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Das Ostmuensterland entspricht dem oestlichen und noerdlichen Rand- gebiet der "Westfaelischen Tieflandsbucht". Es ist Teil der durch basenarme Substrate gepraegten Moraenen- und Terrassenlandschaf- ten Westdeutschlands. Die Einheit wird i.w. durch die Niederterras- senaufschuettungen von Lippe und besonders der Ems gepragt. Diese weitgehend ebenen Bildungen sind heute durch zahlreiche Baeche so- wie kleinere und groessere Fluesse inselartig zerschnitten. In An- naeherung an den Osning wird das Relief bewegter. Hier schliessen sich allmaehlich ansteigende Sanderflaechen an, die ebenfalls von zahlreichen Gewaessern zerschnitten sind. Im Nordwesten grenzt die Einheit an das Westmuensterland (544), im Norden an den Osnabruecker- (534), im Nordosten an den Bielefelder Osning (530), im Sueden und Suedosten an die Hellwegboerden (542) und im Westen an das Kernmuemsterland (541). Im Osten besteht ein kleinflaechiger Kontakt zur Egge (363). Den tieferen geologischen Untergrund bilden Gesteine der Oberkreide. Abgesehen von zwei kleinen Kreideerhebungen (Tonmergelstein) west- lich von Ostbevern ragen diese nicht aus den quartaeren Decksedi- menten hervor. Den Kreidegesteinen liegen Bildungen der saale- eis- zeitlichen Grundmoraene auf. Im Gegensatz zum Kernmuensterland ste- hen Geschiebelehme aber nur oertlich oeberflaechennah an. Grosse Verbreitung haben hingegen fluvioglaziale Sedimente, besonders die Sanderbildungen am Fuss des Osnings. Von den noerdlich des Gebirgs- kammes gelegenen Eismassen abfliessende Schmelzwaesser schuetteten ueber Gebirgspforten grosse Mengen Fein- bis Mittelsande in den Be- reich des Ostmuensterlandes. Sie erreichen im Bereich der Senne heute noch Restmaechtigkeiten von 20-30 m (bereits nach Rueck- zug der Saale-Gletscher wurde die Sanderflaechen z.T. bereits wieder abgetragen und eingeebnet). Eingelagert in die Senne-San- der findet sich die Grundmoraene des Muensterlaender Hauptglet- schers. Zum anderen kamen in Abflussrinnen unter dem Eis fluvio- glaziale Kiese und Sande zur Ablagerung, die nach dem vollstaendi- gen Abtauen als langgestreckte Ruecken erhalten blieben (sog. Ka- mes). Die groesste Verbreitung haben jungpleistozaene Terrassen- bildungen (sog. "Talsande", - Fein- bis Mitelsand, stellenweise Kies, Grobsand u. Schluff) der Ems und der Lippe. Diese Nieder- terrassenaufschuettungen der Fluesse erreichen 10-, stellenweise sogar 20 Kilometer Breite. Besonders die Ems, lokal auch die Lip- pe, werden von ebenfalls jungpleistozaenen Uferwaellen begleitet, - es sind bis 2m hoeherliegende Aufschuettungen aus aehnlichen Se- dimenten wie die eigentliche Niederterrasse. Gegen Ende des Pleistozaens wurden unter trocken-kaltem Klima vom Wind grosse Mengen der freiliegenden Sande ausgeweht und an anderer Stelle in Form von Flugsandfeldern oder als Duenen wiederabgela- gert. Die feineren Staubablagerungen des Loesses fehlen im Ost- muensterland. Im Laufe des Holozaens wurde die Niederterrassen- flaeche von Lippe und Ems, aber auch von zahlreichen Nebenflues- sen und Baechen zerschnitten. In den weiten holozaenen Niederun- gen kam es nachfolgend zur Versumpfung und Niedermoor-, lokal auch zur Hochmoorbildung. Das Muensterlaender Emstal nimmt den groessten Teil des Oberlaufes der Ems ein und bildet ueber weite Strecken die Grenze zum Kern- muensterland. Die Ems ist i.a. gering eingeschnitten, besitzt aus- reichendes Gefaelle und somit Stroemung (somit keine Akkumulation von Fluss-Sedimenten). Bei Greven ist der Fluss etwas staerker ein- getieft, die Aue wirkt dadurch im weiteren Umfeld ausgesprochen kuppig, da hier randlich oft Uferwaelle die Ems begleiten, aber auch tiefeingesenkte Altwasser und hoeherliegende trockene Terras- senflaechen (altholozaene Inselterrasse) miteinander abwechseln. Nach Osten zu (Harsewinkeler Emstal) ist die Emsaue viel gleich- maessiger und ebener ausgebildet. Zwischen Warendorf und Rheda (links der Ems) schliessen sich eine vorwiegend ebene Talsandplat- te an (Rhedaer Sandplatte). Sie wird nur von wenigen zur Ems ent- waessernden schmalen Niederungen durchzogen. Vereinzelt bildeten sich dort kleine Hochmoore, selten auch kleine Duenenfelder. Noerdlich der Ems bis nahe an den Osning schliessen sich die Nord- muensterlaender Sande an. Es sind fast ebene Talsandplatten, die von zahlreichen flachmoorerfuellten, schmaleren Niederungen oder auch langgezogenen, etwa ost-west verlaufendes Niederungsgebie- ten durchzogen werden. Insgesamt zeigt sich hier ein immer wieder- kehrender Wechsel von kleinen oder groesseren Niederungen, (Nie- der-) Mooren, fast ebenen grundwassernahen (Tal-) Sandplatten und von etwas hoehergelegenen, meist aus Flugsand bestehenden Gelaende- wellen (selten Duenen) und eingestreuten, meist kleinflaechigen Hochmooren (Ausnahme Kattenvenner Moor suedoestlich Ladbergen). Besonders im Nordwesten nahe dem Osningrand ist das Gebiet sehr quellenreich (die anfangs in suedwestlicher Richtung fliessenden Quellbaeche schwenken nachfolgend haeufig in westliche oder nord- westliche Richtug um). Ausgedehnte Flugsandfelder finden sich bei Ladbergen und Saerbeck (Ladbergener- und Saerbecker Sand), - gros- se, z.T. sehr junge Duenengebiete suedlich Rheine (Wilde Wedden- feld, Elter Sand, Gellendorfer Mark). Suedoestlich der Nordmuensterlaender Sande folgen die Nordmuenster- laender Lehmplatten. Hier bestimmt eine Reihe von Geschiebelehmin- seln das Landschaftsgefuege und bedingt einen regelmaessigen Wech- sel von schwachwelligen bis ebenen, staufeuchten Lehmplatten und vorwiegend sandigen, durch Lehmanteile frischen bis feuchten , fast ebenen Flaechen und Mulden, einzelnen Duenenfeldern, einem sich nur schwach ueber sein Umland erhebender Kames-Ruecken bei Fuechtdorf (Schmelzwasserbildungen) sowie breitsohligen, frueher z.T. versumpf- ten bzw. vermoorten Taelern. Der Ursprung dieser Gewaesser liegt im Osning. Nach Osten folgt, sich entlang des Bielefelder Osnings hinziehend, das Gebiet der Senne. Es ist eine stark geneigte (anfangs 10 - im Unterhang ca. 6-8 Prozent Gefaelle), von Grundmoraene unterlagerte Sanderflaeche am Suedwesthang des Bielefelder Osnings. Sie wird durch einzelne Duenenfeldern modifiziert und von meist kastenfoermi- gen Niederungen z.T. riedelartig zerschnitten. Im oberen Teil der Senne liegt der Grundwasserspiegel weit unter Flur, das Gebiet ist wasserarm und die vorhandenen Taeler liegen i.d.R. trocken. Weiter westlich (Mittelhanglagen) werden die Baeche permanent wasserfueh- rend (zahlreiche, aufgrund der Filterwirkung der Sande, klare Quel- len bei Anschnitt des Grundwasserleiters, - u.a. Emsquellen oestl. Hoevelhof). Die begleitenden, hoeherliegenden Sanderflaeche sind aber noch als trockene Sandboeden anzusprechen. Erst im Unterhang (Bereich Hoevelhofer Senne) ist das Gesamtgebiet (abgesehen von Duenen) grundwasserbeeinflusst und die vorhandenen Taeler nehmen eine mehr flachere Form an. Suedlich von Guetersloh liegt das Gebiet der Ostmuensterlaender Sande. Es ist eine fast ebene, grundwassernahe Terrassenflaeche, die von der Ems (Rietberger Emsniederung), der oberen Lippe und einem Netz groesserer und kleinerer, ehemals versumpfter und ver- moorter Nebengewaesser mosaikartig in zahlreiche kleine platten- foermige Inseln aufgeloest ist. Eine Ausnahme von diesem generel- len Bau stellt der Dellbruecker Ruecken dar, es ist hoeherliegender, sanft gewoelbter, in einem scharfem Bogen verlaufender Grundmoerae- nenruecken. Die Boeden des Ostmuensterlandes sind zum ueberwiegenden Teil deut- lich bis stark grundwasserbeeinflusst. Gleye (z.T. als Anmoor- oder Moorgley) in den Niederungen, in den Baecheren und kleineren Flues- sen Gley bis Auengley, in den Taelern von Ems und Lippe Auengley und Brauner Auenboden sind vorherrschend. Die Auenboeden der Lippe sind z.T. deutlich kalkhaltig. Innerhalb der Niederungen, besonders in den Randbereichen zum Osning, sind Niedermoorbildungen nicht sel- ten (heute z.T. kuenstlich veraendert). Ebenfalls grosse Verbreitung haben die Uebergangsboeden zwischen Gley und Podsol (Podsol-Gleye bis Gley-Podsole aus Talsanden bzw. aus unter Grundwassereinfluss liegenden Flugsanden). Podsole sind typisch fuer grundwasserferne Flugsand- und Duenengebiete bzw. fuer einen Grossteil der Senne- Sande. Haeufig besitzen diese Silikatboeden jedoch einen durch Plaggenauftrag kuenstlich erhoehten Humusanteil im Oberboden (Esch- boeden). Junge Duenenbildungen (wie z.B. Wilde Weddenfeld) zeichnen sich durch eine sehr geringe bis geringe Bodenentwicklung aus (Pod- sol-Regosol, Podsol-Ranker), sie enstanden vermutlich erst infolge der mittelalterlichen Waldrodungen. Bei hochliegenden Grundmoraenenresten bilden sich Geschiebelehme (Pseudogley, z.B. Dellbruecker Ruecken) bzw. Braunerde-Pseudogleye. Lehmreiche Talablagerungen zeigen Uebergaenge zu Gleyen (Pseudogley- Gley). Braunerden haben eine nur geringe Bedeutung, sie finden sich gelegentlich im Oberhang der Senne (bei geringer Sanddecke ueber Fliesserden). Hier konnten sich z.T. ueber stark podsolidierten Boeden mit Ortssteinlagen (diese wasserstauend und dadurch das Auf- treten von schwebenden Grundwasserspiegeln beguenstigend) kleine Moore bilden. Die ehemals vorhandenen Hochmoore im Nordteil sind kuenstlich veraendert (u.a. Grundwasserregulierungen), ihre natuer- liche Entwicklung unterbrochen. Das Ostmuensterland wird intensiv landwirtschaftlich genutzt (viel Gruenland, auf hoeherliegenden Flaechen auch Ackerbau). Grosse Wald- gebiete finden sich noch im Bereich der Senne (Truppenuebungsplatz) oder von Duenenfeldern. Teilweise sind die Waelder in Nadelholzfors- ten ueberfuehrt. Jedoch beleben Heckenreihen und kleine Haine die z.T. parkaehnliche Landschaft. Weite Flaechen, wie z.B. die Senne, waren frueher jahrhundertelang Heidegebiete. Die vorrherrschende natuerliche potentielle Vegetation stellen feuchtigkeitsliebende Waldformen wie der Feuchte Eichen-Buchen- wald, der Feuchte Eichen-Birkenwald (stellenweise mit Erle), der Erlen-Eichen-Birkenwald (teils Feuchter Eichen-Birkenwald), der Eichen-Auenwald der sandigen Flusstaeler Norddeutschlands (stel- lenweise Eichen-Hainbuchenwald und Erlenbruchwald), der Trauben- kirschen-Erlen-Eschenwald (stellenweise Erlenbruchwald und Eichen- Hainbuchenwald), auf Stauwasserboeden der Artenarme Sternmieren- Stieleichen-Hainbuchenwald (im norddeutschen Flachland stellenwei- se mit Stieleichen-Birkenwald) bzw. der Sternmieren-Stieleichen- Hainbuchenwald und Eichen-Buchenwald im Wechsel sowie bei lehmigen Talboeden der Artenreiche Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald. Oertlich (in Randgebieten zum Osning) tritt auch der Flattergras- Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchenwald) auf. Ansonsten wer- den die grundwasserfernen Silkatboeden der Senne bzw. die der Due- nenlandschaften vom Trockenen Eichen-Buchenwald und dem Trockenen Eichen-Birkenwald eingenommen. Im Ostmuensterland herrschen Einzelhoefe u. Streusiedlungen vor, gelegentlich finden sich auch Strassendoerfer. Die groesste Ort- schaft ist Guetersloh, dessen Stadtbild sich im Laufe der Zeit stark erweitert hat. Die anderen groesseren Ortschaften hatten frueher z.T. verkehrstechnische Bedeutung (z.B. Saerbeck, Emsdet- ten, Rheda-Wiedenbrueck, jeweils Brueckenorte ueber die Ems) oder lagen wie Dellbrueck auf hoeherliegenden, landwirtschaftlich guens- tigeren Standorten. Die Ortschaft Augustdorf expandierte erst als Folge des Standortuebungsplatzes Sennelager. Die Gross-Stadt Muens- ter dehnt sich mit ihren Vororten bis in den Bereich des Ostmuens- terlandes aus. Die oberflaechennah anstehenden Geschiebelehme der Nordmuensterlaen- der Lehmplatten wurde frueher zu Ziegeleizwecken abgebaut. Eben- falls eher lokale Bedeutung hatte der Abbau der Duenensande als Bausand. Die Senne-Sander stellen z.Z. noch ein groessere Sand- lagerstaette dar. Ansonsten ist die Gewinnug von quartaeren Locker- sedimenten heute eher unbedeutend.
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