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Im Nordwesten vom Suedsauerlaender Bergland (336-E2), im Norden und Osten vom Rothaargebirge (333), im Sueden vom Dilltal (321) und Ho- her Westerwald (322), im Suedwesten von Rheinland-Pfalz sowie im Westen vom Mittelsiegbergland (330) begrenzter Teil des Suederberg- landes (submontanes Palaeozoisches Bergland). Das Siegerland ist ein stark zertaltes Bergland mit dem Quellgebiet der Sieg. Es dient als Sammelbecken fuer zahlreiche Gewaesser aus den angrenzenden Natur- raeumen. Die Einheit umfasst grosse Teile des Siegener Antiklinoriums (Gross- Sattelstruktur). Die auftretenden Gesteine des Grundgebierges ge- hoeren durchweg in das Unterdevon. Die aeltesten Gesteine des unte- ren Unterdevon (Gedinne) finden sich nur kleinflaechig bei Hilchen- bach. Es sind geschieferte Tonstein, Schluff- u. Sandsteine mit ge- legentlichen Konglomeratlagen. Die Sedimentation von klastischen Se- dimenten (Ton- und Baenderschiefer, Schluffsteine mit meist quarzi- tischen Sandsteineinschaltungen) setzt sich in der Siegen- und Ems- Stufe fort. Besondere morphologische Bedeutung hat das Hartgestein des Emsquarzits. Bei der variscischen Gebirgsbildung wurden die Gesteinsserien ver- faltet, geschiefert und in uebergeordnete Sattel- und Muldenstruk- turen gelegt. Im Zusammenhang mit der Gebirgsbildung entstanden zahlreiche Erzgaenge. Im Laufe des Tertiaers begann eine allmaehliche-, gegen Ende deut- liche Hebung des gesamten Rheinischen Schiefergebirges. Im Zusam- menhang hiermit stiegen auf Zerrungsrissen im Westerwald Basaltla- ven auf. Auslaeufer dieses Westerwaldvulkanismuses finden sich bis auf die Hoehe von Siegen. Als Folge der Hebung schnitten sich die Gewaesser tief in den Untergrund ein (rueckschreitende, linienhaf- te Tiefenerosion). Der mehrfache Wechsel von Warm- und Kaltzeiten fuehrte bei der Sieg und auch der Heller zur Ausbildung von Fluss- terrassen. Aus der letzten Kaltzeit stammt das aeolische Staubsedi- ment Loess. Die heutigen Hochflaechen und Berghaenge sind von mehr oder minder maechtigen Verwitterungsrueckstaenden bzw. Fliesserden ueberdeckt (Hang- und Hochflaechenlehme). In ihnen koennen die be- reits weitgehend erodierten Loessvorkommen eingearbeitet sein. Im Laufe des Holozaens bildeten sich teilweise in den Talniederungen Moore. Das am hoechsten gelegene Siegquellbergland ist ein durch Zuflues- se der Sieg mehrfach gekammertes, stufenweise von 550 m Gelaende- hoehe auf 630m im Norden und Osten ansteigendes Bergland mit der Wasserscheide zwischen Sieg und sowie Lahn und Eder. Mehrere praeg- nante Bergkuppen (hoechste Erhebung Alte Burg 633 m) vermitteln zwi- schen den Siegberglaendern und dem oestlich gelegenen Rothaargebir- ge. An seinem Ostrand liegt die Quelle der namensgebenden Sieg. Westlich schliesst sich das Nordsiegerlaender Bergland an. Im Mit- telpunkt der Untereinheit liegt der Siegener Kessel mit der Stadt Siegen. Hier hat sich im Oberlauf der Sieg als Folge der Einmuen- dung mehrerer Nebenbaeche eine Ausraumzone gebildet mit breiter Sohle und unterschiedlich steilen, gelegentlich gestuften Haengen. Suedwestlich der Stadt Siegen liegt das Suedliche Siegener Berg- land. Es ist durch suedost-nordwest- verlaufende Hauptbaeche und deren fiederfoermige Seitenbachsysteme in zahlreiche Berg-, Hue- gel- und Riedelgruppen zerteilt. Die Baeche verlaufen in engen Waldtaelern mit teilweise asymmetrischen Querprofilen. Aehnlich aufgebaut ist auch das Noerdliche Siegener Bergland, dessen Haupt- gewaesser der Ferndorfer Bach ist. Er wird beidseitig von Ruecken, Buckeln und Riedeln begleitet. Der Ursprung des Ferndorfer Baches liegt im Hilchenbacher Winkel. Es ist eine vom Hauptbach und des- sen ebenfalls tief eingeschnittenen Zufluessen in voneinander ge- trennte, meist steilhaengige Berg- und Huegelgruppen aufgeloeste Landschaft. Ein Nebenbach des Ferndorfer Baches, die Littfe, bil- det einen, von hohen Bergen umrahmten Talschluss, - den Littfel- der Grund. Unterhalb von Siegen-Eiserfeld besitzt die Sieg (Niederschelden- Betzdorfer Siegtal) ein kraeftig gewundenes Engtal mit unterschied- lich gestalteten Talabschnitten. Besonders an den suedlichen Tal- flanken lassen sich drei verschiedene Terrassenniveaus unterschei- den, - sie sind besonders in den Innenboegen der Fluss-Schlingen entwickelt. Nur der Ostteil des Talbereiches gehoert zu Westfa- len. Noerdlich des Niederschelden-Betzdorfer Siegtales liegt der Quer- riegel (Haertlingsruecken) des Giebelwaldes. Von der hoechsten Kup- pe, dem Giebelberg (527 m) dacht sich der breite, z.T. gerundete Ruecken nach allen Seiten hin ab. Im Westen wird er von der Asdorf durchschnitten, ansonsten werden die Flanken von schmalen, kerb- foermigen Taelchen aufgeloest. Nach Norden schliesst sich an den Giebelwald das Freudenberger Bergland an. Es ist eine ehemalige, heute in Kuppen, Ruecken und Riedel aufgeloeste Hochflaeche, die vom Quellbachsystem der Asdorf zerschnitten und erniedrigt wurde. Es nimmt eine vermittelnde Stellung zwischen dem Mittelsiegland (einheit 330), dem Suedsauerlaender Bergland (336-E2) und dem Sie- gener Bergland ein. Suedlich des Siegtales folgt das zwischen 450- u. 600 m hoch gele- gene Hellerbergland. Es wird durch das breite, teilweise asymmet- risch gestaltete Quertal der Heller zweigeteilt. Neben Emsquarzit- und Grauwackenruecken bilden, besonders suedlich der Heller, Ba- saltkuppen die hoechsten Erhebungen. Die haeufigste Bodenart ist die Braunerde (meist pseudovergleyt) aus silikatischen Festgesteinen oder Hang- und Hochflaechenleh- men. Kleinflaechig finden sich im Bereich von Ruecken- und Kuppen- lagen die flachgruendige Bodenform Ranker-Braunerde (z.T. podso- lig) aus silikatischen Hartgesteinen und Podsol-Braunerde aus Sandsteinen. In Mulden und flachen Hanglagen treten Braunerde- Pseudogley oder Pseudogleye aus Hang- und Hochflaechenlehmen auf. Groessere Loessrestmaechtigkeiten werden durch Parabraunerden oder Pseudogley-Parabraunerden angezeigt. Im Tal der Sieg und des Ferndorferbaches findet sich der Auengley, stellenweise auch der Braune Auenboden. Weite Talabschnitte sind aber kuenstlich veraendert (Aufschuettung von Fremdmaterial). An- sonsten treten in den Taelern Gleye, stellenweise auch Nass- bis Anmoorgleye auf, oertlich kam es zur Bildung von Niedermooren. Kuenstlich veraenderte Boeden, besonders im Umfeld von Siegen und von Bergbaustaetten sind verbreitet. Die natuerliche potentielle Vegetation ist der Artenarme und Arten- reiche Hainsimsen-Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchenwald) der mittleren bis hoeheren Lagen auf gering bis mittel basenhalti- gen Braunerden aus Devongesteinen. Im Sueden findet sich ueber Ver- witterungsboeden der Basalte der Zahnwurz-Buchenwald. Die Bergland- taeler werden vom Stieleichen-Hainbuchen- Auenwald (einschliesslich bach- und flussbegleitender Erlenwaelder) eingenommen. Das Siegerland ist zum weitaus groessen Teil noch bewaldet (der Kreis Siegen-Wittgesbtein ist der waldreichste Kreis der Bundes- republik). Gerodete Bereiche ziehen sich entlang der Haupt- und Nebentalzuege oder liegen, bei Hang- oder Kuppenlage, als kleine- re Rodungsinseln rings um die Doerfer. Die landwirtschaftliche Nut- zung ist auf Gruenland beschraenkt. Eine Besiedlung laesst sich, chronolog zum hiesigen Eisenerzabbau, bis 500 v. Chr. (Hallstatt-Zeit) zurueckverfolgen. Die Eisengewin- nung hatte bis in die 60-er Jahre Bedeutung, auch heute noch wird die heimische Industrie von eisenverarbeitenden Betrieben bestimmt. Zentrum der Besiedlung ist die Gross-und Universitaetsstadt Siegen (107.000 Einwohner), die nahezu den gesamten Siegkessel ausfuellt. Vororte Siegens ziehen sich laengs der Nebentaeler dahin. Weitere groessere Orte sind Erndtebrueck (Garnisonsstadt) und Kreuztal (Ver- kehrsknotenpunkt) und Hilchenbach (aus Bergbausiedlung hervorgegan- gen), heute Ferienort (mit Skisport). Der Eisen- und auch Buntmetallbergbau (letzterer besonders bei Hilchenbach) hat die Region massgeblich gepraegt. Zahlreiche alte und modernere Abbaustellen sind vorhanden (mit Stollen, Schaechten, Halden etc.). Daneben wurde auch Naturstein (quarzitische Sandsteine u. Basalte) gewonnen, die Basaltbrueche sind mittlerweile unter Schutz gestellt. Weiterhin existieren zwei kleinere Stauseen (Obernautalsperre oest- lich Siegen u. Breitenbachtalsperre bei Hilchenbach).
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