1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

NR-335

Naturräumliche Zuordnung:
 

335 - Innersauerländer Senken

Untereinheit:
 

335.1 Fredeburger Kammer
335.0 Oberruhrgesenke
335.2 Attendorn-Elsper Kalksenken
335.3 Kobbenroder Riegel
335.4 Eslohe-Reister Senke
335.5 Mescheder Kammer
335.6 Hellefelder Senken
335.7 Oberhoennewinkel

Verwaltungsgebiet (District):
 

Regierungsbezirk: Arnsberg
 

Kreis: Hochsauerlandkreis (Nuts-Code: DEA57)

 

Gemeinde: Brilon

 

Gemeinde: Bestwig

 

Gemeinde: Meschede

 

Gemeinde: Sundern

 

Gemeinde: Olsberg

 

Gemeinde: Eslohe

 

Gemeinde: Schmallenberg


Regierungsbezirk: Arnsberg
 

Kreis: Märkischer Kreis (Nuts-Code: DEA58)

 

Gemeinde: Balve

 

Gemeinde: Neuenrade


Regierungsbezirk: Arnsberg
 

Kreis: Olpe (Nuts-Code: DEA59)

 

Gemeinde: Attendorn

 

Gemeinde: Finnentrop

 

Gemeinde: Lennestadt

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

60.757,7632

Objektbeschreibung (Object description):
 

Die Innersauerlaender Senken sind Teil des submontanen Palaeo-
zoischen Berglandes. Sie gehoeren zum nordoestlichen Teil des
Suederberglandes. Die eigentuemlich zerlappte Gestalt dieses Na-
turraums zeichnet die Tektonik des Berglandes mit ihrem Mulden-
und Sattelbau nach. Durch Erosion entstanden geraeumige Senken
und Kammern, die aufgrund unterschiedlicher Gesteinshaerten in
sich huegelig bis bergig skulpturiert sein koennen. Aufgrund der
vorherrschend kalkigen Gesteinsausbildung werden die Innersauer-
laender Senken manchmal auch als "Kalksauerland" bezeichnet.
Im Norden grenzt das Gebiet an das Nordsauerlaender Oberland (334),
im Osten ans Rothaargebirge (333), im Sueden und Westen an das
Suedsauerlaender Bergland (336-E2), im Nordwesten an das Maer-
kische Oberland (336-E1) und das Niedersauerland (337-E2).
Den geologischen Untergrund bilden Gesteine des unteren Mittelde-
vons bis unteren Oberkarbons. Unter z.T stark wechselnden Ablage-
rungsbedingungen kam es zur Bildung von Tonschiefern, Sand- und
Schluffsteinen (teilw. quarzitisch), Riff- und Detrituskalken,
stark kieselsaeurehaltigen Gesteinen (Lydit, Kieselkalk u. -schie-
fer), Alaunschiefern (durch Verwitterung an Kalium-Aluminium-Sul-
faten angereicherter Tonschiefer) sowie zu untermeerischen Lavaer-
guessen mit Tuffbildungen (Hauptgruensteinzug) und Magmaintrusionen
(Diabasgaenge). Im Zusammenhang mit den vulkanischen Aktivitateten
bildeten sich umfangreiche Erzlager (Blei-Zinkerze bei Ramsbeck,
Schwefelkies-Zinkblende-Schwerspatlager von Meggen). Bei der varis-
cischen Gebirgsbildung am Ende des Karbons wurde der gesamte Ge-
steinsverband gefaltet (Kleinfaltung bis hin zur Ausbildung von
Saetteln und Mulden), geschiefert, teilweise ueberschoben und von
Stoerungen durchsetzt.
Aus dem Jungtertiaer stammen ehemalige, langestreckte Talbodensys-
tme (Hoehenlagen um 400m), sie zeichnen das heutige Talnetz z.T.
vor. Gegen Ende des Tertiaers begann eine allmaehliche Hebung des
gesamten Rheinischen Schiefergebirges (Ausbildug einer nach Nor-
den gerichteten Abdachung). Als Folge der Hebung schnitten sich
die Gewaesser tief in den Untergrund ein (rueckschreitende, linien-
hafte Tiefenerosion). Der mehrfache Wechsel von Warm- und Kaltzei-
ten fuehrte bei den groesseren Fluessen (z.B. der Ruhr) zur Ausbil-
dung von Flussterrassen. Aus der letzten Kaltzeit stammt das aeoli-
sche Staubsediment Loess. Es hat sich besonders im Bereich von Ter-
rassenflaechen oder Kalksenken abgelagert. Die heutigen Hochflaechen
und Berghaenge sind von mehr oder minder maechtigen Verwitterungs-
rueckstaenden bzw. Fliesserden ueberdeckt (Hang- und Hochflaechen-
lehme). In ihnen koennen die bereits weitgehend erodierten Loessvor-
kommen eingearbeitet sein. Im Laufe des Holozaens bildeten sich, be-
sonders in kleinen Nebentaelchen, Niedermoore.
Das im Osten gelegene Oberruhrgesenke wird von Ruecken und Senken
gepraegt, die i.w. dem Gebirgsstreichen folgen (Ausbildung von
Laengstaelern mit begleitenden schmalen Bergruecken, die von klei-
nen Quertaelern durchbrochen sind). Die Flaeche der Hohlformen
(mit abgetreppten Verebnungsflaechen) uebertrifft die der Voll-
formen deutlich. In den Hohlformen sind z.T. Reste alter Hochtal-
boeden zu erkennen (Hoehen um 400m), sie liegen ca. 100 m ueber
dem heutigen Ruhrtal. Die Ruhr und ihre Nebengerinne haben im Lau-
fe der Zeit die hier anstehenden milden Ton- und Baenderschiefer,
aber auch die haerteren kalkigen Ton- und Flinzschiefern und Kalke
in Form von bis zu 300 m tiefen und breit angelegten Taeler ausge-
raeumt, zwischen denen steilstehende Gaenge (Diabas) und Schichten
haerterer Gesteine als schmale Ruecken und Kuppenzuege stehenge-
blieben sind. Hoechste Erhebung ist der seine Umgebung deutlich
ueberragende, 637 m hohe "Auf der Burg" suedlich Bestwig, dessen
Kuppenregion aus harten Diabas (Palaeovulkanit) besteht. Die von
Sueden kommenden Nebentaeler (z.B. Valmetal) sind i.d.R. tief ein-
geschnitten (es sind resequente Taeler, im Gegensatz zum hiesigen,
subsequenten Ruhrlauf).
Westlich von Meschede setzt sich das Oberruhrgesenke in der Mesche-
der Kammer fort. Es ist ein offener Senkenraum, der von bis zu 500m
hohen Erhebungen umschlossen wird. Das im Norden gelegene Ruhrtal
wird von flach terrassierten Haengen und sanften Boeschungen be-
gleitet. Nur gelegentlich ragen haertere Kulmkieselschiefer als
kleine Kueppchen hervor. Suedlich der Ruhr steigt das Gelaende
rasch an, wobei die hier in den Gesteinverband eingelagerten Palaeo-
vulkanite (Diabas) und Riffkalke deutliche Kuppen bedingen. Die vor-
handenen Kalkgesteine sind z.T. intensiv verkarstet und stark was-
serdurchlaessig.
Die sich westlich anschliessenden Hellefelder Senken sind gegenue-
ber den bis zu 500 m hohen Hoehen der Umgebung um ca. 150 - 200 m
in kalkreiche Gesteine des Oberdevons und Unterkarbons in Form ei-
nes ausgeraeumten, offenen Senkenzuges eingetieft. Die Senken wer-
den durch den bis 450 m hohen, in Einzelglieder aufgeloesten Haert-
lingszug der Hardtbergketten (Kieselschiefer) in zwei Teilraeume ge-
trennt. Das Gebiet wird im Westen von der Sorpe gequert.
Der nordwestlichste Teilraum der Einheit ist der Oberhoennewinkel.
Es ist ein ueberwiegend offenens Huegelland mit z.T. lebhafter
Kleinformung. Unterschiede in der Gesteinausbildung (kalkige Schie-
fer, Ton- u. Kieselschiefer, Sandstein u. lokal auch kleine Vorkom-
men von Riffkalken) erzeugen hier Kuppen, Buckel u. Ruecken (z.T.
mit Felsklippen). Die Entwaesserung ist (abgesehen von der Hespe)
auf die Balver Senke gerichtet.
Suedwestlich von Meschede liegt innerhalb von meist leicht ausraeum-
baren (verwitterungsanfaelligen) milden Schiefern und Flinzen (Plat-
tenkalke und Tonschiefer) die Eslohe-Reister Senke. Es ist ein sanft
geformtes Huegelland mit maessigen bis geringen Hangneigungen. Ledig-
lich die vielen ostnordost-gerichteten Taelchen bewirken eine unru-
hige Untergliederung der Morphologie.
Der Kobbenroder Riegel trennt die Eslohe-Reister-Senke von der den
Attendorn-Elsper-Kalksenken. Der Riegel besteht aus parallelen,
dachfoermig nach Nordosten ansteigenden und danach wieder abfallen-
den schmalen Ruecken (Scheitelpunkt suedlich Kobbenrode - 558m mit
der Ruhr-Lenne-Wasserscheide). Tektonisch gehoert das Gebiet zur
Attendorner Mulde, die hier auftretenden Gesteine sind aber haerter
(Kulm-Kieselkalke u. -Kieselschiefer sowie kalkschuessige Oberdevon-
gesteine).
Die Attendorn-Elsper-Kalksenken werden durch den hier ausstreichen-
den mitteldevonischen Massenkalk (Riffkalk) gepraegt. Die bis 300 m
hochgelegenen schmalen Senken werden von waldreichen hoeheren Rah-
menhoehen umgeben bzw. durch einen kleinen Schieferruecken (Haert-
ling) voneinander getrennt. Die flachen Boeden der Kalksenken wer-
den von Karsttaelchen in einzelne trockene Platten zerschnitten.
Die das Gebiet querende Lenne besitzt ein 50 m tiefes, steiles Tal,
in dessen Haengen oertlich Natursteinfelsen hervortreten. Die Neben-
taeler sind scharfkantig eingeschnitten und werden von Kalkklippen
begleitet. Die Attendorn-Elsoper-Kalksenken sind stark verkarstet
(Trockentaelchen, Erdfaelle, Dolinen sowie Hoehlen, darunter die
bekannte "Atterhoehle").
Oestlich an den Kobbenroder Riegel anschliessend liegt die Frede-
burger Kammer. Ihr Suedteil (Schmallenberger Gruende) wird von der
Lenne durchflossen. Das weiter oestlich enge Lennetal wird hier
breiter und bildet muldenfoermig eingeboeschte, schmal terrassier-
te Sohlentaeler. Weiter noerdlich folgt ein Huegelland aus waldbe-
deckten Hartschieferkuppen (Fredeburger Huegelland), das von der
Wenne und Leisse durchquert wird.
Die haeufigste Bodenart ist die Braunerde (meist pseudovergleyt)
aus Hang- und Hochflaechenlehmen. Kleinflaechig finden sich im
Bereich von Ruecken- und Kuppenlagen die Rohbodenform Ranker bzw.
Braunerde-Ranker (aus silkatischen Hartgesteinen) und Braunerde-
Podsol bzw. Podsol-Braunerde aus Sandsteinen. In Mulden und fla-
chen Hanglagen treten Pseudogley-Braunerden oder Pseudogleye auf.
Groessere Loessrestmaechtigkeiten werden durch Parabraunerden oder
Pseudogley-Parabraunerden angezeigt. Sie treten besonders im Be-
reich der Attendorn-Elsper-Kalksenken auf. Loessboeden finden sich
auch im Oberruhrgesenke (ueber Terrassenflaechen). Der Loess ist
dort vielfach umgelagert, die dortigen Bodenarten sind tiefgruendi-
ge bis sehr tiefgruendige Braunerden oder Kolluvien. Aus den Massen-
kalkgesteinen der Attendorn-Elsper-Kalksenken haben sich (bei feh-
lendem Loess) Rendzina, Braunerde-Rendzina u. Rendzina-Braunerde
gebildet. Die genannten Kalkverwitterungsboeden treten auch ausser-
halb hiervon kleinflaechig bei anderen Kalkvorkommen auf (besonders
in Hanglagen). Innerhalb der grossen Flusstaeler von Ruhr, Lenne,
Bigge u. Repe findet sich der Braune Auenboden (meist vergleyt).
Ansonsten treten in den Bach- und Flusstaelern Gleye, Nass- und
Anmoorgleye -, in den oberen Talstrecken auch Kolluvien auf. Lokal
enstanden in kleinen Nebentaelchen auch Niedermoore. Im Bereich der
ehemaligen Bergbaubezirke bei Meggen und Ramsbeck sind die Boeden
z.T. kuenstlich veraendert (u.a. Haldenaufschuettungen).
Die Innersauerlaender Senken sind, besonders in den hoeheren Lagen
u. an Steilhaengen, noch deutlich bewaldet. Jedoch werden auch gros-
se Teile, besonders Senken, Mulden und Unterhanglagen, landwirt-
schaftlich genutzt (Feld- u. Futterbau). In den Talgruenden liegen
Wiesen und Weiden.
Die natuerliche potentielle Vegetation stellen der Artenarme und
Artenreiche Hainsimsen-Buchenwald. Auf kalkigen Boeden ist der Perl-
gras-Buchenwald vertreten. In den Bergtaelern kommt der Stieleichen-
Hainbuchen-Auenwald (einschliesslich bach- und flussbegleitender Er-
lenwaelder) vor.
Der Erzbergbau bei Meggen (ehemals groesste deutsche Schwefelkies-
und Schwerspat-Abbaustaette) und Ramsbeck (Abbau 1974 eingestellt)
hatte grosse wirtschaftliche Bedeutung und hinterliess entsprechende
Bergbaurelikte (Abraumhalden). Weiterhin wurde frueher Dachschiefer
(u.a am Ochsenberg bei Antfeld) abgebaut (ebenfalls mit Halden).
Die Massenkalk-Vorkommen von Attendorn und Elspe haben heute noch
Bedeutung fuer die Kalksteinindustrie.
Die Innersaeuerlaender Kalksenken sind deutlich besiedelt. Besonders
entlang der groesseren Fluesse (z.B. Ruhrtal) liegen mehrere groesse-
re Ortschaften, ansonsten existieren viele kleine Ansiedlungen.
Die vielen Stausseen, die zumindest die Raumeinheit randlich berueh-
ren, sowie die Tropfsteinhoehle bei Attendorn (Atta-Hoehle) sind be-
liebte Tourismus-Punkte.


2 Biotoptypen, Vegetation, Schutzziel
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NR-335


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Stellario holosteae-Carpinetum betuli , Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Stellario nemorosae-Alnetum glutinosae , Bach- und flussbegleitender Erlenwälder
Luzolo luzuloidis-Fagetum , Hainsimsen-Buchenwald
Galio odorati-Fagetum , Waldmeister-Buchenwald

Schutzziel:
 

Arten:
Biotoptypen:
Landschaftstypen:


3 Weitere ökologisch-naturschutzfachliche Informationen
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NR-335

Geologie:
 

Zeitalter Devon, Zeitalter: Palaeozoikum / Unterdevon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Mitteldevon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Oberdevon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Unterkarbon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Quartär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Pleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Holozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum

Geogr. Morph. Eigenheiten:
 

Mittelgebirgsfluss, -bach / Karsthöhle / Verebnungsfläche / Terrassenfläche / Felsen, Abgrabungen / Bergzug,-kamm / Verkarstungserscheinungen / anthropogene Formen

Gesteine:
 

marine Dolomitgesteine / Palaeovulkanite / fluviatile Ablagerungen / aeolische Bildungen / Torfbildungen / periglaziale Bildungen

Hauptbodentyp:
 

Braunerde / Pseudogley-Braunerde / Ranker / Braunerde-Ranker / Braunerde-Podsol / Podsol-Braunerde / Rendzina / Braunerde-Rendzina / Pseudogley / Parabraunerde / Parabraunerde-Pseudogley / Brauner Auenboden / Gley / Nassgley / Anmoorgley / Niedermoor / Anthropogen veränderter Boden