1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

LR-I-021

Landschaftsraumbezeichnung:
 

Kempener und Aldekerker Platten

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

30.751,4246

Flächenanzahl:
 

3


Landschaftsraumbeschreibung:
 

Der Landschaftsraum ist in zwei Teilflächen gegliedert, die der rechts der Niers liegenden Krefelder Mittelterrasse angehören. Im gesamten Raum dominieren Ackerflächen (v.a. Getreide-Hackfruchtanbau), dazu wurden Waldbereiche nahezu vollständig gerodet
Der zentrale und größte Teilbereich des Landschaftsraumes gehört der Kempener Lehmplatte an. Diese besitzt eine schwache, zur Niers hin gerichtete Zertalung durch flache Trockenrinnen, die wegen ihrer größeren Bodenfeuchte ursprünglich feuchteren Eichen-Hainbuchenwald trugen. Heute dominiert Grünland. Die Platte wird von einer feinsandigen, mittelschweren Schotterlehmdecke eines eiszeitlichen Durchmengungsproduktes aus Löß, Terrassenkiesen- und sanden überkleidet. Die hpnV der darauf entwickelten bereits verarmten Braunerdeböden ist mäßig saurer Eichen-Hainbuchenwald. Im Norden und Süden dieser Platte finden sich randlich Partien mit stärker sandigeren und podsoligeren Böden als natürliche Standorte von trockenem Eichen-Birkenwald. Dieser musste jedoch vor allem dem Getreide-Hackfrucht-Anbau weichen. Es sind heute nur noch kleinere Feldgehölze vorhanden, im zentralen Teil ein etwas größerer Waldbestand auf stark verarmtem, oberflächlich versandetem und im Unterboden durch Staunässe geprägtem Boden. Die Niers durchschneidet den Raum von West nach Ost im südlichen Drittel (bei Kaarst,, Rhein-Kreis Neuss). Im südlichen Teilbereich (südlich Kleinenbroich) besitzen die insgesamt gut strukturierte Bachtäler des Kommerbachs und des Jüchener Bachs in der ansonsten strukturarmen Ackerlandschaft eine besondere Bedeutung für das Landschaftsbild.

Der nördliche Teilbereich gehört zur Aldekerker Lehmplatte. Die von Ost gegen Süd und West sanft geneigte, ebene Terrassenplatte fällt mit 3 - 4 m hohen, scharfen und mit Siedlungsreihen besetzten Terrassenrändern im Westen und Norden gegen die Niederungslandschaften ab. Im Osten ist sie durch einen zunächst sanften später steileren Anstieg mit dem markanten Schaephuysener Höhenzug verbunden. Rand-lich greifen einige Trockenrinnen in die Platte ein. Diese werden aufgrund grundwassernäherer alluvialer Lehmböden hauptsächlich als Grünland genutzt. Die aus Schotterlehm entstandenen mittelschweren Braunerdenböden sind auf der ganzen Platte fast vollständig zur Ackernutzung entwaldet worden. Ausnahmen stellen kleinere Mischwaldbestände im Nordwestteil auf stärker verarmten, sandigeren und gleyigen Standorten dar.
Die Fließgewässer Kleine Schleck, Kendel, Willicher Fleuth und Meerbecke, die sich in beiden Teilflächen zumeist von Südost nach Nordwest erstrecken, gehören dem Gewäsertyp "Löss-lehmgeprägtes Fließgewässer der Bördenlandschaft" an. Sie sind allesamt hydromorphologisch stark beeinträchtigt und werden in die Gewässerstrukturgüteklassen 6 bis 7 (sehr stark bis vollständig verändert) eingestuft.


2 Landschaftsentwicklung, Landschaftsbild
Objektkennung:
 

LR-I-021

Naturräumliche Zuordnung:
 

573 - Kempen-Aldekerker-Platten

Landschaftsentwicklung:
 

Die Kempener und Aldekerker Platten sind ein Rest der ehemals geologisch noch größeren Krefelder Mittelterrasse. Der auf der Platte abgelagerte Löß führte zu den höchsten Bonitätswerten des Niederrheins. Aufgrund dessen wurde das Gebiet schon im frühen Mittelalter intensiv ackerbaulich genutzt. Die natürlichen Waldgesellschaften wurden fast vollständig verdrängt. Aufgrund Jahrhunderte langer Ackernutzung waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele Flächen zu Heide degeneriert. Daran erinnern noch heute Gemarkungsnamen wie Große Heide in der nördlichen Teilfläche oder Poelycker Heide in der mittleren Teilfläche. 1844 existierten nur noch wenige Heideflächen, die zumeist innerhalb von kleineren Waldbereichen lagen. Seit dem 20. Jahrhundert kam es zu einer zunehmenden Intensivierung der landwirt-schaftlichen Nutzung. Im Zuge von Flurbereinigungen, großflächigen Kultivierungen, dem Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger kam es u.a. zum Verlust landschaftsstrukturierender Elemente, vor allem von Waldflächen. Durch Ansiedlungen von Gewerbe, Siedlungsverdichtung und -neuanlage sowie durch Bau und Ausbau von Verkehrswegen insbesondere in den westlichen Randbezirken von Krefeld kam es seit dem 20. Jahrhundert zu deutlichen Veränderungen in der Landschafts-Charakteristik

Landschaftstyp:
 

ackergeprägte offene Kulturlandschaft

Landschaftsbild:
 

Der Landschaftsraum ist agrarisch geprägt. Im gesamten Gebiet dominieren intensiv bewirtschaftete Ackerflächen, die schwerpunktmäßig mit Zuckerrüben und Gemüse bestellt werden. Grünland und kleinere Waldbereiche sind kaum vorzufinden. Die Ackerflächen bilden teilweise ausgeräumte Landschaften, strukturierende Elemente wie Hecken und Feldgehölze fehlen größtenteils. Neben Siedlungskernen wie Kempen, Büttgen und Nieukerk prägen kleinere Siedlungsbereiche, einige alte Straßendörfer, vor allem aber einzeln stehende Häuser das Landschaftsbild.
Der Raum grenzt im Nordosten an einen lärmarmen Erholungsraum.

Historischen Elemente:
 

Grabenanlage bei Grefrath (KD), Straßendörfer Winternam, Niedereyll, Obereyll und Stenden aus der Zeit der fränkischen Landnahme seit dem 7. Jahrhundert, Tuppenhof (historische Hofanlage), Schanzenhöfe (Fachwerkhofanlage), Kloster Kreitz, Gut Birkhof (Rittergut), Braunsmühle, Buschfranzen-Windmühle, Fleckenhaus (Wasserburg), Haus Schlickum (ehem. Rittersitz)


3 Leitbild, Ziele, Konflikte
Objektkennung:
 

LR-I-021

Konfliktbeschreibung:
 

Die intensive Ackernutzung im gesamten Landschaftsraum stellt den Hauptkonflikt dar. Hierdurch kommt es unter anderem zu Eutrophierungen des Grundwassers und ausgeräumten Gebieten. Die hydromorphologisch stark beeinträchtigten Fließgewässer stellen einen weiteren Konflikt dar. Waldflächen fehlen nahezu im gesamten Gebiet. Durch den Mangel an strukturierenden Kleinelementen wie Hecken und Feldgehölzen kommt es in vielen Bereichen zu einem monotonen Erscheinungsbild.

Leitbild:
 

Die fruchtbaren Böden der Kempener und Aldekerker Platten werden nachhaltig ackerbaulich genutzt. Die an den Plattenraendern vorhandenen langgestreckten hufenaehnlichen Siedlungsstrukturen zeugen von der fruehen Landnahme mit Aufteilung in Ackerbau auf der Lehmplatte und Gruenlandwirtschaft in der Randniederung und werden erhalten. Feldraine und Feldgehoelze bilden zusammen mit renaturierten Bachauen und naturnah bewirtschafteten Buchenmischwaeldern, deren Anteil durch Waldvermehrung an den Plattenraendern zunimmt, das Grundgeruest des Biotopverbundsystems. Von besonderem Wert sind Altbestaende von Flattergras-Buchenwaeldern.

Ziel-Massnahmen:
 

Sicherung der fruchtbaren Lehmplatten für die nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung durch:

- Erhalt und Anreicherung landschaftsgliedernder Elementen, insbesondere Kleingehoelze und Feldraine.
- Erhalt und Entwicklung von Komplexen aus Obstwiesen, Gruenland und Kleingehoelzen an den Dorfraendern. Umwandlung von Acker in Gruenland.
- Entwicklung einer naturnahen Bachaue mit typischen Lebensraeumen wie Ufergehoelzstreifen und Extensivgruenland durch Renaturierung der Fliessgewaesser und Anlage von Gewaesserrandstreifen.

- Erhaltung und Entwicklung naturnaher, bodenstaendig bestockter Waelder mit Altholz- und Totholzanteilen durch:
- Waldvermehrung (Neuaufforstung von Buchenmischwaeldern an den Plattenraendern, Aufforstung von Aeckern, insbesondere in Anbindung an bestehende Waelder).
- Umwandlung nicht bodenstaendig bestockter Bestaende.


Konflikte:
 

Bau und Ausbau von Strassen (insb. L26, L362)
Neuaufschluss oder Erweiterung-Kies-, Sandabbau
Bau und Ausbau von Deponien
Bauflächenerweiterung, Wohnsiedlung
Bauflächenerweiterung, Gewerbe und Industrie


4 Naturausstattung
Objektkennung:
 

LR-I-021

Gesteine:
 

Lössbildungen / fluviatile Ablagerungen

Hauptbodentyp:
 

Parabraunerde / Gley-Parabraunerde

Klima:
 

ozeanisch; nordwärts gerichtete Ausstülpung des Trockengebietes der Niederrheinischen Bucht mit Jahresniederschlägen unter 650 mm auf der Kempener Platte, mitt-lere Jahrestemperatur: 9,5 - 10°C, die Kempener Platte ist das schneeärmste Gebiet im gesamten niederrheinischen Raum.

Relief:
 

überwiegend eben, stellenweise leichte Zertalung durch tiefer liegende Trockenrinnen

ökologische Ressourcen:
 

Grundwasserschutz

ökonomische Ressourcen:
 

Agrarproduktion, Sand- und Kiesabbau


5 Biotope, Leitarten
Objektkennung:
 

LR-I-021


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Maianthemo-Fagetum , Flattergras-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli , Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Betulo-Quercetum roboris molinietosum , Feuchter Eichen-Birkenwald


6 Verwaltungstechnische Informationen
Objektkennung:
 

LR-I-021

Objektbezeichnung:
 

Kempener und Aldekerker Platten

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

30.751,4246

Offizielle Fläche (ha) / (Official area (in hectares)):
 

30.700,0000

Höhe über NN (height above sea level):
 

min. 10 m, max. 47 m


Gebietskoordinate (x-, y-coordinate):
 

R: 2523046 / H: 5707568


Projektbezug:
 

32-537.10-2320 Überarbeitung Landschaftsräume

Bearbeitung:
 

Kartier-, Planungsbüro:
 

Ingenieurbüro Glacer (Dipl.-Ing. T. Schmitz)

 

Datum: 07.12.2004, Datenerfassung, Digitalisierung