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Die Kalkeifel ist Mittelstueck des Eifelhochlandes und somit Teil des Rheinischen Schiefergebirges (montanes bis submontanes Palaeo- zoisches Bergland). Die Raumeinheit umfasst ein Sytem von aus un- terdevonischen Gesteinen aufgebauten Ruecken und aus Kalksteinen bzw. Dolomiten bestehenden Senken. Der Wechsel zwischen Ruecken und Senken enspricht einem Sattel- und Muldenbau innerhalb des Schiefergebirges. Durch eine selektive Verwitterung (besonders im Tertiaer) bzw. infolge Erosion weicherer Gesteine an den Mul- denflanken liegen die urspruenglich rein tektonischen Mulden heute z.T. auch als morphologische Senken, die zugehoerigen Saettel als Ruecken vor. Die Einheit grenzt im Suedwesten an die Westliche Hocheifel (281), im Westen an die Rureifel (282), im Norden an die Mechernicher Voreifel (275), im Nordosten an den Muenstereifeler Wald und den nordoestlichen Eifelfuss (274) und im Osten an die Ahreifel (272). Nach Sueden setzt sich die Einheit auf rheinland-pfaelzischem Lan- desgebiet fort. Der palaeozoische Untergrund bilden zum einen vorwiegend klastische Sedimente des Unterdevons in Form von (schwach) geschieferten Ton- und Schluffsteine, die mit z.T. quarzitischen Sandsteinen wechsel- lagern, zum anderen vorwiegend karbonatische Bildungen des hoehe- ren Unterdevons und des Mitteldevons. Die letztgenannte Abfolge setzt sich aus rhythmisch ausgebildeten Sedimentationsfolgen zu- sammen. Auf eine sandig-tonige Fazies folgt eine solche mit bio- detrischen Kalksteinen (z.T. mit Roteisenerzen) und sandig-toni- gen Ablagerungen. Den Abschluss bilden Biostrome (Riffe aus Koral- len u. Stromatoporen), bis wieder ein erneuter Sandschub einen weiteren Sedimentationszyklus beginnen laesst. Im Oberkarbon (variscische Gebirgsbildung) wurden die devonischen Gesteine verfaltet, in uebergeordnete Sattel- und Muldenstrukturen gelegt und von Stoerungen durchsetzt. Die Karbonatgesteine der Mul- denzentren sind haeufig dolomitisiert. In der nachfolgenden Perm-Zeit wurde das Schiefergebirge zu einer Fastebene erniedrigt. Eine erneute Sedimentation setzte mit der Trias (Buntsandstein) ein. Es sind fluviatil transportierte Ge- roelle und Sande. Auf die Grobsedimente des mittleren Buntsand- steins folgen im Roet (oberer Buntsandstein) fluviatil-limnische Feinsand- und Tonsteine (Vorkommen nur im Nordteil). Die Gesteine des Buntsandsteins sind weitgehend abgetragen und liegen heute als Erosionsrelikte vor. Waehrend des Tertiaers erfolgte eine intensive Verkarstung und damit verbundene Tieferlegung der Kalkmulden. Gegen Ende des Jung- tertiaers begann eine verstaerkte Hebung des Eifelraumes (Ausbil- dung einer nach Norden gerichteten Abdachung). Als Folge der He- bung schnitten sich die Gewaesser tief in den Untergrund ein (rueckschreitende, linienhafte Tiefenerosion). Der mehrfache Wech- sel von Warm- und Kaltzeiten fuehrte zur Ausbildung von Flusster- rassen, wovon allerdings meistens nur die Mittel- u. Niederterras- se (z.B. der Urft) lokal erhalten ist. Zeitgleich zur Niederter- rassenbildung kam es waehrend der Weichsel- Kaltzeit zur Ablage- rung des aeolischen Staubsediments Loess. Lokal haben sich im Pleistozaen Kalksteinsinter (Travertin) und im Holozaen Niedermoo- re gebildet. Der noerdlichste Bereich der Kalkeifel ist die zwischen 546 und 300 m hoch gelegene Soetenicher Kalkmulde. Sie ist nur im oest- lichen Teil deutlich gegenueber ihrem Umland eingesenkt. Sie be- sitzt eine wellige Oberflaeche mit insgesamt starker Verkarstung (Trockentaeler, Hoehlenbildungen, Travertinbildung, Dolinen u. Erdfaelle). Das einzige staendige Fliessgewaesser in dieser wasser- armen Landschaft ist die Urft. Im Nordosten liegen dem Mitteldevon z.T. noch mittlerer und oberer Buntsandstein auf. Die Soetenicher Mulde wird im Sueden vom Zingsheimer- und Blanken- heimer Wald begrenzt. Es sind zentral gewoelbte Ruecken aus Unter- devongesteinen, die durch Zufluesse der Urft-, Erft- und Kyll an den Flanken tief angeschnitten sind und so in wall-, ruecken und kuppenartige Aufragungen (Hoehen von 500 - 660 m) zerlegt werden. Der Blankenheimer Wald bildet die Wasserscheide zwischen Urft und Kyll. Der suedlich anschliessende Blankenheimer Kalkruecken bietet das Bild einer randlich zerlappten und zentral erhoehten Kalkland- schaft. Grund hierfuer ist die Erosion der am Rande der Mulde auf- tretenden weicheren Gesteine, waehrend die dolomitisierten Karbo- natgesteine im Sattelzentrum in Form von bis zu 580 m hohen Teil- ruecken und Buckeln erhalten blieben (Reliefumkehr). Auch hier sind zahlreiche Verkarstungserscheinungen zu beobachten. In Blankenheim entspringt die Ahr. Suedlich folgt der "Eichholz-Ruecken", ein in einzelne Bergruecken u. -stoecke aufgeloester und zerlappter Unterdevonruecken. Grund hierfuer ist eine beidseitig an den Flanken ansetzende Erosion, die im Norden auch bis ins Zentrum vorgreift. Zur Ahr hin faellt das Gelaende steil ab (Ahrberge) und bildet dort Natursteinfelsen. Im Suedwesten (Ripsdorfer Wald) liegen dem Schiefergebirgssockel als Erosionsrelikte Sandsteine u. Konglomerate des mittleren Bunt- sandsteins auf. Zwischen diesen (ueber Devon) hat sich im Forst Schmidtheim ein Niedermoor gebildet. Im Nordosten grenzt die kleine, kuppig, teilweise auch felsig aus- gebildete Rohrer Kalkmulde an den "Eichholz-Ruecken". Im Sueden folgt auf den "Eichholz-Ruecken" die Dollendorfer Kalk- mulde. Sie entspricht auch morphologisch weitgehend einer Mulde. Der Muldenboden ist durch Nebenbaeche der Ahr in flache Ruecken, Wellen und Kuppen aufgeloest. Sie wird von der Ahr gequert. Als Erosionsrelikt tritt bei Waldorf, jedoch nur kleinflaechig, Bunt- sandstein auf. Vom zwischen Kyll und Ahr gelegenem Riegel des Senkenbuschs ge- hoert nur der noerdliche Teil (Oberbusch) zu NRW. Er wird von mehreren Nebenbaechen der Ahr zerschnitten. Den suedlichsten Teil der Einheit (auf NRW-Gebiet) bildet die Ahr- dorfer Kalkmulde. Es ist eine ebenfalls morphologische als Senke zu erkennende Kalkmulde, die in sich wellig ausgebildet ist. In dieser Mulde tritt kein Muldenkern-Dolomit auf. Typische Bodenbildungen auf Karbonatgesteinen der Kalkmulden sind meist naehrstoffreiche Braunerden, Kalkbraunerden und Rendzinen in haengiger und kuppiger Lage. Daneben finden sich noch Terra rossa- Relikte (Kalksteinrotlehm), - es sind fossile Verwitterungs- bildungen. Ansonsten sind teilweise pseudovergleyte Braunerden aus Hang- und Hochflaechenlehm sowie aus Mergelsteinen (letztere in den Randzonen der Kalkkmulden) verbreitet. Die silikatischen Gesteine des Unterdevons bzw. die entsprechen- den Fliesserden verwittern i.d.R. zu pseudovergleyten Braunerden. Kleinflaechig tritt auf Kuppen und schmalen Ruecken der Ranker auf. Umgelagerte Loesslehme bilden Braunerden oder Pseudogley- Braunerden, staunasse Loesse Pseudogley-Parabraunerden. In den grossen Taelern (z.b. Ahrtal) kommt der Braune Auenboden, stellenweise der Auengley vor. In den uebrigen Bachtaelern wech- seln Gleye, Braunerde-Gleye, z.T. Gley-Braunerde oder Pseudogley- Gley miteinander ab. In den Randlagen der Taeler sind Kolluvien nicht selten. Im Umfeld von ehemaligen Bergbaustaetten und Kalksteinbruechen sind kuenstlich veraenderte Boeden (u.a. Haldenaufschuettungen) verbreitet. Die natuerliche potentielle Vegetation der Kalkmulden ist der Perlgras-Buchenwald, der Zahnwurz-Buchenwald und lokal der Waerme- liebende Orchideen-Wald. In den uebrigen Gebieten ist der Arten- reiche Hainsimsen-Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchenwald) auf mittel basenhaltigen Braunerden verbreitet, er geht im mon- tanen Bereich in den Hainsimsen-Buchenwald der hoeheren Lagen (teils Zahnwurz-Buchenwald) ueber. Ueber pseudovergleyten Boeden stockt der Rasenschmielen-Hainsimsen-Buchenwald und der Feuchte Eichen-Buchenwald. Fuer die Bach- u. Flusstaeler ist der Stiel- eichen- Hainbuchen-Auenwald (einschliesslich bach- und flussbe- gleitender Erlenwaelder) charakteristisch. Generell gilt fuer die Kalkeifel, dass die Kalkmulden weitgehend waldfrei, die Unterdevon-Ruecken meist bewaldet sind. Jedoch fin- den sich auch Waldflaechen in den Kalkmulden (z.B. entlang des Lampertsbach (NSG) in der Dollendorfer Mulde) und umgekehrt z.B. im Bereich des ueberwiegend bewaldeten Eichhholz-Rueckens gerode- te Flaechen (Feuchtwiesen, Weiden). Die urspruenglichen Waldge- sellschaften sind haeufig durch Fichtenforste oder durch Misch- waelder mit hohem Fichtenanteil ersetzt. Die tiefgruendigen, naehrstoffreichen Boeden der Kalkmulden sind bevorzugte Ackerstandorte, Gruenlandflaechen treten zurueck. Die durch extensive Weidewirtschaft (z.T. auch Feld-Graswirtschaft) entstandenen Trockenrasengesellschaften an den Talhaengen wurden z.T. aufgeforstet oder zeigen Verbuschung. Die Karstquellen der Soetenicher Mulde wurden bereits von den Roe- mern zur Wasserversorgung Koelns genutzt (Bodendenkmal - Roemische Wasserleitungen). Auch die Gewinnung von maganhaltigen Eisenerzen innerhalb der Kalkmulden geht mindestens bis auf die Roemerzeit, vermutlich sogar auf vorroemische Zeit zurueck. Der Abbau von Ei- senerzen (u.a. Roteisenerz) reichte bis in das 19. Jahrhundert. Der Erzbergbau hinterliess neben Halden und Pingen auch zahlrei- che Stollen. Frueher wurde an zahlreichen Stellen Kalk gebrochen und in meist in der Naehe gelegenen Kalkoefen gebrannt. Eine grosse Bedeutung besitzt der Kalkstein-Abbau nur noch in der Soetenicher Mulde. Bei Schmidtheim werden die dort wenig verfestigten Buntsandstein- Konglomerate als Kies abgebaut. Die im Kartstein-Travertin gelegenen beiden Hoehlen sind archaeo- logisch sehr bedeutend. Nach Felssicherungen sind sie auch fuer den Publikumsverkehr zugaenglich. Die groessten Orte sind Nettersheim und Blankenheim. Letzterer ein bedeutender Touristikort (mit Zeltplaetzen und etwas ausser- halb gelegenen Feriensiedlungen). Teilweise wurden auch Gewaesser aufgestaut (Freilinger See).
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