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Das Rothaargebirge ist der am hoechsten gelegene Teil des Sueder- berglandes (montanes Palaeozoisches Bergland). Es ist ein rand- lich zerschluchtetes Rumpfgewoelbe und Quellgebiet mehrerer gros- ser Fluesse (Dill, Sieg, Lenne, Ruhr, Diemel, Eder u. Lahn). Es besteht aus gerundeten Vollformen (ehemalige Rumpfverebnungen), huegelig geformte Hochmulden, welligen Hochflaechen und Hochruecken sowie aus rostfoermig zerschluchteten Ruempfen und Ausraumkesseln. Im Suedwesten grenzt die Einheit an das Siegerland (331), im Wes- ten an das Suedsauerlaender Bergland (336-E2), im Nordwesten an die Innersauerlaender Senken (335), im Norden und Osten an den Ost- sauerlaender Gebirgsrand (332) und im Suedosten (kleinflaechig) an das Gladenbacher Bergland (320). Teilweise setzt sich die Einheit auf hessischem Landesgebiet fort. Die Gesteinsausbildung ist relativ eintoenig. Klastische Sedimente und Palaeovulkanite sind die haeufigsten Gesteinsarten, karbonati- sche Bildungen treten stark zurueck. Das Unterdevon besteht aus ge- schieferten Ton- und Schluffsteinen, die mit ueblicherweise quarzi- tischen Sandsteinen wechsellagern. Innerhalb des Gesteinsverbandes koennen sandsteinreichere Partien auftreten (z.B. Ems-Quarzit). Im hoeheren Teil des Unterdevons (Ems-Stufe) kommt es zur vulkanischen Bildungen (Hauptkeratophyr, - ein Quarzkeratophyr und dessen Tuffe). Im noerdlichen Teil koennen die Gesteine des Ems leicht karbonat- tisch sein und stellenweise Kalksteinlagen aufweisen. Eine tenden- ziell aehnliche Ausbildung weist auch das Mitteldevon auf. Auch hier dominieren Ton- u. Schluffgesteine mit Sandsteineinschaltun- gen. Im unteren Mitteldevon kam es lokal zu untermeerischen Lava- erguessen (Quarzporphyr, - Bruchhauser Steine), im hoeheren Mittel- devon ist eine verstaerkte vulkanische Aktivitaet festzustellen (Diabasgaenge). Die im noerdlichen Teil des Suederberglandes weit- verbreitenden karbonatischen Bildungen (Massenkalk) fehlen hier, nur im Nordteil finden sich gelegentlich kalkreichere Bildungen. Das Oberdevon besteht aus "Baenderschiefer"- und Tonsteinfolgen mit Kalk- und Sandsteineinschaltungen. Auf diese folgen sehr harte Gesteine des Unterkarbons (Kulm-Kieselkalk, Lydit, Kiesel- schiefer, Kulm-Plattenkalke und -Grauwacke) bzw. die weicheren Kulm- und Namur- Tonschiefer. Letztere gehoeren bereits in das untere Oberkarbon. Die Karbongesteine haben nur einen sehr gerin- gen Anteil am Aufbau der Einheit. Bei der variscischen Gebirgsbildung am Ende des Karbons wurde der gesamte Gesteinsverband gefaltet (Kleinfaltung bis hin zur Ausbil- dung von Saetteln und Mulden), geschiefert, teilweise ueberschoben und von Stoerungen durchsetzt. Als noerdliche Auslaeufer des Westerwald-Vulkanismuses finden sich im Suedteil der Einheit miozaene Basalte. Im Laufe des Tertiaers erfolgte eine allmaehliche, gegen Ende jedoch verstaerkte Hebung des gesamten Rheinischen Schiefergebirges. Hebungszentrum im Sue- derbergland war das Rothaargebirge. Die Hebungstendenzen dauern auch rezent noch an. Als Folge der Hebung schnitten sich die Gewaesser tief in den Unter- grund ein (rueckschreitende, linienhafte Tiefenerosion). Der mehr- fache Wechsel von Warm- und Kaltzeiten fuehrte bei den groesseren Fluessen (u.a. Lenne) zur Ausbildung von Flussterrassen. Waehrend der letzten (Weichsel- ) Kaltzeit enstanden unter Periglazialbedin- gungen Fliesserden (Hanglehme, z.T. Hangschutt). Im Laufe des Ho- lozaens bildeten sich bei geeignetem (wasserstauendem) Untergrund Nieder- bis Uebergangsmoore. Die suedoestlich Siegen gelegene Untereinheit (333.00) der Kalt- eiche und Haincher Hoehe ist ein langestreckter Hoehenzug, der nur zum Teil zu NRW gehoert. So laeuft die Landesgrenze zu Hessen ueber den Kamm des Haertlingsrueckens der Haincher Hoehe. Noerdlich folgt die Eder- und Lahnkopf Wasserscheide mit den Quellgebieten von Lahn und Eder. Es ist ein maessig zertaltes, bis 690 m hohes Berg- und Riedelland. Oestlich folgt das Wittgensteiner Lahnbergland. Diese tertiaere Rumpfflaeche ist bereits deutlich von der Lahn, Laasphe und deren Nebenbaechen erheblich zerschnitten und in schmale Berge und Ruecken zerlegt. Von der oestlich anschliessenden Sackpfeiffe gehoert lediglich der westlichste Teil zu Westfalen. Es ist ein z.T. von harten Gesteinen des Unterkarbons aufgebauter Bergruecken. Noerdlich des Wittgensteiner Lahnberglands liegt am Nordrand einer Muldenstruktur die Wittgensteiner Kammer. Die in weichere, teilwei- se kalkschuessige Schiefer angelegte, geraeumige Ausraummulde wird allseitig von hoeheren Ruecken umgeben. Der Muldenboden ist in sich huegelig bis sanft bergig mit Dellen und Talwannen. Oertlich ober- flaechennah anstehende haertere Gesteine bilden Buckel oder Berg- sporne. Hauptgewaesser sind die Eder sowie die Odeborn. Die noerdlich Erndtebrueck gelegenen, bis 750 m Hoehe erreichenden Westrothaarhoehen bilden ein gedrungenes Berg- und Rueckenland, das zumindest im Ostteil als Scheitelruecken einer tektonischer Sattel- struktur folgt. Im westlichen Teil ist die Sattelzone tektonisch stark gestoert. Das dortige Gebiet ist in eine Folge von kuppigen Ruecken aufgeloest und von bis zu 200 m tief eingeschnittenen Tae- lern zerschnitten. Am geologischen Aufbau sind auch Palaeovulkanite (Quarzkeratophyre) beteiligt, sie bilden u.a. den bis zu 1 km lan- gen Klippenzug der "Albaumer Felsen". Oestlich folgt ein wallartig rundlicher Scheitelruecken (Ruesper Rothaar). Es ist der Rest eines alten Rumpfflaechenniveaus, das nur wenig zerriedelt ist. Der Ruek- ken bildet die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Die suedlich anschliessende Rumpfplatte ist durch Eder (teilw. als Engtal), Roes- pe u. Kappel staerker in Ruecken und Sporne zerlegt ist. Die hoechstgelegene Raumeinheit Westfalens ist das Winterberger Hochland. Hoechste Erhebung Nordrhein-Westfalens ist der 843 m ho- he Langenberg bei Niedersfeld (Kahler Asten 841 m). Das Winterber- ger Hochland ist ein Rumpfgewoelbe mit flaechenhaften Erhebungen. Vorherrschend sind sanft zugerundete breite Waldruecken mit einzel- nen Haertlingsaufragungen sowie halboffene Hochflaechen, bei denen breite Bodenwellen und sanfte Huegel mit flachen Dellen und Ur- sprungsmulden. In den tieferen Flanken bzw. zwischen den Hochruek- ken haben sich junge Schluchttaeler steilhaengig und z.T. scharf- kantig eingeschnitten. Die Talsohlen dieser kraeftig rueckschrei- tenden Gewaesser koennen bis zu 400 m unter dem Hochflaechenni- neau liegen. Am Bau des Winterberger Hochlandes sind besonders Quarzite der Eifel-Stufe, z.T. auch Diabase beteiligt. Die Kuppen des Kahlen Astens und des Langenbergs werden jeweils von derarti- gen Quarziten eingenommen. Suedlich von Berleburg, am Westrand der Wilden Struth, quert die Eder in einem Engtal (Raumlaender Pforte) einen solchen Quarzitzug. Der Lennekessel ist ein von der Lenne und ihrer Quaellbaeche brei- ter Erosionskessel innerhalb des Rumpfes des Winterberger Hochlands. Der in Ton- bis Schluffschiefer eingetiefte Kessel bildet eine ge- staffelte Folge von Stufen und verlehmten Terrassenleisten. Die hoechsten Erhebungen (u.a. Waldemei 724 m) werden von wesentlich haerteren Quarziten gebildet. Die oestlich Winterberg gelegene Hohe Seite ist ein schroff zer- schluchtetes Schieferbergland. Der ehemalige Gebirgsrumpf ist von einer jungen Erosion in breite, rundlich gebuckelte Ruecken und bis 200 - 300 m tiefe Talschluchten aufgeloest. Das geologische Ausgangsgestein ist hier teilw. kalkhaltig (Kalksandsteine des Oberdevons). Das Hochsauerlaender Schluchtgebirge bildet die rostfoermig zer- schluchtete Nordabdachung des Rothaargebirges. Die zahlreichen, steilhaengigen Talschluchten und Schruende folgen der Abdachung konsequent nach Norden. Beim Durchschneiden haertere Gesteine bil- den die Gewaesser Gefaellestufen und Engstellen. Auch bei den zwi- schen den Taelern erhaltenen Ruecken machen sich die haerteren Ge- steine durch Buckel (teilweise mit Felsklippen) bemerkbar. Eine Be- sonderheit ist der einzige nenneswerte Wasserfall in Nordrhein- Westfalen bei der gleichnamigen Ortschaft suedoestlich Ramsbeck. Hier stuerzt ein Nebenbach der Elpe, die Plaesterlegge, ueber 20 m hohe Schieferklippen in ein enges Tal. Unterhalb davon befindet sich ein jungpleistozaener Schuttstrom. Abweichend von der generel- len Talrichtung ist die bis Siedlinghausen westost-, dann nordost- verlaufende Boedefelder Mulde, - eine lange, von Quertaelern sanft zerschnittene, offene Tonschiefersenke. Es handelt sich hierbei vermutlich um einen alten Talbodenbereich. Am Istenberg bei Bruch- hausen erheben sich, bis zu 70 m hoch die vier Bruchhauser Steine aus Quarzporphyr. Die Felsen werden von einem grossen Blockmeer umgeben, es ist Zeugnis der quartaeren, periglazialen Verwitterungs- vorgaenge. Die Untereimheit Upland gehoert nur zu einem sehr kleinen Teil zu Westfalen. Es ist ein, bis zu 745 m aufragender Ruecken aus ober- devonen Kalksandsteinen. Hauptbodenart im Rothaargebirge ist die Braunerde (z.T. podsolig) sowohl aus Festgesteinen als auch aus Hang- und Hochflaechenleh- men. Fuer die Silikatgesteine im Kuppenbereich ebenso wie fuer Diabase als Ausgangsgestein sind Ranker-Braunerden (z.T. podsolig) typisch. Lokal tritt auch die Sonderform des Rohbodens (Syrosem) in Zusammenhang mit Felsklippen auf. Sandsteine liefern Podsol- Braunerden. Im Unterhang gehen die Braunerden aus Hanglehmen haeu- fig in Pseudogley-Braunerden ueber. Stauwasserboeden spielen im Rothaargebirge eine untergeordnete Rolle. Nur oertlich sind sie haeufiger und treten dann bevorzugt in Unterhang- oder Muldenla- gen auf (z.B. suedwestlich Erndtebrueck). Sie sind dort vergesell- schaftet mit Moorbildungen (Nieder- bis Uebergangsmoor). Auch sonst sind Moorbildungen nicht selten, - sie finden sich sowohl als Hangquellmoore in den Talurspruengen als auch in den Talniede- rungen. Fuer die Taeler sind Gleye (Hangley, Nass- bis Anmoorgley) typisch, im Bereich von Nassgallen treten Moorgleye auf. Kuenst- lich veraenderte Boeden stehen in Zusammenhang mit Bergbaustaetten sowie Natursteinabbau. Die natuerliche potentielle Vegetation auf Silikatboeden im Mit- telgebirge ist der Artenarme Hainsimsen-Buchenwald, hier aber der Hainsimsen-Buchenwald der hoeheren Lagen (teils Zahnwurz-Buchen- wald). Nur in den tieferliegenden Bereichen (Suedwittgensteiner Bergland) ist auch der Artenreiche Hainsimsen-Buchenwald (stellen- weise Perlgras-Buchenwald) vertreten. In den Bergtaelern ist der Stieleichen-Hainbuchen- Auenwald (einschliesslich bach- und fluss- begleitender Erlenwaelder) vertreten. Bemerkenswert sind die Rest- bestaende einer subarktischen-alpinen Flora im Winterberger Hoch- land. Das Rothaargebirge (Naturpark) ist zum ueberwiegenden Teil bewal- det. Frueher wurde z.T. eine Waldweidewirtschaft betrieben, teil- weise waren die Berge auch von einer baumfreien Ginsterheide be- standen. Daneben waren ehemals Hochlagen mit tonigen (fossilen) Verwitterungsboeden groesstenteils Wald- oder Moorheide. Waldfreie Gruenlandbereiche (Futteranbau u. Viehhaltung) ziehen sich meist laengs der Taeler, ein Ackerbau ist aufgrund des rauhen Klimas nicht lohnend. Im Umfeld von Winterberg sind die waldfreien Gebiete im Winter Skipisten. Die groessten Ortschaften sind Erndtebrueck, der Luft- und Kneipp- kurort Berleburg und Winterberg. Der verstaerkte Sommer- wie auch Winterfremdenverkehr hat besonders Winterberg u. Berleburg, aber auch viele kleine Doerfer stark anwachsen lassen. Im Mittelalter wurden im Kleinabbau (meist oberflaechennah) Eisen- erze gewonnen, weiterhin wurden gangfoermig auftretende Buntmetal- le gefoerdert (Bergbauwuestung Altenberg mit Museum). Die bedeu- tenste Erzlagerstaette (Blei-Zink) lag bei Ramsbeck, wo bis 1974 abgebaut wurde (heute Besucherbergwerk). Der dortige Abbau reicht bis in die Bronzezeit. Die moderne Ergewinnung schuf grosse Abraum- halden, die das Ramsbecker Tal fast ganz ausfuellen. Bis vor weni- gen Jahren hatte auch der untertaegige Dachschieferbergbau groes- sere Bedeutung fuer die Region. Dachschiefergruben lagen u.a. bei Raumland, im Lennekessel und im Bereich des Ramsbecker Rueckens. Heute ist die Gewinnung von Natursteinen auf den Abbau von Diabas als Strassenbaumaterial beschraenkt. Die Gesamtregion hat eine hohe touristische Bedeutung fuer Kurz- und Langurlauber (u.a auch Wild- und Freizeitpark suedlich Ober- hundem).
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