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Das Kernmuensterland entspricht dem zentralen Teil der "Westfae- lischen Tieflandsbucht". Es ist Teil der durch basenreiche Sub- strate gepraegten Moraenen- und Terrassenlandschaften in West- deutschlands. Die zentral gelegene Munesterlaender Ebene wird randlich von z.T. bergigen Huegellaendern gerahmt. Im nordoest- lichen Teil wird die Naturraumeinheit von der Ems begrenzt, im Sueden wird ihr Flusslandschaft der Lippe zugerechnet. Im Nord- osten und Osten grenzt die Einheit an das Ostmuensterland (540), im Westen an das Westmuensterland (544), im Suedosten an das Emscherland (543) und im Sueden an die Hellwegboerden (542). Den geologischen Untergrund bilden Gesteine der Kreide. Aufgrund der schwach schuesselfoermigen, zum Zentrum des Muensterlandes ein- fallenden Schichtlagerung werden die Sedimente zum Zentrum immer juenger. Die Abfolge besteht aus Sanden, Sandmergeln, Kalk- und Kalksandsteinen, Mergelsanden und Tonmergelsteinen. Besonders die haerteren Sedimente wirken sich morphogenetisch aus. Die Kreide- schichten sind im Nordwesten tektonisch beinflusst und in Mulden gelegt. Die im Kern gelegenen haerteren Schichten (z.B. der Baum- berge) bilden deutliche Erhebungen, - es handelt sich hierbei um eine schwache Form der Reliefumkehr. Die Kreidegesteine werden von einer mehr oder minder maechtigen Abfolge aus quartaeren Lockersedimenten ueberdeckt. Es sind haupt- saechlich glaziale Sedimente aus dem saale-eiszeitlichen Gletscher- vorstoss (Grundmoraene, fluvioglaziale Sande und Kiese). Eine Be- sonderheit hierunter ist der "Muensterlaender Kiessandzug", er bildete sich in einer subglazialen Schmelzwasserrinne unterhalb des Eises (Os). Weiterhin sind Flussablagerungen (als "Talsande" bezeichnete Niederterassensedimente, - meist Sande, z.T. kiesig bis schluffig) aus der naechstjuengeren (jungpleistozaenen) Weich- sel-Kaltzeit nicht nur laengs der Lippe, sondern auch bei kleine- ren Fluessen (Stever) verbreitet. Unter trocken-kaltem Klima wur- den hierbei auch durch den Wind in grossen Mengen Sand ausgeblasen und an anderen Stellen in Form von Flugsandfeldern oder Duenen wiederabgelagert. Die feineren Staubablagerungen des Loesses sind im Kernmuensterland nur in geringen Mengen verbreitet, haeufiger ist die Zwischenform von Flugsand zu Loess, der Sandloess. Im Lau- fe des Holozaens kam es zur Bildung von Mooren. Dominierend fuer das Burgsteinfurt-Coesfelder Huegel- und Bergland sind deutlich ueber das Umland sich erhebenden Kreidehoehen, wo- runter die Baumberge die hoechste Bergform des gesamten Muenster- landes stellen. Die Kreideerhebungen verlaufen meist Nordost-Sued- west bis West-Ost und folgen so den tektonisch vorgegebenen Rich- tungen. Der Schoeppinger Ruecken ist ein bis 160 m hoher Ruecken, der in sich wellig aufgebaut. Er setzt sich nach Suedosten in den eigentlichen Baumbergen (westlich Muenster gelegen) fort. Diese bestehen aus langgezogenen Ruecken und Mulden, die die unterschied- lichen Gesteinshaerten nachzeichnen. Der Kernraum ist ein flach- welliges und huegeliges Plateau mit Steil- u. Flachhaengen, Stu- fen und asymmetrischen Talern. Die Baumberge fallen deutlich zu den Nachbarraeumen ab und bilden die Wasserscheide zwischen Ems, Rhein und Zuidersee. Am Fuss kommt es zu Quellaustritten (Stever- quellen). Westlich des Schoppinger Berges, jenseits der breiten Talniederung der Vechte, schliesst sich ein flachwelliges Huegel- land mit feuchten Mulden und Dellen aus Kreidemergeln (mit Ge- schiebelehmdecke) an. Suedwestliche Fortsetzung der Baumberge sind die Coesfeld-Daruper Hoehen (bis 164 m) mit deutlich geneigten Haengen. Die Hoehen bestehen aus west-ost-verlaufenden Ruecken mit kleinen Plateaus u. flachen Kuppen. Das Tal der Steinfurter Aa (fast ebene Mulde) trennt den Schoeppinger- vom Altenberger Ruek- ken, - es ist ein langezogener, nordwest-suedost verlaufender, flacher bis welliger Ruecken, der nach Westen von einem Steilhang begrenzt wird und der nach Osten flach abfaellt (anschliessend die Suttorfer Platte, ein sehr schwach geneigter bis fast ebener Vor- landstreifen mit Hangwasseraustritten). Die Muenstersche Ebene besteht aus einem flachwelligen bis ebenen Huegel- und Riedelland aus ebenen Flachmulden (Die Davert),Geest- ruecken (aus fluvioglazialen Sanden und Kiesen aufgebaute Flach- ruecken = Muensterlaender Kieszug), infolge der Aufwehung von Sandloess weitgehend nivellierte Ebenen sowie einer (suedlich der Ems bei Ewerswinkel) durch ein z.T. kleinflaechiges Mosaik aus Ge- schiebelehm- und Kreideinseln, Terrassensanden u. Sandloess be- dingtes Huegelland. Den Untergrund bilden Gesteine der Oberkreide, die aber von Geschiebelehmen, hauptsaechlich aber von maechtigen Sandloessen ueberdeckt werden. Durch die Muenstersche Aa und ande- ren Baechen wird die Muenstersche Ebene riedelartig zerschnitten. Die Muensterlaender Platten, die die vorher beschriebene Ebene, im Sueden halbkreisfoermig umrahmtn, bestehen im Westteil aus flachwelligen bis ebenen, teilweise aber auch leicht ansteigenden huegeligen Platten aus Geschiebelehm, hauptsaechlich aber aus oberflaechennah anstehenden Kreidemergeln u. -sandmergeln. Das breite Niederungsgebiet der Stever und ihrer Nebenbaeche (mit Nie- derterrassensedimenten und holozaenen Talsanden) trennt diesen Teil von den oestlich gelegenen Bereichen. Oestlich der Stevertalung folgen erneut flachwellige bis ebene Platten aus Kreidemergeln, die von nur geringen Geschiebelehm- decken verhuellt sind. Sie besitzen z.T. ein eigenes Entwasse- rungssystemen (Vorfluter stellen jeweils Emmer u. obere Werse). Bei Ahlen (Ahlener Platte) sind bereits Andeutung einer Schicht- stufe zu erkennen, - die Platte ueberragt ihr nordwestlichen Um- land bereits deutlich und ist insgesamt etwas welliger ausgebil- det. Nach Norden (Hoetmarer Platte) schliesst sich erneut ein vor- wiegend ebenes, hoechstens flachwelliges Gebiet an. Die oestlich an die Ahlener Platte anschliessenden Beckumer Berge bilden ein huegeliges bis bergiges Schichtstufenland aus Gesteinen des Campan. Im Sueden sind zwei deutliche Schichtstufen entwickelt (Sromberg- und Hoexbergstufe). Schmale Kuppen u. Ruecken sowie steilere, flachgruendige Haenge sind die beherrschenden Morphologie- elemenete im Suedteil. Die Stromberger Platte (oestlich Beckum) ist in sich eher flachwellig bis eben, sie wird jedoch durch die besag- ten Schichtstufen steil begrenzt und besitzt mit dem Mackenberg (173 m) die hoechste Erebeung der Beckumer Berge. Noerdlich davon erstreckt sich das etwa 60 m tiefergelegene Oelder Riedelland. Sie wird im Norden und Osten durch die Drombergstufe (10-20 m hoch) be- grenzt. Das Gebiet ist wellig, teilweise auch huegelig und wird von mehreren Baechen in Riedel zerschnitten. Die Stadt Beckum liegt in einer breiten, nur flach eingesenkten, von der Werse geschaffenen, leicht welligen Ausraeummulde. Sie bildet das geologische Zentrum der Schichtstufen der Beckumer Berge. Nach Norden schliesst sich die Ennigerloher Platte, ein relativ ausgedehntes, flachwelliges Gebiet an, das von Schichtstufen umgeben, z.T. auch begrenzt wird. Diese Schichstufen fallen sowohl nach Norden und Osten relativ steil ab, - nach Westen hingegen als sanft geneigte Stufenflaeche. Der Westhang wird durch die Angel und deren Nebenbaeche in mehre- re Teilstuecke zerlegt. Die Wiedenbruecker Platten (westlich der Ems) bestehen im Nordteil aus ebenen, schwach muldenfoermigen- und sehr schwach gewellten, ebenfalls fast ebenen Teilraeumen. Den Untergrund bilden hier Mer- gelsteine der Oberkreide, die von Terrassensanden und den aelte- ren Geschiebelehmen ueberdeckt werden. Das Gebiet ist sehr quell- reich. Oestlich der Beckumer Berge (Wadersloher Platte) ist das Gelaende stellenweise fast eben, ansonsten aber wellig bis flach- huegelig ausgebildet. Die Unterschiede sind in der den Kreidemer- geln aufliegenden Grundmoraene bedingt. Suedlich hiervon (Bereich der Liesborner Platte) sind die Gelaendeunterschiede durch Loess- aufwehungen weitgehend egalisiert. Die Lipper Hoehen (noerdlich der Lippe gelegen) sind ein niedriges bis bergiges Huegelland. Besonders im Bereich der 40 m ueber der Lippe gelegenen Kappenberger Hoehen (bis 110 m) macht es zur Lippe hin einen bergigen Eindruck. Nach Norden hingegen faellt es all- maehlich ab und geht in ein flachwelliges Huegelland (Suedkirche- ner Huegelland) ueber. Im Raum Werne ist das Gelaende hingegen wieder deutlich bewegt und besitzt staerkere Reliefenergie. Die Unterschiede ergeben sich aus den aus den quartaeren Deckschich- ten herausragenden Kreidegesteinen (haertere Kalksandsteine). Das Mittlere Lippetal (zwischen Benninghausen und Datteln) ist ein durch den Fluss gepraegter Naturraum. Im Osten ist der Tal- raum deutlich eingeschraenkt, die holozaene Aue wird dort von jungleistozaenen Uferwaellen begleitet. Weiter oestlich wird die Lippe-Aue immer breiter. Der Fluss maeandriert stark und hinter- laesst hierbei haeufig Altarme und-wasser. Streckenweise wurde die Lippe aber auch begradigt. Der Fluss wird randlich von den Terrassenkoerpern der Niederterrase begleitet (besonders sued- lich Hamm ist diese Terrassenflaeche sehr breit). Der Terrasse sind gelegentlich Duenensande aufgesetzt. Grund- und stauwasserbeinflusste Boeden haben im Kernmuensterland weite Verbreitung, sie finden sich sowohl in den Taelern u. flachen Niederungen (Gley bis Pseudogley-Gley oder Podsol-Gley) als auch ueber wasserstauenden Geschiebelehmen oder Kreidetonmergeln im Un- tergrund. Podsole sind fuer den "Muensterlaender Kiessandzug", im Bereich von Duenen und maechtigeren Flugsanden, auf Uferwaellen der Lippe sowie, als Podsol-Gley, ueber Niederterrassensanden ty- pisch. Bei hoeherliegenden Grundmoraenresten und bei den kalkarmen Oberkreidegesteinen liegen Braunerden vor. Insgesamt sind aber viel- fache, z.T. kleinraeumige Uebergaenge zwischen den Hauptbodenarten weit verbreitet. Aus den kalkigen Gesteinen der Oberkreide haben sich Rendzina, Braunerde-Rendzina und Rendzina-Braunerde entwickelt. Im Bereich der holozaenen Lippeaue kommt Brauner Auenboden vor. Im Gegensatz zum Westmuensterland haben Plaggenesche hier nur eine ge- ringe Bedeutung. Die natuerliche Vegetation des Kernmuensterlandes sind der Arten- reiche Hainsimsen-Buchenwald, der Artenreiche Sternmieren-Stiel- eichen-Hainbuchenwald, der Perlgras-Buchenwald, der Feuchte- und Trockene Eichen-Buchenwald, der Eichen-Auenwald der sandigen Fluss- taeler Norddeutschlands (stellenweise Eichen-Hainbuchenwald und Erlenbruchwald) und der Artenarme Sternmieren-Stieleichen-Hain- buchenwald (im norddeutschen Flachland stellenweise mit Stiel- eichen-Birkenwald). Das einzige grosse Moorgebiet im Kernmuensterland, das Hochmoor Venner Moor oestlich Senden, ist durch Abtorfungen, hauptsaech- lich aber durch den Bau des Dortmund-Ems-Kanals, der das Moor (NSG) durchschneidet, weitgehend zerstoert. Ein weiteres kleines Hochmoor liegt weiter oestlich (Hemmerheide). Die in den Taelern liegenden Niedermoore (Bruchwald-Moore) sind ebenfalls durch Me- lioratsmassnahmen in ihrem urspruenglichen Bestand weitgehend ver- nichtet. Die ehemals vorhandenen Waelder sind schon zum grossen Teil seit alters her gerodet, - an ihrer Stelle trat die fuer das Muenster- land so charakteristische Parklandschaft mit kleineren Waldparzel- len, Hecken, Gebueschen, Gehoelzstreifen an Baechen und Graeben so- wie Baumgruppen an den verstreut liegenden Hoefen der Landschaft. In den letzten Jahrzehnten ist aber auch diese Kulturform in ihrem Bestand gefaehrdet. Relikthaft sind aber noch groessere Waldbe- staende erhalten (so suedlich von Muenster, in den Baumbergen etc.). Die Hauptnutzung ist das Weide-Gruenland, aber auch Ackerflaechen sind verbreitet. Metropole ist die Bischofs- und Universitaetsstadt Muenster. Weite- re Gross-Staedte, abgesehen von Hamm, fehlen. Typisch sind Klein- bis Mittelstaedte sowie Doerfer, Einzel- und Gruppengehoefte (teil- weise liegen schlossartige Graeftensiedlungen oder entsprechende Grossgueter vor). Der Sueden gehoert noch mit zum Gebiet des Steinkohleabbaus (Hamm, Luenen, Werne). Ein aelterer Abbau von Strontianit laesst sich fuer das suedoestliche Muensterland nachweisen. Bei Beckum wurden im grossen Stil (Mergelkalk- und Kalkstein) gewonnen. Eine besondere Bedeutung fuer das gesamte Muensterland hat der Baumberger Sand- stein. Er lieferte den Baustein fuer viele Sakralbauten dieser Ge- gend, auch liess er sich gut fuer Ornamentik verarbeiten. Er ist u.a. charakteristisch fuer den westfaelischen Barockstil. Ansons- ten wurde noch lokal Geschiebelehm oder Loesse (zu Ziegeleizwecken) abgebaut. Der "Muensterlaender Kiessandzug" ist an mehrern Stellen abgegraben worden (heute vielfach als Badesseen genutzt). Die glazialen Sande und Kiese sind von wasserwirtschaftlicher Bedeutung. Fuer die Zukunft ist von seiten der Steinkohleindustrie geplant, Erdgas aus den Kohlelagerstaetten zu foerdern (zwischen Unna-Her- bern und Beckum wird zur Zeit im Feld "Lingula" die Erschliessung und Gewinnung von Floezgas erprobt). Durch den Bergbau entstanden im Westteil Bergsenkungsfelder, die als sekundaere Feuchtstandorte darstellen.
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