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Die Bergischen Hochflaechen gehoeren als westlicher, dem Rhein zu- gewandter Teil des Suederberglandes zur submontanen Stufe des Pa- laeozoischen Berglandes. Charakteristisch sind die trotz haeufigen Gesteinswechsels und der Zerschneidung durch Fluesse und Baeche noch weitgehend erhaltenen Terrassen- und Altflaechenreste. Im Norden grenzt das Gebiet an das Bergisch-Sauerlaendische Unter- land (337-E1), im Nordosten an das Maerkische Oberland (336-E1), im Suedosten an das Oberagger- und Wiehlbergland (339), im Sueden an das Mittelsiegbergland (330) und im Westen an die Bergische Heide- terrasse (550). Die auftretenden Gesteine umfassen den Zeitraum Ordovizium-Silur bis Oberdevon. Die aeltesten Gesteine sind an eine Sattelstruktur (Remscheider Sattel) suedlich von Solingen gebunden. Es sind meist dunkle, teilw. kalkhaltige Tonschiefer. Im Unterdevon kamen i.w. marine (quarzitische) Sand-, Schluff- und Tonsteine zur Ablagerung. Eingeschaltet sind vulkanische Bildungen (Hauptkeratophyr). Gegen Ende des Unterdevons treten erstmals auch kalkhaltigere Schichten auf. Das untere Mitteldevon ist weiterhin weitgehend klastisch ent- wickelt, zeigt aber lokal bereits Anklaenge an die fuer das hoehere Mitteldevon charakteristische Riff-Fazies. Diese als "Massenkalk" be- zecihneten Riffbildungen finden sich bei Paffrath in einer Mulden- struktur. Das Auftreten von Oberdevon (Tonschiefer, Mergel u. flase- rige Kalke) ist ebenfalls an diese Mulde gebunden. Bei der variscischen Gebirgsbildung wurden die Gesteinsserien ver- falten und in uebergeordnete Sattel- und Muldenstrukturen gelegt. Waehrend des Tertiaers (Oligozaen-Miozaen) wurde der eingeebnete Ge- birgsrumpf randlich vom Meer ueberflutet. Zurueck blieben u.a. mari- ne Sande. Etwas juenger (Miozaen) sind lokale Basaltvorkommen an der Wahnbach-Talsperre. Sie sind die noerdlichen Auslaeufer des Siebenge- birgs-Vulkanismuses. Gegen Ende des Tertiaers begann eine allmaeh- liche Hebung des gesamten Rheinischen Schiefergebirges (Ausbildung einer nach Norden gerichteten Abdachung). Als Folge der Hebung schnitten sich die Gewaesser tief in den Untergrund ein (rueck- schreitende, linienhafte Tiefenerosion). Der mehrfache Wechsel von Warm- und Kaltzeiten fuehrte zur Ausbildung von Flussterrassen. Flussterrrasen bzw. die aelteren, mittlererweile schotterfreien Tal- bodensysteme des Rheins begleiten die Bergischen Hochflaechen im Westen. Weiter oestlich schliesen sich Altflaechen an, sie gehoeren wohl noch in das ausgehende Tertiaer. Aus der letzten Kaltzeit stammt das aeolische Staubsediment Loess. Er ist besonders im West- teil verbreitet. Die heutigen Hochflaechen und Berghaenge sind von mehr oder minder maechtigen Verwitterungsrueckstaenden bzw. Fliess- erden ueberdeckt (Hang- und Hochflaechenlehme). In ihnen koennen die bereits erodierten Loessvorkommen eingearbeitet sein. Im Laufe des Holozaens bildeten sich kleinflaechig Niedermoore. Der suedoestlichste Teilbereich der Bergischen Hochflaechen ist die durch den Broehlbach und dessen Zufluesse vielfach zerteilte, um 235m hohe Broelhochflaeche. Die staerksten Einschnitte erzeugen der nach Suedwesten ziehende, rege gewundene und bis 60m tief eingeschnittene Broehlbach sowie der von Osten zufliessende Waldbroehlbach mit einem teilweise asymmetrischen Muldental. Deren Zufluesse verlaufen hinge- gen in flachen Talmulden mit schwach ausgepraegten Raendern, so dass die Hochflaeche insgesamt wellig erscheint. Bei Schloss Herrenstein hinterliess der Broehlbach einen gut entwickelten Umlaufberg und Altlauf (heute z.T. kuenstlicher See). Noerdlich hiervon schliesst sich die Mucher Hochflaeche an. Es ist eine wellige Faltenrumpfflaeche in 260 bis 280 m Hoehe mit vielen unregelmaessig geformten Ruecken und Flachkuppen. Ca. 40 m tiefer liegen die Ursprungsmulden, die Nebentaeler sowie das sehr flache Sohlental des Wahnbachs. Westlich der Broehlhochflaeche liegt das allmaehlich von West nach Ost ansteigende Wahlscheid-Seelscheider Loessgebiet (Suedbergische Loesshochflaeche). Es handelt sich um eine Formengemeinschaft aus breiten flachen Taelern und rueckenfoermigen, mit einer duennen Loessdecke ueberzogenen Rumpfriedeln. Lediglich die schmalsohligen Haupttaeler sind bis 50 m tief eingeschnitten. Ansonsten herrschen flache Muldentaeler vor, diese jedoch meist mit auffaelligen schar- fen und hohen Oberkanten. Sie sind eine Folge der Feldbewirtschaf- tung auf der angrenzenden Hochflaeche (Kulturwechselstufen, Hoch- raine). Noerdlich der letztgenannten Untereinheit folgen die zwischen 140- 250 m hochgelegenen Agger-Suelzflaechen. Durch das wechselnd breite, gewundenes Sohlental der Agger wird das Gebiet in zwei Teilflaechen zerlegt. Im auessersten Westen wird der Mittelgebirgsrumpf von der Rhein-Hauptterrasse ueberlagert. Die Terrasse wiederum wird zu ei- nem grossen Teil von Flugsanden und stellenweise auch Sandloess be- deckt. Die oestlich angrenzende Suelzhochflaeche weist, abgesehen von den tief eingeschnittenen Tal der Suelz und dem 259 m hohen Luederichsberg noerdlich Hoffnungsthal (Haertlingsruecken) keine groesseren Reliefunterschiede auf. Das teilweise ueber 100 m tief eingeschnittene Aggertal besitzt eine breite Sohle, in der die Agger in zahlreichen Windungen fliesst. Die Haenge sind gestuft oder be- sitzen terrassenaehnlichen Leisten. Durch den Wechsel von Prall- u. Gleithaengen sind z.T. asymmetrische Hohlformen entstanden. Das oestlich gelegene Marialinder Riedelland entspricht in Hoehe und Ge- stalt i.w. der Suelzhochflaeche. Es ist jedoch durch zahlreiche, teilweise schluchtartige Zufluesse zur Agger starker zerschnitten und in Riedel aufgeloest. Nach Norden folgt die Suedbergische Hochflaeche. Ihr suedwestlich- ster Teil entspricht der vom Strundener Bach durchflossnenen Paff- rather Kalksenke. Sie ist sowohl geologisch als auch morphologisch eine Mulde innerhalb des mitteldevonischen Massenkalks. Die ca. 160 -200 m hoch gelgene Senke liegt um 40-60 m tiefer als ihr noerd- liches und suedliches Umland. Das Gebiet ist verkarstet (Dolinen), wobei aber dolomitisierte Bereiche sich verwitterungsresistenter verhalten als die nicht dolomitiesierten Riffkalke. Die noerdlich der Senke gelegene Bechener Hochflaeche steigt von West nach Ost allmaehlich an, - der Hochflaechencharakter ist trotz bis zu 100m tief eingeschnittener, jedoch schmalsohliger Taeler noch gut erhal- ten. Hingegen ist das oestlich anschliessende Suelzbergland auf- grund bestehender Gesteinsunterschiede (Grauwacken-Sandsteine, Ton- schiefer, Kalkgesteine) und der Tektonik (Sattel- und Muldenbau) in sich staerker morphologisch differenziert. Es wechseln Ruecken, Riedel, Taeler, Senken etc. miteinander ab. Hierbei kann es zu Re- liefumkehr kommen (weichere Gesteine in Sattelzonen sind ausgeraeumt, waehrend haertere Gesteine in Muldenlage morphologisch hervortreten). Das Gebiet wird vom tief eingeschnittenen (bis 150 m) Haupttal der Suelz sowie ihrer Tributaere zerschnitten. Eine landschaftlich auf- fallende Erscheinung ist das Durchbruchstal der Leppe zwischen Lep- pe (Ort) und Kaiserau in Grauwackensandsteinen, das auch als "Fel- sental" bekannt ist, sowie die deutliche Haertlingserhebung der Nord- helle (390 m). Das im Osten gelegene vielfoermige Ruecken- und Bergplattenland des Wipperquellgebietes ist der hoechstgelegenste Teil dieser Raumein- heit (Wilbringhaeuser Ruecken 484 m). Es ist ein vielfoermiges Ruek- ken- und Bergplattenland (leicht gewoelbte Hochflaechenreste, wall- foermige Ruecken, schmale Rippen und Buckel) mit versumpften Dellen, Mulden und Taelchen. Das Gebiet ist eine bedeutende Wasserscheide und enthaelt u.a. die Quellen der Wipper (=Oberlauf der Wuper) und der Leppe. Beide Quellbereiche liegen in vermoorten Mulden (Hang- quellmoore). Den nordoestlichsten Teil der Einheit bilden die Nordbergischen (Bergisch-Maerkischen) Hochflaechen. Es sind teils noch recht flaechig erhaltene, im Randbereich jedoch deutlich in Riedel zer- schnittene Hochflaechenreste. Das Tal der Wupper (Wipper) ist an- fangs sanfthaengig in weichere Schiefer von Ost nach West (inkon- sequent bezueglich des Schichtstreichens, subsequent bezueglich der Abdachungsflaeche) eingeschnitten, schwenkt dann von Sued nach Nord (konsequente Talrichtung) und ist dort in den haerten, grau- wackenreichen Gesteinen des Mitteldevons als steilhaengiges Engtal ausgebildet. Weitere groessere Gewaesser sind Bever, Neye und Kers- pe mit 50-70 m tiefen Taelern (teilw. Stauseen). Die uebrigen Ge- waesser besitzen Kerbtaeler. Westlich anschliessend liegen die Mittelbergischen Hochflaechen. Es sind lanegs der Wupper gelegene stark zertalte Hochflaechen sowie hoehere Rheinterrassen. Generell folgen auf im Westen gelegene, zer- riedelte Terrassenflaechen (aeltere Hauptterrassen) mehrere Rumpf- flaechen, die von den Gewaessern in meist im Streichen angelegte Ruecken, runde Kuppen und Flaechenreste aufgeloest sind. Die Wupper fliesst oestlich Solingen in einem Engtal von Nord nach Sued (obse- quente Talrichtung), im unteren Teil biegt sie zunaechst scharf nach West um und folgt hier als Tributaer des Rheins, rechtwinkelig zu diesen orientiert, den ehemaligen Rheinterrassen. Auch die uebri- gen Gewaesser sind ueberwiegend steilhanegig eingeschnitten. Die haeufigste Bodenart ist die Braunerde (meist pseudovergleyt) aus Hang- und Hochflaechenlehmen. Kleinflaechig finden sich im Bereich von Ruecken- und Kuppenlagen die Rohbodenform Ranker bzw. Braunerde-Ranker (aus silikatischen Hartgesteinen) und Braunerde- Podsol bzw. Podsol-Braunerde aus palaeozoischen Sandsteinen. In Mulden (dort besonders ueber aelteren Verwitterunsbildungen) und flachen Hanglagen treten Pseudogley-Braunerden oder Pseudogleye auf. Im Westteil sind Loessboeden verbreitet. Es handelt sich hierbei i.w. um oberflaechennah entkalkte Parabraunerden oder Pseudogley-Parabraunerden. Stark erodierte Parabraunerden liegen heute als Rendzina vor (nur kleinflaechig vorhanden). In den groesseren Taelern findet sich der Braune Auenboden, stel- lenweise auch der Auengley . Ansonsten treten in den Bach- und Flusstaelern Gleye bzw. Nassgleye auf. Die im Bereich der Loess- decke verbreiteten (Trocken-) Taelchen sind meist mit Kolluvien (meist umgelagerter Loess) erfuellt. Niedermoore entstanden bevor- zugt in Quellmulden (Hangquellmoore) oder in kleineren Nebentae- lern. Kuenstlich veraenderte Boeden sind in ehemaligen Bergbauge- bieten verbreitet (Haldenaufschuettungen). Die Bergischen Hochflaechen sind im Bereich der Hochflaechen bis auf kleinere Restbestaende weitgehend entwaldet (Ausnahme Wipper- quellgebiet). Hingegen tragen die steilen Talhaenge vielfach noch geschlossene Waelder. Die Hochflaechen und Terrasenflaechen werden intensiv landwirtschaftlich genutzt (im Westen mehr Ackerbau, nach Osten zunehmend Gruenland). Die natuerliche potentielle Vegetation ist der Artenarme und Arten- reiche Hainsimsen-Buchenwald auf gering bis mittel basenhaltigen Braunerden. Kleinflaechiger (ueber z.T. pseudovergleyten Boeden) kommt in hoeheren Lagen der Rasenschmielen-Hainsimsen-Buchenwald (stellenweise Feuchter Eichen-Buchenwald) vor. Fuer die niedriger gelegenen Loessboeden sind der Perlgras-Buchenwald und der Arten- reiche Hainsimsen-Buchenwald typisch. Die Berglandtaeler werden vom Stieleichen-Hainbuchen- Auenwald (einschliesslich bach- und flussbegleitender Erlenwaelder) eingenommen. Die urspruenglichen Laubwaelder sind z.T. durch Nadelforsten ersetzt (Forstwirt- schaft). Die Bergischen Hochflaechen gehoeren mit zum Bergischen Blei-Zink- Erzbezirk. Der bereits seit dem 15. Jhd. dokumentierte Bergbau (u.a am Luederich) war die Grundlage fuer die hiesige Metallver- arbeitung und die industrielle Entwicklung dieser Region (gilt u.a. fuer die Staedte Solingen, Remscheid u. Bergisch-Gladbach), waehrend die aelteste Stadt dieser Region, Wipperfuerth, analog dazu an Bedeutung verlor. Ansonsten herrschen baeuerliche Streu- u. Einzelsiedlunegn vor. Zahlreiche Bergbaurelikte (Halden, Stollen, Schachtanlagen) sowie auch alte Hammerwerke an den Fluessen und groesseren Baechen zeu- gen heute noch von der ehemaligen Erzgewinnung und -verarbeitung. Der mitteldevonischen Massenkalk bei Bergisch-Gladbach besitzt Be- deutung fuer die Kalkindustrie. Teilweise werden auch die palaeo- zoischen Sandsteine und "Grauwacken" zu Strassenbauzwecken abge- baut. Die zahleiche vorhandenen groesseren und kleineren Talsperren die- nen der Trinkwassergewinnung bzw. zur Gewaehrleistung einer gleich- bleibenden Wassermenge in der Wupper, - sie besitzen aber auch ei- nen hohen touristischen Reiz (Wochenendausfluegler).
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