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Das Oberwaelder Land ist Teil des Mesozoischen Berg- und Huegel- landes (Oberweserbergland). Es ist eine von zahlreiche Taeler in einzelne Berge und Platten zerschnittene (Muschelkalk-) Schicht- stufenlandschaft. Im Gegensatz zu der aelteren naturraeumlichen Gliederung auf Blatt 98 Detmold wird hier das Oberwaelder Land analog zu Blatt 111 Arol- sen unterschieden. Dies hat zur Folge, dass Unterheiten, die auf Blatt Detmold noch der der Einheit 361 zugerechnet wurden (361.1, - Borgentreicher Boerde) nun als Teil der Warburger Boerde (360) anzusehen sind. Das Oberwaelder Land grenzt im Westen an die Egge (363), im Norden an das Lipper Bergland (364), im Osten an das Holzmindener Wesertal (367) u. kleinflaechig an die Westhessische Senke (343) sowie im Sueden an die Warburger Boerde (360). Nach Suedosten setzt sich die Einheit auf hessischem Landesgebiet fort. Den geologischen Untergrund des Oberwaelder Landes bilden flach la- gernde Schichten der Trias. Das Gebiet ist weitgehend identisch mit der Brakeler Muschelkalk-Schwelle. Als aelteste Gesteine finden sich westlich und noerdlich von Brakel in tiefeingeschnittenen Taelern Ablagerungen (Tonsteine mit eingeschalteten Feinsandsteinen) des Roet (oberer Buntsandstein). Der groesste Teil wird von Karbonatge- steinen (Kalk-, Mergel- u. Tonmergel) des Muschelkalks eingenommen. Das juengste Schichtglied der Trias, hier unterer Keuper (Tonsteine mit Dolomit-, Kalk- und Sandsteineinschaltungen), findet sich abge- sehen von einer Grabenstruktur zwischen Niesen und Gehrden, oestlich von Brakel und bildet dort die hoechsten Hoehen der Schichtstufen- landschaft. Im Tertiaer (Obermiozaen) setzten im Bereich der Hessischen Senke starke Hebungs- und Abtragungsprozesse ein. Im Zusammenhang hiermit erfolgte ein lebhafter Basaltvulkanismus. Ein Auslaeufer dieser Mag- menintrusionen ist der Hohe Berg, ein Olivin-Nephelinit, oestlich Buehne. Im Laufe des Quartaers wechselten Kalt- und Warmzeiten miteinander ab. Waehrend der Kaltzeiten bildete die groesseren Fluesse (Nethe) Terrassenschotter, waehrend sich in den Warmzeiten die Gewaesser tiefer in den Untergrund einschnitten. Im Jungpleistozaen kam es unter trocken-kaltem Klima zur Sedimentation des Staubsedimentes Loess und zur Bildung von periglazialen Fliesserden und Hangschutt- decken (besonders im Bereich der tiefeingeschnittenen Nebentaeler nahe der Weser), teilweise rutschten hierbei grosse Schollen aus Muschelkalk ueber Tonsteinen des Roet talabwaerts. Der ueberwiegende Teil der breiten Nethe-Talung wird von holozae- nen Auenlehmen eingenommen. Sie liegen ueber aelteren Kiesen und Sanden der Niederterrasse. Im Laufe des Holozaens bildeten einige Quellen ausgepraegte Kalksinter (Travertin), sie fuellen teilwei- se ganze Taeler. Hingegen sind Niedermoorbildungen die Ausnahme. Das Brakeler Kalkgebiet ist ein von meist breiten Sohlentaelern tief zerschnittenes Bergland. Im Austrichbereich weichere Gestei- ne (Tonsteine des Roet, Mergel des mittleren Muschelkalks) sind diese meist ausgeraeumt und die Talhaenge flacher ausgebildet und besonders im Unterhang von z.T. maechtigen Loessdecken ueberzogen. Haertere Gesteine (feste Kalksteine im unteren u. oberen Muschel- kalk, Sandsteineinschaltungen im unteren Keuper) beguenstigen hin- gegen die Ausbildungen von Plateaus und Ebenheiten. Durch die in- tensive rueckschreitende Erosion sind diese Hochflaechenelemete z.T. in Einzelberge bzw. -ruecken aufgeloest. Die Karbonatgesteine des Muschelkalks neigen zur Verkarstung (u.a Bildung grosser Erd- faelle). Im Diemeltal (Wacholderberg noerdlich Ostheim) bildet der Muschelkalk stellenweise Natursteinklippen, ebenso im Wesertal sued- lich und noerdlich von Hoexter (Ziegenberg, Prinzessinnenklippen). Hoechste Erhebung im westfaelischen Teil der Einheit ist der seine Umgebung deutlich ueberragende Haertling des Hoher Berg (371m), eine Vulkanruine aus einer Basalt-Varietaet. Trotz der grossen Verbreitung der Karbonatgesteine des Muschelkalks im Untergund sind deren flachgruendigen Verwitterungsformen (Rendzi- na, Rendzina-Braunerde) i.w. auf steilere Haenge und kleinere Kup- pen beschraenkt. Ansonsten verwittern die Karbonatgesteine zu basen- reichen, tiefgruendigen Braunerden. Basenaermere Braunerden sind das Verwitterungsprodukt der silikatischen Gesteine (Ton- u. Sandsteine) des unteren Keupers bei Kuppenlage, - ueber Sandstein sind sie oert- lich auch podsolig entwickelt. Bei Muldenlage (z.B. Loess ueber Ton- steine des Keupers) sind Pseudogleye mitunter grossflaechig entwik- kelt (Fahlenbruch). Braunerden aus Fliesserden zeigen hangabwaerts oder in Mulden Uebergaenge zu Pseugogley-Braunerden. Der noch weit verbreitete Loess liegt als Parabraunerde oder als Pseudogley-Para- braunerde vor. Abgeschwemmte Loessboeden fuellen kleinere Nebentael- chen oder treten am Hangfuss in Form von humosen Kolluvien auf. Im Nethetal ist der Braune Auenboden, z.T. Auengley vertreten. Die Boeden sind dort kalkhaltig. In den uebrigen Taelern kommen Gleye vor, nur lokal kam es zur Bildung von Niedermoor. Das Oberwaelder Land ist zum grossen Teil (ca. 50 %) bewaldet. Ge- schlossene Waldgebiete sind besonders in den hoeherliegende Teilen des Berglandes wie auch an steileren Haengen verbreitet. Die brei- ten Taeler (z.B. bei Brakel) und loessbedeckte Flaechen werden hin- gegen ackerbaulich genutzt. Gruenland ist generell auf die Haupt- und Nebentaeler beschraenkt. Die verbreiteste natuerliche potentielle Vegetation auf den tief- gruendigen, basenreichen der Karbonatboeden (Braunerden) ist der Perlgras-Buchenwald. Auf flachergruendigeren Silkat- und Karbonat- boeden der Artenarme und Artenreiche Hainsimsen-Buchenwald. Die Loessgebiete sind Standort des Flattergras-Buchenwaldes (stellen- weise Perlgrasbuchenwald). Fuer die groesseren Taeler ist der Ar- tenreiche Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald charakteristisch. Hauptort des Oberwaelder Landes ist die alte Hansestadt Brakel, die seit ihrer Ernennung zum Luftkurort (mit Kurpark) stark ange- wachsen ist. Die uebrigen deutlich kleineren, geschlossenen Ort- schaften liegen in den Haupttaelern. Die Natursteingewinnung (Kalksteine des Muschelkalks) besitzt ei- ne groessere Bedeutung, - neben vielen kleineren, bereits aufge- gebenen Kleinabbaue existieren noch mehrere Gross-Steinbrueche.
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