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Das Hohe Venn ist Teil der Eifel und somit des Rheinischen Schiefer- gebirges (montanes bis submontanes Palaeozoisches Bergland). Die Raumeinheit laesst sich in eine flach schildfoermig gewoelbte Hoch- flaeche (montaner Teil) und eine daran anschliessende, deutlich ab- fallende Abdachungszone untergliedern. Im Suedosten und Osten grenzt das Gebiet an die Rureifel (282), im Norden und Nordwesten an die Vennfussflaeche (560). Der groesste Teil des Hohen Venns (Hautes Fagnes) liegt auf dem Staatsgebiet Belgiens. Den geologischen Untergrund bilden Quarzite und Tonschiefer (Phyl- lite) des Kambrium-Ordoviziums. Es sind die aeltesten Gesteine in Nordrhein-Westfalen. Lokal treten altpalaeozoische Vulkanite auf. Am Nordwestrand der Vennabdachung werden die hier austreichenden Gesteine des Unterdevons (Siegen-Stufe) mit zum Hohen Venn gerech- net. Sie koennen basal konglomeratisch ausgebildet sein, ansons- ten besteht die Abfolge aus geschieferten Tonsteinen, Schluff- u. Sandsteinen. Die kambrisch-ordozischen Gesteine wurden bereits in einer aelte- ren (kaledonischen) Gebirgsbildung tektonisch deformiert. Im Ober- karbon (variscische Gebirgsbildung) wurden sie zusammen mit den devonischen Gesteinen erneut verfaltet, in uebergeordnete Sattel- und Muldenstrukturen gelegt (Venn-Sattel) und von Stoerungen durch- setzt. Im Alttertiaer entstanden unter z.T. subtropischen Klimabedingun- gen tiefgruendige Verwitterungsrinden mit mineralogischen Umwand- lungen und Entfestigung der Gesteine. Gegen Ende des Jungtertiaers begann eine allmaehliche Hebung des Eifelraumes (Ausbildug einer nach Norden gerichteten Abdachung). Als Folge der Hebung schnitten sich die Gewaesser tief in den Untergrund ein (rueckschreitende, linienhafte Tiefenerosion). Der mehrfache Wechsel von Warm- und Kaltzeiten fuehrte zur Ausbildung von Flussterrassen. Hiervon sind jedoch nur die juengsten (weichsel-kaltzeitlichen) Niederterrassen erhalten. Zeitgleich bildeten sich auf dem Vennplateau bei wechseln- dem Dauerfrostklima in den Boeden Eislinsen. Beim Abtauen entstan- den von Ringwaellen umgebene Senken (Pingo), die spaeter vermoor- ten. Weit verbreitet sind kaltzeitliche Fliesserden. Eine gross- flaechige Moorbildung setzte im Laufe des Holozaens ueber den stark wasserstaeuenden tertiaeren Verwitterungsbildungen verbun- den mit den hiesigen hohen Niederschlaegen ein. Die Hochmoore (bzw. Uebergangsmmore) sind z.T. mit den pingoaehnlichen Strukturen ver- knuepft. Kleinflaechiger finden sich Moore in den Talniederungen (Niedermoor, z.T. Hangquellmoore). Das Vennplateau ist eine schwach schildfoermig gewoelbte Hochflaeche. Gelegentlich treten anstehende alpalaeozoische Quarzitbaenke (Kaiser- Karls-Bettstatt) auf. Haeufiger kommen aber Quarzite als eingelager- te Bloecke in kaltzeitliche Fliesserden vor. Die pingoaehnlichen, spaeter vermoorten Strukturen treten bevorzugt in einer Hoehe ueber 500 m auf. Hier liegt auch das Verbreitungsgebiet der Hochmoore und Uebergangsmoore. Die noerdliche Vennabdachungsflaeche bildet einen deutlichen Ge- laendeabfall zur angrenzenden Vennvorland (auf 6 km Erstreckung von ueber 500 m auf 300 m abfallend). Stellenweise sind innerhalb der Flaeche Stufenbildungen feststellbar, sie sind z.T. gesteins-, z.T. tektonisch bedingt. Die haeufigste Bodenart ist der Pseudogley auf ebenen, schwach haen- gigen bis leicht muldigen Lagen. Er zeigt Uebergaenge zu Stagnogley, Gley, Braunerde oder Moorbildungen. Daneben sind die Braunerden aus Hang- u. Hochflaechenlehm bzw. den palaeozoischen Festgesteinen ent- wickelt. Sie koennen lokal podsolig entwickelt, meist sind sie aber pseuovergleyt. Typisch fuer das Hohe Venn sind Anmoor-Stagnogleye, stellenweise auch Moor-Stagnogleye. Sie treten sowohl in ebener, muldiger als auch schwach haengiger Lage auf und sind ueblicherwei- se mit Moorbildungen vergesellschaftet (Uebergangsmmor, Hochmoor). Nur kleinflaechig sind Podsol, Ranker oder flachgruendige Brauner- den vertreten, - sie sind ueblicherweise an aus der Verwitterungs- decke herausragende Haertlinge gebunden (Quarzit- u. Konglomerat- baenke). Im Vichtbachtal kommt als Bodentyp der Braune Auenboden (teilw. vergleyt) vor, ansonsten bestehenen die Talboeden aus Gley, z.T. Auengley, Braunerde-Gley, Pseudogley-Gley, Nass- oder Anmoor- gley. Lokal haben sich in den Taelern Niedermoore (z.T. auch Hang- quellmoore) gebildet. Das Hohe Venn besitzt ein fast geschlossenen Waldflaeche. Ausnah- men bilden die ausgedehnteren Rodungsinsel um Roetgen, Muetzenich Raffelsbrand und bei Lammersdorf sowie kleinflaechiger bei Rott, Mulartshuette und Zweifall. Abgesehen von den Siedlungsflaechen befinden sich dort (meist heckenreiche) Gruenlaender (Milchwirt- schaft). Unter der natuerlichen potentiellen Vegetation haetten im Bereich des Hohen Venns der Artenarme Hainsimsen-Buchenwald und der Ra- senschmielen-Hainsimsen-Buchenwald (stellenweise Feuchter Eichen- Buchenwald) die groesste Verbreitung. Bei starker Stawasserwir- kung (Anmoorcharakter) tritt der Feuchte Eichen-Buchenwald des Berglandes, stellenweise Birkenbruchwald, auf. Er ist vergesell- schaftet mit Hochmoorvegetationskomplexen und Birkenbruchwaeldern des Berglandes (bei weniger als 2 Meter Torfmaechtigkeit auch im Hohen Venn auch in der Variaetaet des Torfmoor-Erlenbruches mit Birkenbruchwald). Bei Roettgen tritt kleinflaechig bei etwas guens- tigeren Boden- und Klimaverhaeltnissen der Artenreiche Hainsimsen- Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchenwald) auf. Die tieferen Lagen der Bachtaeler werden vom Stieleichen-Hainbuchen- Auenwald (einschliesslich bach- und flussbegleitender Erlenwaelder) einge- nommen. Der urspruengliche Laubwald ist heute grossflaechig durch Nadelholzforsten ersetzt. Mit Ausnahme der oben genannten Ortschaften existieren nur sehr we- nige Einzelsiedlungen (Streusiedlung Raffelsbrand). Innerhalb der Einheit liegt die Dreilaegerbachtalsperre (sie wird z.T. ueber ei- nen kuenstlichen Graben, den Hasselbachgraben, mit Wasser versorgt) und an ihrem Rande die Wehebachtalsperre. Das Gesamtgebiet besitzt einen hohen touristischen Wert.
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