1 Allgemeine Informationen
Objektkennung:
 

LR-I-010

Landschaftsraumbezeichnung:
 

Fleuth Kendel und Niepniederungskorridor

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

36.874,4063

Flächenanzahl:
 

5


Landschaftsraumbeschreibung:
 

Den Flächenhauptteil des Landschaftsraumes nimmt die von gewundenen Talauen und Niederungen netzartig strukturierte Untere Niersebene ein. Der südlichste Bereich zählt zur Mittleren Niederrheinebene. Die Fließgewässer Issumer Fleuth, Niep und Kendel, die dem Fließgewässertyp " Fließgewässer der Niederungen" angehören, mäandrieren zum Teil ausgeprägt. Trotz ihres natürlichen Laufes sind sie hydromorphologisch beeinträchtigt. Im Nordwesten ist das Gebiet mit der Maasebene, im Osten mit der Rheinebene verbunden. Der Untergrund wird zumeist von pleistozänen Kiessanden der Niederterrasse geprägt, die mit sandig-lehmigen Auensedimenten und häufig von einer Flugsanddecke überlagert sind. Vor allem zwischen Goch und Issum befinden sich Sand- und Kiesabbaugebiete. In der Fleuthniederung verläuft die Fleuth in einem ehemaligen Rheinarm. Die Flussaue ist von Niedermoortorfen erfüllt. Die beiderseits der Aue gelegenen Niederterrassenstreifen weisen in trockeneren Bereichen Braunerden und Parabraunerden, in feuchteren Bereichen Gleye und Anmoorgleye auf. Das Zentrum des Landschaftsraumes wird aufgrund der starken Zergliederung durch die Niers und ihre Nebenbäche aus inselartigen, kleinen Niederterrassen-Kiesplatten, den "Donken", zusammengesetzt. Auf ihnen sind größtenteils Braunerden und Parabraunerden entwickelt. Neben dominierenden Ackerflächen sind Grünlandflächen und größere Mischwaldbestände erhalten. Ehemals verheidete Flächen sind heute oftmals von Nadelforsten bedeckt. Nordöstlich von Weeze liegen größtenteils Niedermoor- und Gleyböden verschiedener Ausprägung vor. Der Nordwesten des Landschaftsraumes stellt eine Ansammlung größerer, weniger zergliederter Niederterrassenplatten dar. Auf den hier vorherrschenden Parabraunerden und Braunerden findet zwischen kleinen Waldparzellen überwiegend Ackerbau statt. Die Auen der Bäche sind von Gleyen und Anmoorgleyen geprägt. Ganz im Nordwesten finden sich vermoorte Torfkuhlen und Teiche, die als weichselkaltzeitliche Pingos (Hohlformen, die durch das Abschmelzen von Eislinsen in Torfhügeln entstanden sind) gedeutet werden. Bei Weeze sind holozäne Flugsande ausgebildet, z.T. sind daraus Binnendünen hervorgegangen. Im Westen sowie im Südosten des Landschaftsraumes liegen natürliche Bruchgebiete. Aufgrund von Meliorationsmaßnahmen ist der Grundwasserspiegel abgesenkt und die Flächen werden heute überwiegend als Grünland genutzt; das südöstliche Bruchgebiet weist noch größere Bestände von natürlichen feuchten Eichen- und Auwäldern auf, die teilweise mit Fichtenparzellen durchsetzt sind. Die hpnV des Fleuth Kendel und Niepniederungskorridors wird auf Parabraunerden von Tieflagen-Buchenwäldern, auf Braunerden von Eichen-Buchenwäldern, in den Talniederungen von Eichen-Hainbuchenwäldern sowie von feuchten Eichen-Buchen- und Eichen-Birkenwäldern und Erlenbruchwäldern gebildet. Sandige, früher verheidete, podsolige Braunerde-Flächen stellen potentiell natürliche Standorte von Eichen-Buchen- und Eichen-Birkenwäldern dar.


2 Landschaftsentwicklung, Landschaftsbild
Objektkennung:
 

LR-I-010

Naturräumliche Zuordnung:
 

572 - Niersniederung

Landschaftsentwicklung:
 

Das mittelalterliche Nutzungssystem war von den vorhandenen Bodenverhältnissen geprägt. Auf den höher gelegenen, hochwassersichereren Standorten (Donken) entstanden die Höfe. Hier fand auch ackerbauliche Nutzung statt. In den feuchteren Niederungen dominierte Grünlandnutzung. Seit dem 17. Jahrhundert begannen die Bauern den Torf der Niederungen zu gewinnen, dadurch entstanden die heute als Naturdenkmale ausgewiesenen Torfkuhlen. Der Torf wurde als Brennstoff verwendet, ein Hinweis für die schwierige wirtschaftliche Lage und die Holzverknappung dieser Zeit. Infolge Jahrhunderte langer Weidenutzung waren viele Bereiche zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu Heide degeneriert, woran heute viele Heidebezeichnungen (Asper Heide, Berberheide, Sandheide) erinnern. Diese geben ebenfalls Hinweis auf die Holzarmut des Landschaftsraumes. Mit der Kultivierung der Bruchgebiete wurde im 19. Jahrhundert begonnen. Der Baaler Bruch weist heute die deutlichste Kultivierungsstruktur auf, das Parzellengefüge der übrigen Bruchgebiete ist unregelmäßiger und weniger lang gestreckt.
Durch die starke Siedlungs- und Industrieentwicklung seit Mitte des 20. Jahrhunderts stieg die Verkehrswegedichte stark an; die größeren Straßen queren den Landschaftsraum vor allem in west-östlicher Richtung mit Anbindung an das Rhein-Ruhr-Gebiet. Durch die großen Bauaktivitäten nahm der Bedarf an Sand und Kies stark zu, so dass bereits heute Teile der Auen verschwunden und vor allem zwischen Goch und Issum viele Abgrabungsseen entstanden sind. In den letzten Jahrzehnten sind auf den Donkenplatten zunehmend Sonderkulturen wie Gemüse- und Blumenkulturen entstanden, die oftmals unter Glas gezogen werden.

Landschaftstyp:
 

ackergeprägte offene Kulturlandschaft: Niederrheinische Donkenlandschaft

Landschaftsbild:
 

Prägend sind die z. T. mäandrierenden, von Südost nach Nordwest verlaufenden Fließgewässer. Die feuchten Niederungsbereiche werden überwiegend als Grünland genutzt, auf den höher gelegenen Niederterrassenplatten dominiert Ackerbau. Im Nordwesten sowie im Südosten des Landschaftsraumes wird das Landschaftsbild von Grünland auf ehemaligen Bruchstandorten geprägt. Stellenweise sind natürliche Waldbestände verblieben
Größere Waldgebiete, die eingestreut in überwiegend ackerbaulich genutzten Flächen liegen, kennzeichnen den Raum zwischen Rheurdt und Weeze. Neben den Kernsiedlungen Issum, Goch, Weeze, Kevelaer und Geldern weist der Landschaftsraum nur eine geringe Besiedlungsdichte auf.
Aufgrund der vielen unterschiedlichern Landschaftselemente und Kleinstrukturen, die teilweise eine große Naturnähe aufweisen, besitzt der Raum eine hohe Bedeutung als Erholungsraum. Er enthält im südlichen Randbereich einen lärmarmen Erholungsraum mit dem Lärmwert < 50 dB (A).

Historischen Elemente:
 

Hügelgräber (KD), Torfkuhlen, Burganlage (KD), Wasserburg (KD), Schanze (KD), Spanische Schanze (KD), Teilstück der Fossa Eugenia (KD)


3 Leitbild, Ziele, Konflikte
Objektkennung:
 

LR-I-010

Konfliktbeschreibung:
 

Hauptkonflikt sind die hydromorphologischen Beeinträchtigungen der Fließgewässer. Ihre Auendynamik ist streckenweise stark eingeschränkt.
Die intensive landwirtschaftliche Nutzung auf potentiellen Überschwemmungsflächen und grundwassernahen Gleyböden führt zu Eutrophierungen. Zudem hat sie in der Vergangenheit zu einem Absinken des Grundwasserspiegels geführt, so dass große Bereiche ehemaliger Bruchgebiete sowie Feuchtzonen der Niederungen entwässert worden sind. Die Bestockung mit Nadelgehölzen, zumeist auf den ehemals zu Heide degenerierten Böden, stellt eine weitere Beeinträchtigung dar.

Leitbild:
 

Vermoorte Niederungen mit zahlreichen Stillgewässern, Grünland und Feuchtwäl-dern bilden den Niep- und Fleuthkorridor, der sich in der Kendel- und Ley- geprägten Issumer und Kevelaerer Donkenlandschaft fortsetzt. Grünland, Wald und Magerrasenrestflächen prägen die sandreiche Niersniederung, in welcher der Kendelkorridor parallel zur Niers ein wichtiges Biotopverbundelement darstellt. Der Wechsel zwi-schen den höher gelegenen Donken und den tiefer gelegenen wasserreichen Ken-deln prägt, ähnlich wie im benachbarten Moerser Donkenland, das Landschaftsbild. Die sandig-lehmigen Böden der Donken werden nachhaltig ackerbaulich genutzt. Die wie ein Netzwerk miteinander in Verbindung stehenden, traditionell grünlandwirt-schaftlich genutzten Kendel- und Ley-Niederungen bilden das Grundgerüst des Biotopverbundsystems. Von besonderem Wert sind Altbestände von Bruch- und Stieleichen-Hainbuchenwäldern in den Niederungen.

Ziel-Massnahmen:
 

Sicherung und Entwicklung des teilweise landesweit bedeutsamen Biotopverbundnetzes aus Leygräben und Kendeln mit zahlreichen wassergefüllten Torfkuhlen.

Erhaltung und Entwicklung naturnaher Auensysteme durch:
·Entwicklung von naturnahen Fließgewässern und ihren angrenzenden Niederungsbereichen
·Umwandlung von Acker in Grünland
·Wiedervernässung von Teilbereichen
·Erhaltung und Entwicklung von Feuchtwiesen und -weiden
·Entwicklung von Ufergehölzstreifen sowie nicht bewirtschafteten Auen- und Bruchwäldern
·Anreicherung mit Hecken, Baumreihen und Kopfbäumen

Erhaltung und Entwicklung naturnaher Stillgewässer durch:
·Lenkung von Freizeit- und Naherholungsaktivitäten
·Initialisierung von Verlandungs- und Moorbildungsprozessen

Erhaltung und Entwicklung naturnaher, bodenständig bestockter Wälder, insbesondere von Auen- und Bruchwäldern durch:
·Entwicklung von Altholz- und Totholzanteilen
·Umwandlung nicht bodenständig bestockter Bestände
·Waldvermehrung insbesondere in Anbindung an bestehende Wälder

Erhaltung und Entwicklung von Magerrasen und Heiden auf den Flugsanden und Dünen durch:
·Umwandlung von Wald (lokal)
·extensive Bewirtschaftung
·Anlage von Pufferzonen

Sicherung der fruchtbaren Donken und größeren Platten für die nachhaltige landwirt-schaftliche Nutzung, Anreicherung der Feldflur u. a. durch Anlage breiter Feldraine und von Kleingehölzen.


Konflikte:
 

Neuaufschluss oder Erweiterung-Kies-, Sandabbau
Bau und Ausbau von Strassen (Erweiterung der L486 östlich von Kevelaer, Lückenschluss der B58 südöstlich von Geldern)
grossflächiger Ackerbau in Auen und Feuchtgebieten
ausgeprägt naturferner Zustand des Gewässers


4 Naturausstattung
Objektkennung:
 

LR-I-010

Gesteine:
 

glaziale Bildungen / Auensedimente / Flugsand

Hauptbodentyp:
 

Gley-Braunerde / Pseudogley-Gley / Parabraunerde

Geologische Besonderheiten:
 

Binnendünen bei Kapellen

Bodentypische Besonderheiten:
 

Niedermoor (Biotopentwicklung)
Parabraunerden (Fruchtbarer Boden)
Plaggenesche (Archivfunktion)

Klima:
 

ozeanisch; mittlerer Jahresniederschlag: 700 bis 750 mm, mittlere Jahrestemperatur: 9,5 bis 10,0°C

Relief:
 

ausgeprägtes Mikrorelief

ökologische Ressourcen:
 

Gewässer- und Grundwasserschutz

ökonomische Ressourcen:
 

Kies- und Sand


5 Biotope, Leitarten
Objektkennung:
 

LR-I-010


Potentielle natürliche Vegetation:
 

Maianthemo-Fagetum , Flattergras-Buchenwald
Stellario holosteae-Carpinetum betuli loniceretosum , Artenarmer Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald
Periclymeno-Fagetum molinietosum , Feuchter Eichen-Buchenwald

Lebensraumtypen - Biotoptypen:
 

ohne Lebensraumtyp
 

Biotoptyp: See (xFA0), ist §30/§62 (Natürliche eutrophe Seen und Altarme)

 

Biotoptyp: Altarm, Altwasser (xFC0), ist §30/§62 (Natürliche eutrophe Seen und Altarme)

 

Biotoptyp: Buchenwald (xAA0), ist §30/§62 (Hainsimsen-Buchenwald)

 

Biotoptyp: Eichen-Buchenmischwald (xAA1), ist §30/§62 (Stieleichenbuchenwald)

 

Biotoptyp: Erlen-Ufergehölz (yBE2), ist §30/§62

 

Biotoptyp: Nass- und Feuchtgrünland (yEC0), ist §30/§62

 

Biotoptyp: Röhrichtbestand (yCF0), ist §30/§62


6 Verwaltungstechnische Informationen
Objektkennung:
 

LR-I-010

Objektbezeichnung:
 

Fleuth Kendel und Niepniederungskorridor

Digitalisierte Fläche (ha) / (Digitize area (in hectares)):
 

36.874,4063

Offizielle Fläche (ha) / (Official area (in hectares)):
 

36.900,0000

Höhe über NN (height above sea level):
 

min. 13 m, max. 33 m


Gebietskoordinate (x-, y-coordinate):
 

R: 2466,68 / H: 10349,4


Projektbezug:
 

32-537.10-2231 Ueberarbeitung Landschaftsraeume

Bearbeitung:
 

Kartier-, Planungsbüro:
 

Ingenieurbüro Glacer (Dipl.-Ing. T. Schmitz)

 

Datum: 06.12.2004, Datenerfassung, Digitalisierung

Allgemeine Bemerkungen:
 

Biotoptyp - Schutzwürdigkeit:
FFH-Lebensräume:
Schneidenriede und Kalkflachmoore,
Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder,
Fließgewässer mit Unterwasservegetation

§62-Biotope:
natürliche oder naturnahe stehende Binnengewässer,
natürliche und naturnahe stehende Gewässer,
Bruch- und Sumpfwälder
Feld potentielle natürliche Vegetation: Schlüssel "Stellario nemorosae-Alnetum glutinosae" wurde nicht gefunden!