1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

NR-362

Naturräumliche Zuordnung:
 

362 - Paderborner Hochfläche

Untereinheit:
 

362.0 Borchener Platten
363.1 Sindfeld

Verwaltungsgebiet (District):
 

Regierungsbezirk: Arnsberg
 

Kreis: Hochsauerlandkreis (Nuts-Code: DEA57)

 

Gemeinde: Marsberg


Regierungsbezirk: Detmold
 

Kreis: Paderborn (Nuts-Code: DEA47)

 

Gemeinde: Lichtenau

 

Gemeinde: Altenbeken

 

Gemeinde: Büren

 

Gemeinde: Salzkotten

 

Gemeinde: Bad Lippspringe

 

Gemeinde: Wünnenberg

 

Gemeinde: Borchen

 

Gemeinde: Paderborn

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

50.078,9347

Objektbeschreibung (Object description):
 

Die Paderborner Hochflaeche ist Teil der ostwestfaelischen Mittel-
gebirge (Mesozoisches Berg- und Huegelland). Es ist eine schwach
geneigte und flachwellige Kalkhochflaeche, die im Norden von weni-
gen groesseren, wasserfuehrenden Taelern und zahlreichen Trocken-
taelern gegliedert wird. Im Sueden existieren nur wenige, jedoch
tief, bis in das palaeozoische Grundgebirge eingeschnittene Tae-
ler. Im Westen wird die Hochflaeche von den Hellwegboerden (542),
im Norden und Osten von der Egge (363), im Suedosten von den Ost-
waldecker Randsenken (341) und im Sueden vom Nordsauerlaender Ober-
land (334) begrenzt.
Im Sueden haben sind die Taeler von Alme, Afte und Aabach bis tief
in das palaeozoische Grundgebirge eingeschnitten. Die dort im Tal-
grund bzw. den Haengen ausstreichenden Gesteine gehoeren in das
floezleere Oberkarbon. Es sind ueberwiegend geschieferte Ton- und
Schluffsteine mit eingelagerten Sandstein- und Grauwackenbaenken.
Bei Essentho finden sich mit Zechstein-Kalken u. -dolomiten die
aeltesten Deckgebirgsgesteine. Sie werden ueberlagert von roten
Sandsteinen und untergeordnet auch Tonsteinen des unteren Bunt-
sandsteins. Die groessten Antaeil am Deckgebirge haben Ablagerun-
gen der Kreidezeit. Deren Abfolge beginnt mit glaukonitischen Sand-
steinen (Ruethener Gruensand i.w.S.) der obersten Unterkreide, auf
die Tonmergel-, Mergel-, Kalkmergel- und Kalksteine der Oberkreide
(Cenoman bis Unter-Coniac) folgen. Die vorherrschende duennbankige
Ausbildung wird auch als "Plaener" bezeichnet. Innerhalb der Abfol-
ge treten glaukonitreichere Baenke auf ("Bochumer-" u. "Soester-
Gruensand"). Die Kreidegesteine weisen eine flache, nach Nordwesten
zum Zentrum des Muensterlandes gerichtete Schichtneigung auf. Die
Gesteine neigen zur Verkarstung.
Als Zeugnisse fossiler Verwitterungsboeden finden sich Reste von
Kalksteinbraunlehmen (Terra fusca), - ihre Entstehung reicht ver-
mutlich bis in das Jungtertiaer zurueck.
Die Paderborner Hochflaeche ist nur im Norden vom vordringenden
Eis der mittelpleistozaenen Saale- Kaltzeit betroffen worden. Die
ehemals dort vorhandene Grundmoraene ist zum groessten Teil wieder-
abgetragen worden. Etwas groessere Verbreitung hat das jungpleis-
tozaene (weichsel-kaltzeitlichen) Staubsediment Loess.
Der suedliche Teil der Paderborner Hochflaeche wird als Sindfeld
bezeichnet. Die flachwellige Kreidehochflaeche wird i.w. aus Ge-
steinen des Cenomans aufgebaut und von wenigen, jedoch tief bis
in das Palaeozoikum eingeschnittenen, steilhaengigen Sohlentaelern
zerschnitten. Innerhalb der Talflanken treten auch die Basalbildun-
gen der Kreide in Form von glaukonitischen Sandsteinen auf. Die
innerhalb der Kreidekalke liegenden Nebentaeler entsprechen haeu-
fig Trockentaelern mit episodischer bzw. periodischer Wasserfueh-
rung. Im Norden bildet ein markanter Stufenhang die Grenze zu den
anschliessenden Borchener Platten. Die Stufe wird von den weiche-
ren Mergeln des Unterturons gebildet.
Bei den Borchener Platten handelt es sich um ausgedehnte, schwach
nach Nordwesten geneigte flachwellige Kalkhochflaechen, aufgebaut
aus Gesteinen des Turons und Unter-Coniacs. Die Flaechen werden
von wenigen groesseren, wasserfuerenden, tiefeingesenkten Taelern
(u.a. Altenau) sowie zahlreichen Trockentaelern gegliedert. Im Os-
ten trennt eine weithin sichtbare Schichtstufe die Borchener Plat-
ten von der Egge.
Die Paderborner Hochflaeche zeigt zahlreiche Verkarstungserschei-
nungen. Neben den erwaehnten Trockentaelern (Schledden) finden
sich Bachschwinden und - kimmen (Schluck- und Speiloecher), Karst-
quellen (z.T. mit Travertinbildung), Dolinen, Erdfaelle und Karst-
hoehlen. Die episodisch bis periodisch wasserfuehrenden Trockentae-
ler besitzen haeufig Fuellungen aus Plaenerschottern. Die Paderbor-
ner Hochflaeche ist vermutlich das groesste Erdfallgebiet in Nord-
rhein-Westfalen.
Im Suedosten des Sindfelds tritt mit Zechsteinkalk und Buntsand-
stein Sand- u. Tonstein) das aeltere Deckgebirge zutage. Die dort
eingeschnittenen Trockentaelern sind flachhaengiger und zur Die-
mel hin orientiert.
Fuer die Paderborner Hochflaeche sind Verwitterungsboeden aus Kar-
bonatgesteinen typisch. Je nach Tiefgruendigkeit wechseln Rendzi-
nen, Rendzina-Braunerden oder Braunerden miteinander ab. Stellen-
weise sind aus Fliesserden hervorgegangene Braunerden pseudover-
gleyt, dies gilt auch fuer die lokal erhaltenen fossilen Verwitte-
rungsbildungen (Kalksteinbraunlehm, Terra fusca). Die Loessdecke
ist heute, bedingt durch die jahrhundertelange intensive Landwirt-
schaft, flaechenhaft abgetragen bzw. in ihrer Maechtigkeit redu-
ziert (Denudation). Die Loessboeden liegen heute meist als Braun-
erden bzw. erodierte Parabraunerden vor. Das abgespuelte Oberboden-
material findet sich als Kolluvien in muldigen Lagen (Dellen),
hauptsaechlich aber als Fuellungen der Trockentaeler. In den per-
manent wasserfuehrenden groesseren Taelern (z.B. Afte) kommen Brau-
ner Auenboden und Auengley vor.
Eine Besonderheit stellen die Tockentaeler (Schledden), sie fuehren
nur episodisch, dann aber viel Wasser mit entsprechenden Mataerial-
verlagerungen. Nach Ablaufen des Wassers bleiben grosse Plaener-
schotterfelder, Kies- (meist aus zugerundeten Kalken) und Lehmbaen-
ke zurueck. Die Talfuellungen sind zum groessten Teil als Auenroh-
boden (Rambla) anzusprechen mit entsprechendem Bewuchs (Pionierge-
sellschaft).
Westlich von Essentho treten ebenfalls Rendzina (aus Zechsteinkalk)
und Braunerde (aus Buntsandstein) auf.
Die Paderborner Hochflaeche ist Altsiedelgebiet und wird vermut-
lich bereits seit der Jungsteinzeit landwirtschaftlich genutzt.
Ackerflaechen ueberwiegen, Gruenland (Weidenutzung) ist auf die
Taeler beschraenkt. Groessere Waldgebiete finden sich jeweils oest-
lich von Borchen, Niedertudorf und Bueren (Staatsforst Paderborn).
Die natuerliche potentielle Vegetation auf Karbonatboeden der West-
lichen und Oestlichen Egge-Vorberge ist der Perlgras-Buchenwald,
kleinflaechiger der Flattergras-Buchenwald und der Artenreiche
Hainsimsen-Buchenwald (auf Loess). Der Hainsimsen-Perlgras-Buchen-
wald findet sich bevorzugt im Sueden (Steilabfaelle zum Afte-Tal
und bei palaeozoischen Untergrund). Der Artenreiche Sternmieren-
Stieleichen- Hainbuchenwald tritt nur im Bereich des Almetales
auf, ansonsten ist der Stieleichen-Hainbuchen-Auenwald der Berg-
landtaeler (einschliesslich fluss- und bachbegleitender Erlenwael-
der) vertreten.
Die geschlossenen Siedlungen, meist grosse Haufendoerfer und Klein-
staedte liegen am Rande der groesseren Taeler oder am quellreichen
Nordwestrand des Gebietes (Paderborn) und Bad Lippspringe, wenige
Ortschaften (z.T. grosse Gueter) dagegen auf der wasserarmen Hoch-
flaeche. Ein Netz von Strassen durchzieht die offene Landschaft.
Die Kalksteingewinnung hat heute noch eine grosse Bedeutung im Sue-
den von Paderborn (Gross-Steinbrueche). Die frueher haeufigeren
klein- bis mittelgrossen Kalksteinbruchbetriebe im uebrigen Gebiet
sind zum ueberwiegenden Teil aufgegeben worden. Einzelbetriebe ha-
ben sich neben dem Abbau von Kalkstein auf die Gewinnung des einge-
lagerten Soester Gruensand spezialisiert.
Frueher wurden im Sueden die wenig verfestigten Sandsteine des Rue-
thener Gruensands gewonnen und in sogenannten "Grandmuehlen" zu
Sand zermahlen (Moertelsand, Zusatz zu Dachpfannen). Reste der Gru-
ben sowie eine verfallene Grandmuehle bei Wuennenberg sind noch
vorhanden.
Aufgrund der episodisch starken Wasserfuehrung (besonders nach
Starkregenereignissen) in den Nebentaelern (Trockentaeler, Schled-
den) und der damit verbundenen Hochwasser wurden in den Haupttae-
lern Regenrueckhaltebecken errichtet (z.B. bei Keddinghausen).


2 Biotoptypen, Vegetation, Schutzziel
Objektkennung:
 

NR-362


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Galio odorati-Fagetum , Waldmeister-Buchenwald
Luzolo luzuloidis-Fagetum , Hainsimsen-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli , Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Stellario nemorosae-Alnetum glutinosae , Bach- und flussbegleitender Erlenwälder
Stellario holosteae-Carpinetum betuli stachietosum , Artenreicher Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Galio odorati-Fagetum luzuletosum , Hainsimsen-Waldmeister-Buchenwald

Schutzziel:
 

Arten:
Biotoptypen:
Landschaftstypen:


3 Weitere ökologisch-naturschutzfachliche Informationen
Objektkennung:
 

NR-362

Geologie:
 

Zeitalter Perm, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Zechstein (Perm), Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Trias, Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Buntsandstein (Trias), Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Unterkreide, Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Oberkreide, Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Quartär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Mittelpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Holozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum

Geogr. Morph. Eigenheiten:
 

Schichtstufe / Hochfläche / Mittelgebirgsfluss, -bach / Trockental / Talform / Verkarstungserscheinungen / anthropogene Formen

Gesteine:
 

marine Grünsande / fluviatile Ablagerungen / marine Dolomitgesteine / aeolische Bildungen / periglaziale Bildungen / Auensedimente

Hauptbodentyp:
 

Rendzina / Braunerde-Rendzina / Rendzina-Braunerde / Braunerde / Parabraunerde / Pseudogley / Braunerde-Pseudogley / Gley / Brauner Auenboden