1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

NR-275

Naturräumliche Zuordnung:
 

275 - Mechernicher Voreifel

Untereinheit:
 

275.0 Wollersheimer Stufenlaendchen
275.1 Vlattener Huegelland
275.2 Mechernicher Berg- und Huegelland
275.3 Antweiler Senke
275.4 Billiger Ruecken

Verwaltungsgebiet (District):
 

Regierungsbezirk: Koeln
 

Kreis: Düren (Nuts-Code: DEA26)

 

Gemeinde: Nideggen

 

Gemeinde: Düren

 

Gemeinde: Heimbach

 

Gemeinde: Kreuzau


Regierungsbezirk: Koeln
 

Kreis: Euskirchen (Nuts-Code: DEA28)

 

Gemeinde: Kall

 

Gemeinde: Bad Münstereifel

 

Gemeinde: Mechernich

 

Gemeinde: Euskirchen

 

Gemeinde: Zülpich

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

23.718,5637

Objektbeschreibung (Object description):
 

Die Mechernicher Voreifel ist Teil der Osteifel und entspricht ei-
nem mesozoischen Berg- und Huegelland. Die Einheit baut sich zum
ueberwiegenden Teil aus Gesteinen der Trias auf. Unterschiede in
der Gesteinsausbildung schufen spaeter eine Schichtstufenland-
schaft, an der besonders die haerteren Karbonatgesteine des obe-
ren Muschelkalks beteiligt sind.
Die Einheit grenzt im Westen an die Rureifel (282), im Norden an
die Zuelpicher Boerde (553), im Osten und Suedosten an das Muenster-
eifeler Land und den nordoestlichen Eifelfuss (274) und im Sueden
an die Kalkeifel (276).
Der palaeozoische Untergrund steht nur im Osten oberflaechennah an.
Bei den aeltesten Schichten (hoeheres Unterdevon, Ems-Stufe) han-
delt es sich um (schwach) geschieferte Ton- und Schluffsteine, die
mit z.T. quarzitischen Sandsteinen wechsellagern. An der Grenze zum
Mitteldevon treten erstmals deutlich karbonatische Gesteine (Cri-
noiden- u. Brachiopoden- Kalksteine) auf. Die Gesteine des Mittel-
devons sind ausschliesslich auf eine Muldenstruktur im Sueden von
Antweiler beschraenkt. Karbonatische Sedimente (Mergel-, Kalk- und
Kalksandsteine) dominieren, in diese sind Schluff- und Feinsand-
steine eingeschaltet. Im hoeheren Mitteldevon kommt es zu einem
ausgepraegtem Riffwachstum (Biostrome, hier jedoch weitgehend dolo-
mitisiert, - Muldenkern-Dolomit).
Im Oberkarbon (variscische Gebirgsbildung) wurden die devonischen
Gesteine verfaltet, in uebergeordnete Sattel- und Muldenstrukturen
gelegt und von Stoerungen durchsetzt.
In der nachfolgenden Perm-Zeit wurde das Schiefergebirge zu einer
Fastebene erniedrigt. Abtragungsschutt (Konglomerate) aus dieser
Zeit sind lokal noch erhalten. Weitaus groessere Verbreitung haben
Sedimente des mittleren Buntsandsteins (Trias). Es sind fluviatil
transportierte Geroelle und Sande. Sie liegen in einer bereits
waehrend der variscischen Faltung angelegten Senkungszone (Mecher-
nicher Trias-Senke). Auf die Grobsedimente des mittleren Buntsand-
steins folgen im Roet (oberer Buntsandstein) fluviatil-limnische
Feinsand- und Tonsteine. Sie werden von marinen dolomitischen Sand-
steinen, Dolomiten und Mergelschiefern ueberlagert. Im oberen Mu-
schelkalk dominieren biogene, dolomitische Kalksteine (Trochiten-
kalk). Hingegen wird die obere Abteilung der Trias, der Keuper, vor-
wiegend von (tonige-sandigen) Mergeln, Steinmergeln und Dolomiten,
im oberen Teil aus Tonen und Tonsteinen mit zwischengeschalteten
quarzitischen Sandsteinbaenkchen aufgebaut. Die Trias-Sedimente
werden von zahlreichen Stoerungen durchsetzt bzw. begrenzt.
Im Tertiaer entstanden am Rande der Niederrheinsichen Bucht im
Vorfeld von Fluessen marin-terrestrische Deltaabsaetze (Quarzkiese,
Sande, Tone mit Braunkohlefloezen). Bei Antweiler sind derartige
Erosionsrelikte vorhanden. Gegen Ende des Jungtertiaers begann ei-
ne allmaehliche Hebung des Eifelraumes (Ausbildug einer nach Nor-
den gerichteten Abdachung). Als Folge der Hebung schnitten sich
die Gewaesser tief in den Untergrund ein (rueckschreitende, linien-
hafte Tiefenerosion). Der mehrfache Wechsel von Warm- und Kaltzei-
ten fuehrte zur Ausbildung von Flussterrassen, wovon auf den Bunt-
sandsteinplateaus besonders die altpleistozaenen Hauptterrassen-
schotter relikthaft erhalten sind. Waehrend der jungpleistozaenen
Weichsel- Kaltzeit kam es zur Bildung des Staubsediments Loess.
Lokal bildete sich im Laufe des Holozaens ueber wasserstauenden
Schichten im Untergrund ein Niedermoor.
An die Sandstein- und Konglomeratfelsen des Hauptbuntsandsteins im
Rur- (Einheit 282.34) und Urfttal (282.31) grenzt im Osten das Vlat-
tener Huegelland an. Es besteht i.w. aus den deutlich feinerklasti-
schen Sedimenten (dolomitische Feinsandsteine u. Tonsteine) des Roet
(oberer Buntsandstein). Sie bilden eine flach von Suedwest nach
Nordost abfallende Abdachung. In den nach Westen zum Rurtal stei-
ler abfallenden Taelern erweist sich das Gestein als sehr erosions-
anfaellig und die Ackerparzellen werden dort seit alters her durch
Hecken geschuetzt. Nur im Sueden bei Wallenthal tritt, tektonisch
bedingt, und im links der Rur gelegenen Buntsandsteingebiet bei
Untermaubach neben dem Roet auch der Hauptbuntsandstein zutage.
Oestlich von Nideggen grenzt an das Roet das aus Muschelkalk- und
Keupergesteinen bestehende Wollersheimer Stufenlaendchen. In ihm
treten die widerstandsfaehigen dolomitischen Kalke des Oberen Mu-
schelkalks als Stufenbildner auf. Sie bilden markante Kuppen und
Ruecken innerhalb der Schichtstufenlandschaft. Unterhalb der Kup-
pen und Steilhaenge liegen einige breitere Talzuege, die z.T. als
Trockentaeler ausgepraegt sind.
Zentralbereich der Einheit ist das Mechernicher Berg- und Huegel-
land, das sich sowohl aus devonischen als auch triassischen Ge-
steinen aufbaut. Kalksand- u. Kalksteine des unteren Mitteldevons
bilden im Suedteil die hoechsten Bergkuppen (488m). Grepraegt wird
die Landschaft durch den bis vor wenigen Jahrzehnten taetigen Berg-
bau rund um Mechernich (Mechernicher Bleiberg). Abgebaut wurden
Bleierze an der Basis des Hauptbuntsandsteins. Der Bergbau hinter-
liess landschaftspraegende Grubenfelder und Abraumhalden.
Die teilweise nur rund 200 m hoch gelegene Antweiler Senke wird im
Sueden um 215 m von mitteldevonischen Dolomiten (Muldenstruktur)
ueberragt. Die Karbonatgesteine neigen zur Verkarstung (Dolinen-
bildungen mit tertiaren Fuellungen). Morphologisch heben sich auch
die im Westteil verbreiteten Gesteine des Hauptbundsandsteins ab.
Als Besonderheit sei hier erwaehnt, dass unterhalb des Buntsand-
steins grobe Konglomerate des Rotliegenden (Perm) auftreten, - es
handelt sich hierbei um Abtragungsschutt des bereits im Perm weit-
gehend abgetragenen und eingeebneten Schiefergebirge. Den Grund der
Antweiler Senke bilden voerwiegend Tone (z.T. auch Sande und Kiese)
des Alttertiaers, weiterhin kommen in der flachen Senke Loess sowie
Hanglehme vor. Ueber den wasserstauenden Schichten im Untergrund hat
sich noerdlich Kalkar ein Niedermoor gebildet.
Die Antweiler Senke wird im Norden vom Devon-Ruecken des Billiger
Waldes (Hoehen um 300 m) ueberragt. Es handelt sich um eine Horst-
struktur aus Ton- und Schluffsteinen mit eingelagerten Sandsteinen
("Grauwacke"). Im Nordhang finden sich Reste des tertiaeren Deckge-
birges. Die Unterhaenge des Rueckens werden von maechtigen Hang-
lehmen ueberzogen.
Boeden aus Gesteinen des Hauptbuntsandsteins sind haeufig podsoli-
diert (Podsol, Braunerde-Podsol), waehrend fuer die feinerkoernigen
Roet-Gesteine Braunerde, Pseudogley-Braunerde u. Pseudogley typisch
sind. Flach- bis mittelgruendige Karbonatverwitterungsboeden (Rend-
zina, Braunerde-Rendzina u. Kalkbraunerde) sind fuer den kuppen-
und rueckenbildenden oberen Muschelkalk charakteristisch. Die mehr
tonig-mergeligen Gesteine des Muschelkalks und auch des Keupers lie-
fern Braunerden, Kalkbraunerden oder Pelosole. Je nach Gesteinsart
sind fuer die Devonschichten mehr podsolige oder pseudovergleyte
Braunerden dominierend. Die Dolomitgesteine des hoehren Mittelde-
vons sind z.T. tiefgruendig verwittert (Kalk-Braunerden), in Ero-
sionslage kommen flachgruendige Braunerde-Rendzinen vor. Die ter-
tiaeren Tone in der Antweiler Senke neigen zu Staunaesse (Pseudo-
gley), lokal konnten sich so An- bis Niedermoore bilden. Grundwas-
serferne Loessboeden liegen als Parabraunerde vor.
Die nicht seltenen Trockentaeler im Wollersheimer Stufenlaendchen
und Vlattener Huegelland sind meist mit Kolluvien gefuellt. Ansons-
ten sind Gleye in den Taelern verbreitet, in tieferen Lagen koennen
sie z.T. in Nass- oder Anmoorgley uebergehen.
Kuenstlich veraenderte Boeden sind im Umfeld der Bergbaustaetten
haeufig.
Waldflaechen sind im Bereich der Mechernicher Voreifel besonders
ueber Gesteinen des Hauptbundsandsteins erhalten (besonders bei
Mechernich und Kommern), weiterhin der Devonruecken noerdlich von
Antweiler (Billiger Berg). Die suedlich von Antweiler gelegenen
Karbonatruecken sind teilweise Naturschutzgebiete, ebenso wie die
Muschelkalkruecken (z.T. Trockenrasengesellschaft) im Wollershei-
mer Stufenlaendchen. Kleinere und groessere Waldstuecke und Feld-
gehoelze ziehen sich z.T. auch entlang der Taeler oder sind in die
Feldfluren eingestreut. Ansonsten ist Ackerbau, besonders ueber
Roet-Boeden, verbreitet. Teilweise sind die Waldgebiete (Billiger
Berg u. oestlich Mechernich) Standortuebungsplaetze.
Die natuerliche potentielle Vegetation fuer die Buntsandsteinboeden
ist der Hainsimsen-Perlgras-Buchenwald (ueber Hauptbuntsandstein
meist in der artenarmen Variante), fuer die naehrstoffreicheren
Muschelkalk- und Keuperboeden sowie die Karbonatboeden aus Mit-
teldevon der Perlgras-Buchenwald und fuer die uebrigen Devonboeden
einschliesslich der Loessboeden in der Antweiler Senke der Arten-
reiche Hainsimsen-Buchenwald (stellenweise Perlgras-Buchenwald).
Lokale Bedeutung hat der Feuchte Eichen-Buchenwald (bei deutlich
staunassen Boeden). Fuer die Bachtaeler und Niederungen sind der
Stieleichen-Hainbuchen-Auenwald (einschliesslich bach- und fluss-
begleitender Erlenwaelder) sowie in niedrigeren Lagen der Arten-
reiche Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald charakteristisch.
Das Gebiet ist z.T. Altsiedelland (Reste roemischer Gutshoefe z.B.
suedlich Berg). Groesste Ortschaft ist Mechernich, die uebrigen
Ortschaften entsprechen in ihren Anlagen meist Strassendoerfern.
Bis in die Roemerzeit reicht der Abbau von Kupfererzen bei Vlatten
und Leversbach zurueck. Ebenfalls roemisch (und spaeter) sind die
kleinen Eisenerzgruben im Wald suedlich Berg, teilweise finden sich
diese wassergefuellten, von Feldgehoelzen umstandenen Pingen inmit-
ten der Feldflur (oekologisch wertvoll). Auch die Gewinnung von
Kalk (Branntkalkherstellung) geht zum Teil bis auf die Roemer zu-
rueck. Die bis ins Mittelalter zu datierende Gewinnung von Blei-
erzen bei Untermaubach (Maubacher Bleiberg), Mechernich und Kommern
hatte eine grosse wirtschaftliche Bedeutung. Bei Mechernich wurde
die letzte Grube 1957, am Maubacher Bleiberg nach 1969, stillgelegt.
Der Bergbau hinterliess grosse Gruben (heute z.T. Muelldeponien)
und Abraumhalden.
Bei Antweiler wurden tertiaere Tone fuer die Keramik- und Ziegelei-
industrie abgebaut.


2 Biotoptypen, Vegetation, Schutzziel
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NR-275


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Luzolo luzuloidis-Fagetum , Hainsimsen-Buchenwald
Galio odorati-Fagetum , Waldmeister-Buchenwald
Periclymeno-Fagetum molinietosum , Feuchter Eichen-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli , Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Stellario nemorosae-Alnetum glutinosae , Bach- und flussbegleitender Erlenwälder
Galio odorati-Fagetum luzuletosum , Hainsimsen-Waldmeister-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli stachietosum , Artenreicher Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald

Schutzziel:
 

Arten:
Biotoptypen:
Landschaftstypen:


3 Weitere ökologisch-naturschutzfachliche Informationen
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NR-275

Geologie:
 

Zeitalter Keuper (Trias), Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Devon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Mitteldevon, Zeitalter: Palaeozoikum / Zeitalter Trias, Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Buntsandstein (Trias), Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Muschelkalk (Trias), Zeitalter: Mesozoikum / Zeitalter Tertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Alttertiär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Quartär, Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Altpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Jungpleistozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum / Zeitalter Holozän (Quartär), Zeitalter: Kaenozoikum

Geogr. Morph. Eigenheiten:
 

Hochfläche / Mittelgebirgsfluss, -bach / Terrassenfläche / Schichtstufe / Senkungsfeld / anthropogene Formen

Gesteine:
 

marine Dolomitgesteine / fluviatile Ablagerungen / aeolische Bildungen / Torfbildungen / Auensedimente

Hauptbodentyp:
 

Podsol / Braunerde-Podsol / Braunerde / Pseudogley-Braunerde / Pseudogley / Rendzina / Braunerde-Rendzina / Kalkbraunerde / Pelosol / Parabraunerde / Gley / Nassgley / Anmoorgley / Niedermoor / Anthropogen veränderter Boden