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Der Ostsauerlaender Gebirgsrand ist Teil des submontanen Palaeo- zoischen Berglandes. Die Einheit gehoert zum Ostabfall des Rot- haargebirges und wird wesentlich von den von Eder (im Sueden) und Diemel (im Norden) ausgehenden Zerschneidung des Gebirgsrandes be- stimmt. Im Westen grenzt das Gebiet an das Rothaargebirge (333), im Nor- den an das Nordsauerlaender Oberland (334) und im Nordosten an das Waldecker Gefilde (340.0) sowie kleinflaechig an die Ostwal- decker Randsenken (341). Der groesste Teil der Einheit liegt auf hessischem Landesgebiet. Die westfaelischen Anteile liegen im Sueden suedoestlich Bad Berleburg, im mittleren Teil oestlich Winterberg und im Norden oestlich Brilon. Den geologischen Untergrund bilden Gesteine des unteren Mittelde- vons bis unteren Oberkarbons. Die aeltesten Gesteine treten sued- lich von Balve (bei Messinghausen) in Form des mitteldevonischen "Massenkalks" zutage. Es handelt sich hierbei um spaeter teilweise dolomitisierte Kalkgesteine eines fossilen Korallen-Riffs. Zeit- gleich zum Riffwachstum kam es zur Bildung von untermeerischen Lavaerguessen mit Tuffbildungen (Hauptgruensteinzug). Spaeter auch zur Bildung von Diabas-Gaengen, die aeltere Gesteine durchschla- gen. Eher kleinflaechig ist das Oberdevon vertreten ("Baenderschie- fer"- und Tonsteinfolgen mit Kalk- und Sandsteineinschaltungen). Auf diese folgen sehr harte Gesteine des Unterkarbons (Kulm-Kiesel- kalk, Lydit, Kieselschiefer, Kulm-Plattenkalke und -Grauwacke) bzw. die weicheren Kulm- und Namur- Tonschiefer. Letztere gehoeren bereits in das untere Oberkarbon. Die Karbongesteine haben den groessten Anteil an dieser Einheit. Bei der variscischen Gebirgsbildung am Ende des Karbons wurde der gesamte Gesteinsverband gefaltet (Kleinfaltung bis hin zur Ausbil- dung von Saetteln und Mulden), geschiefert, teilweise ueberschoben und von Stoerungen durchsetzt. Randlich finden sich Reste der einstigen Meeresbedeckung aus der Perm-Zeit (Zechstein-Kalke). Gegen Ende des Tertiaers begann eine verstaerkte Hebung des gesam- ten Rheinischen Schiefergebirges, Hebungszentrum war das benachbar- te Rothaargebirge. Der Ostsauerlaender Gebirgsrand gehoert zur sued- oestlichen Abdachungsflaeche des Mittelgebirges. Die Hebungstenden- zen dauern auch rezent noch an. Als Folge der Hebung schnitten sich die Gewaesser tief in den Unter- grund ein (rueckschreitende, linienhafte Tiefenerosion). Der mehr- fache Wechsel von Warm- und Kaltzeiten fuehrte bei der Diemel zur Ausbildung von Flussterrassen. Waehrend der letzten (Weichsel- ) Kaltzeit entanden unter Periglazialbedingungen Fliesserden (Hang- lehme, z.T. Hangschutt). Sie bedecken besonders die Suedhaenge in groesserer Maechtigkeit. Die suedlichen Anteile gehoeren zum Hinterlaender Ederbergland. Es ist eine von der Eder und ihrer Nebenbaeche bereits deutlich zerschnittene Rumpfflaeche. Aufgrund unterschiedlicher Gesteins- ausbildungen (weichere oberdevonische und unterkarbone Schiefer, haertere Kulm-Kieselkalke und -Grauwacken) wird der Ederlauf von engen Durchbruchstaelern in den Hartgesteinen und weitraeumigen Ausraumkammern in den weicheren Tonschiefern gebildet. Der mittlere Teil (bei Hallenberg u. Medebach) bildet im Sueden eine von Randhoehen umgebene Gebirgsrandsenke (Medebacher Bucht), die von ca. 500 m Hoehe suedostwaerts auf ca. 300 m abfaellt. Die anfangs sanftwellige Tonschieferebene (Medebacher Schiefe Ebene) ist weiter suedoestlich durch die Einschaltung von Kieselschiefern und Grauwacken, die schmale Ruecken- oder Buckelzuege, und dazwi- schenliegenden Tonschiefermulden insgesamt huegeliger gepraegt. Im Sueden bildet dann das Nuhne-Tal die Grenze zu Hessen. Bei Hal- lenberg tritt kleinflaechig terrestrische Zechstein-Sedimente (Konglomerate, Sandsteine) zutage. Im Osten gehoert eine bewaldete Grauwackenhoehe, die nach Osten zur Aar abfaellt, gerade noch zur Untereinheit Waldstruth. Das noerdlich der Medebacher Bucht gelegene Grafschafter Bergland ueberragt die Senke zunaechst in Form einer Randhoehe (Grauwacken- ruecken die Haard). Noerdlich schliesst sich mit der Grafschafter Kammer eine weitere Senkenzone an, die aufgrund der unterschied- lichen Gesteinsausbildung sowohl muldig geboeschte Taelchen als auch bis 600 m hohe Grauwacken- und Kieselschieferruecken aufweist. Die verschiedenen Quelltaeler vereinigen sich bei Referinghausen zum Tal der Wilden Ah. Der noedliche Teilbereich gehoert zum Diemelbergland. Die suedoest- lich an Brilon anschliessende Flaeche wird als "Padberger Schweiz" bezeichnet. Es ist eine tektonisch stark beanspruchte Landschaft mit rasch wechselnden Gesteinarten, bei der harte Palaeovulkanite (Hauptgruensteinzud, Diabasgaenge), Quarzite und Kulm-Kieselschie- fer Kuppen und Ruecken bilden, waehrend weichere Gesteine (Massen- kalk, Tonschiefer) niedrigere Hoehen bzw. die Talsenken bilden. Die "Padberger Schweiz" wird von den engen Taelern der Hoppecke (teilw. von Natursteinklippen begleitet) und Diemel zerschnitten. Die noerdlich anschliessende Bredelarer Kammer entspricht hingegen einer in Tonschiefern angelegten Ausraummulde. Die Anfaenge dieser Kammer reichen vermutlich bis in die Perm-Zeit zurueck und bildete damals bereits eine fjordartige Bucht. Die Kammer geht in das breit- sohlige, tiefeingeschnitte und von Terrassen begleitete Diemel-Tal ueber. Die haeufigste Bodenart ist die Braunerde aus Hang- und Hochflaechen- lehmen. Kleinflaechig finden sich im Bereich von Ruecken- und Kup- penlagen die Rohbodenform Ranker bzw. Braunerde-Ranker (aus sili- katischen Hartgesteinen) bzw. Ranker-Braunerde aus Palaeovulkani- ten sowie Braunerde-Podsol bzw. Podsol-Braunerde aus Sandsteinen, aber auch aus Kieselschiefern. Ebenfalls nur lokale Verbreitung haben die Karbonatverwitterungsboeden (Rendzina bis Rendzina- Braunerde). In Mulden und flachen Hanglagen treten Pseudogley- Braunerden oder Pseudogleye auf. Innerhalb der groesseren Flusstaeler (z.B. Eder) findet sich der Braune Auenboden (meist vergleyt). Ansonsten treten in den Bach- taelern Gleye, Nass- und Anmoorgleye auf. Der Ostsauerlaender Gebirgsrand ist besonders in den hoeheren Lagen u. an Steilhaengen noch deutlich bewaldet. Jedoch werden auch gros- se Teile, besonders Senken, Mulden und Unterhanglagen, landwirt- schaftlich genutzt (Gruenland, - Weiden u. Futterbau). Die natuerliche potentielle Vegetation stellen zum ueberwiegenden Teil der Hainsimsen-Buchenwald der hoeheren Lagen (teils Zahnwurz- Buchenwald) sowie der Artenarme und Artenreiche Hainsimsen-Buchen- wald, auf basenreicheren Boeden der Hainsimsen-Perlgras-Buchen- wald. Auf kalkigen Boeden (Massenkalk) ist der Perlgras-Buchen- wald vertreten. In den Bergtaelern kommt der Stieleichen-Hain- buchen-Auenwald (einschliesslich bach- und flussbegleitender Er- lenwaelder) vor. Die Gewinnung von Natursteinen ist auf die Vorkommen von Palaeo- vulkaniten (Strassenbaumaterial) beschraenkt. Die groessten Orte sind Hallenberg u. Medebach (ca. 7.100 Einwohner), die uebrigen kleineren Ortschaften liegen an der Hoppecke oder Eder.
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