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Das Nordsauerlaender Oberland entspricht als Saumland dem nordoest- lichen Teil des Suederberglands (submontanes Palaeozoisches Berg- land). Es ist ein von maessig eingeboeschten Laengstaelern in flache Ruecken und Platten zerlegte, nach Norden hin abfallende Abdachugsflaeche, in die die beiden Massenkalk-Hochflaechen von Warstein und Brilon eingebettet sind. Im Norden grenzt die Einheit an die Hellwegboerden (542), im Nord- osten an die Paderborner Hochflaeche (362), im Osten an den Ost- sauerlaender Gebirgsrand (332), im Sueden an die Innersauerlaender Senken (335) und im Westen an das Niedersauerland (337-E2). Seine noerdliche Grenze deckt sich weitgehend mit dem Erosionsrand des Kreideckgebirge der Hellwegboerden. Die aeltesten Gesteine treten bei Warstein und Brilon in Form des mittel- bis oberdevonischen "Massenkalks" zutage. Es handelt sich hierbei um spaeter teilweise dolomitisierte Kalkgesteine eines fos- silen Korallen-Riffs. Die Massenkalkvorkommen von Warstein und Bri- lon entsprechen tektonischen Sattelstrukturen. Durch eine intensive chemische Verwitterung im Tertiaer wurden besonders die Riff-Karbo- nate zersetzt und die Karbonatoberflaeche deutlich erniedrigt (Re- liefumkehr). Zeitgleich zum Riffwachstum kam es zur Bildung von untermeerischen Lavaerguessen mit Tuffbildungen (Hauptgruenstein- zug). Die heutigen Kalksenken werden von zunaechst weicheren Ge- steinen des Oberdevons ("Baenderschiefer"- und Tonsteinfolgen mit Kalk- und Sandsteineinschaltungen) ummantelt. Auf diese folgen sehr harte Gesteine des Unterkarbons (Kulm-Kieselkalk, Lydit, Kiesel- schiefer, Kulm-Plattenkalke und -Grauwacke). Neben den genannten Vorkommen tritt das Unterkarbon auch in Sattelstrukturen bei Be- lecke an der Moehne (zusammen mit Oberdevon) sowie bei Arnsberg auf. Den groessten Flaecheninhalt nehmen Sedimente des floezleeren (un- teren) Oberkarbons ein. Die Abfolge besteht aus geschieferten folge von Schluff- und Tonsteinen mit z.T. maechtigen Einschal- tungen von Sandstein- und "Grauwacken"-Baenken (Arnsberger- und Hagener Schichten, letztere nur im westlichen Moehnegebiet). Bei der variscischen Gebirgsbildung am Ende des Karbons wurde der gesamte Gesteinsverband gefaltet (Kleinfaltung bis hin zur Ausbil- dung von Saetteln und Mulden), geschiefert, teilweise ueberschoben und von Stoerungen durchsetzt. Bis Ende der Unterkreidezeit (100 Mill. Jahre) war das Gebiet Fest- land, fuer die naechsten 30 Mill. Jahre wurde es von einem subtro- pischen Flachmeer bedeckt. Zeugnisse des einstigen Kreidemeeres finden sich in Form von Erosionsrelikten (basal Gruensande, im oberen Teil Kalke und Mergel) bei Sichtigvor und besonders im Rin- gelsteiner Wald, des weiteren als Palaeokarstfuellungen im Bereich der Karbonatplattformen. Gegen Ende des Tertiaers begann eine verstaerkte Hebung des gesam- ten Rheinischen Schiefergebirges (Ausbildug einer nach Norden ge- richteten Abdachung). Als Folge der Hebung schnitten sich die Ge- waesser tief in den Untergrund ein (rueckschreitende, linienhafte Tiefenerosion). Der mehrfache Wechsel von Warm- und Kaltzeiten fuehrte bei den groesseren Fluessen (z.B. Ruhr u. Moehne) zur Aus- bildung von Flussterrassen. Aus der letzten Kaltzeit stammt das aeolische Staubsediment Loess. Es hat sich besonders im Bereich von Terrassenflaechen oder Kalksenken abgelagert. Die heutigen Hochflaechen und Berghaenge (bes. die Suedhaenge) sind von mehr oder minder maechtigen Verwitterungsrueckstaenden bzw. Fliesserden ueberdeckt (Hang- und Hochflaechenlehme, z.T. Hangschutt). In ih- nen koennen die bereits weitgehend erodierten Loessvorkommen ein- gearbeitet sein. Im Laufe des Holozaens bildeten sich bei geeig- netem (wasserstauendem) Untergrund Niedermoore. Die im Westteil der Einheit gelegenen Sunderner Waelder ist eine von den maessig eingeboeschten Sohlentaelern der Sorpe und der Roehr in sanft gerundete Ruecken zerschnittene, nach Norden ge- richtete Rumpfflaeche (von 500 m Hoehe im Sueden auf ca. 300 m im Norden abfallende Abdachungsflaeche). Waehrend die kleineren Baeche in flachen Talmulden dem variszisdh streichenden Faltenbau des Untergrundes folgen (Laengstaeler), durchbrechen die beiden groesseren Fluesse Roehr und Sorpe das Bergland in Form von tief eingeschnittenen, etwas weiteren Quertaelern. Im letztgenannten Tal ist die Sorpe zu einem See aufgestaut. Das oestlich anschliessende Oeventroper Ruhrtal trennt die Gebiet der Sunderner Waelder von den aehnlich gestalteten Arnsberger Wald. Der Ruhrlauf durchbricht hier eine Sattelstruktur mit harten Ge- steine des Unterkarbons im Zentrum. Suedlich der Durchbruchstelle bildet die Ruhr ein windungsreiches, 250 m tief eingeschnittenes, meist steilhaengiges, von Terrassenresten begleitetes Tal, das bei Arnsberg eine markante Doppelschlinge bildet. Dieser als Arnsberger Riegel bezeichnete Terrassensporn traegt die alte Oberstadt und das graefliche Schloss. Teilweise ist der Steilhang durch Neben- baeche zerschnitten. Der suedlich der Moehne gelegene Arnsberger Wald entspricht einer von Gesteinen des Oberkarbons (i.w. Arnsberger Schichten, im Nord- westen auch Hagener Schichten) gebildeten Rumpfflaeche zwischen Ruhr und Moehne. Die von flach gerundeten, westost-streichenden Ruecken und weich eingeboeschten, feuchten Talgruenden wellig be- wegte Hochflaeche dacht sich vom 500 m Hoehe auf 250-300 m Hoehe zum Moehnetal und Moehnesee hin ab. Die Moehne bildet ein markan- tes, von Terrassen begleitetes, bezueglich der noerdlich angren- zenden Kreideschichtstufen subsequentes Tal mit breiter Aue (mi- nimale Hoehe bei Niederense 170 m). Der rund um den Moehnesee ge- legene, insgesamt niedrigere und flacher geboeschte, meist terras- sierte Teil wird als "Eichwald" bezeichnet, waehrend der hoeher- liegende Teil, analog zur urspruenglichen vorherrschenden Bewal- dung, als "Buchwald" bezeichnet wird. Der Obere Arnsberger Wald be- steht aus ostwest-verlaufenden Ruecken, die von dem ebenfalls weit- gehend gleichgerichteten Hevetal (ein breites Sohlental mit win- dungsreichem Lauf) getrennt werden. Auffaellig ist die Asymmetrie der Einzugsgebiete der Nebenbaechen, - die nach Norden, der Ab- dachung folgenden Baeche (resequente Gewaesser) sind meist lang- streckig, die nach Sueden gerichteten, obsequenten Baeche kurz- streckiger und gefaellereicher. Das Quellgebiet der Heve (Halle) liegt in einer Ausraumzone inner- halb weicherer Gesteine des unteren Oberkarbons (Hirschberger Bloesse, durchschnittliche Hoehe 350m). Oestlich grenzen die aus haerteren Gesteine des Unterkarbons aufgebauten Haertlinge der Kahlenbergskoepfe (Hoehen bis 486 m) an. Der Arnsberger Wald geht im Sueden in die Plackweghoehe ueber, ein fast durchweg 550-550m hoher Flachruecken. Innerhalb des Hoehen- rueckens liegen liegen zahlreiche, meist an Tonschiefer gebundene Quellhorizonte, die noerdlich der Scheitelhoehe vielfach vermoort oder versumpft sind. Das Warsteiner Huegelland ist deutlich laengs- und quergegliedert. Die Quergliederung erfolgt durch die teilweise tief eingeschnitte- nen Gewaesser. Die Laengsgliederung verdankt es westost- streichen- den, aus Gesteinen recht unterschiedlicher Beschaffenheit aufgebau- ten Bereichen. Der noerdliche Teil wird von einem Streifen oberde- vonischer, flinzartiger und baendriger Ton-, Mergel- und Kalkstei- ne gebildet. Vielfach verursacht die tiefgruendige Ausraeumung die- ser Gesteine ackerbaulich genutzte Erosionssenken, die kaum eine Hoehe von 350m uebersteigen. Daran schliesst sich ein aus Massen- kalk aufgebauter Hoehenruecken an, der durch eine langestreckte, aber nur rund 500 m breite, oberdevonische Tonsteine enthaltende, wannenartige Mulde, von dem weiter suedlich gelegenen breiten Mas- senkalk- Plateau getrennt liegt. Beide Massenkalk-Areale werden an ihrer jeweiligen Nordfront von schroffen Klippenzuegen gesaeumt. Die plateauartige Hochflaeche des Massenkalks hat eine durchschnitt- liche Hoehenlage von 360-380 m, aus der sich mehrfach felsige Buk- kel und Ruecken erheben, welche 400 m ueberschreiten. Das Gebiet des Massenkalkes ist intensiv verkarstet, die zugehoerigen Prozes- se dauern auch rezent noch an. Nach Sueden grenzt es mit einem deut- lichen Gelaendeanstieg an den Plackwald. Nach Nordosten setzt sich der Plackwald im Obermoehne- und Alme- wald fort. Die ebenfalls nach Norden gerichtete Abdachungsflaeche wird durch vier, jeweils nach Nordwest-gerichteten Haupttaeler (Glenne, Biber, Moehne, Alme) in quer zum Schichtstreichen verlau- fende, aus mehreren Kuppen bestehenden Hoehenzuege untergliedert. Im Ringelsteiner Wald finden sich auf den hoechsten Erhebungen Krei- de-Reste (Gruensande des Albs u. Kalk- und Mergelsteine des Ceno- mans). Es sind Erosionsrelikte des einst im Gesamtbereich verbrei- teten Kreidedeckgebirges. Im Almetal sind Kalksinterbildungen (Tra- vertin) weit verbreitet. Das Briloner Land ist eine offene Kalk- und Tonschieferhochflaeche (Rhein-Weser-Wasserscheide), das i.w. von den hier breit ausstrei- chenden Massenkalk-Vorkommen gepraegt wird. Es ist ein kleinhuege- lig belebtes, gewaesserarmes Plateau mit randlich tief eingeschnit- tenen Trockentaelern (Felsklippenbildung), Dolinen und Erdfaellen. Am Rande des Massenkalks kommt es zu kraeftigen Karstgrundwasser- austritten (z.B. Alme-Quellen). Das Plateau wird randlich von weiche- ren Tonschiefern umgeben, die in Form von Laengstaelern ausgeraeumt sind. Im Sueden besteht ein deutlicher Gelaendeanstieg zu den meist von Palaeovulkaniten (Haupgruensteinzug) aufgebauten "Padberger Schweiz" (Einheit 332.70). Der oestlich an das Briloner Wald anschliessende von Tonschiefern (mit Sandstein- und Grauwackeneinschaltungen) aufgebaute Fuersten- berger Wald bildet eine ebenfalls nach Norden gerichtete Abdachungs- flaeche. Sie ist aber, im Gegensatz zum Obermoehne- u. Almewald, von wenig (30-80 m) tief eingeschnitteten Taelern nur schwach zerrie- delt. Im Aabachtal befindet sich ein neu angelegter Stausee. Nach Sueden hingegen faellt das Gelaende zum Diemeltal steil ab. Die Boeden aus den palaeozoischen Karbonatgesteinen zeigen meist eine tiefgruendige Entwicklung zu Braunerden (meist aus fossilen Verwitterungslehmen). Die flachgruendige Rendzina, Braunerde-Rend- zina u. Rendzina-Braunerde sind im Bereich der Briloner Karbonat- plattform generell etwas haeufiger (dort besonders in steileren Hanglagen). Ansonsten kommen dort in den Trockentaelern Kolluvien vor. Fuer die Silikatgesteine sind Braunerden und Pseudogleye (bzw. deren Uebergangsform Braunerde-Pseudogley) aus Hang- und Hochflaechenlehm typisch. Im Bereich von Haertlingskuppen treten Ranker oder flachgruendige Braunerden-, bei oberflaechennah an- stehenden Sandsteinbaenken auch podsolige Braunerden (Podsol- Braunerde) auf. Selten sind Loessboeden (Pseudogley-Parabraunerde), - sie sind lediglich auf Unterhangbereiche im Ruhrtal bei Arnsberg beschraenkt. Der Loess ist dort umgelagert und tritt zusammen mit Fliesserden (und Terrassenschottern) auf. Im Bereich der grossen Flussauen sind Braune Auenboeden oder Auengleye verbreitet. Fuer die kleineren Taeler ist der Gley, z.T. auch Nass- oder Anmoorgley, typisch. Die Quellbereiche, z.B. an der Plackweghoehe, sind viel- fach vermoort (Hangquellmoore), ebenso haeufig auch die kleineren Nebentaeler (Niedermoore). Die natuerliche potentielle Vegetation auf Silikatboeden im Mit- telgebirge ist der Artenarme und Artenreichen Hainsimsen-Buchen- wald sowie der Hainsimsen-Perlgras-Buchenwald. Fuer die Karbonat- boeden bei Warstein und Brilon ist der Perlgras-Buchenwald und der Artenreiche Hainsimsen-Buchenwald (stellenweise Perlgras- Buchenwald) typisch. In den Bergtaelern ist der Stieleichen-Hain- buchen- Auenwald (einschliesslich bach- und flussbegleitender Er- lenwaelder) vertreten. Das Nordsauerlaender Oberland ist zum ueberwiegenden Teil noch be- waldet. Stark reduziert ist der Waldbestand im Bereich der Warstei- ner- und Briloner Massenkalkvorkommen sowie bei Hirschberg (Hirsch- berger Bloesse) und in vielen Talniederungen (z.B. Moehnetal). Zum Teil sind aber die einheimischen Laubwaelder durch Nadelholzforsten ersetzt. Neben Ackerflaechen ist Gruenland (besonders in den groes- seren und kleineren Talniederungen) haeufig. Die waldfreien bis -armen Gebiete sind (baeuerliches) Altsiedel- land. Sie sind auch heute noch die Hauptsiedlungschwerpunkte. Erz- vorkommen im Massenkalk (Eisen, Blei-Kupfer-Gaenge) waren Grundla- gen der oertlichen metallverarbeitenden Industrie. Die Erzgewinnung ist seit laengerm eingestellt. Grosse Bedeutung hat und hatte die Kalksteingewinnung besonders bei Warstein. Die Wirkungen des Ab- baus (grossflaechige und tief angelegte Brueche) sind dort stark landschaftsveraendernd. Der Sorpe-, besonders aber der Moehnesee haben eine hohe touristi- sche Bedeutung fuer Kurz- und Langurlauber. Bei Brilon befindet sich ein Flugplatz.
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