde: Bergkamen

 

Gemeinde: Holzwickede

 

Gemeinde: Unna

 

Gemeinde: Bönen

 

Gemeinde: Kamen

 

Gemeinde: Fröndenberg

 

Gemeinde: Schwerte

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

161.173,7992

Objektbeschreibung (Object description):
 

Die Hellwegboerden bilden den suedlichen und suedoestlichen Teil
der "Westfaelischen Tieflandsbucht". Die dort anstehenden Gesteine
der Kreide bilden im Bereich der Suederhaar eine Schichtstufen-
landschaft, die noerdlich des Haarkammes als Abdachungsflaeche
(Oberboerde) anzusprechen ist. Diese Flaeche laeuft im Bereich des
Hellwegtales (Unterboerde) aus. Im Nordwesten schliessen sich an
dieses weitgehend ebene Tal die flachen Hoehen des Kamener Huegel-
landes an. Im Suedwesten werden zwei loessbedeckte Strukturen des
Karbons (Witten-Hoerder Mulde u. Schwerter Loessterrassen) noch
den Hellwegboerden zugerechnet. Die Suedgrenze dieser Einheit ent-
spricht weitestgehend dem heutigen Erosionsrand des Kreidedeckge-
birges.
Im Norden grenzen die Hellwegboerden an das Kern- (541) und Ost-
muensterland (540), im Osten an die Paderborner Hochflaeche (361),
im Sueden an das Nordsauerlaender Oberland (334) und Niedersauer-
land (337-E2), im Suedwesten an das Bergisch-Sauerlaendische Un-
terland (337-E2) und im Westen an den Westenhellweg (545) und das
Emscherland (543).
Den geologischen Untergrund bilden im Suedwesten (westlich u. oest-
lich des Ardey-Gebirges) Gesteine des Oberkarbons (Ton- u. Schluff-
steine sowie Sandstein- und Konglomeratbaenke), die bei Witten
auch Steinkohlefloeze enthalten. Das Karbon wird jedoch weitgehend
von Terrassenablagerungen der Ruhr, besonders aber von Loess ver-
huellt. Oestlich hiervon liegt das Karbon unter dem Kreidedeckge-
birge. Aufgrund eines schwachen, auf das Zentrum des Muensterlan-
des gerichtetes Schichteinfallens werden die im Bereich der Haar
anstehenden Gesteine der Oberkreide nach Norden zu immer juenger.
Suederhaar, der eigentlichen Haarkamm sowie die noerdliche Haarab-
dachung bestehen aus einer Kalk-Mergel-Folge (sogenannte Plaener-
Fazies), in die Gruensande eingelagert sind (Essener-, Bochumer
und Soester Gruensand). Im Bereich des Hellwegtales werden diese
kalkigen, zur Verkarstung neigenden Sedimente von weicheren, mehr
tonigen Sedimenten (sog. "Emschermergel") abgeloest. Die Grenze
zwischen diesen Schichten wird durch einen ausgepraegten Quell-
horizont markiert. Die hier austretenden Ueberlaufquellen sind
z.T. salzhaltig. Noerdlich des Tales bei Kamen bzw. oestlich von
Lippstadt folgen die etwas haerten Kalkmergel der hoeheren Ober-
kreide.
Suedlich des Haarkammes hinterliess die Ruhr im Altpleistozaen
eine ausgepraegte Terrassenflaeche. Ansonsten praegte das, teil-
weise bis ins Ruhrtal vordringende Eis der Saale- Kaltzeit die
Landschaft und hinterliess am Haarstrang z.T. maechtige Grundmo-
raenen-Ablagerungen. Beim Rueckzug des Eises formten nach Westen
gerichtete Schmelzwasserstroeme das heutige Hellwegtal. In der
Weichsel- Kaltzeit erfolgte durch den Wind die Sedimentation des
Loesses, dessen Maechtigkeit am Haarstrang mehrere Meter betraegt.
In den Taelern des Unterboerde entstanden oertlich (besonders im
Osten) bei zunehmender Erwaermung im Laufe des Holozaens Nieder-
moore.
Das auf Schmelzwassererosion zurueckgehende, breit angelegte Hell-
wegtal ist im Westteil durch Loessaufwehungen, die bestehende Ge-
laendeunterschiede zum groessten Teil nivellieren, bis auf weni-
ge Bodenwellen (Kreidemergelinseln) weitgehend eben bis flachwel-
lig augebildet. Es wird von mehreren, meist wassereichen Neben-
fluessen der Lippe durchflossen. Die Entwaesserung ist aber haeu-
fig nicht direkt auf den Vorfluter zu gerichtet, sondern strecken-
weise parallel dazu (z.B. Seseke, Ahse). Oestlich von Soest ist
das Hellwegtal durch relativ breite, wasserereiche Baeche in Rie-
del (Grundmorenenplatten mit Loessdecke) aufgeloest, teilweise
sind diese breiten Bachauen versumpft bis vermoort. Oertlich
ragt im Norden (nahe der Lippe) der Kreideuntergrund (in Form
haerterer Kalkmergel) hervor und bewirkt kleine isolierte Huegel-
gruppen. Der oestlichste Teil des Unteren Hellwegs entspricht der
Marienloher Schotterebene (von den am Fuss der Egge entspringen-
den Gewaessern aufgeschuettete Schotterlehme).
Das im Nordwesten an das Hellwegtal anschliessende Kamener Huegel-
land liegt ca. 20 m (bei Derne auch 30-40 m) hoeher als das Hell-
wegtal. Grundmoanenreste ueber tonig-mergeligen Kreidegesteinen
bedingen hier die Morphologie (i.a. unregelmaessig huegelige For-
men, die im Osten durch Loessauflage regelmaessiger ausgepraegt
sind).
Die Grenze vom Hellwegtal zur Oberboerde wird durch einen ausge-
praegten Quellhorizont markiert. Parallel hierzu verlaeuft der
Hellweg (B1), daran liegen zahlreiche alte Ortschaften (u.a. Dort-
mund, Soest, Paderborn). Die Oberboerde ist eine allmaehlich zum
Haarkamm ansteigende Kreideabdachungsflaeche, die am Fuss von
Geschiebelehmen, hauptsaechlich aber von maechtigen Loesslehmen
ueberdeckt ist. Nach Sueden duennt die Loessauflage aus. Die an-
sonsten sehr eintoenige Oberboerde wird durch mehrere Trockentae-
ler, die nur bereichsweise, teilweise nur periodisch (Winter,
Fruehjahr), teils nur episodisch (nach Gewitterregen) Wasser fueh-
ren, gegliedert. Diese dennoch tief und teilweise steilhaengig aus-
gebildeten Taeler werden als "Schledden" bezeichnet. Ihre Fuellung
besteht im Mittel- und Unterhang aus erodierten Kreidegesteinen,
den sog. Plaenerschottern, gemischt mit Lehmen. Im Oberhang sind
die Schledden meist von Kolluvien erfuellt, ihre Urspruenge lie-
gen in Dellen nahe dem Haarkamm. Nur im Westen (Dortmunder Boerde)
bildet die Oberboerde einen nach Westen absinkenden, huegeligen,
flachgewoelbten Ruecken.
Der Haarstrang ist ein langgezogener, allmaehlich von West nach
Osten ansteigender Hoehenruecken, der bei Ruethen Hoehen von 380m
erreicht. Im Gegensatz zur noerdlichen Haarabdachung faellt der
Haarkamm steil nach Sueden hin ab. Die Steilstufe wird von einer
Verebnungsflaeche begrenzt. Es handelt sich hierbei um eine durch-
gehende von Moehne und Ruhr im Altpleistozaen (Hauptterrassenzeit)
im Ausstrich der Cenoman-Kalke geschaffene Terrassenflaeche (sog.
"Cenoman-Verebnung"). Die Flaeche ist ebenfalls von Loess bedeckt
und durch kleine Nebenbaeche teilweise spornartig zerschnitten.
Ihre westliche Fortsetzug finden Haarkamm und Terrassenflaeche in
der Suederhaar bei Schwerte und Witten. Den Untergrund der Terras-
senflaeche bilden dort Gesteine des Karbons, die aber ebenfalls
von Loess verhuellt sind.
Fuer die Loess-Boerde sind Parabraunerde, Pseudogley-Parabraunerden
und Pseudogleye typisch. Bei geringerer Loessdecke bildeten sich
Braunerden (bzw. Pseudogley-Braunerden). Als Reliktform findet sich
die Tschernosem-Parabraunerde ("Schwarzerde"), sie bildete sich im
fruehen Holozaen unter einem kuehl-trockenen Waldsteppenklima. Im
Bereich der Suederhaar kommen lokal (oberflaechennah anstehende Kar-
bonsandsteine) Podsol-Braunerden u. Braunerden vor. Karbonat-Boeden
der Kreidekalkgesteine (Rendzina bis Rendzina-Braunerde) sind im
Westteil eher kleinflaechig (Suedabfall des Haarkammes, Haenge der
Schledden), im oestlichen Teil z.T. auch grossflaechiger vertreten.
Hellwegtal und das nordwestlich anschliessende Kamener Huegelland
zeigen inmitten der i.a grossflaechigen Gley-Boeden der Niederungen
(z.T. kalkhaltig, "Wiesenkalk) ein z.T. recht kleinraeumiges, z.T.
inselartiges Mosaik aus Podsol-Gley, Braunerde-Gley, Braunerde-
Pseudogley, Gley-Braunerde, Pseudogley-Braunerde u. Gley-Podsol.
In den groesseren Taelern bei Bad Westernkotten, Geseke und Salz-
kotten kommen auch grossflaechig Niedermoore (z.T. ueberpraegt)
vor. Die oberen Teile der Schledden sind meist mit Kolluvien ge-
fuellt. Kuenstlich veraenderte Boeden (z.B Haldenaufschuettungen)
sind fuer den dichter besiedelten Westteil haeufiger.
Typische Waldart fuer die oberflaechennah anstehenden Kreidekalke
ist der Perlgras-Buchenwald. Fuer die Loessboerden sind ebenfalls
Buchenwaelder charakteristisch (Flattergras-Buchenwald, stellen-
weise Perlgras-Buchenwald, Artenarmer und Artenreicher Hainsimsen-
Buchenwald). Fuer Taeler und Niederungen der Artenreiche Sternmie-
ren-Stieleichen-Hainbuchenwald, der Traubenkirschen-Erlen-Eschen-
wald (stellenweise Erlenbruchwald) und Eichen-Hainbuchenwald. Im
Bereich des Kamener Huegellands und z.T. in der Unterboerde Stern-
mieren-Stieleichen-Hainbuchenwald und Eichen-Buchenwald im Wechsel
und der Artenarme Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald.
Die oben genannte potentielle natuerliche Vegetation ist weitest-
gehend verdraengt. Die Loessboerden sind typische Agrarsteppen.
Groessere Waelder sind nur noch im Bereich der Witten Hoerder
Mulde, im Bereich des Haarkammes ("Haar" bedeutet "bewaldeter Hoe-
henruecken") und im Bereich der Unterboerde bei Welver u. Berg-
kamen vorhanden. Das Hellwegtal wird zum grossten Teil als Gruen-
land, das Kamener Huegeland als Agrarland genutzt.
Die Loessboerden sind altes Siedlungsland (erste Siedlungsspuren
bereits aus der Jungsteinzeit). Entlang des Hellweges mit seinen
siedlungsbestimmenden Quellen liegen alte Hansestaedte wie z.B.
Soest. Die teilweise salzhaltigen Hellwegquellen hatten frueher
eine grosse Bedeutung (Salinen z.B. bei Unna). Die Staedtchen an
an den Hellwegquellen sind heute vielfach Kurorte (z.B. Bad Sas-
sendorf). Das Kamener Huegelland ist ebenfalls altes Bauernland,
spaeter kamen auch Bergarbeitersiedlungen hinzu. Der westliche
Teil (Bereich Dortmund-Kamen-Unna) ist altes Bergbaugebiet und
entsprechend dichter besiedelt. Die am mittleren Talhand der Haar
gelegenen Doerfer blieben bis zum II. Weltkrieg auch in ihrer
Groesse weitgehend unveraendert (Abwanderungen), heute wird das
Gepraege der alten Dorfkerne durch Neubauten teilweise stark nega-
tiv beintraechtigt.
Der im Westen umgehende Steinkohlenbergbau ist noch heute taetig,
Bergbaurelikte eines fruehen Abbaus finden sich u.a. suedlich Dort-
mund. Die Kalkmergelsteine der Oberkreide werden im grossen Stil
bei Anroechte, Erwitte und Geseke abgebaut (Zementindustrie). Frue-
her besassen die Kreide-Gruensande (bes. der Soester Gruensand) als
Werkstein fuer Sakral- und Profanbauten grosse Bedeutung. Aufgrund
seiner Verwitterungsanfaelligkeit durch Abgase wird er nur noch zu
Gebaeudeverkleidungen genommen. Lokale Bedeutung hatten einige Zie-
geleigruben, die Tonmergel der Oberkreide ("Emschermergel"), Loess-
lehm oder Geschiebelehme abbauten (teilw. kleine Abgrabungsgewaesser
noch vorhanden).


2 Biotoptypen, Vegetation, Schutzziel
Objektkennung:
 

NR-542


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Luzolo luzuloidis-Fagetum , Hainsimsen-Buchenwald
Galio odorati-Fagetum , Waldmeister-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli , Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Pruno padi-Fraxinetum , Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald
Carici elongatae-Alnetum , Walzenseggen-Erlenbruch
Periclymeno-Fagetum , Eichen-Buchenwald
Betulo-Quercetum roboris , Birken-Eichenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli loniceretosum , Artenarmer Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli stachietosum , Artenreicher Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Maianthemo-Fagetum , Flattergras-Buchenwald

Schutzziel:
 

Arten:
Biotoptypen:
Landschaftstypen:


3 Weitere ökologisch-naturschutzfachliche Informationen
Objektkennung:
 

NR-542

Geologie:
 

Zeitalter Karbon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Oberkarbon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Kreide, Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Oberkreide, Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Quartär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Altpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Mittelpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Holozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum

Geogr. Morph. Eigenheiten:
 

Höhenzug / Terrassenfläche / Niederungsebene / Flachlandfluss,-bach / Sumpf / Trockental / Mineral- oder Heilquelle / anthropogene Formen

Gesteine:
 

marine Kieselgesteine / marine Grünsande / marine Dolomitgesteine / fluviatile Ablagerungen / glaziale Bildungen / Auensedimente / Torfbildungen / klastische Gesteine

Hauptbodentyp:
 

Parabraunerde / Pseudogley-Parabraunerde / Pseudogley / Braunerde / Pseudogley-Braunerde / Tschernosem-Parabraunerde / Podsol-Braunerde / Rendzina / Rendzina-Braunerde / Gley / Gley / Podsol-Gley / Braunerde-Gley / Braunerde-Pseudogley / Gley-Braunerde / Gley-Podsol / Nassgley / Anmoorgley / Niedermoor / Kolluvium / Anthropogen veränderter Boden