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Das Niedersauerland entspricht dem noerdlichen Teil des Rheini- schen Schiefergebirges. Dieser am tiefsten von allen Einheiten des Suederberglandes gelegene Teilbereich ist vor allem durch stufenaehnliche, westost-verlaufender Guertel gepraegt, die in sich meist kuppig ausgebildet sind. Hoehenlagen von mehr als 300m werden nur im Suedosten erreicht (Muessenberg noerdlich Hachen 428 m). Im Norden grenzt das Niedersauerland an die Hellwegboer- den (542), im Osten an das Nordsauerlaender Oberland (334), im Suedosten an die Innersauerlaender Senken (335), im Suden an das Maerkische Oberland (336-E1) und im Westen an das aehnlich aufge- baute Bergisch-Sauerlaendische Unterland (337-E1). Seine noerd- liche Grenze deckt sich weitgehend mit dem Erosionsrand des Krei- deckgebirges. Die aeltesten Gesteine treten im Sueden der Einheit (Iserlohner Kalksenken) in Form des mittel- bis oberdevonischen "Massenkalks" zutage. Es handelt sich hierbei um spaeter teilweise dolomiti- sierte Kalkgesteine eines fossilen Riffs. Sie liegen am Nordrand einer grossen Sattelstruktur (Remscheid-Altenaer Sattel). Bei Balve kam es zeitgleich zum Riffwachstum auch zu vulkanischen Bil- dungen (Diabas u. Schalstein). Noerdlich bzw. oestlich werden die Kalksenken von zunaechst weicheren Gesteinen des Oberdevons ("Baenderschiefer"- und Tonsteinfolgen mit Kalk- und Sandstein- einschaltungen) begleitet. Auf diese folgen sehr harte Gesteine des Unterkarbons (Kulm-Kieselkalk, Lydit, Kieselschiefer, z.T. auch Kulm-Plattenkalke und Hellefelder Kalk). Nach Norden streichen breitflaechig Sedimente des floezleeren (un- teren) Oberkarbons aus. Die Abfolge besteht zuunterst aus einer Abfolge von Schluff- und Tonsteinen mit z.T. maechtigen Einschal- tungen von Sandsteinbaenken (Arnsberger Schichten), zum Hangenden (nach Norden bzw. Westen) gehen die Sandsteineinschaltungen zu- rueck (Ziegelschiefer-Folge). Noerdlich der Ruhr, bei Froendenberg, treten, an eine Muldenstruktur gebunden, auch die sogenannten "Ma- gerkohlenschichten" (Sprockhoeveler Sch.) auf. Sie enthalten z.T. bauwuerdige Steinkohlefloeze. Als Raritaet fuer den westfaelischen Teil des Rheinischen Schiefergebirges findet sich bei Menden ein Konglomerat. Es handelt sich um Wuestenschutt aus dem Perm. Im Norden liegt das breite Laengstal der Ruhr. Beidseitig in den Talhaengen treten aeltere und juengere Terrassenreste auf, - sie reichen z.T. bis 90 m ueber das heutige Ruhrtal. Waehrend der mittel- pleistozaenen Saale- Vereisung wurde von den Gletschern die im Nor- den gelegene Haarhoehe ueberschritten und das Eis drang bis in das Ruhrtal vor (Zeugnisse hiervon finden sich noerdlich Hennen). Im Jungpleistozaen wurde fast das gesamte Gebiet mit einem mehr oder minder maechtigen Schleier aus Loess ueberzogen (teilweise einge- arbeitet in Fliesserden). Die Morphologie wird massgeblich durch die Geologie bestimmt. Die Iserlohner Senken sind ein in den "Massenkalk", aber auch in ober- devone Kalke eingelassener wannenfoermiger, zwischen 200- u. 300m hoch gelegener und bis zu 2 km breiter, wasserarmer Senkenzug. Die- ser Senkenzug entstand infolge einer intensiven chemischen Ver- witterung (Verkarstung) im Laufe des Tertiaers. Die Iserlohner Kalksenken werden im Westen von der 90 m tiefer liegenden Lenne begrenzt. Hier liegen auch maechtige Kalksteinklippen ("Pater und Nonne") sowie die "Dechenhoehle". Durch Lenne, Oese und Hoenne sowie mehrere Trockentaeler wird der Senkenzug zerschnit- ten. Oestlich des Hoennetales wendet sich der Kalksenkenzug, dem Streichen des Gross-Sattels folgend nach Sueden (Balver Sen- ke). Innerhalb der Balver Senke verlaeuft das Felsenengtal der Hoenne ("Hoenneklamm"). Insgesamt sind an die Kalkgesteine des Iserlohner Kalksenkenzuges zahlreiche Karstphaeonomene gebunden (Karsthoehlen, u.a die kulturgeschichtlich sehr bedeutende Balver Hoehle, Trockentaeler, Bach- und Fluss-Schwinden, Dolinen, Erd- falle etc., - so auch das "Hemener Felsenmeer). Die Fortsetzung des Kalksenkenzuges nach Westen ist das von Volme und Lenne begrenzte "Emsterfeld", dessen Untergrund ebenfalls aus "Massenkalk" besteht. Es gehoert zum "Hagener Taelerkessel", ei- nem geraeumigen von den Taleinmuendungen der Ruhr, Lenne, Volme und Ennepe sowie dazwischenliegenden Terrassenplatten gebildeten Talkessel. Bei Hagen muendet auch das muldenfoermige Tal der Unte- ren Ennepe. Sie wird auf der Suedseite von steilen, bis 200m hohen Haengen, auf der Nordseite hingegen von einem sanft terrassierten Hang begleitet. Im Norden wird die Iserlohner Kalksenke von den Iserlohner Vorhoehen (Seilerhoehen) begleitet. Es ist eine schmale, von kleinen Taelern durchbrochene Hoehenkette (bis 332 m) aus meist harten und dadurch widerstandsfaehigen Gesteinen des Oberdevons und Unterkarbons. Sie bilden gestaffelte Haertlingsrip- pen und Hoecker, die durch kleine Gelaendemulden voeneinander ge- trennt sind. Ihr Gegenstueck ist das Hachener Kuppenland oestlich der Hoenne. Es besteht aus bewaldeten, teils ueber 400m hohen Kup- pen und Kegelbergen aus widerstandsfaehigen Gesteinen (Kieselschie- fer u. Lydite). Noerdlich der Iserlohner Vorhoehen bzw. des Hacher Kuppenlandes folgen die Niedersauerlaender Heiden, - ein flachhue- gelig zerschnittenes Saumland der Ruhr (es entspricht ueberpraeg- ten Hoehenterrassenniveaus, die aelter als die alpleistozaene Haupt- terrasse sind). Wiederum noerdlich folgt die Mittelruhrsenke, ein bereits deutlich von ehemaligen Verebnungs-Terrassen der Ruhr ge- praegter, nur leicht bis schwach huegeliger Bereich, an den das heutige, bis 1 km breite Ruhrtal (Froendenberg-Schwerter Ruhraue) grenzt. Die Aue besteht aus holozaenen Fluss-Sedimenten ueber Nie- derterrassenschottern. Noerdlich der Ruhr werden noch die Froen- denberger Hohenheide und der Fuerstenberg (noerdlich der heutigen Moehne-Einmuendung) zum Niedersauerland gezaehlt. Letzterer bil- det einen schroff zum Ruhr- bzw. Moehnetal abfallenden Bergplat- tensporn. Die Boeden aus den palaeozoischen Karbonatgesteinen zeigen meist eine tiefgruendige Entwicklung, reine Rendzinen kommen besonders im Hoennetal vor. Haeufiger sind Braunerde-Rendzina, Rendzina- braunerde u. Braunerde. Parabraunerden treten hier, aufgrund der geringermaechtigen Loessdecken in der Menge zurueck. Verbreitet sind Braunerden und Pseudogleye (bzw. deren Uebergangsform Braun- erde-Pseudogley). Im Bereich von Haertlingskuppen treten Ranker oder flachgruendige Braunerden-, bei oberflaechennah anstehenden Sandsteinbaenken auch podsolige Braunerden auf. Im Bereich der grossen Fluessauen sind Braune Auenboeden, Auengleye oder Gleye verbreitet, - letztere, z.T. auch als Nassgleye, in den Taelern der Nebenbaechen. Fuer die Iserlohner Kalksenken sind Trockentae- ler charakteristisch, sie sind meist von Kolluvien erfuellt. Die natuerliche potentielle Vegetation ist durch die fuer Mittel- gebirge typische Waldgesellschaft aus Artenarmen und Artenreichen Hainsimsen-Buchenwald, stellenweise Perlgras-Buchenwald, den Arten- reichen Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald u. den Flattergras- Buchenwald vertreten. Hinzu kommt der Stieleichen-Hainbuchen-Auen- wald der Berglandtaeler, einschliesslich bach- und flussbegleiten- der Erlenwaelder. Grosse, geschlossene Waldverbaende sind besonders im oestlichen Teil noch weit verbreitet. Zum Teil sind aber die einheimischen Laubwaelder durch Nadelholzforsten ersetzt. Ackerflaechen sind haeufig, in den Flusstaelern auch Gruenlandnutzung. Das Niedersauerland ist (baeuerliches) Altsiedelland. Moderne Bal- lungsraeume liegen im Bereich des Hagener Talkessels und inner- halb des Iserlohner Kalksenkenzuges. Der letztgenannte Bereich ist zudem altes Erzbergbaugebiet (Eisen, Blei, Zink). Bei Froen- denberg wurden in geringem Umfang Steinkohlen gefoerdert. Erz- und Steinkohleabbau sind heute ohne Belang, wirtschaftlich wichtig sind die hiesigen Kalkabbaubetriebe. Die Wirkungen des Abbaus (gross- flaechige und tief angelegte Brueche) sind stark landschaftsver- aendernd. Weiterhin werden die harten Gesteine des Unterkarbons als Strassenbaumaterial gewonnen. Im Ruhrtal liegen mehrere groes- sere Wassergewinnungsanlagen. Die Karsthoehlen (Dechenhoehle) ha- ben auch touristische Bedeutung.
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