1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

NR-292

Naturräumliche Zuordnung:
 

292 - Unteres Mittelrheingebiet

Untereinheit:
 

292.1 Unteres Mittelrheintal
292.2 Rhein-Ahr-Terrassen
292.4 Siebengebirge
292.5 Pleiser Huegelland

Verwaltungsgebiet (District):
 

Regierungsbezirk: Koeln
 

Kreis: Bonn (Nuts-Code: DEA22)

 

Gemeinde: Bonn


Regierungsbezirk: Koeln
 

Kreis: Rhein-Sieg-Kreis (Nuts-Code: DEA2C)

 

Gemeinde: Königswinter

 

Gemeinde: Wachtberg

 

Gemeinde: Bad Honnef

 

Gemeinde: Meckenheim

 

Gemeinde: Hennef

 

Gemeinde: Sankt Augustin

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

18.428,0293

Objektbeschreibung (Object description):
 

Das Untere Mittelrheingebiet ist der noerdliche Teil der Gruppen-
einheit Mittelrheingebiet. Es zaehlt zu den submontanen palaeo-
zoischen Berglaendern und besteht aus einem weitgehend eingeebne-
tem Mittelgebirgsrumpf, dem rechtsrheinisch das groesste Vulkan-
gebiet Nordrhein-Westfalens, das Siebengebirge, mit seinen zahl-
reichen Vulkankuppen aufsitzt. Der linksrheinische Teil ist weni-
ger durch den Vulkanismus als durch die leicht nach Norden einfal-
lende Rhein-Hauptterrasse gepraegt.
Im Westen grenzt die Einheit an die Zuelpicher Boerde (553), im
Nordwesten an die Ville (552), im Nordosten an das Mittelsiegberg-
land (330) und im Osten an den Niederwesterwald (324). Die links-
und rechtsrheinischen Anteile werden durch die Koeln-Bonner Rhein-
ebene weitgehend voneinander getrennt.
Das palaeozoische Grundgebirge wird von Gesteinen des Unterdevons
gebildet (Ober-Siegen bis Unter-Ems). Es handelt sich hierbei um
eine eintoenige Abfolge aus marinen Ton- und Baenderschiefern so-
wie eingeschalteten, meist quarzitischen Sandsteinen. Bei der va-
riscischen Gebirgsbildung wurden die Gesteine verfaltet, in ueber-
geordnete Sattel- und Muldenstrukturen gelegt und von Stoerungen
durchsetzt.
Im Tertiaer war der Mittelgebirgsrumpf weitgehend eingeebnet und
wurde randlich von tertiaeren, fluviatil-limnischen bis marinenen
Sedimenten (Sande, Tonen und Kiese, teilweise mit Braunkohlenfloe-
zen) ueberlagert. Sie sind zum groessten Teil wieder erodiert,
- im Norden des Siebengebirges sind groessere Reste erhalten. Links-
rheinisch treten als ein schmaler Streifen laengs des Lengsdorfer
Baches auf. Im Zusammenhang mit der Entstehung der Niederrheini-
schen Bucht kam es zu heftigen vulkanischen Aktivitaeten. In einer
ersten Phase wurden ausschliesslich Trachyttuffe gebildet, die eine
Maechtigkeit von urspruenglich etwa 400 m erreichten (heutige Rest-
maechtigkeit 100-240 m). In die Tuffe drangen dann in Form von
Quellkuppen Trachyte (z.B. Drachenfels), spaeter dann Latite (z.B.
Wolkenburg) und zuletzt Basalte (Weilberg) auf. Die meisten Magmen
erstarrten innerhalb der Tuffdecke. Nur ein Teil der Basalte floss
auch oberirdisch aus. Neben den aelteren Trachyt-Tuffen kam es auch
zum Auswurf von Latit- und Basalt-Tuffen.
Im Laufe des Tertiaers und Quartaers wurden grosse Teile der Tuff-
decke abgetragen, so dass heute die Vulkanintrusionen frei an der
Oberflaeche liegen.
Im Jungtertiaer begann eine verstaerkte Hebung des gesamten Rhei-
nischen Schiefergebirges (Ausbildug einer nach Norden gerichteten
Abdachung). Als Folge der Hebung schnitten sich die Gewaesser wie
Rhein und Sieg tief in den Untergrund ein. Unter wechselnden Kalt-
und Warmzeiten bildeten sich Fluss-Terrassen. Die aeltesten Rhein-
terrassen bedecken grosse Flaechen im Bereich des linksrheinischen
Kottenforsts.
Aus der letzten Kaltzeit stammt das aeolische Staubsediment Loess
sowie die groeberkoernigen Flugsande. Letztere kommen, im Gegensatz
zum Loess, kleinerflaechiger, meist oberhalb der Sieg-Mittelterras-
sen vor.
Als letzter Auslaeufer des Vulkanismuses bildete sich der Rodder-
berg suedlich Bad Godesberg. Er entstand vor ca. 25.000 Jahren und
ist somit der juengste Vulkan Deutschlands.
Die links- und rechtsrheinischen Gebietsanteile der Einheit werden
durch das Rheintal (Honnefer Talweitung) getrennt. Der enge Talbe-
reich wird von Niederterrassensedimenten (Kiese und Sande) sowie
holozaenen Rheinabsaetzen gebildet.
Im linksrheinische Anteil (Nordteil der Rhein-Ahr-Terrassen) wird
die Morphologie von dem weitgehend eingeebneten Grundgbirgssockel
bestimmt. Im Suedteil (Drachenfelser Laendchen) liegt dem Sockel
neben Resten der Hauptterrasse vor allem Loess auf. Die das Grund-
gebirge durchschlagenden Vulkangesteine bilden als Kontrast dazu
deutliche Vollformen wie Ruecken, Kuppen u. Haertlinge.
Der noerdliche Teil (Kottenforst) wird durch die fast geschlossene
Ueberdeckung mit Hauptterassenschottern gepraegt. Diese nur sehr
gering nach Norden hin abfallende Terrassenflaeche wird nur von
wenigen Baechen (u.a Lengsdorfer Bach) zerschnitten. Am Rande die-
ser Bachtalungen tritt wiederum Loss in groesserer Maechtigkeit
auf.
Beherrschendes morphologisches Element auf der rechten Rheinseite
ist das Siebengebirge mit seinen z.T. weit sichtbaren Vulkanber-
gen. Insgesamt existieren 20 derartiger Vulkankuppen, die teilwei-
se von tief in die Tuffe eingeschnittenen Taelern, den Siefen, ge-
trennt werden (von den Siefen laesst sich auch der urspruengliche
Name "Siefengebirge" herleiten, erst spaeter wurde daraus das Sie-
bengebirge). Rheinwaerts faellt das Gelaende generell steil ab,
hier ist z.T. auch das Grundgebirge angeschnitten.
Nach Norden folgt das Pleiser Huegelland. Der Grundgebirgssockel
wird hier von tertiaeren Sedimenten und Hauptterrassen-Schottern
ueberlagert, die wiederum eine bis 10 m maechtige Loessdecke auf-
liegen kann. Besonders am Aussenrand des Pleiser Laendchens oder
in den teilweise tief eingeschnittenen Talhaengen der Baeche,
die die Gesamtflaeche riedelartig zerschneiden, stehen die terti-
aeren und altpleistozaenen Sedimente oberflachennah an. Dazwischen
ragen einzelne Basaltkuppen als weniger imposante, da waehrend der
Haupterrasenzeit weitgehende nivellierte Haertlinge hervor. Am
Nordrand des Pleiser Huegellands finden sich gelegentlich Flug-
sandfelder.
Die haeufigste Bodenart im Siebengebirge ist die Braunerde, die in
Unterhanglagen in Pseudogley-Braunerden, bei Muldenlagen in Pseudo-
gleye uebergehen kann. Im Kuppenbereich ist der Ranker verbreitet.
Fuer das Pleiser Laendchen sind Parabraunerden und Pseudogley-Para-
braunerden charakteristisch. Bei verstaerkter Erosion des Oberbodens
liegen sie als Rendzina vor. Bei stauenden Gesteinen im Untergrund
(tertiaere Tone) sind Pseudogleye aus Fliesserden verbreitet. Ueber
sandigem Ausgangsmaterial (tertiaere Sande, Flugsande) sind podso-
lige Braunerden bis Podsol-Braunerden typisch. In den groesseren
Bachtaelern findet sich der Braune Auenboden, stellenweise auch
der Auengley. Ansonsten sind fuer die Bachtaeler Gleye, z.T. auch
Braunerde-Gley oder auch Nassgley charakteristisch.
Im linksrheinischen Kottenforst hat der Pseudogley (aus geringmaech-
tigem Loess ueber Hauptterrasse) seine groesste Verbreitung. Auch
bei vertonten devonischen Schiefern sind Pseudogleye, besonders in
schwach muldiger Lage haeufig. Ansonsten kommen Braunerden vor.
Fuer das Rheintal sind Braune Auenboeden, stellenweise Auengleye
charakteristisch.
Die natuerliche potentielle Vegetation im Bereich des Kottenforsts
ist der Maigloeckchen-Stieleichen-Hainbuchenwald der Niederrheini-
schen Bucht, rechtsrheinisch tritt er zwischen Beuel und Hennef
ueber tertiaeren Sedimenten und Hauptterrasse auf. Das suedliche
Drachenfelser Laendchen und das Rheintal sind Standort des Mai-
gloeckchen-Perlgras-Buchenwaldes (stellenweise Flattergras-Buchen-
wald). Fuer das Siebengebirge, das Pleiser Laendchen und Teile des
Drachenfelser Laendchens sind der Artenreiche Hainsimsen-Buchen-
wald, der Hainsimsen-Perlgras-Buchenwald u. der Perlgras-Buchen-
wald charakteristisch. In den Bachtaelern des Pleiser Laendchens
kommt der Stieleichen-Hainbuchen-Auenwald der Berglandtaeler,
einschliesslich bach- und flussbegleitender Erlenwaelder, vor.
Kottenforst und Siebengebirge stellen die groessten, geschlossenen
Waldflaechen der Einheit. Auch ansonsten sind groessere und klei-
nere Waelder (so zwischen Beuel und Hennef) verbreitet. Im Plei-
ser- und Drachenfelser Laendchen wird eine intensive Landwirtschaft
betrieben. Hierbei ueberwiegt der Ackerbau, waehrend die Taeler als
Greunland, selten ebenfalls als Aecker, genutzt werden. Hinzu kommt
im Westen des Drachenfelser Landes der Obstanbau. An den steilen
Suedhaengen des Rheines liegen die noerdlichsten Weinberge West-
deutschlands.
Die Einheit ist kaum bis deutlich besiedelt. Groesste Ansiedlung
ist Bad Honnef, aber auch Vororte von Bonn (neu geschaffener Orts-
teil Brueser Berg am Rande des Kottenforsts), Beuel und Bad Go-
desberg und Hennef greifen randlich auf die Einheit ueber. Ansons-
ten sind kleinere Ortschaften vorherrschend, einige Gebiete sind
siedlungsarm (Kottenforst, Siebengebirge).
Frueher wurden im Pleiser Laendchen neben tertiaeren Tonen, Alaun
u. Braunkohlen (bei Rott) auch Toneisenstein bei Dambroich abge-
baut. Weitere Tongruben lagen linksrheinisch bei Roettgen und sued-
lich Wachtberg.
Eine grosse Bedeutung hatte der Abbau der tertiaeren Vulkanite, der
sich bis in die Roemerzeit zurueckverfolgen laesst. Auch fuer den
Bau des Koelner Domes wurden bevorzugt Siebengebirgsgesteine, beson-
ders der Trachyt, benutzt. Die feuerfesten Tuffe wurden als Back-
ofensteine z.T. in unterirdischen Kavernen abgebaut.
Das Siebengebirge ist das aelteste Naturschutzgebiet Nordrhein-
Westfalens. Es wurde besonders wegen seiner geologischen Besonder-
heiten unter Schutz gestellt, um damit auch dem verstaerkten Ge-
steinsabbau der Neuzeit Einhalt zu gebieten.
Das Siebengebirge ist ein ueberregional bedeutendes Erholungsge-
biet.


2 Biotoptypen, Vegetation, Schutzziel
Objektkennung:
 

NR-292


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Luzolo luzuloidis-Fagetum , Hainsimsen-Buchenwald
Galio odorati-Fagetum , Waldmeister-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli , Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Stellario nemorosae-Alnetum glutinosae , Bach- und flussbegleitender Erlenwälder
Galio odorati-Fagetum luzuletosum , Hainsimsen-Waldmeister-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli convallarietosum , Maiglöckchen-Stieleichen-Hainbuchenwald
Maianthemo-Fagetum , Flattergras-Buchenwald

Schutzziel:
 

Arten:
Biotoptypen:
Landschaftstypen:


3 Weitere ökologisch-naturschutzfachliche Informationen
Objektkennung:
 

NR-292

Geologie:
 

Unterdevon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Devon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Tertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Alttertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungtertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Quartär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Altpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Mittelpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Holozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum

Geogr. Morph. Eigenheiten:
 

Mittelgebirgsfluss, -bach / Vulkanogene Formen / Hochfläche / Flusstäler / Terrassenfläche / Vulkanogene Formen / Talform / anthropogene Formen

Gesteine:
 

marine Kieselgesteine / marine Grünsande / fluviatile Ablagerungen / Magmatische Gesteine / fluviatile Ablagerungen / aeolische Bildungen / klastische Gesteine

Hauptbodentyp:
 

Braunerde / Pseudogley-Braunerde / Pseudogley / Ranker / Parabraunerde / Pseudogley-Parabraunerde / Rendzina / Podsol-Braunerde / Brauner Auenboden / Auengley / Gley / Nassgley / Braunerde-Gley