1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

NR-331

Naturräumliche Zuordnung:
 

331 - Siegerland

Untereinheit:
 

331.0 Nordsiegerlaender Bergland
331.1 Hilchenbacher Wald
331.2 Siegquellbergland
331.3 Hellerbergland
331.4 Niederschelden-Betzdorfer Siegtal
331.5 Giebelwald

Verwaltungsgebiet (District):
 

Regierungsbezirk: Arnsberg
 

Kreis: Siegen-Wittgenstein (Nuts-Code: DEA5A)

 

Gemeinde: Siegen

 

Gemeinde: Burbach

 

Gemeinde: Kreuztal

 

Gemeinde: Freudenberg

 

Gemeinde: Netphen

 

Gemeinde: Wilnsdorf

 

Gemeinde: Hilchenbach

 

Gemeinde: Neunkirchen

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

52.848,8962

Objektbeschreibung (Object description):
 

Im Nordwesten vom Suedsauerlaender Bergland (336-E2), im Norden und
Osten vom Rothaargebirge (333), im Sueden vom Dilltal (321) und Ho-
her Westerwald (322), im Suedwesten von Rheinland-Pfalz sowie im
Westen vom Mittelsiegbergland (330) begrenzter Teil des Suederberg-
landes (submontanes Palaeozoisches Bergland). Das Siegerland ist ein
stark zertaltes Bergland mit dem Quellgebiet der Sieg. Es dient als
Sammelbecken fuer zahlreiche Gewaesser aus den angrenzenden Natur-
raeumen.
Die Einheit umfasst grosse Teile des Siegener Antiklinoriums (Gross-
Sattelstruktur). Die auftretenden Gesteine des Grundgebierges ge-
hoeren durchweg in das Unterdevon. Die aeltesten Gesteine des unte-
ren Unterdevon (Gedinne) finden sich nur kleinflaechig bei Hilchen-
bach. Es sind geschieferte Tonstein, Schluff- u. Sandsteine mit ge-
legentlichen Konglomeratlagen. Die Sedimentation von klastischen Se-
dimenten (Ton- und Baenderschiefer, Schluffsteine mit meist quarzi-
tischen Sandsteineinschaltungen) setzt sich in der Siegen- und Ems-
Stufe fort. Besondere morphologische Bedeutung hat das Hartgestein
des Emsquarzits.
Bei der variscischen Gebirgsbildung wurden die Gesteinsserien ver-
faltet, geschiefert und in uebergeordnete Sattel- und Muldenstruk-
turen gelegt. Im Zusammenhang mit der Gebirgsbildung entstanden
zahlreiche Erzgaenge.
Im Laufe des Tertiaers begann eine allmaehliche-, gegen Ende deut-
liche Hebung des gesamten Rheinischen Schiefergebirges. Im Zusam-
menhang hiermit stiegen auf Zerrungsrissen im Westerwald Basaltla-
ven auf. Auslaeufer dieses Westerwaldvulkanismuses finden sich bis
auf die Hoehe von Siegen. Als Folge der Hebung schnitten sich die
Gewaesser tief in den Untergrund ein (rueckschreitende, linienhaf-
te Tiefenerosion). Der mehrfache Wechsel von Warm- und Kaltzeiten
fuehrte bei der Sieg und auch der Heller zur Ausbildung von Fluss-
terrassen. Aus der letzten Kaltzeit stammt das aeolische Staubsedi-
ment Loess. Die heutigen Hochflaechen und Berghaenge sind von mehr
oder minder maechtigen Verwitterungsrueckstaenden bzw. Fliesserden
ueberdeckt (Hang- und Hochflaechenlehme). In ihnen koennen die be-
reits weitgehend erodierten Loessvorkommen eingearbeitet sein. Im
Laufe des Holozaens bildeten sich teilweise in den Talniederungen
Moore.
Das am hoechsten gelegene Siegquellbergland ist ein durch Zuflues-
se der Sieg mehrfach gekammertes, stufenweise von 550 m Gelaende-
hoehe auf 630m im Norden und Osten ansteigendes Bergland mit der
Wasserscheide zwischen Sieg und sowie Lahn und Eder. Mehrere praeg-
nante Bergkuppen (hoechste Erhebung Alte Burg 633 m) vermitteln zwi-
schen den Siegberglaendern und dem oestlich gelegenen Rothaargebir-
ge. An seinem Ostrand liegt die Quelle der namensgebenden Sieg.
Westlich schliesst sich das Nordsiegerlaender Bergland an. Im Mit-
telpunkt der Untereinheit liegt der Siegener Kessel mit der Stadt
Siegen. Hier hat sich im Oberlauf der Sieg als Folge der Einmuen-
dung mehrerer Nebenbaeche eine Ausraumzone gebildet mit breiter
Sohle und unterschiedlich steilen, gelegentlich gestuften Haengen.
Suedwestlich der Stadt Siegen liegt das Suedliche Siegener Berg-
land. Es ist durch suedost-nordwest- verlaufende Hauptbaeche und
deren fiederfoermige Seitenbachsysteme in zahlreiche Berg-, Hue-
gel- und Riedelgruppen zerteilt. Die Baeche verlaufen in engen
Waldtaelern mit teilweise asymmetrischen Querprofilen. Aehnlich
aufgebaut ist auch das Noerdliche Siegener Bergland, dessen Haupt-
gewaesser der Ferndorfer Bach ist. Er wird beidseitig von Ruecken,
Buckeln und Riedeln begleitet. Der Ursprung des Ferndorfer Baches
liegt im Hilchenbacher Winkel. Es ist eine vom Hauptbach und des-
sen ebenfalls tief eingeschnittenen Zufluessen in voneinander ge-
trennte, meist steilhaengige Berg- und Huegelgruppen aufgeloeste
Landschaft. Ein Nebenbach des Ferndorfer Baches, die Littfe, bil-
det einen, von hohen Bergen umrahmten Talschluss, - den Littfel-
der Grund.
Unterhalb von Siegen-Eiserfeld besitzt die Sieg (Niederschelden-
Betzdorfer Siegtal) ein kraeftig gewundenes Engtal mit unterschied-
lich gestalteten Talabschnitten. Besonders an den suedlichen Tal-
flanken lassen sich drei verschiedene Terrassenniveaus unterschei-
den, - sie sind besonders in den Innenboegen der Fluss-Schlingen
entwickelt. Nur der Ostteil des Talbereiches gehoert zu Westfa-
len.
Noerdlich des Niederschelden-Betzdorfer Siegtales liegt der Quer-
riegel (Haertlingsruecken) des Giebelwaldes. Von der hoechsten Kup-
pe, dem Giebelberg (527 m) dacht sich der breite, z.T. gerundete
Ruecken nach allen Seiten hin ab. Im Westen wird er von der Asdorf
durchschnitten, ansonsten werden die Flanken von schmalen, kerb-
foermigen Taelchen aufgeloest. Nach Norden schliesst sich an den
Giebelwald das Freudenberger Bergland an. Es ist eine ehemalige,
heute in Kuppen, Ruecken und Riedel aufgeloeste Hochflaeche, die
vom Quellbachsystem der Asdorf zerschnitten und erniedrigt wurde.
Es nimmt eine vermittelnde Stellung zwischen dem Mittelsiegland
(einheit 330), dem Suedsauerlaender Bergland (336-E2) und dem Sie-
gener Bergland ein.
Suedlich des Siegtales folgt das zwischen 450- u. 600 m hoch gele-
gene Hellerbergland. Es wird durch das breite, teilweise asymmet-
risch gestaltete Quertal der Heller zweigeteilt. Neben Emsquarzit-
und Grauwackenruecken bilden, besonders suedlich der Heller, Ba-
saltkuppen die hoechsten Erhebungen.
Die haeufigste Bodenart ist die Braunerde (meist pseudovergleyt)
aus silikatischen Festgesteinen oder Hang- und Hochflaechenleh-
men. Kleinflaechig finden sich im Bereich von Ruecken- und Kuppen-
lagen die flachgruendige Bodenform Ranker-Braunerde (z.T. podso-
lig) aus silikatischen Hartgesteinen und Podsol-Braunerde aus
Sandsteinen. In Mulden und flachen Hanglagen treten Braunerde-
Pseudogley oder Pseudogleye aus Hang- und Hochflaechenlehmen auf.
Groessere Loessrestmaechtigkeiten werden durch Parabraunerden oder
Pseudogley-Parabraunerden angezeigt.
Im Tal der Sieg und des Ferndorferbaches findet sich der Auengley,
stellenweise auch der Braune Auenboden. Weite Talabschnitte sind
aber kuenstlich veraendert (Aufschuettung von Fremdmaterial). An-
sonsten treten in den Taelern Gleye, stellenweise auch Nass- bis
Anmoorgleye auf, oertlich kam es zur Bildung von Niedermooren.
Kuenstlich veraenderte Boeden, besonders im Umfeld von Siegen und
von Bergbaustaetten sind verbreitet.
Die natuerliche potentielle Vegetation ist der Artenarme und Arten-
reiche Hainsimsen-Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchenwald)
der mittleren bis hoeheren Lagen auf gering bis mittel basenhalti-
gen Braunerden aus Devongesteinen. Im Sueden findet sich ueber Ver-
witterungsboeden der Basalte der Zahnwurz-Buchenwald. Die Bergland-
taeler werden vom Stieleichen-Hainbuchen- Auenwald (einschliesslich
bach- und flussbegleitender Erlenwaelder) eingenommen.
Das Siegerland ist zum weitaus groessen Teil noch bewaldet (der
Kreis Siegen-Wittgesbtein ist der waldreichste Kreis der Bundes-
republik). Gerodete Bereiche ziehen sich entlang der Haupt- und
Nebentalzuege oder liegen, bei Hang- oder Kuppenlage, als kleine-
re Rodungsinseln rings um die Doerfer. Die landwirtschaftliche Nut-
zung ist auf Gruenland beschraenkt.
Eine Besiedlung laesst sich, chronolog zum hiesigen Eisenerzabbau,
bis 500 v. Chr. (Hallstatt-Zeit) zurueckverfolgen. Die Eisengewin-
nung hatte bis in die 60-er Jahre Bedeutung, auch heute noch wird
die heimische Industrie von eisenverarbeitenden Betrieben bestimmt.
Zentrum der Besiedlung ist die Gross-und Universitaetsstadt Siegen
(107.000 Einwohner), die nahezu den gesamten Siegkessel ausfuellt.
Vororte Siegens ziehen sich laengs der Nebentaeler dahin. Weitere
groessere Orte sind Erndtebrueck (Garnisonsstadt) und Kreuztal (Ver-
kehrsknotenpunkt) und Hilchenbach (aus Bergbausiedlung hervorgegan-
gen), heute Ferienort (mit Skisport).
Der Eisen- und auch Buntmetallbergbau (letzterer besonders bei
Hilchenbach) hat die Region massgeblich gepraegt. Zahlreiche alte
und modernere Abbaustellen sind vorhanden (mit Stollen, Schaechten,
Halden etc.).
Daneben wurde auch Naturstein (quarzitische Sandsteine u. Basalte)
gewonnen, die Basaltbrueche sind mittlerweile unter Schutz gestellt.
Weiterhin existieren zwei kleinere Stauseen (Obernautalsperre oest-
lich Siegen u. Breitenbachtalsperre bei Hilchenbach).


2 Biotoptypen, Vegetation, Schutzziel
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NR-331


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Luzolo luzuloidis-Fagetum , Hainsimsen-Buchenwald
Carici-Fagetum , Seggen-Buchenwald
Galio odorati-Fagetum , Waldmeister-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli , Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Stellario nemorosae-Alnetum glutinosae , Bach- und flussbegleitender Erlenwälder
Luzulo luzuloidis-Fagetum lycopodietosum , Bärlapp-Hainsimsen-Buchenwald

Schutzziel:
 

Arten:
Biotoptypen:
Landschaftstypen:


3 Weitere ökologisch-naturschutzfachliche Informationen
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NR-331

Geologie:
 

Zeitalter Devon, Zeitalter: Palaeozoikum / Unterdevon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Tertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Alttertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungtertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Quartär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Altpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Mittelpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Holozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum

Geogr. Morph. Eigenheiten:
 

Hochfläche / Mittelgebirgsfluss, -bach / Quellen / Terrassenfläche / Bergzug,-kamm / Einzelberg / Talform / anthropogene Formen

Gesteine:
 

marine Grünsande / Magmatische Gesteine / fluviatile Ablagerungen / aeolische Bildungen / Torfbildungen / periglaziale Bildungen

Hauptbodentyp:
 

Braunerde / Ranker / Braunerde-Ranker / Podsol-Braunerde / Pseudogley-Braunerde / Pseudogley / Parabraunerde / Pseudogley-Parabraunerde / Auengley / Brauner Auenboden / Gley / Nassgley / Anmoorgley / Niedermoor / Anthropogen veränderter Boden