1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

NR-361

Naturräumliche Zuordnung:
 

361 - Oberwälder Land

Untereinheit:
 

361.0 Brakeler Kalkgebiet

Verwaltungsgebiet (District):
 

Regierungsbezirk: Detmold
 

Kreis: Höxter (Nuts-Code: DEA44)

 

Gemeinde: Bad Driburg

 

Gemeinde: Brakel

 

Gemeinde: Nieheim

 

Gemeinde: Beverungen

 

Gemeinde: Höxter

 

Gemeinde: Warburg

 

Gemeinde: Borgentreich

 

Gemeinde: Marienmünster

 

Gemeinde: Willebadessen

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

70.880,2107

Objektbeschreibung (Object description):
 

Das Oberwaelder Land ist Teil des Mesozoischen Berg- und Huegel-
landes (Oberweserbergland). Es ist eine von zahlreiche Taeler in
einzelne Berge und Platten zerschnittene (Muschelkalk-) Schicht-
stufenlandschaft.
Im Gegensatz zu der aelteren naturraeumlichen Gliederung auf Blatt
98 Detmold wird hier das Oberwaelder Land analog zu Blatt 111 Arol-
sen unterschieden. Dies hat zur Folge, dass Unterheiten, die auf
Blatt Detmold noch der der Einheit 361 zugerechnet wurden (361.1,
- Borgentreicher Boerde) nun als Teil der Warburger Boerde (360)
anzusehen sind.
Das Oberwaelder Land grenzt im Westen an die Egge (363), im Norden
an das Lipper Bergland (364), im Osten an das Holzmindener Wesertal
(367) u. kleinflaechig an die Westhessische Senke (343) sowie im
Sueden an die Warburger Boerde (360). Nach Suedosten setzt sich
die Einheit auf hessischem Landesgebiet fort.
Den geologischen Untergrund des Oberwaelder Landes bilden flach la-
gernde Schichten der Trias. Das Gebiet ist weitgehend identisch mit
der Brakeler Muschelkalk-Schwelle. Als aelteste Gesteine finden sich
westlich und noerdlich von Brakel in tiefeingeschnittenen Taelern
Ablagerungen (Tonsteine mit eingeschalteten Feinsandsteinen) des
Roet (oberer Buntsandstein). Der groesste Teil wird von Karbonatge-
steinen (Kalk-, Mergel- u. Tonmergel) des Muschelkalks eingenommen.
Das juengste Schichtglied der Trias, hier unterer Keuper (Tonsteine
mit Dolomit-, Kalk- und Sandsteineinschaltungen), findet sich abge-
sehen von einer Grabenstruktur zwischen Niesen und Gehrden, oestlich
von Brakel und bildet dort die hoechsten Hoehen der Schichtstufen-
landschaft.
Im Tertiaer (Obermiozaen) setzten im Bereich der Hessischen Senke
starke Hebungs- und Abtragungsprozesse ein. Im Zusammenhang hiermit
erfolgte ein lebhafter Basaltvulkanismus. Ein Auslaeufer dieser Mag-
menintrusionen ist der Hohe Berg, ein Olivin-Nephelinit, oestlich
Buehne.
Im Laufe des Quartaers wechselten Kalt- und Warmzeiten miteinander
ab. Waehrend der Kaltzeiten bildete die groesseren Fluesse (Nethe)
Terrassenschotter, waehrend sich in den Warmzeiten die Gewaesser
tiefer in den Untergrund einschnitten. Im Jungpleistozaen kam es
unter trocken-kaltem Klima zur Sedimentation des Staubsedimentes
Loess und zur Bildung von periglazialen Fliesserden und Hangschutt-
decken (besonders im Bereich der tiefeingeschnittenen Nebentaeler
nahe der Weser), teilweise rutschten hierbei grosse Schollen aus
Muschelkalk ueber Tonsteinen des Roet talabwaerts.
Der ueberwiegende Teil der breiten Nethe-Talung wird von holozae-
nen Auenlehmen eingenommen. Sie liegen ueber aelteren Kiesen und
Sanden der Niederterrasse. Im Laufe des Holozaens bildeten einige
Quellen ausgepraegte Kalksinter (Travertin), sie fuellen teilwei-
se ganze Taeler. Hingegen sind Niedermoorbildungen die Ausnahme.
Das Brakeler Kalkgebiet ist ein von meist breiten Sohlentaelern
tief zerschnittenes Bergland. Im Austrichbereich weichere Gestei-
ne (Tonsteine des Roet, Mergel des mittleren Muschelkalks) sind
diese meist ausgeraeumt und die Talhaenge flacher ausgebildet und
besonders im Unterhang von z.T. maechtigen Loessdecken ueberzogen.
Haertere Gesteine (feste Kalksteine im unteren u. oberen Muschel-
kalk, Sandsteineinschaltungen im unteren Keuper) beguenstigen hin-
gegen die Ausbildungen von Plateaus und Ebenheiten. Durch die in-
tensive rueckschreitende Erosion sind diese Hochflaechenelemete
z.T. in Einzelberge bzw. -ruecken aufgeloest. Die Karbonatgesteine
des Muschelkalks neigen zur Verkarstung (u.a Bildung grosser Erd-
faelle). Im Diemeltal (Wacholderberg noerdlich Ostheim) bildet der
Muschelkalk stellenweise Natursteinklippen, ebenso im Wesertal sued-
lich und noerdlich von Hoexter (Ziegenberg, Prinzessinnenklippen).
Hoechste Erhebung im westfaelischen Teil der Einheit ist der seine
Umgebung deutlich ueberragende Haertling des Hoher Berg (371m),
eine Vulkanruine aus einer Basalt-Varietaet.
Trotz der grossen Verbreitung der Karbonatgesteine des Muschelkalks
im Untergund sind deren flachgruendigen Verwitterungsformen (Rendzi-
na, Rendzina-Braunerde) i.w. auf steilere Haenge und kleinere Kup-
pen beschraenkt. Ansonsten verwittern die Karbonatgesteine zu basen-
reichen, tiefgruendigen Braunerden. Basenaermere Braunerden sind das
Verwitterungsprodukt der silikatischen Gesteine (Ton- u. Sandsteine)
des unteren Keupers bei Kuppenlage, - ueber Sandstein sind sie oert-
lich auch podsolig entwickelt. Bei Muldenlage (z.B. Loess ueber Ton-
steine des Keupers) sind Pseudogleye mitunter grossflaechig entwik-
kelt (Fahlenbruch). Braunerden aus Fliesserden zeigen hangabwaerts
oder in Mulden Uebergaenge zu Pseugogley-Braunerden. Der noch weit
verbreitete Loess liegt als Parabraunerde oder als Pseudogley-Para-
braunerde vor. Abgeschwemmte Loessboeden fuellen kleinere Nebentael-
chen oder treten am Hangfuss in Form von humosen Kolluvien auf. Im
Nethetal ist der Braune Auenboden, z.T. Auengley vertreten. Die
Boeden sind dort kalkhaltig. In den uebrigen Taelern kommen Gleye
vor, nur lokal kam es zur Bildung von Niedermoor.
Das Oberwaelder Land ist zum grossen Teil (ca. 50 %) bewaldet. Ge-
schlossene Waldgebiete sind besonders in den hoeherliegende Teilen
des Berglandes wie auch an steileren Haengen verbreitet. Die brei-
ten Taeler (z.B. bei Brakel) und loessbedeckte Flaechen werden hin-
gegen ackerbaulich genutzt. Gruenland ist generell auf die Haupt-
und Nebentaeler beschraenkt.
Die verbreiteste natuerliche potentielle Vegetation auf den tief-
gruendigen, basenreichen der Karbonatboeden (Braunerden) ist der
Perlgras-Buchenwald. Auf flachergruendigeren Silkat- und Karbonat-
boeden der Artenarme und Artenreiche Hainsimsen-Buchenwald. Die
Loessgebiete sind Standort des Flattergras-Buchenwaldes (stellen-
weise Perlgrasbuchenwald). Fuer die groesseren Taeler ist der Ar-
tenreiche Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald charakteristisch.
Hauptort des Oberwaelder Landes ist die alte Hansestadt Brakel,
die seit ihrer Ernennung zum Luftkurort (mit Kurpark) stark ange-
wachsen ist. Die uebrigen deutlich kleineren, geschlossenen Ort-
schaften liegen in den Haupttaelern.
Die Natursteingewinnung (Kalksteine des Muschelkalks) besitzt ei-
ne groessere Bedeutung, - neben vielen kleineren, bereits aufge-
gebenen Kleinabbaue existieren noch mehrere Gross-Steinbrueche.


2 Biotoptypen, Vegetation, Schutzziel
Objektkennung:
 

NR-361


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Galio odorati-Fagetum , Waldmeister-Buchenwald
Luzolo luzuloidis-Fagetum , Hainsimsen-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli stachietosum , Artenreicher Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Maianthemo-Fagetum , Flattergras-Buchenwald

Schutzziel:
 

Arten:
Biotoptypen:
Landschaftstypen:


3 Weitere ökologisch-naturschutzfachliche Informationen
Objektkennung:
 

NR-361

Geologie:
 

Zeitalter Trias, Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Buntsandstein (Trias), Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Muschelkalk (Trias), Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Keuper (Trias), Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Jungtertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Quartär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Altpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Mittelpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Holozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum

Geogr. Morph. Eigenheiten:
 

Bergzug,-kamm / Platten / Hochfläche / Ebene / Einzelberg / Mittelgebirgsfluss, -bach / Talform / Terrassenfläche / Quellen / Trockental / Schichtstufe / Vulkanogene Formen / anthropogene Formen

Gesteine:
 

marine Kieselgesteine / marine Grünsande / marine Dolomitgesteine / Magmatische Gesteine / fluviatile Ablagerungen / aeolische Bildungen / periglaziale Bildungen / Auensedimente / klastische Gesteine

Hauptbodentyp:
 

Rendzina / Braunerde-Rendzina / Rendzina-Braunerde / Braunerde / Parabraunerde / Pseudogley-Parabraunerde / Pseudogley-Braunerde / Pseudogley / Podsol-Braunerde / Brauner Auenboden / Auengley / Kolluvium / Niedermoor